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Illustrirte Zeitung.

auf Grund internationalen Privatrechts die Vertragéobligationen zu
beurtheilen? Besonderes Interesse dürften die Gutachten von Steng-
lein und Lijzt über die viel erörterte Frage des Dolus even-
tualis erregen. Beide stimmen darin überein, daß es auch ferner-
hin Sache der Doctrin und Praxis sein werde, sich mit der Erfassung
und Anwendung dieses Begriffs zu beschäftigen. Ein Widerspruch
zwischen ihnen besteht insoweit, als Prof. v. Liszt eine Entscheidung
der vereinigten Strassenate des Reichsgerichte für nothwendig erachtet,
um die in der Rechtsprechung des obersten Gerichtshofs hervorgetretenen
Widerspriiche zu beseitigen, während Stenglein der Ansicht zu sein
scheint, daß solche Wideriprüche, die eine Entscheidung der vereinigten
Strafjenate erforderlich machten, überhaupt nicht vorhanden seien.

In der Streitfrage iiber die Verjährung von Preß-
delicten hat das Amtsgericht" i Berlin folgende Enticheidung gefällt:
„Es herrscht in Theorie und Praxis so ziemlich Uebereinstimmung, daß
die Verjährung von Preßdelicten nicht erst dann beginnt, wenn das
leßte Eremplar der ganzen Auflage vertauft ist, sondern bereits mit
dem Beginn der Verbreitung der Drudjchrift.“ Die hier verworfene
Ansicht war bekanntlich vor einiger Zeit vom Oberlandesgericht in
Dresden aufgestellt worden.

Seit Neujahr erst ist in Finnland das Schuld: gefängniß abgeschafft; in der Sylvesternacht wurde der legte Schuldgefangene in Freiheit gesegt.

Culturgeschichtliche Machrichten.

Kirche und Schule. In Beziehungen zu dem preußischen evangelischen Dbertirchenrath befindet eine Anzahl evangelischer Gemeinden des Auslandes, theils europäischer, theils außereuropäischer, die entweder unter dem Patronat des Kaisers stehen oder sich der preußischen evangelischen Landestirche mit tönigl. Genehmigung angeschlossen und in Bezug auf Cultus und Disciplin ihre Geistlichen der Aufsicht des Obertirchenraths unterstellt haben oder eine sonstige Verbindung mit legterm unterhalten, insbesondere dessen Vermittlung bei der Wahl ihrer Geistlichen in Anspruch nehmen. "Die Zahl dieser Gemeinden hat im leßten Jahre wieder eine Erweiterung erfahren. Sie beläuft sich gegenwärtig in Europa auf 38, iin Orient auf 7, in Südamerika auf 24, in Afrika und Australien auf je 1. Jm Jahre 1896 tamen neu hinzu Begli in Italien, General-Úlvear in den La-Plataftaaten und Charters-Towers in Queensland.

Der vom görlißer Magistrat erhobene Einspruch gegen die Nichtbestätigung des der liberalen Richtung angehörigen Diatonus France in Bernstadt blieb nicht erfolglos. Am 16. Januar hat der evangelische Oberkirchenrath den Magistrat benachrichtigt, daß er die gegen die Wahl Frande’s von orthodorer Seite erhobenen Einwendungen als nicht ausreichend begründet erachtet und die Entscheidung des breslauer Consistoriums vom 23. Juli 1896 aufgehoben habe.

Der Stadtgemeinde Dresden wurde zum Zwed der Erbauung einer protestantischen Kirche in der Wilsdruffer Vorstadt von dem türzlich verstorbenen Fabritbesiker Şampel die Summe von 600 000 M vermacht. Für den Fall, daß der Grundstein zu dieser Mirche innerhalb fünf Jahre nach dem Tode des Erblassers nicht gelegt sein sollte, fällt das Vermächtniß an die katholische Kirchengemeinde.

Die Zahl der gemischten Ehen ist in Elsaß-Lothringen seit 1878 ganz erheblich gewachsen. Infolgedessen wurde am 17. Januar in den tatholischen Kirchen des Elsaß ein bischöflicher Erlaß derlesen, der gegen die gemischten Ehen gerichtet ist. Dieje Ehen seien übers haupt nur dann zu dulden, wenn sämmtliche Kinder aus folchen Ehen tatholisch würden und ausdrüdlich auf die protestantische Trauung versichtet wird.

Der Erzbischof von Gnesen und Posen Dr. b. Stablewsli hat einen Hirtenbrief an die Geistlichkeit erlassen, der zur Versöhnung der beiden Nationalitäten auffordert.

Am 17. Januar fand in Paris in der Herz-JesuKirche auf dem Montmartre die von dem Cardinal-Erzbijchof Richard angeordnete kirchliche Jubiläumsfeier des Gelübdes, das Frankreich dem heiligen Herzen Jesu weihte, unter Theilnahme von etwa 3000 Gläubigen statt. Es war dazu ein besonderes Schreiben des Papstes ergangen, das sich jedoch aller politischen Anspielungen enthält.

Der berliner Magistrat beschloß, aus Anlaß von Melanchthon's 400. Geburtstag in allen höhern Schulen die Büste des Reformators aufzustellen.

Für die Errichtung eines Nordsee museums auf Helgoland, das dort neben dem Biologischen Institut seinen Plaf finden soll, hat, wie ichon früher gemeldet, der verstorbene Prof. Dr. Pringsheim in seinem Teitament 25000 M außgeseßt. Die Gemeinde Helgoland stellte zur Unterbringung des Mujeums das alte Conversationshaus kostenlos zur Verfügung. Die an dem Gebäude vorzmehmenden Aenderungen sowie die innere Einrichtung sind auf 33000 M veranschlagt. Die noch zu dedenden 8000 Å will die preußische Regierung beitragen.

Die Deutsche zoologische Station in Neapel wird im tommenden April' die Feier ihres 25 jährigen Bestehens feiern. Sie ist das Vorbild für zahlreiche ähnliche Insitute an andern Meeresküsten . geworden. Eine Dantadresse zoologischer Forscher aus allen Culturländern an Beh. Nath Prof. Dr. Dohrn als den Förderer ihrer Arbeit ist im Umlauf.

