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Zu Schubert's ausgezeichnetsten Werken gehört das Streichquartett in D-Moll und das Quintett in C; dieselben dürften aber überhaupt in der gesammten Kammermusik einen hohen Rang beanspruchen, und zeugen abermals für Schubert's eminente Begabung auch für diese Musikgattung, in welcher er sich denn auch durch einige Compositionen von unvergänglicher Schönheit den Lorbeer zu holen wußte.

Außer den genannten hatte sich auch das in kleinerer Form gehaltene Streichquartett in A-Moll, das große in Beethovenschem Geist componirte G-Quartett und das Duo für Piano und Violon (op. 159) allgemeinster Anerkennung zu er freuen *).

thümliche Anklänge vor; es sind schwedische Weisen. Der berühmte Sänger Johann Siboni, zu jener Zeit Director des Conservatoriums in Kopenhagen, hatte nämlich seinen Schüler, den Tenorsänger Berg, jezt Director im Conservatorium in Stockholm (erster Lehrer der Jenny Lind), als dieser in den Jahren 1827 oder 1828 nach Wien reiste, an die Fräulein Fröhlich's (früher Schülerinnen des Siboni) empfoh. len, wo er öfter in kleineren Kreisen sang. Schubert hörte da schwedische Nationallieder, die ihm sehr gefielen, erbat sich eine Abschrift davon und benüßte sie, ohne übrigens ein Hehl daraus zu machen, als Thema's in dem Trio.

*) Die Leistungen Schubert's im Gebiete der Kammermusik find erst durch die vortrefflichen Aufführungen seiner Werke in Josef Hell. mesberger's Quartett-Productionen zu allgemeiner Kenntniß gelangt. Hellmesberger spielte das D-Moll-Quartett zuerst im Jahre 1846 in London, ohne damit besonderen Erfolg zu erringen; dagegen elektrisirte dasselbe bei seiner ersten Aufführung in Wien am 11. November 1849 die ganze Zuhörerschaft in noch selten dagewesener Weise, und wurde auf vielfaches Verlangen am 3. März 1850 wiederholt. Zum dritten Male wurde es dann noch am 21. November 1858 gespielt. Der glänzende Erfolg des D-Moll-Quartetts bewog Hellmesberger, auch die Herausgabe des Quintetts in C (op. 163) zu veranlassen und das

Ueber Schubert's Kirchenmusik pflegen selbst Musiker von Fach etwas zu leichtfertig mit den Worten hinwegzugehen, daß sie von nur geringer Bedeutung sei. Dieser Ausspruch ist aber nur zum kleinen Theil richtig, und dürfte höchstens auf die Gradualien und Offertorien, die zumeist schnell hingeworfen, immerhin aber mit echt Schubert'scher Melodie verschwenderisch ausgestattete Solostücke mit Begleitung sind, Anwendung finden. Schubert war durchaus nicht der Mann, der längere Zeit in einem Gebiete der Musik verweilt hätte, ohne darin unverkennbare Spuren seines gewaltigen Genies zurückzulassen ; und so finden sich denn auch unter seinen für die Kirche bestimmten Compositionen einige von hohem und höchstem Werthe.

Wie bereits erwähnt, componirte er im Jahre 1814 für den Lichtenthaler Pfarrchor eine Messe in F*) (begonnen am 17. Mai, vollendet am 22. Juli), dieser folgte im Jahre 1815 ein Stabat mater mit Orchesterbegleitung (begonnen am

selbe schon am 17. November 1850 zur Aufführung zu bringen. Auch dieses Werk erntete den entschiedensten Beifall und wurde am 28. November 1852 und am 6. Jänner 1860 wiederholt. Das Quartett in G (op. 161, ebenfalls Manuscript) wurde am 8. December 1850, jenes in A-Moll am 7. December 1851, das Trio in Es am 23. November 1851, 20. November 1853 und 20. März 1859, jenes in B am 8. Februar 1852 und 26. Februar 1860 zur Aufführung gebracht. Das in Deutschland bekannte Octett scheint in Wien noch nicht gespielt worden zu sein. Das Quartett in G soll heuer noch im Stich veröffentlicht werden. — Schubert hat außer den genannten Musikstücken noch andere, darunter mehrere Streichquartette, jedoch von minderer Bedeutung componirt, welche als Manuscript erhalten sind; ferner: drei Sonatinen für Piano und Violon (op. 137), ein Duo für Piano und Flöte (op. 160) und ein Nocturno für Piano, Violon und Violoncello (op. 148).

*) Die Messe ist im Stich erschienen, die Original-Partitur ist im Besize des Herrn Dr. Schneider.

4. April, vollendet am 6.) und im Jahre 1816 ein zweites Stabat mater und ein vierstimmiges Magnificat mit Orchesterbegleitung, im Jahre 1819 ein Salve regina für SopranSolo mit Streichquartett, im Jahre 1820 die Antifonen zur Palmenweihe für gemischten Chor, im Jahre 1824 ein Salve regina für 4 Männerstimmen mit willkürlicher Orgelbegleitung, und im Jahre 1828 die große Messe in Es, und die Hymne, Chor für 8 Männerstimmen (componirt im Mai mit Pianoforte-Begleitung, instrumentirt im October für zwei Oboen, 2 Clarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten und 3 Pofaunen). Außerdem schrieb er noch eine Messe in C (op. 48) und in B (op. 141), beide für 4 Singstimmen mit Orchester, ferner noch zwei Messen in G und As, ebenfalls mit Orchesterbegleitung, ein Tantum ergo in C für gemischten Chor (op. 45), ein Benedictus (op. 150) für 4 Singstimmen, mit Begleitung von 2 Violinen, 2 Violon, 2 Oboen (oder Clarinetten), 2 Trompeten und Pauken, Contrabaß und Orgel; ein Offertorium (Sopran- oder Tenorsolo mit concertanter Violin oder Clarinette und Orchesterbegleitung op. 46), ein zweites (Sopran-Solo mit Orchesterbegleitung op. 47), ein drittes (Sopran- oder Tenorsolo mit Pianoforte oder Quartettbegleitung) und Klopstock's großes Hallelujah (für 2 Sopran- und 1 Altstimme, mit Pianoforte-Begleitung).

