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Die Namen der Dichterin und des Compositeurs sichern dieser Künstlerin durch die getroffene Wahl die würdevolle Aufnahme eines Werkes, welches an Gediegenheit mit Recht den vorzüglicheren neuerer Zeit angereiht zu werden verdient. Am 20. December 1813 wurde also gegeben:

Rosamunde, Fürstin von Cypern. Romantisches Schauspiel in vier Aufzügen, mit Chören, Musikbegleitung und Tänzen, von Helmina von Chezy, geborne Freiin Klenke. Musik von Herrn Schubert.

Das Stück wurde langweilig befunden und nicht oft wiederholt *).

*) Auch dieses Tertbuch scheint vor den Augen der Kritik keine Gnade gefunden zu haben. Die Handlung ist folgende:

Einer väterlichen Grille wegen ward die Fürstin Rosamunde im Hirtenstande erzogen. Nach vollendetem achtzehnten Jahre soll ihre Aja allem Volke ihren Stand entdecken, und sie die Regierung antreten. Am 3. Juni ist der Termin um. Manches Wundersame kettet sich an diese Begebenheit, worunter auch die Ankunft des Prinzen von Candia, der von Kindheit an mit Rosamunden verlobt, nach Empfang eines geheimnißvollen Briefes nach Cypern eilt, aber an der Küste Schiffbruch leidet, und sich ganz allein rettet. Fulgentius, der Statthalter von Cypern, hat unterdessen 16 Jahre lang auf Cypern regiert, und er ist des Herrschens so wenig müde, daß er die Nachricht von dem Dasein der todtgeglaubten Rosamunde gar unliebsam vernimmt. Diese hat bereits den verkleideten Prinzen von Candia gesehen, und beide erkennen sich durch einen geheimsympathetischen Zug der Romantik, als das für einander bestimmte Paar. Der Prinz, der sich nicht zu erkennen geben will, um die Treue seiner Geliebten zu prüfen, und vielleicht auch, weil alle seine Reisegefährten ertrunken sind, und er auf keine Unterstüßung rechnen kann tritt in die Dienste des Fulgentius und gewinnt sein Vertrauen, da er seine Tochter aus Räuberhänden befreit. So weit ginge nun alles nach Wunsch; aber Fulgentius selbst wird rasend in Rosamunden verliebt, und da fie

Die Ouverture*) gefiel sehr und mußte wiederholt wer den, ebenso einer der Chöre **); auch das Lied, das Frau

diese Glut nicht erwidern kann, verfolgt er sie mit eben so grimmigem Haß, beschuldigt sie, den Ueberfall seiner Tochter veranlaßt zu haben, und läßt sie in's Gefängniß werfen. Damit noch nicht zufrieden, tüncht er einen Brief mit dem stärksten auf der Stelle tödtenden Gift und befiehlt dem verkleideten Prinzen, den er in das Geheimniß dieses Mordes einweiht, den Brief Rosamunden zu übergeben. Diese hat inzwischen Mittel gefunden zu entkommen, sie kehrt in die Hütte ihrer alten Pflegerin zurück Dort findet sie der Prinz von Candia, und theilt ihr Fulgentius Mordanschlag mit. Zu allem Unglück wird das liebende Pärchen von Fulgentias überrascht und würde übel wegkommen, wenn nicht der Prinz den Tyronnen überredete, Rosamunde sei bei dem ersten Anblick des vergifteren Briefes in Wahnsinn verfallen, eine Nothlüge, welche die verständige Beliebte durch ihre Gesten unterstüßt. Der leichtgläubige Fulgentius' überläßt nun noch seinem Vertrauten die Sorge um Rosamunden und abermals scheint sich Alles zum Guten zu wenden. Nun kommt aber ein Brief vom Bürgermeister Albanus (dies ist, beiläufig gesagt der Mann, welcher den geheimnißvollen Brief an den Prinzen von Candia geschrieben, und alljährlich am 2. Juni im Hause der Aja den Geburtstag der Prinzessin ausgerufen), der mit Fulgentius' Regiment gleichfalls unzufrieden ist. Unglücklicher Weise überrascht dieser den Prinzen abermals bei Lesung dieses Briefes; nun hat die Leichtgläubigkeit ein Ende; es ist um das Leben des falschen Vertrauten geschehen, er soll den Brief ausliefern und — sterben; der Prinz aber will leben und heiraten, gibt daher mit rascher Besonnenheit statt Albanus' Schreiben den Giftbrief an Fulgentius; dieser steckt die Nase hin in und stirbt. — Und hiemit Lied am Ende. *) Es ist jene, die Sch. zu der Oper: Alfonso und Estrella componirt hatte, und die als op. 69 im Clavierauszuge erschienen ist.