In den entwässerten Seen bei Eisleben sind an vier Stellen Bohrungen vorgenommen und in einer Tiefe von 400 Mtr. in einem Bohrloch mächtige Salzlager festgestellt worden.

Ein Erdbeben zerstörte eine große Anzahl Dörfer des türtischen Vilajets Janina.

Auf der gnjel Mischm im Persischen Meerbujen (persische Provinz Laristan) hat am 15. Januar ein heftiges Erdbeben große Verwüstungen verursacht. Von 5000 Einwohnern wurde die Hälfte getödtet.

Heer und Flotte. In diesem Jahre werden bei der preußischen In fanterie-Schießíchule zwei Informationscurse für zusammen 45 Oberstlieutenants und Majors der Fußtruppen ausschließlich derjenigen der Fußartillerie, ein Informationscurjus für 24 Escadronschefs, ein solcher für 30 Regimentscommandeure und im Rang gleichstehende Stabsoffiziere der Fußtruppen ausschließlich derjenigen der Fußartillerie und vier Lehrcurse für zusammen 240 Hauptleute und 120 Lieutenants der Fußtruppen ausschließlich derjenigen der Fußartillerie abgehalien. Außerdem finden in Spandau-Ruhleben und auf den Truppenübungspläzen Loburg und Loditedt für insgejammt 420 Unteroffiziere der Infanterie und 120 Unteroffiziere der Cavalerie UnteroffizierUebungscurje statt.

Gegenwärtig ich weben Verhandlungen darüber, daß in diesem Jahre das aus drei Divisionen bestehende 11. Armee: corps, die 7. Division sowie die bairischen Armeecorps Kaijermanöver abhalten werden. Jeder der beiden aus zwei Armeecorps bestehenden Armeen soll eine Cavaleriedivision beigegeben werden. der Manöver wird Staiser Wilhelm II. als oberster Bundesfeldherr selbst führen.

Der preußische Finanzminister hat entschieden, daß die von preußischen Polizeibehörden, Landrathsämtern, Gemeindevorstehern u. i. w. zu ertheilenden Beglaubigungen der Unter/chrift von Zeugnissen sowie der Nachweisungen über die Familien- und Erwerbsverhälinisse, die den Gejuchen von Perjonen des Beurlaubienstandes um Befreiung von den Controlverjammlungen beigefügt werden, von der Stempelsteuer befreit sind.

vom 1. April d. I. ab werden die Landwehrbezirte I. Darmstadt, II. Darmstadt und Erbach für das Friedensverhältniß versuchsweise der 25. Cavaleriebrigade (großherzogl. besuchen) unter stellt; die Landwehrbezirke Mainz und Worms bleiben dagegen unter dem Commando der 50. Infanteriebrigade (2. großherzogl. hessischen).

Die deutschen Difiziere in Chile haben recht unerfreuliche Erfahrungen in ihren neuen Wirkungsfreije gemacht, die sie bestimmt haben, ihre Contracte zu fündigen. So sollen ihnen z. B. allerlei Schwierigkeiten in den Weg gelegt worden sein, namentlich aber die chilenische Presse sich ihnen gegenüber sehr gehässig bewiesen haben.

in den nächsten Monaten laufen drei neue Striegsschiffe vom Stapel, die der deutschen Kreuzerflotte einen dringend nothwendigen Zuwachs bringen werden; es sind dies die Kreuzer 2. Klasse Ersaß Freya, K und L. Ersaß Freya liegt auf der faiserl. Werft in Danzig, K beim Vulfan in Sietiin und L bei der Actiengesellschaft Wefer in Bremen. Im Frühjahr 1898 dürften alle drei Schiffe zur ersten activen Dienstleistung fertig sein.

Jm Jahre 1895 sind acht auf deutschen Werften für fremde Marinen erbaute Kriegéschiffe (vier für Norwegen, zwei für Desterreich, eins für die Türkei, eins für Brasilien) abgeliefert worden, und zehn befinden sich gegenwärtig noch im Bau; zu lepiern gehören drei Panzerfreuzer und vier Torpedoboote für China, zwei Torpedofreuzer für Brasilien und das Panzerschiff 24 de Mayo (im Umbau). Von den erwähnten 18 Schiffen entfallen auf Schichau-Elbing zehn, BulfanStettin und Germania-Werft-Niel je vier.

Zum Chef des diesjährigen dänischen Uebungsgeschwaders (Panzerschiffe Helgoland und Tordenstjold, Kreuzer Hetla, 1 Aviso und 6 Torpedoboote) ist der Contreadmiral Stoch ernannt worden.

Am 5. December v. g. lief auf der Staatswerft von Sheerneß der englische Kreuzer 3. Klasse Proserpine und drei Tage darauf der Streuzer 2. Klasse Gladiator vom Stapel.

Die Leitung

Gesundheitspflege.
· Zur Förderung von Untersuchungen mit Röntgen -
Strahlen sind im preußischen Staatshaushaltsetat für 1897,98 50000 M
ausgeworfen worden. Der Betrag ist bestimmt, Instituten und einzelnen
Gelehrten die Anjchaffung der erforderlichen kostspieligen Apparate und
die Ausführung eingehender Untersuchungen zu ermöglichen. Der
pariser Atademie der Wissenichaiten legte M. Bouchard türzlich inter-
essante Aufnahmen mittels Röntgen-Strahlen vor, die eine neue Ver-
wendung dieser Art Photographie für die Medicin darstellen. Eine An-
zahl dieser Aufnahmen gibt ein vorzügliches Bild einer pleuritischen
Ausschwißung in den verschiedenen Stadien der Rejorption der Flüssig-
teit. Das eine der Bilder ermöglicht zu constatiren, daß eine Lunge
von einer Perdichtung troffen ist. Eine andere Bilderreihe gibt Dar-
stellungen aus dem Brusilasten zahlreicher Personen, die an Lungen-
tuberculoje leiden. Die Photographie fann aljo fünftig als Controle
der Auscultation und Percussion bei Brustfellentzündungen, Lungen-
tuberculose und wahrscheinlich auch der Lungenentzündung im Fall der
Hepatisation der Lunge verwendet werden.