Auf den Wiener Kirchenchören werden hie und da die Messen in F und G, seltener jene in B aufgeführt. Die werthvollste von den eben genannten ist jene in G-Dur, und ist namentlich das Credo in derselben ganz eigenthümlich gehalten. Die Messe in As und die große in Es wurden, und zwar noch bei Lebzeiten Schubert's, aber nicht öfter als Ein oder zwei Male, und da (nach Aussage Ferdinand Schubert's) in höchst

ungenügender Weise aufgeführt. Beide Messen enthalten ganz herrliche Musik und gehören zu dem Hervorragendsten, was die moderne katholische Kirchenmusik aufzuweisen hat. Eine Schattenseite darin bilden die figurirten Violinfiguren in den Fugen; und fände sich eine kundige Hand, welche die erforderlichen, leicht auszuführenden Aenderungen damit vornähme, so könnte man dies keine Verstümmelung, sondern vielmehr einen an den Manen Schubert's ausgeübten Act der Pietät nennen. Das ausgezeichnetste Musikstück der beiden Messen ist das Credo in jener in As, dessen Incarnatus nur Einen Rivalen haben dürfte, nämlich — das gleiche Stück in der DMesse von Beethoven. Die oben angeführte Hymne für acht Männerstimmen aber reiht sich den erhabensten Compositionen für Chorgesang an, welche die gesammte musikalische Literatur aufzuweisen hat.

Was Schubert's Leistungen im Opernfache anbelangt, so hat er die nachfolgenden (zum Theil unvollendet gebliebenen) Opern, Singspiele und Melodramen in Musik geseßt *):

*) Von den Opern: Des Teufels Lustschloß, Fernando, der vierjährige Posten, der häusliche Krieg, die Freunde von Salamanca und Fierabras, dann von den unvollendet gebliebenen: Die Bürgschaft und Sacontala befinden sich die Original-Partituren in Händen des Herrn Dr. Schneider in Wien. Derselbe besißt auch eine Abschrift von der Partitur des ersten Actes von Rosamunde (durchaus Instrumentalmusik) und der Ouverture op. 69 zu Rosamunde (eigentlich, wie bereits bemerkt worden, zu Alfonso und Estrella). Die Partitur dieser leßtge. nannten Oper ist im Besiße des Legationsrathes Franz v. Schober in Weimar. Wo sich die übrigen Opern: der Spiegelritter, Claudine von Villabella, der Minnesänger, die Zauberharfe, die Zwillinge, Adrast und der Graf von Gleichen befinden mögen, ist mir nicht bekannt ge worden. Die Zauberharfe, und die Zwillinge, die auf dem Theater auf

1. Der Spiegelritter, Operette in Einem Act von Kogebue. 2. Des Teufels Lustschloß, eine natürliche Zauberoper in zwei Acten von Kozebue *) (begonnen im Jahre 1813, geendet

geführt wurden, dürften sich in den betreffenden Theater-Archiven vorfinden, die Musik zu Rosamunde aber im Besige der Musikalienhandlung Spina sein.

*) Der Inhalt dieses Zauberstückes ist in Kurzem folgender: Oswald Ritter von Scharfeneck hatte Luitgarde, die Nichte des Gra. fen von Schwarzberg, da dieser die Verbindung beider nicht zugeben wollte, heimlich aus des Oheims Schloß entführt und geheiratet. Nach längerer Abwesenheit kehrt er mit ihr aus Pommern in die Heimat zurück, um sich auf seinem kleinen Besißthume niederzulassen. (Hier beginnt das Stück.) Die Scene stellt eine rauhe Gegend dar; der Wagen des Ritters ist eben auf dem schlechten Wege entzwei gebrechen; Diener sind um Luitgarde beschäftigt und Robert, Oswald's treuer Begleiter, eilt voraus, um für sie und das Gefolge Unterkunft zu suchen, die er denn auch in einem nahen Wirthshause findet. Oswald und Luitgarde folgen ihm nach. Die Wirthin begrüßt die beiden Fremdlinge und läßt sich mit ihnen in ein Gespräch ein. Bald darauf tritt ein Bauer in die Stube, um dem Ritter zu klagen, daß die Gegend ringsumher unter dem Banne eines Zauberschlosses leide, welches, dem nächtlichen Spuck nach zu urtheilen, nur des Teufels Schloß sein könne. Oswald beschließt, allen Warnungen zum Troß den Bann zu brechen, und eilt mit Robert in das Schloß. Sie treten in einen fantastisch aufgepußten, mit Statuen und einem Grabdenkmal geschmückten Saal. Alsbald beginnt der Zauberspuck. Eine kolossale, aus der Erde herausreichende Hand verseßt Robert einen Schlag und verschwindet, worauf dieser eine der Statuen zu Boden wirft und Oswald das gleiche mit einer zweiten Statue versuchen will. Diese aber wirst ihm ihren Handschuh zu Füßen, den er aufhebt und mit ihr den Kampf beginnt, an welchem aber alsbald noch weitere 4 Statuen mit gezückten Schwertern theilnehmen. Während des Gefechtes steigt eine schwarzgekleidete Amazone vom Grabdenkmal herab und bietet dem Ritter Herz und Hand, mit dem Bedeuten, daß er sterben müsse, wenn er sie

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