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Partitur ist, wie bei allen Schubert'schen Opern ziemlich umfangreich und füllt der erste Act allein 320 (geschriebene) Seiten.

Der Oper geht eine Ouverture (in C) voraus. Der erste Act besteht aus einer Introduction (Alonso, Diego und Fidelio), einer Arie Fidelio's, einem Quartett zwischen Tormes und den Vorigen, einer Arie der Olivia, einem Terzett zwischen Olivia, Eusebia und Laura, einem Duett zwischen Alonso und Diego und dem Finale (Chor der Weiber und Männer in der Ferne); der zweite Act enthält als Introduction einen Chor der Winzer und Winzerinnen, ein Duett zwischen zwei Guerillas, eine Arie des Tormes, eine Arie des Xilo und ein Duett zwischen diesem und Diego, eine Arie der Olivia, ein Duett zwischen Alonso und Olivia, eine Romanze des Diego, ein Terzett zwischen Laura, Diego und dem Alkalden, eine Arie der Laura und das Finale, im Ganzen 18 Musikstücke. Zur Aufführung ist die Oper niemals gelangt.

7. Der häusliche Krieg, oder die Verschwornen, Operette in einem Act von Castelli*) (enthalten im 8. Jahrgang der

den Digesten gut überstanden, mit Einwilligung der Gräfin seine Richterstelle und gibt seine Einwilligung zu der gewünschten Heirat. Alonso geht allenthalben leer aus.

*) Castelli schrieb, wie aus seiner Vorrede erhellt, diesen Text, damit er in Musik geseßt werde. „Die Klage der deutschen Tonseßer,“ sagt er, geht meistens dahin: Wir würden schon Opern schreiben, wenn wir Texte hätten. Hier ist einer, meine Herren! Nur bitte ich, meine Worte auch etwas gelten zu lassen, und der Verständlichkeit der Intrigue nicht zu schaden, indem Sie Rouladen der musikalischen Charakteristik vorziehen.“

Die Handlung der Operette ist folgende: Graf Heribert von Lüden. stein, Bannerherr, Astolf von Reisenberg, Garold von Nummen, Friedrich

dramatischen Sträußchen, componirt 1819). Schubert's Musik dazu besteht aus zehn Nummern und einem Finale. Das Stück

von Trausdorf, Lehensmänner des Heribert, und mit ihnen viele Ritter find in den heiligen Krieg gegen die Saracenen gezogen. Ihre Frauen: Ludmilla, Helena, Luitgarde, Kamilla, und jene der übrigen Ritter trauern um ihre Männer, und sehnen sich nach ihrer endlichen Rückkehr. Ludmilla, aufgebracht darüber, daß ihr Mann, das Gebot der Ehre der Pflicht, der Liebe voranstellend, sie auf so lange Zeit verlassen konnte, entbietet die Frauen aller jener Ritter, die ebenfalls in den Krieg gezogen sind, auf ihr Schloß, um sie dahin zu bestimmen, daß sie ihren Männern bei deren Rückkehr in die Heimat mit größter Gleichgiltigkeit und Kälte entgegentreten möchten. Der Page des Grafen, Udolin, der den zurückkehrenden Rittern vorausgeeilt war, erfährt durch Isella, Zofe der Gräfin, und seine Geliebte, diesen Verschwörungsplan, und wohnt in Frauenkleidern der entscheidenden Frauensizung bei. Ludmilla's Vorschlag wird einstimmig angenommen. Die Ritter langen im Schlosse an. Udolin verräth seinem Herrn das Vorhaben der Frauen. Schnell ist von den Rittern der Entschluß gefaßt, die List mit gleichen Waffen zu bekämpfen, und den gleichgiltig scheinenden Frauen, mit noch größerer Kälte zu begegnen. In dem großen Saale des Schlosses treffen die Ritter mit ihren Frauen zusammen; die Verstellung wird von beiden Theilen auf's beste durchgeführt, nur daß die Ritter, ohne ihre Frauen auch nur begrüßt zu haben, alsbald in den Prunksaal ziehen, um dort ihr Trinkgelage abzuhalten. Die Gräfin ist bestürzt über das Benehmen ihres Gatten, die übrigen Frauen fangen bereits an, ihr über die angezettelte Verschwörung Vorwürfe zu machen. Da kommt Isella und berichtet der Gräfin, ihr Gemal habe während der Tafel den Humpen erhoben, den Krieg und Kriegsruhm leben lassen, und beigefügt: „Nur kurze Zeit wollen wir hier ausruhen, dann geht es wieder hin auf's Feld der Ehre zu neuen Lorbeern. Bis dahin laßt uns keine Gemeinschaft mit unsern Ehefrauen pflegen.“ Die Bestürzung Ludmilla's und der übrigen Frauen erreicht ihren Höhe. punkt. Der Zustand fängt an, unerträglich zu werden; schon begehrt die Gräfin eine geheime Unterredung mit dem Grafen; die übrigen Frauen hebesten ebenfalls auf der Zusammenkunft mit ihren Männern. Helene

beginnt mit einem Duett zwischen Isella und Udolin, diesem folgen eine Romanze der Helene, eine Arie der Gräfin mit Frauenchor, Marsch und Chor der Ritter, eine Arie des Grafen Udolin mit Chor (der Ritter und Frauen), ein Duett zwischen Helene und Astolf, eine Ariette des Grafen und der Gräfin, und das Finale. Auch diese Operette ist niemals aufgeführt worden.

