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bekannten Trauer auch Sehnsuchtswalzer enthaltend), als Ländler und Walzer (zwei Abtheilungen), als deutsche Tänze, bekannt unter dem Titel:,,Huldigung den schönen Wienerinnen“ als Valses nobles und sentimentales, als Graßer und legte Walzer im Stich erschienen sind. Nebst diesen componirte er auch Galoppe und Ecossaisen.'

Auch vierhändiger Clavierstücke hat er eine große Anzahl geschrieben. Unter diesen ragen hervor: Die der Gräfin Caroline Esterhazy gewidmete Fantasie in F-Moll, ein seiner hohen Schönheit wegen viel verbreitetes, und mit Vorliebe gespieltes Musikstück, die Beethoven dedicirten Variationen über ein französisches Lied, und das Divertissement en forme d'une marche brillante e raisonnée. Weiters sind noch zu erwäh nen: Die acht Variationen über ein Thema aus der Oper: ,,Marie" von Herold, und eben so viele Variationen über ein Original-Thema, ein Andantino variè e Rondeau brillant über französische Originalmotive, ein großes Rondeau in A (op. 107), eine dem Grafen Palffy gewidmete große Sonate, eine zweite (op. 30) und das im Juni 1824 componirte große Duo (op. 140), dann die im Jahr 1828 in Baden entstandene Fuge in E-Moll, die Ouverture in As (op. 34) und die im Mai 1828 componirten,, Lebensstürme." Diesen Compositionen reihen sich noch an: Das Divertissement à la Hongroise, ein ausgedehntes Musikstück (componirt im Jahr 1818 in Zeléz) in welchem ungarische Motive in reizender, geistvoller Weise behandelt erscheinen *); sechs Polonaisen und

*) Anklänge an ungarische Weisen finden sich auch in den Moments musicals, in einigen Sägen der Sonaten, und in der C-Sinfonie. Ju Zeléz, und wohl auch in Wien, war ungarische Musik zu hören, und Schu. bert fühlte bald Lust, Motive, die ihm gefielen, künstlerisch zu verarbeiten.

Trio's, weitere vier Polonaisen mit Trio's, und endlich die ver schiedenen Märsche, als: Militär- und heroische Märsche, sechs Märsche und sechs Trio's, die Marches characteristiques *), der Trauermarsch zur Todtenfeier des Kaisers Alexander von Rußland, und marche heroique zur Krönung des Kaisers Nikolaus, lezterer mit Benüßung russischer Volksmelodien.

Schon aus dieser Aufzählung von Schubert's Clavierwerken, welche übrigens ebensowenig, als jene seiner Lieder, oder der übrigen Instrumental-Compositionen Anspruch auf Vollständigkeit macht, läßt sich auf Schubert's Thätigkeit und Fruchtbarkeit auch in diesem Fache schließen; eine Fülle schöner Melodien, überraschende Uebergänge, und einzelne feine Züge treten auch in diesen vierhändigen Stücken allenthalben zu Tage, wenn auch nicht geläugnet werden kann, daß einige derselben, wie z. B. die Lebensstürme, die Sonaten op. 30 und 140 **)

*) Franz Liszt hat einen Theil der Märsche orchestrirt; der Marsch Nr. 1 der,,charakteristische" (op. 121), ein an sich höchst interessantes frisches Musikstück, wurde in dieser Bearbeitung als .,Reitermarsch“ in dem lezten Gesellschaftsconcerte in Wien unter großem Beifall zur Aufführung gebracht.

**) In diesem (von den Verlegern Clara Wieck gewidmetem) Duo erkannte Robert Schumann (wie später Franz Liszt in der C-Fantasie) mehr ein Orchester- als Clavierstück.

,,Das Duo," schreibt er,,,scheint mir noch unter Beethoven'schem Einflusse entstanden, wie ich es denn auch für eine, auf das Clavier übertragene Sinfonie hielt, bis mich das Original-Manuscript, in welchem es von seiner eigenen Hand als vierhändige Sonate bezeichnet ist, eines Andern überweisen wollte.

,,Wollte," sag ich,,,denn noch immer nicht kann ich von meinem Gedanken; wer so viel schreibt, wie Schubert, macht mit Titelu am Ende nicht viel Federlescns, und so überschrieb er sein Werk in der Eile vielleicht Sonate, während es als Sinfonie in seinem Kopfe fertig stand. Mit sei

durch zu breite Gedanken-Ausspinnung monoton werden, und den Zuhörer das Ende herbeisehnen lassen.

Die Orchesterwerke, welche Schubert geschrieben hat, bestehen in Sinfonien und Ouverturen. Von den ersteren scheint er acht componirt zu haben. Robert Schumann fand nämlich bei seiner Anwesenheit in Wien im Jahre 1838 sieben Sinfonien in der Wohnung Ferdinand Schubert's übereinander aufgestappelt vor; die achte (in E), die ihrer Anlage nach die größte zu werden versprach, ist als Geschenk Ferdinand Schubert's an Felix Mendelssohn-Bartholdy in des Leßteren Besiß gelangt, der das skizzirte Werk zu vollenden versprach, leider aber eben. sowenig dazu gekommen ist, als zur Composition des, dem Wiener Männergesangvereine zugesagten Requiems.