Für ein Lepratrankenhaus im Kreis Memel werden
im preußischen Cultusetat 36000 16 gefordert. Die Regierung hat
umfassende Maßregeln getroffen, um eine Weiterverbreitung des Äus-
saßes in Dstpreußen zu verhindern. Die dem Kreis Memel benach-
barten Kreije haben besondere Sicherheitsvortehrungen getroffen, um
jeden Ausläßigen sofort isoliren zu fönnen. Zum Studium des Aus-
saßes hat sich im Auftrag der preußischen Regierung eine Commission
nach den russischen Ditseeprovinzen begeben. In Estland wird gegen-
wärtig die Zahl der Lepratranten auf etwa 100 geichäßt. Den Be-
hörden sind 19 Lepratrante männlichen und 16 weiblichen Geschlechts
bekannt, die fämmtlich dem Arbeiter- und Bauernstand angehören.
Davon leben die meisten (18) im Kreise Reval, die übrigen in den
Kreisen Wesenberg, Weißenstein und Hapsal. Die estländische Ritter-
schaft hat beschlossen, ein Lepratrantenhaus für 60 Krante im Orte
Ruda zu errichten.

gn Benedig wird eine internationale Sanitätsconferenz zur Berathung von Maßregeln gegen die Einschleppung der Pest stattfinden. Auch im Reichsgesundheitsamt zu Berlin ist am 23. Januar eine Conferenz zur Beraihung über etwaige weitere Maßnahmen gegen die Einschleppung der Best zusammengetreten. Seejchiffe, die aus einem Hafen der Westfüste von Britisch- Vorderindien und aus Persien tommen, werden in den deutschen Seehöjen janitätepolizeilich untersucht. Die bisher siaitgehabten internationalen Sanitätsconferenzen geben überdies eine Gewähr dafür, daß die europäischen Staaten auch gegenüber der Pest mit derselben Einmüthigteit vorgehen werden, wie sie es gegenüber der Cholera gethan haben. Der Gesundheitsrath in Kairo beschloß mit großer Mehrheit, auf die Unterdrüdung der Pilgerfahrten nach Metta hinzuarbeiten. In Naratichi ertranften bis zum Anfang der dritten Januarwoche 543 Personen an der Pest, von denen 490 starben. Die Seuche tritt auch in Tanna, Satara und in der Provinz Sind auf.

gn Bad bomburg ist man mit allerhand Neue-
rungen und Verbesserungen beschäftigt. Im Erdgeschoß des Curhauses
werden im Anichluß an den Concertsaal neue Conversationsräume
hergerichtet, während die Lejezimmer in das erste Stocwerk verlegt
werden. Der Curgarten hat durch eine Umgestaltung sehr gewonnen.
Nicht nur wurden die Weganlagen durch einen 6 Mir, breiten Rund-
gang vermehrt und mit hübichen Sißpläßen au@gestattet, sondern auch
durch geschidte Baumlichtungen der Ausblid auf das prächtige Land
schaftsbild erschlossen. Die großen Tennis- und Golf-Turniere werden
auch in diesem Jahre wieder nach Homburg fallen; dem radfahrenden
Curpublitum holl eine Fahrbahn im Part errichtet werden. Was die
homburger Heilquellen betrifft, so haben die Untersuchungen Dr. Koeppe's
über Kochsalzwasser neuerdings die günstige Zusammenjeßung und
Heilkraft speciel der Elisabethen- und Ludwigêquelle dargethan.

Am 10. Januar wurde in Davos das neuerbaute
Lungensanatorium eingeweiht, das bestimmt ist, Brusttrante der Cantone
Baselstadt und Baselland, namentlich solche, die der Arbeiterbevöiterung
und dem Dittelstand angehören, zur Heilung aufzunehmen. Der drei-
stödige Bau ist nach allen Vorschriften der modernen Hygiene ein-
gerichtet; im ganzen fönnen vorläufig 70 bis 80 Personen Aufnahme
finden. Die Leitung der Anstalt ist zwei Aerzten übertragen.
Der Curoit Arosa hat sich in den legten 20 Jahren rasch entwidelt;
erst vor furzem ist er auch in die Reihe der Şeilstätten für Lungen-
und Brusitrante und der Winterstationen eingetreten. Aroia zählt
im Sommer während der Hochsaison über 800 Fremde, im Winter steigt
bisher deren Zahl nicht viel über 200, wächst aber von Jahr zu Jahr.

Eine Statistit über den Bertehr an der französi-
schen Riviera theilte mit, daß die Anzahl der Reijenden, die im
vorigen Jahr in Monaco eintrafen, 772 624 betrug, fast 150000 mehr
als im Jahr 1895.

Der Besuch von Abbazia, dem österreichischen Nizza, wie es vielfach genannt wird, steigert sich von Jahr zu Jahr und ist auch in diejem Winter ein reger. Nach der Curliste vom 10. Januar waren bis dahin 2233 Parteien mit 3827 Personen in Abbazia cingetroffen.

Gardone Riviera, der am Gardasee in lo an = muthiger Umgebung gelegene klimatijche Curort, hatte bis zu Anfang Januar 923 Besucher aufzuweisen. Der rührige Curverein hat wieder das seinige gethan und auch im lezten Jahr mancherlei Verbesserungen geschaffen.

Hochschulwesen. Der ordentliche Profeifor Geh. Regierungsrath Dr. Curtius in Kiel wurde in gleicher Eigenschaft in die philosophische Facultät der Universität Bonn verseßt. — Prof. Dr. Mar Weber in Freiburg i. Br hat den Ruf als ordentlicher Professor der Nationalökonomie und Finanzwissenschaften an die Universität Heidelberg angenommen. Ferner wurde der ordentliche Professor an der Thierärztlichen Hoch(chule in München Dr. Johann Rüdert zum ordentlichen Professor der Anatomie an der Heidelberger Universität ernannt. - Prof. Dr. G. Raibel in Straßburg nahm die Berufung als ordentlicher Professor an der philosophischen Facultät der Universität Göttingen als Nachfolger des Prof. Dr. v. Wilamowiß-Möllendorf an. Der Professor der analytiịchen Chemie an der Technischen Fochschule in München $. Kiliani hat einen Ruf an die Universität Freiburg i. Br. erhalten und angenommen.

