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mentlich die der dortigen Gesangsweise am meisten zusagenden, überseßt; die Ungeduld erschien auch im Spanischen. Wenig bekannt sind auch jezt noch außerhalb Deutschlands seine Instrumentalwerke.

Erwägt man, daß Schubert in einem Alter aus dieser Welt scheiden und für immer abschließen mußte, in welchem Andere erst zu künstlerischer Reise zu gelangen pflegen, und wie viel und Herrliches er in der kurzen Spanne Zeit von beiläufig 16-17 Jahren geschaffen hat, so wird man unwillkürlich zu der Frage gedrängt: Was würde er wohl noch weiter geleistet haben, wenn er, sei es auch nur Ein Decennium, seiner Kunst erhalten geblieben wäre.

siteur, que Vienne a vu s'eteindre avant le temps, a laissé deux (!) volumes de morceaux a une ou plusieurs voix, qui sont a nos honteuses romances françaises, come l'ouverture de Coriolan est a celle du rossignol; quelques operas, qui nous sont inconnus, e plusieurs quatuors, e septuors (!) pour instruments a corde, ou l'elevation du style le dispute a l'originalité de la forme. L'Europe artiste apprecierà dans quelques années toute la richesse de l'heritage, che Sch. lui a ligué; on ne se bornerà pas sans doute a la Religieuse, on peut aujourdhui executer tout le reste, e rendre ainsi justice a l'auteur puisque il est mort. Nourrit a chanté avec âme et intelligence cette admirable page d'un des plus grands musiciens poétes d'Allemagne. Il est honorable pour lui, d'avoir su comprendre tout ce, que les chants de Schubert contiennent de sensibilitè et de veritable inspiration; il est du reste certain, che Schubert ne contient rien, de ce, que certaines gens appellent de la melodie fort heuresement.

Daß es ihm gelungen, in jeder Art von Musik Ausgezeich netes, zum Theil Vollendetes ans Tageslicht zu fördern, wurde im Berlaufe dieser Darstellung bereits erwähnt und die be treffenden Werke angedeutet.

Durch innern Drang ganz vorzugsweise auf das Lied gewiesen, hat er auch für Instrumentalmusik cine so eminente Begabung gezeigt, daß man au seinem Berufe auch hieriu Vollendetes zu leisten, nicht zweifeln kann. Während er aber in ersterem bald als vollendeter Meister dastand, und die Annahme erlaubt ist, daß er bei längerem Leben wohl viele herrliche Lieder noch gesungen haben würde, ohne damit die bereits vorhandenen zu überbieten; läßt sich auderseits mit Bestimmtheit behaupten, daß er es im Gebiete der Instrumentalmusik zu größerer Meisterschaft gebracht und günstigere Verhältnisse vorausgeseßt auch als Operncompouist Bedeutendes geleistet haben würde.

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Man darf nicht vergessen, daß Schubert, wenn er sich auch vielfach mit Mozart und Beethoven beschäftigte, eigentliche gründliche musikalische Studien niemals durchgemacht hat. Salieri, cin ausschließlich in den Traditionen der älteren italienischen Oper aufgewachsener Musiker, verstand sich ebensowenig auf Instrumentalmusik in ihren verschiedenen Abzweigungen, als er von echter Kirchenmusik einen Begriff hatte. Als er Schubert un terrichtete, war er schon hoch bei Jahren, und er, der einer ganz anderen Schule und Kunstperiode angehörte, konnte nic mals der Meister eines für Beethoven glühenden und von dessen Werken tief durchdrungenen Jünglings werden.

Gewiß würde Schubert, dessen Eigenthümlichkeit schärfer als die irgend eines Componisten ausgeprägt war, unter allen Umständen in der Wesenheit kein anderer geworden sein, als

eben jener Schubert, den wir lieben und bewundern; wäre ihm aber gleich im Beginn der so raschen Entfaltung seines ungeheuren Talentes ein tüchtiger Componist und Lehrer zur Seite gestanden, welcher ihn durch gründliche Unterweisung in den Fundamentallehren der musikalischen Kunst, denen sich auch Mozart unterwarf, in Stand gesezt hätte, sich alsbald die größeren musikalischen Formen mit der ihm angebornen Leichtigkeit anzueignen, und eben dadurch seiner übersprudelnden Fantasie und Gedankenfülle ein heilsames Gegengewicht zu bereiten, so möchte es ihm wohl gelungen sein, selbst in jener kurzen Spanne Zeit, welche er zu leben hatte, in seiner Kunst allenthalben das Höchste zu erreichen.

Er selbst scheint geahnt zu haben, was ihm zur Vollendung fehlte, und wenn er kurz vor seinem Tode der Familie Fröhlich erzählt, er habe nun die Partituren von Händel's Oratorien erhalten, beifügend: „„Ich sehe jezt erst, was mir noch abgeht, aber ich will fleißig mit Sechter studiren, um das Verjäumte nachzuholen," so hat er wohl selbst den Weg angedeutet, den er zu betreten hatte, um wahrhaft Großes zu schaffen.

Dann würde er wohl auch zu jener strengen Selbstkritik gelangt sein, welche Beethoven so sehr auszeichnete, und au manche seiner großen Compositionen hätte er noch jene leßte Feile angelegt, die ihnen eben fehlt, um Kunstwerke von dauernder Wirkung zu sein*).