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**) An Gesangsstücken enthält das Drama: eine Romanze, einen Hirten-, Jäger- und Geisterchor. Leßterer, ein tiefsinnig ernster Gesang, wurde im vorigen Jahre in einem Concerte des Wiener MännergesangVereines zu Gehör gebracht, ohne jedoch vom Publikum nach Verdienst gewürdigt zu werden. Die Romanze (in F-Moll), ein Strophenlied, durch

Vogel (Rosamunden's Pflegerin) sang, wurde sehr beklatscht; überhaupt fand Schubert viele Aufmunterung, was bei seinen früheren dramatisch-musikalischen Versuchen eben nicht der Fall war *). Uebrigens bestand damals schon ein festgeschlossener Phalany von Schubertianern, welche es an Beifall nicht fehlen ließen.

In demselben Jahre (und zwar vom 23. Mai bis 26. September) componirte er: Fierabras, große heroisch-romantische Oper, Text **) von Josef Kupelwieser (gegenwärtig Secretär im

und durch Schubertisch! Der Jägerchor, in D-Dur, ist ein recht frisches Musikstück, ohne besonders bedeutend zu sein.

*) Hr. Schubert, schrieb damals ein Kritiker (in der Zeitschrift „Der Sammler"), zeigt in seiner Composition Originalität, leider aber auch Bizarrerie. Der junge Mann steht in der Entwicklungsperiode, wir wün schen, daß sie glücklich von statten gehe. Diesmal erhielt er des Beifalls zu viel, möge er sich in Zukunft nie über das zu wenig beklagen können. Die Hauptrollen befanden sich in den Händen des Frl. Neumann (später verehlichten Lucas) und des Hrn. Rott.

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**) Die Handlung ist in Kurzem folgende: König Carl hat in blutiger Schlacht den Maurenfürsten besiegt und dessen Sohn Fierabras gefangen genommen. Lezterer war vier Jahre früher mit seiner Schwester Florinde in Rom gewesen, sah daselbst Emma, die Tochter König Carl's, ohne jedoch zu wissen, wer sie sei, und erglühte seit jener Zeit für sie in Liebe. Florinde aber erblickte Roland, einen Ritter aus Emma's Gefolge, und glücklicher als Fierabras fand sie ihre Neigung zu ihm erwidert. Beide Theile verließen dann die heilige Stadt, um in ihre Heimat zurückzukehren, Fierabras mit dem Vorsage, den Glauben, dem er bis jezt angehangen, abzuschwören.

Die gefangenen Mauren werden dem Könige vorgeführt und Fierabras erblickt unter den Anwesenden Emma, von welcher er nun durch Eginhardt, einen Ritter an Carl's Hof, erfährt, daß sie die Tochter von seines Vaters Besieger sei. Ritter Eginhardt, von seinem Herrn auserwählt, mit der Gesandtschaft zu ziehen, welche dem Maurenfürsten die Friedens

Josefstädter Theater). Die Oper enthält nebst der Ouverture noch 23 Musikstücke.

bedingungen zu übergeben hat, erscheint in dem Garten des hellerleuch. teten Schlosses mit einer Laute, um in der Stille der Nacht Emma, seiner Geliebten, den Scheidegruß zu bringen. Diese tritt während des Gesanges auf den Balkon, verschwindet aber bald wieder; die Thür des Schlosses öffnet sich und Eginhardt wird eingelassen. Gleich darauf kommt Fierabras, der, stußig gemacht durch eine im Innern des Hauses vorsichgehende Bewegung und den Ruf von Leuten, die Jemanden zu suchen scheinen, bei Seite tritt, um das Ende abzuwarten. Plößlich öffnet sich die Pforte; Emma geleitet Eginhardt heraus, und bedeckt den Fliehenden mit ihrem Schleier. Da tritt ihnen Fierabras entgegen, bereit, die verletzte Ehre des Hauses mit seinem Schwerte zu rächen. Auf Emma's Flehen aber läßt er Eginhardt seine Flucht ungestört fortseßen, und bietet mit edler Resignation der (von ihm geliebten) Königstochter den Arm, um fie in das Schloß zurückzuführen. Da tritt eben Carl mit seinem Gefolge zur Pforte heraus, und als er seine Tochter am Arme des Mauren erblickt, erfaßt ihn Grimm über das verleßte Gastrecht, und er befiehlt seinem Getreuen Eginhardt (um dessen Liebe zu Emma er nichts weiß) den Fierabras in den Kerker zu werfen. Dieser opfert sich für seinen Rivalen und wird in Fesseln abgeführt. Mittlerweile sammeln sich die zu dem Gesandtschaftszug bestimmten Ritter, um mit Fahnen, Palmen und anderen Friedens-Symbolen nach dem Hoflager des Maurenfürsten zu ziehen. (Damit schließt der erste Act.)