Die Zahl der Ausländer an den reichs deutschen Universitäten im laufenden Wintersemester beträgt in Berlin 844, in Leipzig 342, in München 200, in Halle 145, in Heidelberg 143, in Freiburg 95, in Göttingen 68, in Würzburg 65, in Straßburg 84, in Marburg 61, in Jena 69, in Breslau 23, in Bonn 34, in Erlangen 32, in Greifswald 24, in Königsberg 43, in Gießen 17, in Kiel 10, in Rostoc 12, in Tübingen 25, an der Stademie in Münster 7.

Die neue Regelung der Gehälter der Universitätsprofessoren stößt in akademischen Kreisen mehrfach auf lebhaften Widerspruch. Rector und Senat der Universität Halle richteten an das Abgeordnetenhaus die Bitte, der Umgestaltung der Diensteinnahmen der Professoren in der Form, wie sie gegenwärtig beabsichtigt wird, nicht zuzustimmen und darauf hinzuwirken, daß die Staatsregierung hiervon Abstand nehme; ferner lektere zu ersuchen, sobald als möglich dem Landtag den Entwurf eines Geseßes vorzulegen, durch das Mindestgehälter und Dienstalierszulagen für die Professoren der Universitaten eingeführt werden. Auch Rector und Senat der greifswalder Universität haben sich mit einem ähnlichen Gesuch an das Abgeordnetenhaus gewandt.

Es sind Verhandlungen im Gange, die eine bardige und reichliche Vermehrung der Lehrmittel der Universität Jena in mehrern Facultäten zum Gegensiand haben.

Der Rector der Technischen Sochichule in Karlsruhe, Prof. Þ. Bunte, veröffentlichte in der „Badischen Landeszeitung“ eine Ertlärung, in der unter Bezugnahme auf einen den straßburger Universitätøjtreit behandelnden Artikel betont wird, daß nach seiner, des Rectors, Kenntniß an der tarlsruher Hochschule die Studirenden aus Eljaß-Lothringen mit ihren altdeutichen Commilitonen im besten Einvernehmen leben und, abgesehen von einzelnen Ausnahmen, die überall vorkommen fönnten, zu den besten Elementen der dortigen Studentenschaft zählen.

Für den verstorbenen Professor Franz Baur in München veranstaltete der Allgemeine Verband der Studirenden der Universität einen solennen Fadelzug und ist damit zum ersten mal feit seiner im vorigen Sommer erfolgten

Gründung corporativ aufgetreten. Diesem Verband gehören die vier Burschenschaften, die Landsmannschaften, akademischen Turnvereine, fatholijchen Studentenverbindungen sowie mehrere andere nichtfarbentragende Verbindungen an, während die sieben Corps des s. C. und der Akademische Gesangverein fich nicht angejchlosjen haben.

Die Grundsteinlegung des Burschenschaftsdenkmals in Eisenach ist vom 22. März bis zum Burschenschaftscongreß in der Pfingstwoche verschoben worden.

gn Warschau wurde der Universitätsrector, Profesjor der Biychiatrie Dr. Kowalewstij, seines Amis entießt, nachdem man in der Kasse des Universitätsfonds einen Fehlbetrag von 40 000 Rub. entdedt hatte.

Handel und Gewerbe. - Die Conversion der 4procentigen badischen Staatsschuld in 3/2 procentige wurde in der Fassung des Regierungsentwurfs am 15. Januar von der zweiten Kammer einitimmig bejchlossen.

Neue badiiche Handelstammern haben jich vor furzem in Konstanz und für den Kreis Dillingen und den Amisbeziri Neustadt im Schwarzwald (die Schwarzwälder Handelskammer) constituirt.

Die Freie Vereinigung der berliner Productenbörse beschloß in einer zahlreich besuchten außerordentlichen Generalversammlung am 18. Januar einstimmig die Auflösung, worauf sich ein neuer Verein unter dem Namen Verein Berliner Betreide- und Productenbörse constituirte. Die Statuten des neuen Vereine wurden genehmigt und ein Vorstand aus 21 Mitgliedern gewählt. Der Verein bezwedt die Förderung der wirthschaftlichen Interessen seiner Mitglieder ohne jede Organisation für die verschiedenen Handelszweige. Er billigt durchaus die Beschlüsse, die zum Austritt aus der Productenbörse geführt haben.

- Die Genossenschaft österreichisch - ungarischer Zuderfabriten wurde am 18. Januar in das Genossenjchaftsregister zu Wien eingetragen. Es ist dies der erste Schritt zur Bildung eines Rohzuđerverbands nach deutschem Muster.

Ein Ulas des rullischen Kaisers wurde am 15. Januar veröffentlicht, der auf die langwierigen Berathungen hinweist, die die dem Reichsrath zugegangene Währungsvorlage erfordert

, auf die Nothwendigkeit aufmertjam macht, die Prägung von Goldmünzen zu erneuern, endlich auf das Bestreben hindeutet, die Zweifel zu beseitigen, die in der Bevölterung infolge der Verichiedenheit zwischen dem Nominalwerth der Goldmünzen und ihrem Einwechselungswerth bestehen, und verordnet, daß auf die Imperials die Bezeichnung 15 Rubel, auf die Halbimperials die Bezeichnung 74, Rubel aufgeprägt wird, ohne eigentliche Aenderung ihres Feingehalts und Gewichts.