8. Die Zwillinge, Posse mit Gesang in Einem Act.

Dieses leztgenannte Singspiel wurde auf Vogl's Veranlassung am 14. Juni 1820, mithin zu einer Zeit, wo noch fein Schubert'sches Lied veröffentlicht war, im KärnthnerthorTheater zum ersten Male gegeben.

kommt, die erste, mit Astolf zusammen; die Gräfin ahnt, daß ihre Sache verrathen sei, sie tritt ihrem Gemal liebevoll entgegen, und dieser, kaum. mehr im Stande seinen Gefühlen Einhalt zu thun, rettet sich nur noch durch die Lüge, daß ein fürchterlicher Schwur ihn und seine Waffengefährten binde, wieder in's Feld zurückzukehren. Er sagt der Gräfin ein lehtes Lebewohl und entfernt sich. Udolin und Isella treten ein. Ersterer vertraut der Gräfin, die Ritter, einstmals von Saracenen umringt, und ohne Hoffnung zu entkommen, hätten das Gelübde abgelegt, für den Fall ihrer Rettung, noch einen Feldzug zu unternehmen, und ihren Ehefrauen nicht den kleinsten Beweis von Liebe zu geben, außer wenn diese aus Liebe zu ihnen die Rüstung anzögen, und mit ihnen für den Glauben fechten wir den. Die Gräfin erklärt, daß sie dies nie thun werde. Isella nimmt eine Rüstung von der Wand und bekleidet sie damit, doch nur aus Scherz, wie fie vorgibt. Der Graf erscheint; gerührt von dem Anblick seiner Frau, ruft er seine Ritter herbei; die Gräfin will die Waffen wieder ablegen, da erscheinen aber auch die übrigen Frauen in Waffenschmuck und zwingen ihre Anführerin, ebenfalls so zu bleiben. Die Männer geben sich nun befiegt, der Graf erklärt die Geschichte von dem Gelübde als erfunden; Isella und Udolin reichen sich die Hand zum Bunde.

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Der Inhalt des Textbuches, dem Französischen entnommen, ist ein auf der Bühne schon ziemlich abgenüßter. Die Zwillingsbrüder geben nämlich durch ihre fortwährende Verwechslung Anlaß, sich selbst und andere zu täuschen, was zu manchen komischen Effecten, gewöhnlich aber auch zu einem matten Schlusse führt.

Vogl hatte die Rolle beider Zwillinge, des Militär-Invaliden und des Landmannes, Franz und Friedrich Spieß, übernommen, und that sein möglichstes, sie in gehöriger Weise auseinanderzuhalten.

Die Musik sprach im Ganzen an; der Eingangschor mußte wiederholt werden, auch die Arie des einen Spieß in C fand Anklang. Am Schlusse wurde geklatscht, und man verlangte den Tonseher zu sehen, an dessen Stelle, da er abwesend war, Vogl den Dank aussprach.

Die Kritik nannte die Operette cine artige Kleinigkeit, das Product eines jungen Tonsezers, der, wie der reine Styl der Oper darthue, ordentliche Studien gemacht haben müsse, und kein Neuling in der Harmonie sei. Freilich, heißt es weiter, sei die Musik hie und da ältlich und sogar unmelodisch, und man dürfe erwarten, der Tonsezer werde das Compliment der Freunde, die ihn herausriefen, nicht mißverstanden haben.

Die Aufführung war im Ganzen befriedigend*), eine nachhaltige Wirkung wurde aber nicht erzielt, woran wohl auch das Textbuch mit die Schuld trug. Die Operette wurde sechs

*) Die übrigen Rollen: Lieschen, Anton, der Amtmann und der Schulze wurden von Fr. Betti Vio, Rosenfeld, Gottdank und Sebastian Mayer dargestellt.

Mal gegeben, um dann für immer vom Repertoir zu verschwinden *).

Am 19. August 1820 war in den Wiener belletristischen Blättern folgende Anzeige zu lesen:

Die liberale Denkungsart Seiner Excellenz des Herrn Grafen Ferdinand von Palffy, Eigenthümer des k. k. priv. Theaters an der Wien, hat drei Künstlern, deren Engagements-Verhältnisse ihnen keine freie Einnahme anzusprechen erlaubten, eine solche aus eigenem Antrieb bewilligt. Diese Künstler sind die HH. Neefe, Theatermaler, Roller, Maschinenmeister, und Lucca Piazza, Costumier des genannten Theaters, welche durch ihre bedeutenden Verdienste um das Vergnügen des Publikums eine solche Auszeichnung im ho hen Grade verdienen. Diese Einnahme wird nächsten Montag den 21. August auf die dritte Vorstellung des neuen Zauberspiels in drei Aufzügen: Die Zauberharfe (Musik von Herrn Schubert, Decorationen, Maschinen und Costüme von den Beneficianten) erfolgen.

Schubert war von Neefe und dem Regisseur des Theaters, Demmer, aufgefordert worden, zu diesem Melodram, dessen

*) Schärfer sprach sich darüber ein Kritiker in der allgemeinen musikalischen Zeitung aus. Dort heißt es: Es sei von wahrem Gesange wenig aufzufinden, die Musik leide an einem verworrenen, überladenen Instrumentenspiele, an einem ängstlichen Haschen nach Originalität, durch immerwährendes Moduliren, das zu keiner Ruhe kommen lasse. Nur der Introductionschor, ein Quartett und eine Baß- Arie, berechtigten zu schönen Erwartungen, wenn der talentvolle, durch angenehme Lieder bereits bekannte junge Mann die nöthige Selbst. ständigkeit crrungen haben werde. Seine Freunde mögen bedenken, daß zwischen einem Fiasco und einem Furore ein gewaltiger Unterschied sei u. s. w.

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