*) Es ist charakteristisch für Schubert's Wesen, daß er höchst selten den Aufführungen seiner Compositionen bewohnte, aller Kritik seiner Werke, selbst im Munde seiner Freunde abhold war, nach Lob kein Ver langen trug, und noch weniger von Tadel etwas hören wollte. Damit hängt auch zum Theil die Thatsache zusammen, daß er mit Musikern von Fach nur geringen Verkehr pflegte, und zu seinen besten Freunden

Warum der Lebensfaden dieses so reichbegabten Menschen so früh und eben dann entzwei reißen mußte, als er sich,

Männer zählte, die zwar von Wohlwollen und Bewunderung für ihn erfüllt waren, zum Theil auch auf andern Kunstgebieten in ausgezeichneter Weise wirkten, selbstverständlich aber auf seine musikalische Entwick lung keinen unmittelbaren Einfluß nehmen konnten. — Hier möge mehrerer Personen gedacht werden, welche an Schubert's Schicksal regen Antheil genommen, oder ihm sonst im Leben besonders nahe gestanden haben.

Einer seiner bewährtesten Freunde war Josef v. Spaun (derzeit Hofrath und Lottodirector in Wien). Er befand sich schon mehrere Jahre im Convicte, als Schubert in dasselbe eintrat, schloß sich alsbald an den jüngeren Zögling an, versorgte den compositionslustigen Knaben mit Notenpapier, und unterstüßte ihn auch nach seinem Austritte aus der Anstalt fortan mit Rath und That. Nicht selten war Schubert sein Tisch. und Schlafgast, und er verdankte diesem Manne, der, wie Mayrhofer sagt, sein zweiter Vater zu nennen, einen guten Theil geistiger und leib. licher Förderung, namentlich zu jener Zeit, als der Name Schubert noch nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen war. Als Spaun in späteren Jahren seine Beamten-Laufbahn in der Provinz fortseßte, war er zwar nicht mehr in der Lage, einen unmittelbaren Einfluß auf Sch. auszuüben, selbstverständlich aber nahm er auch aus der Ferne den regsten Antheil an dem Schicksal seines Jugendfreundes.

Auch Albert Stadler (Statthaltereirath in Salzburg), Hofrath Kleindl und Vicchofcapellmeister Randhartinger (in Wien) waren mit Sch. vom Convict aus bekannt und befreundet geworden. Ersterer machte ihn mit den Gedichten Ossians bekannt, von welchen er ihm eine ileberseßung (in sehr alter Auflage) zukommen ließ; der leßtere verkehrte sehr viel mit Schubert, und zählte zu seinen besten Freunden. Randhartinger trat beiläufig um jene Beit in das Convict ein, als Sch. dasselbe verließ. Dieser aber pflegte noch öfter in die Anstalt zum Besuch seiner ehemaligen Kameraden zu kommen, und spielte dann auch bei den OrchesterProductionen der Zöglinge mit. Randhartinger war Zeuge, wie Sch., den er eben zu einem Spaziergang abholen wollte, in aller Eile, und ohne irgend eine Skizze vor sich zu haben, eine seiner merkwürdigsten

wie so manche Zeichen darauf hindeuteten, zu dem höchsten Fluge anschickte, darüber nachzugrübeln, wäre vergebens.

Compositionen, den „,3werg“ auf's Notenpapier hinwühlte, um es dem Musikalienhändler zu schicken, welchem er die Composition cincs Licdes für diesen Tag zugesagt hatte. Das Aufschreiben der Noten hinderte ihu übrigens nicht, mit seinem Freunde ein Gespräch zu unterhalten. Im Jahre 1823 fand er bei diesem (der damals Secretär des Grafen Seczenyi war) Wilhelm Müller's Gedichte auf dem Schreibtisch liegen, nahm fie heimlicher Weise mit sich, und zeigte am nächsten Tage dem, das Buch zurückforderndem Freunde die fertige Composition der ersten fünf Müller. lieder. Sch. war damals unwohl, und hat später einen Theil des herrlichen Eiklus der schönen Müllerin“, im Spital krank darniederliegend, geschrieben!

In Gesellschaft Randhartinger's und Lachner's begleitete Sch. Beethovens Leiche auf den Währinger Kirchhof, und da geschah es, daß er, nach dem Leichenbegängnisse mit seinen zwei Gesellschaftern in ciner Weinstube (auf der Mehlgrube) einkehrend, die Gläser mit gutem Wein füllen ließ, und das erste auf das Andenken des eben zu Grabe Getragenen, das zweite aber auf das Andenken dessen, welcher unter den Dreien ihm der Erste nachfolgen würde, leerte. Er ahnte damals nicht, daß (schon im darauffolgenden Jahre) dieser Erste er selbst sein werde. Sein oft ausgesprochener Wunsch, recht nahe an Beethoven den ewigen Schlaf zu schlafen, wurde ihm erfüllt. Randhartinger war auch Einer der wenigen, welche Sch. noch an seinem Todestage gesehen haben; Spaun war da. mals von Wien abwesend.

Aufs engste befreundet waren ihm die Künstler: Leopold Kupel wieser (Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien), und der geniale Moriz Schwindt, welche beide längere Zeit hindurch cinen Theil von Schubert's Abendtischgesellschaft im Gasthause bildeten. Schwindt verfertigte auch die Zeichnungen zu dem, von Schubert com ponirten „Liedler." In Kupelwieser's Familie war Sch. ein nicht selten gesehener Gast. Ferner Bauernfeld, welcher im Jahre 1829 den ersten größeren Auffah über Sch. schrieb, und in den Gedichten des Rusticocampius Jugendfreunde" und Ein Wiener Censor" über

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