Arbeitsnachweisstellen sind in einer ganzen Reihe von Städten errichtet worden; woran es aber bisher fehlte, das war die engere Verbindung mindestens unter den benachbarten Städten, um Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage besser regeln zu können. Es fand deshalb am 12. Januar in Darmstadt eine Versammlung von Vertretern der Städte Mainz, Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden, Worms, Offenbach, Heidelberg, Gießen u. a. statt, die sich dahin einigte, einen regelmäßigen Austauich über Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zu unterhalten. In fleinen Orten und Städten

Gerichtswesen. Der erste Band der für den in diesem Jahre stattfindenden Deutichen Juristentag bestimmten Gutachten enthält: Prof. Dr. Frommhold in Greifswald. Wic sind das Anerbeniecht und die sonstigen Rechtsverhältnisse bei Renten- und Ansiedelungegütern zu gestalten? Prof. Dr. Ehrenberg in Göttingen: Welche Stellung ist in dem zu erwartenden Versicherungégeieß den Versicherungegejellichaften auf Gegenseitigkeit zu gewähren? Reichsgerichiørath Stenglein und Prof. Dr. v. Liszt: Die Behandlung des Dolus eventualis im Strafrecht und Strafproceß. Umtsrichter Prof. Bornhut in Berlin: Empfiehlt sich ein Verjuch der Deportation nach den Colonien als Strafe? Staatsanwalt Neumann in Berlin: Nach welchem örtlichen Recht sind

Maturkunde und Reisen.
Dem seit Jahresfrist der öffentlichen Benußung
iibergebenen Städtischen Museum in Bremen ist neuerdings durch den
im vorigen Jahr in Schanghai verstorbenen Bremer Philipp Schmader
eine ansehnliche Zuwendung zutheil geworden. Dieser hat seine reichen
wissenschaftlichen Sammlungen und Bücher der Stadt Bremen mit
der Aufgabe hinterlassen, die Sammlungen in dem Museum aufzu-
stellen und wissenschafilich bearbeiten zu lassen. Außerdem hat er be-
stimmt, daß die Hälfte jeines Vermögens, etwa 180 000 M, nach dem
Aufhören eines daraufgelegten Nußungsrechts seiner Frau der Stadt
Bremen als Stiftung zu wissenschaftlichen Zweden, besonders zur
Pflege der Monchyliologie und Weichthiertunde, zufallen solle. Die
Sammlungen, namenilich aus Monchylien und Injecten bestehend,
sind bereits im besten Bustand im Mujeum eingetroffen und werden
eine werthvolle Ergänzung der zoologischen Sammlungen bilden.:

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jollen Sammelstellen errichtet werden, bei denen der Bedarf an Arbeitsträften anzugeben ist.

Eine von fast allen preußischen øandelstammern beschidte Delegirtenversammlung trat am 9. und 10. Januar in Berlin zusammen, um über die durch die neue Gesepgebung und ihre Einführung für den Betreide- und Productenhandel geschaffene Lage zu beraihen. Fast einstimmig wurde beschlossen: die Gründung einer Organisation für den deutschen Getreide- und Productenhandel mit dem Siß in Berlin; ferner seitens der betheiligten Vereinigungen teinerlei Ermittlungen zu veranstalten und weder unmittelbar noch mittelbar Preise zu veröffentlichen. - Diese Drganisation bezwedt nach ihren Statuten in erster Reihe die Wahrung der Ehre und des ans sehens sowie die Förderung der wirthschaftlichen Interessen der Mitglieder.

Fahrdienst) sowie das Signalwesen und müssen, da sie bindende Bestimmungen sind, von jeder Vereinsverwaltung insoweit befolgt werden, als nicht durch Staatsverträge oder durch die obersten staatlichen Aufsichtsbehörden hiervon abweichende Bestimmungen getroffen sind oder getroffen werden. Gleichzeitig ist ein neues Uebercinkommen zum Betriebsreglement des Vereins deutscher Bahnverwaltungen ausgegeben worden, das neue Bestimmungen über die Ausgabe von zusammenstellbaren Fahrscheinheften, hinsichtlich der @aftung der Bahn für ihr Personal, der Beförderung von Reisegepäd und Gütern, der Fahrpreišermäßigungen, der Erledigung der Entschädigungsansprüche u. s. w. enthält.

Auf der London and North-Western-Eisenbahn fand eine Versuchsfahrt statt, um festzustellen, ob ein Zug von London nach Carlisle (492 Kilomtr.) ohne Aufenthalt durchfahren lönne. Der Versuch gelang. Der Zug bestand aus Locomotive, Tender und sechs Waggons. Er verließ London um 8 Uhr 45 Min. morgens und traf in Carlisle um 2 Uhr 38 Min. nachmittags ein; die durchschnittlidhe Beschwindigkeit betrug also nahezu 82 Milomtr. in der Stunde. Bemertenswerth sind ferner die von der West-Coast und von der EastCoast-Eisenbahn auf ihren Linien von London nach Aberdeen (868, bezw. 842. Kilomtr.) veranstalteten Fahrten. Die West- Coast - Eisenbahn hat ihre Strede mit einer Geschwindigkeit von 101 Kilomtr. in der Stunde oder, wenn die fünf Aufenthalte abgerechnet werden, mit der Durchichnittsgeschwindigkeit von 120 bis 130 Silomtr. in der Stunde zurüdgelegt.

Ju Friß Gurlitt'8 Runstsalon zu Berlin hat die Vereinigung Freie Kunst eine neue Ausstellung veranstaltet, an der die berliner Maler Dito H. Engel, C. Langhammer, Meng - Trimmis, Schlichting, P. Sesemann und 6. Hagemeister, ferner ganz Busse und Friß Burger in München, M. Pietschmann in Dresden und RipplNónay in Paris, der Bildhauer Martin Schauß und der Radirer Hirzel betheiligt sind, der auch eine Collection goldener Schmudiachen nach heimischen Pflanzenmotiven bringt. - In Eduard Schulte's Salon fesselt der Bildhauer H. Hahn aus München durch eine Reihe von Porträtbüsten und idealen Sculpturen, die ein ungewöhnlich vornehmes plastisches und decoratives Empfinden befunden. Mit Gemälden 'vertreten sind uhde, J. Blod, Werner Schuch, D. Wisinger - Florian, $. Basedow, S. 3. ten Cate in Paris, F. M. Bredt, die Worps weder Overbed und y. am Ende, Paul Schulße - Naumburg und Ernestine Schulze-Naumburg, die in Porträts und Stilleben sich als feinsinnige Coloristin von erlesenem Geschmad zeigt. Interessante teramische Arbeiten führt May Läuger in Karlsruhe vor.

Jm Runstsalon Ernst Arnold's zu Dresden ist am 17. Januar die Ausstellung des Vereins bildender Künstler Dresdens eröffnet worden. Durch Gemälde sind unter andern vertreten M. Banßer, P. Baum, W. Ritter, G. Müller - Breslau, E. Pelitan, 6. Unger, M. Pietschmann, durch plastische Arbeiten 3. Hartmann, E. Hoje, P. Pöppelmann, E. Schönau u. s. w., durch Zeichnungen S. Mediz, N. Müller, E. . Walther (Blumen), M. Fiedler.