Der Anfang des 'zweiten Actes führt uns die Ritter, die eben die Gränze des Heimatlandes überschritten haben, wieder vor. Eginhardt und Roland senden dem Vaterland in einem herzlichen Gesange, der dann von dem Chor der Ritter aufgenommen wird, ihre Abschiedsgrüße zu.

Eginhardt, der den Genossen träumerisch nachgefolgt war, und den es mächtig nach der Heimat zurückzieht, wird von den Rittern auf seinen Wunsch zurückgelassen und ihm bedeutet, in dem Falle, als ihm Gefahr drohen sollte, in das Horn zu stoßen, damit die Freunde ihm zu Hilfe eilen könnten. Kaum sind diese fortgezogen, so crscheinen Mauren, die Eginhardt gefangen nehmen und mit sich fortschleppen. Die auf das

Erstere ist ein sehr interessantes, echt Schubert'sches Orchesterstück von ernstem Charakter, beginnend mit einer Intro

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Hornsignal herbeieilenden Ritter zerstreuen sich nach allen Seiten hin, um ihn aufzusuchen. Eginhardt wird in das Hoflager des Maurenfürsten gebracht, der ihn um das Schicksal seines Sohnes befragt, und als er vernimmt, daß dieser im Kerker schmachte, der ganzen Frankenbrut den Untergang schwört. Florinde erfährt, daß Roland mit unter den Abgesandten sich befinde. Die Ritter langen an, Roland verkündiget dem Fürsten, daß sein Heer geschlagen und Fierabras den Christenglauben angenommen habe. Der Maurenfürst flucht seinem Sohne und befiehlt, die Abgesandten in den Thurm zu sperren, um sie dann der Rache seiner Krieger preiszugeben. Florinde beschließt, Roland und seine Freunde zu retten. Sie eilt, in der einen Hand das Schwert, in der andern eine Leuchte haltend, in das finstere Gemach, in welchem sich die Ritter befinden, um diese von dem drohenden Ueberfall der Mauren zu benachrichtigen. Bald ertönt das Wirbeln der Trommeln, der Ruf der Trompete und das Feldgeschrei der Feinde. Die Ritter wehren sich mit in der Eile zusammengerafften Waffen. Roland und Eginhardt unternehmen cs, sich durch die Feinde zu den Ihrigen durchzuschlagen, um dann mit deren Hilfe den Thurm zu entsezen. Eginhardt gelingt es, auf dem Roffe eines gefallenen Mauren der Gränze zuzujagen; Roland wird gefangen.

Der dritte Act beginnt wieder in König Carl's Schloß. Emma ist mit ihren Jungfrauen beschäftigt, den Heimkehrenden Kränze zu winden. König Carl tritt zu ihnen, und seine Tochter, gemartert von Gewissensbissen über das Schicksal ihres Retters Fierabras, bekennt dem Vater ihre Liebe zu Eginhardt und den von diesem begangenen Verrath. Fierabras wird sogleich in Freiheit gesezt. Eginhardt stürzt herein, erzählt, was im Maurenlager vorgegangen und fleht um Hilfe. Carl befiehlt, daß alle Waffenfähigen zum Zug gegen den Feind sich rüsten sollen und bedeutet Eginhardt, die Freunde zu retten, wenn er sein verwirktes Leben wieder erringen wolle.

Die Ritter halten sich noch immer im Thurm, auf nahe Hilfe hof. fend. Da errichten die Mauren einen Holzstoß, um Roland zu verbrennen. Florinde, als sie die Schreckensscene von der Zinne aus sieht, steckt ihren

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