nem Styl, der Art seiner Behandlung des Claviers vertraut, dieses Werk mit seinen andern Sonaten vergleichend, in denen sich der reinste Clavier. charakter ausspricht, kann ich mir es nur als Orchesterstück auslegen. Man hört Saiten- und Blasinstrumente, Tutti's, einzelne Soli's, Paukenwirbel ; die großbreite sinfonische Form, selbst die Anklänge an Beethoven'sche Sinfonien, unterstüßen meine Ansicht gleichfalls. Damit möchte ich aber das Duo gegen den Vorwurf schüßen, daß es als Clavierstück nicht immer richtig gedacht sei, während es als arrangirte Sinfonie mit andern Augen zu betrachten wäre. Nehmen wir es so, und wir sind um eine Sinfonie reicher." Schumann steht mit seiner Meinung nicht allein; auch andere Musiker von Fach sprechen sich dahin aus, daß diese Sonate unzweifelhaft bestimmt war, ein Orchesterstück zu werden. Auch bezüglich der beiden ersten Impromptu's op. 142 ist Schumann der Meinung, daß fie Schubert so nicht überschrieben habe, und daß das erste zweifellos der erste Sag einer Sonate sei, das zweite aber der zweite Saß derselben Sonate, deren Schlußsäge entweder nicht componirt wurden, oder abhanden gekommen sind, das vierte, obgleich entschieden nicht dazu gehörig, wäre dann als Finale anzuschließen.

Von diesen Sinfonien ist nur die siebente in C-Dur *), welche Sch. im März 1828 vollendete, mehrmals zur Aufführung gekommen, und zwar zuerst im Winter 1839 in den Gewandhausconcerten in Leipzig, wohin Schumann von Wien aus das Manuscript zur Veröffentlichung gesendet hatte. Die Aufführung leitete Mendelssohn, und der Erfolg war ein glänzender. Das Orchester war mit Begeisterung an das Einstudiren des Werkes gegangen, und schien seine bisherigen Leistungen im Sinfonien-Vortrage überbieten zu wollen. Der Meister (Mendelssohn) dankte demselben am Schlusse, und sprach über die Sinfonie Worte,,,die ihrem Schöpfer, wenn sie ihm hätten hinterbracht werden können, als höchste Freudenbotschaft geklungen haben würden." Schumann aber, entzückt über den herrlichen Fund, rief in seiner Zeitschrift folgende Worte in die Welt hinaus:

,,Sag ich es gleich offen; wer diese Sinfonie nicht kennt, kennt noch wenig von Schubert, und dies mag nach dem, was Schubert der Kunst bereits geschenkt, allerdings als ein faum glaubliches Lob angesehen werden. Wie ich geahnt und gehofft hatte, und mancher vielleicht mit mir, daß Schubert, der for menfest, fantasiereich und vielseitig sich schon in so vielen ande ren Gattungen gezeigt, auch die Sinfonie von seiner Seite packen, und die Stelle treffen würde, von der ihr und durch sie der Masse beizukommen, ist nun in herrlichster Weise eingetroffen. Gewiß hat er auch nicht daran gedacht, die neunte

*) Die Original-Partitur befindet sich im Archiv des Wiener Musikvereins, von den übrigen Sinfonien befindet sich die Original-Partitur jener in D (vollendet am 28. October 1813), jener in B (begonnen am 10. December 1814, vollendet am 24. März 1815), dann einer zweiten in D (im Mai 1815 componirt) und der im Jahr 1818 componirten in C, in Händen des Herrn Dr. Schneider in Wien; derselbe besigt auch in Ab. schrift die tragische Sinfonie in C-Moll (componirt 1816).

Sinfonie von Beethoven fortseßen zu wollen, sondern, ein fleißiger Künstler, schuf er unausgesetzt aus sich heraus eine Sinfonie nach der andern, und daß jezt die Welt gleich seine siebente zu sehen bekommt, ohne der Entwicklung zugesehen zu haben, und ihre Vorgängerinnen zu kennen, ist vielleicht das einzige, was bei ihrer Veröffentlichung leid thun könnte, und auch selbst zum Mißverstehen des Werkes Anlaß geben wird. Daß in ihr mehr, als bloßer schöner Gesang, mehr als bloßes Leid und Freud, wie es die Musik schon hundertfältig ausge sprochen, verborgen liegt, ja daß sie uns in eine Region führt, wo wir vorher gewesen zu sein uns nirgends erinnern können, das zuzugeben, höre man solche Sinfonie.

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„Hier ist, außer meisterlicher musikalischer Technik der Composition, noch Leben in allen Fasern, Colorit bis in die feinste Abstufung, Bedeutung überall, schärfster Ausdruck des Einzelnen, und über das Ganze endlich eine Romantik ausgegossen, wie man sie schon an Franz Schubert kennt. — Und diese himmlische Länge der Sinfonie, wie ein dicker Roman von Jean Paul etwa, der auch niemals endigen kann und aus den besten Gründen zwar, um den Leser auch hinterher nachschaffen zu lassen. Wie erlabt dies Gefühl von Reichthum überall, lassen. während man bei Andern immer das Ende fürchten muß, und so oft betrübt wird, getäuscht zu werden. — Es wäre unbegreiflich, wo Schubert auf einmal diese glänzende spielende Meisterschaft, mit dem Orchester umzugehen, hergenommen hätte, wüßte man eben nicht, daß der Sinfonie sechs andere vorausgegangen waren und daß er sie in reifstem Mannesalter schrieb. Ein außerordentliches Talent muß es immer genannt werden, daß er, der so wenig von seinen Instrumentalwerken bei seinen. Lebzeiten gehört, zu solcher eigenthümlicher Behandlung der

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