Eine Stizzen- und Studien - Ausstellung der lar18. ruher Künstlerschaft wurde am 14. Januar in dem neuen Anbau der dortigen Kunsthalle eröffnet. Sie weist etwa 1000 Nummern auf und ist in zwei Theile getrennt : in die Ausstellung der Kunstgenossenschaft und in diejenige des neuen secessionistischen Künstlerbundes. Der Era trag fließt der Voltsbibliothek des Frauenvereins zu.

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Musstellungswesen. Der Deutsche Saiser hat genehmigt, daß zur Feier des 100 jährigen Geburtstages Kaiser Wilhelm's I. die königl. alademie der fünste und der Verein für die Geschichte Berlins im März d. 3. in den Räumen der lönigl. Afademie der Künste eine auf jechs Wochen berechnete Ausstellung von künstlerischen, literarischen und sonstigen Erinnerungen an die Person und die Regierungszeit des verstorbenen Naijers veranstalten. Um diese Ausstellung, die das Leben und die Thaten des großen Monarchen dem deutschen Volt vor Augen führen soll, historisch getreu und dem vatriotischen Zwed angemessen zu gestalten, werden alle, die im Bejig solcher Erinnerungen sind, gebeten, diese für das Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Ana meldungen von Schriftstüđen haben zu erfolgen unter der Adresse des Archivraths Dr. Baillen im Geheimen Staatsarchiv, Klosterstraße 76, Anmeldungen aller übrigen Gegenstände an den 1. ständigen Secretär der Afademie der Künste, Prof. Dr. Hans Müller, Universitätsjiraße 6.

Von der Sächsisch-thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Leipzig meldete die „Ausstellungs-Zeitung“, daß ein cigener Pavillon für Post und Presie auf dem Ausstellungsplaß errichtet wird, der seinen Plaß vor der Industriehalle, rechts von der großen Brüde, erhält. In dein einen Flügel werden die Räume für die Post, den Telegraphen, das Fernsprech - Vermittlungsamt und das Fernjprechzimmer untergebracht, der andere Flügel wird einen Schreibjaal für die Vertreter der Presse enthalten. Eine gagdTrophäen-Ausstellung findet vom 5. bis 25. Juni in der Gartenbauhalle statt. Sie erfreut sich der lebhaften Sympathien aller Freunde des edlen Weidwerts und insbesondere der Gunst Nönig Albert's, der seine hochinteressante Sammlung außerlejener Jagdtrophäen im Jagdschloß zu Morißburg für die Zwede der Ausstellung überlassen wiū. Zugelassen werden Jagdtrophäen aller Art, die im Bejiß von Jägern des Ausstellungsgebiets sind, oder solche, die von auswärtigen Jägern innerhalb dieses Gebiets erbeutet wurden; ebenso dürfen im Privatbesib befindliche Waffen und für die Jagd gebräuchliche Utensilien ausgestellt werden. Die auszustellenden Gegenstände sind bis zum 1. April bei dem geschäftsführenden Ausschuß der Ausstellung, Abtheilung für Jagdtrophäen, anzumelden und bis zum 15. Mai einzusenden. In jeder Kategorie erhalten die nach Maßgabe der Verhältnisse besten Einzelstüđe oder Collectionen Ehrenpreije, die durch ein zu wählendes Preisgericht zuerfannt werden. Ehrenvorsigender des Comités für dieje Sonderausstellung ist Generallieutenant d. Mindwiß in Dresden, BorTißender Major d. Windler auf Dölik.

Der Fehlbetrag der berliner Gewerbe- Ausstellung beträgt neuerer Ermittlung zufolge 45 Proc. des Garantiefonds von 44/2 Mill., also 2 025000 M. Man hofft, daß Anfang April die Schlußrechnung vorgelegt werden kann.

Eine große Allgemeine Gartenbau-Ausstellung wird in Berlin in der Zeit vom 28. April bis 9. Mai zur Feier des 25jährigen Bestehens des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den preußischen Staaten veranstaltet und im Treptower Part abgehalten werden. Der Schlußtermin der Anmeldungen ist auf den 1. März festgeseßt. Viele Ehrenpreise, darunter ein vom Kaiser gestifteter, und 50 000 M für programmmäßige Preise stehen zur Verfügung.

gn Altenburg soll eine Landes-Gartenbau-Ausstellung vom dortigen Gärtnerverein in den Tagen vom 24. bis 30. September veranstaltet werden, deren Protectorat der Herzog Ernst übernommen hat. Ausstellen können alle Freunde und Förderer des Gartenbaus innerhalb des Herzogthums. Die Ausstellung wird in den Räumen des Goldenen Pflugs abgehalten werden.

in der Landwirthschaftlichen balle zu Frantfurt a. M. findet vom 26. Februar bis 1. März die 4. Große deutschnationale Geflügelausstellung statt. Viele Ehrenpreise sind hierzu gestiftet worden, darunter solche vom preußischen und badischen Staat. Anmeldungen haben bis zum 1. Februar zu erfolgen. Anfragen sind an das Ausstellungssecretariat in Frantfurt a. M., Liebfrauenstraße 3, zu richten.

Ueber die Concurrenzpläne für die Bauten und sonstigen Anlagen zur 2. Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung in München 1898 hat das Breisgericht sein Urtheil gefällt. Zwei erste Preise von je 2000 Mt wurden den Entwürfen der Architekten Theodor Fischer und Wilhelm Bertsch und der Architetten Franz Kant und F. Lemann zugesprochen. Den zweiten Preis (1000 16) erhielt für seinen Entwurf der Bauamtmann Gräfsel und den dritten Preis (500 M) der Architett Michael Dosch.

Landwirthdaft. Der „Deutsche Reichsanzeiger“ veröffentlicht seit dem 11. Januar unter der Ueberschrift „Berichte von den deutschen Fruchtmärkten“ täglich die angefündigten Tabellen der Getreidepreise von den Hauptmärtten der Productionsbezirte und über die verkauften Getreidemengen.

Auf Antrag der landwirthschaftlichen Centralstelle des Großherzogthums Sachjen-Weimar wird in Jena vom 22. bis 27. Februar ein Tyllus von Vorträgen für praktische Landwirthe veranstaltet.

Ueber die Frage der Errichtung von Sornlagerhäusern für die Provinz Schlesien derhandelte am 11. Januar in Breslau eine Conferenz unter dem Vorsib des Oberpräsidenten Fürsten v. Haßfeldt, an der auch mehrere Ministerialcommissare theilnahmen. Die Conferenz tam zu dem Ergebniß, daß ein Bersuch mit der Anlegung nicht zu großer Lagerhäuser an geeigneten fleinern Orten der Provinz zu empfehlen sei, nicht aber die Ünlage großer Lagerhäuser an Centralpunkten.

gn der constituirenden Generalversammlung der Laubaner Flachsbaugenossenschaft waren etwa 100 Landwirthe erschienen. An der Zeichnung betheiligten sich jedoch nur 36 Landwirthe mit etwa 300 Morgen Fladhaland, während in Aussicht genommen ist, daß 1200 bis 1300 Morgen zum Flachsbau erforderlich sind, um für die in Beerberg zu errichtende Flachsbereitungsanstalt das erforderliche Material zu liefern. Von Nichtanwesenden waren noch etwa 200 Morgen angemeldet. Bis zum 1. März ist der Beitritt offen gehalten.

Die Tagesordnung der 25. Plenarversammlung des Deutschen Landwirthichaftsraths, die vom 8. bis 13. Februar im berliner Ständehaus stattfindet, umfaßt folgende Gegenstände: 1. Stellung zum Entwurf eines Geseßes, betreffend Abänderung von Arbeiterversicherungsgeseßen; 2. Stellung zum Gefeßentwurf, betreffend die Abänderung der Unfallversicherung geseße; 3. Stellung zum Entwurf eines Gefeßes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung; 4. Þauptmängel und Gewährfristen beim Vichhandel; 5. reichs-, bezw. landesgeseßliche Regelung des Abdedereiwesens; 6. Schuld erleichterung und Schuldentlastung des ländlichen Grundbesipes; 7. die ländlichen Arbeiterverhältnisse; 8. Reform des Schlachtviehhandels und Bedeutung der Mühlhäuser 'an Schlachthöfen für die Landwirthschaft; 9. die Zuderfreuerfrage. Daran schließen sich die Berichte der Coma missionen. Am 10. Februar vormittags 11 Uhr wird im Provinzialständehaus eine Rede zur Feier des 25jährigen Bestehens des Deutschen Landwirthschaftsraths gehalten; an demselben Tage findet nachmittags 6 Uhr ein Festessen im þotel Štaijerhof statt.

Geh. Rath Prof. Dr. Noch hat der Capregierung einen Bericht über die Rinderpeft eingereicht, in dem er sagt, daß alle Bemühungen, den Rinderpestbacillus aufzufinden, bisher fruchtlos gewesen seien.

Kunst und Kunstgewerbe. gn Frankfurt a. M. ist der Neubau eines Schauspielhauses beschlossen worden, für den eine Kostensumme von 1 200 000 M in Uuésicht genommen ist.

Die Hannover'sche Bant in þannover erließ eine Aufforderung zu einem Wettbewerb für den Neubau ihres Bantgebäudes an sämmtliche deutsche Architekten. Ausgelegt sind ein Preis von 4000 At, zwei Preise von je 2000 M6 und ein Preis von 1000 A. Einzuliefern sind die Entwürfe zum 1. Mai d. J.

Das Nationaldent mal Kaijer Wilhelm's wird zum 22. März, dem Lage der Enthüllung, wie jeßt feststeht, zwar in dem gesammten schmüdenden Bildwert noch keinesfalls vollendet sein; zu rechnen jedoch ist darauf, daß das Reiterstandbild selbst sammt seinem Postament fertig dastehen wird. Die Säulenhalle, deren architettonischer Aufbau nahezu abgeschlossen ist, wird wenigstens mit den hervorragendsten der für sie bestimmten Bildwerte versehen sein, sodaß man hofft, von einer Neuaufstellung der Gerüste absehen zu können.

Auch in Graudenz ist ießt die Errichtung eines Kaiser - Wilhelm - Denkmals mit einem Kostenaufwand von 20- bis 25 000 H6 beschlossen worden.

Für die Walhalla in Regensburg ist im Auftrag des Prinz - Regenten eine Marmorbüste Kaiser Wilhelm's I. von Konrad Knoll ausgeführt worden. Ihre Aufstellung wird jedoch nach den geltenden Bestimmungen erst zehn Jahre nach dem Tode des Staisers, also erst 1898, erfolgen.

- Jim Festsaal des berliner Rathhaujes sind gegenwärtig die Entwürfe zu den für den Victoriapark bestimmten germenbildern der Dichter der Freiheitskriege ausgestellt. Es sind Mörner, modellirt von Bend, Uhland von Mar Kruse, E. M. Arndt von Hans Latt, Rüdert von Lep&e, §. V. Kleist von Pracht und Schenfendorf von Reichel.

Der Maler W. Pape in Berlin ist gegenwärtig im Auftrag des Naisers mit der Vollendung eines großen Gemäldes beschäftigt, das die am 18. Januar v. I. im Weißen Saal des töniglichen Schlosjes stattgehabte Feier der Errichtung des Deutschen Reichs schildert.

Das dresdener Kupferstichcabinet, das planmäßig die Meisterwerke moderner Radirung sammelt, hat neuerdings eine Anzahl von Blättern des hochbegabten, 1819 geborenen, 1891 verstorbenen Landschaftsradirers Jean Berthold Jongkind erworben, der in Deutschland bisher fast unbekannt geblieben ist.

gm Niederländischen Museum zu Amsterdam ist ein Wert des Michelangelo entdeďt worden. Eine dort befindliche, im Bachếausichmelzverfahren gegossene Bronze von 19 Cmtr. Föhe, die bisher als Figur eines tanzenden Mannes bezeichnet wurde, hat Director Pit aus stilkritischen Gründen und durch Vergleich von Handzeichnungen als Arbeit des großen Meisters nachgewiesen, und zwar als einen David, der über Goliath triumphirt.

Die Sammlung Borghese in Rom, die berühmteste dortige Privatgalerie, wird demnächst in den Besiß des italienischen Staats übergehen, der für die Statuen 2 Mill., für die Gemälde 5 Mill. Lire zu zahlen gewillt ist. Unter erstern befindet sich eine ganze Reihe der besten Antifen, unter lepiern ragen namentlich die „Grablegung“ Raffael's, die „Danaë“ des Correggio, die „Diana“ des Domenichino und vor allem Tizian's „Himmlische irdische Liebe hervor.

Theater und Musik. - Sur Feier der 100. Wiederlehr des Geburtstag des Feldenkaijers Wilhelm I. am 22. März wird im tönigl. Schauspielhaus zu Berlin eine Festdichtung von Bildenbruch, eine „dramatische Legende“, zur Aufführung tommen. gm Lessing-Theater ram zum ersten mal ein neues dreiactiges Schauspiel „Die Wiederkehr“ von François de Carel mit recht günstigem Erfolg auf die Scene. Philippi's Schauspiel „Der Dornenweg" hat im Theater des Westens bei der ersten Aufführung freundliche Aufnahme gefunden. Dem Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater ist die Aufführung des neuen vieractigen Schauspiels „Menschenfresser“ von Mar Wieland durch die Polizei verboten worden. Auf derselben Bühne erwedte das nach Friß Reuter's bekannter Erzählung bearbeitete Stüd „Mein Süsung“ von Jahnke und Schirmer Antlang. Dem Bellealliancetheater wurde die Aufführung des Dramas „Ueber unsere Kraft“ von B. Björnson durch die Polizei verboten.

Jbren's neuste8 Drama „John Gabriel Bortmann" wurde im frankfurter Schauspielhaus mit durchschlagendem Erfolg erstmalig aufgeführt. Bejonders nach dem zweiten Act wurde stürmis scher Beifall laut, ebenso am Schluß. Unter den leßten Dichtungen Ibsen's das neue Stüd als eins der tlarsten bezeichnet worden. Noch vor der frankfurter Aufführung ist das Drama in Felsingfors auf zwei Bühnen in Scene gegangen und sehr beifällig aufgenommen worden. Auch in Kopenhagen hat das Freie-Arbeitertheater großen Erfolg mit dem Stüd erzielt.

Gerhart Hauptmann's Märchendrama „Die versuntene Glode“ erregte bei der ersten Aufführung im Neuen Theater zu Leipzig lebhaftes Interesse und reichen Beifall. Nur in den legten Scenen befremdeten manche Einzelheiten des Dialoge. Für die Darsteller sind namentlich in dem Meister Heinrich und der Fee Rautendelein dankbare Aufgaben dargeboten. Im ganzen istDie verjunfene Glode" als eine phantasic- und gedanfenreiche Dichtung anerkannt worden.

Jm hamburger Stadttheater fand das neue Drama „Die Athenerin“ von Leo Ebermann bei der ersten Aufführung mit Frau Elmenreich in der Titelrolle lebhafte Zustimmung.

Wildenbruch's „Sönig þeinrich IV." erzielte im darmstädter Softheater' recht günstigen Erfolg.

gm dresdener şoftheater ist das neue Schauspiel „Ewige Liebe“ von 6. Faber günstig aufgenommen worden.

Das wiener Hofburgtheater hat mit 3bsen's Drama „Wildente“ bei der ersten Aufführung teinen großen Erfolg davongetragen. Im Raimund-Theater tam das Vollstüd „Glüdselig" von Morré zum ersten mal zur Aufführung, das besten Antlang fand. Die wiener Grillparzer-Gesellschaft feierte den 25. Todesta; Grillparzer's (21. Januar) dadurch, daß fie 50 Vereinen und Boltsbüchereien 400 Bände der Werte Grillparzer's als Geschent übermittelte.

Das pariser Théâtre Odéon brachte ein neues Genrestüd „Allez, Messieurs!“ von Tristan Bernard, worin die Duellsucht der pariser Journalisten verspottet wird, ohne größern Erfolg auf die Scene.

Bracco's neues Drama „Der Triumph“ erlebte im mailänder Manzoni-Theater seine erste Aufführung, aber ohne günstigen Erfolg.

Mozart's tomische Oper „Cosi fan tutte“ wurde im tölner Stadttheater in der Textbearbeitung von Eduard Devrient neueinstudirt gegeben und außerordentlich beifädig aufgenommen.

Das augsburger Stadttheater brachte die Dper „Astorre“ von Krug-Waldsee mit recht glüdlichem Erfolg zur Aufführung.

Das wenig betannte Offenbach'sche Singipiel, Der Salon Pipenberger“ trug im Deutschen Theater zu München einen Heiterkeitserfolg davon.

gm Theater Unter den Linden zu Berlin gefiel die schon ältere Dperette „Gilette de Narbonne von E. Andran, Text von Chivot und Duru, dem Publikum bei der ersten Aufführung.

Verdi's tomische Oper , Falstaff“ wurde von Scilern des Royal College of Music im londoner Lyceumtheater mit gutem Gelingen aufgeführt.

In Antwerpen hat „Phryne“ von Saint-Saën8 nicht beionders gefallen. Dagegen erweďte die neue Oper „Herberg8prinzeß“ von Jan Bloď lebhafte Zustimmung.

gm 13. leipziger Gewandhaus concert am 21. Januar fam zum ersten mal ein Saz (Menuet) aus der neuen Symphonie (Nr. 3, F-dur) von Gustav Mahler zur Aufführung. Das stimmungsvolle, graziöse und mit feinsinniger 3nstrumentation aus gejchmüdte Tonstüd, das einen Sommermorgentraum schildert, erwedte lebhaften Beifall.

Händel's großes Dratorium Heralles" in der trefflichen Bearbeitung von Dr. F. Chrysander tam zum ersten mal in der leipziger Alberthalle durch den Riedel-Verein unter der vorzüglichen Leitung des Prof. Dr. H. Streßichmar in einem Extraconcert des Liszt-Vereins zur Aufführung, die durch die schönen Leistungen der hervorragenden Solisten, des Chors und des Drchesters größte Bes geisterung hervorrief.

Jm 7. Gürzenichconcert zu Köln unter Dr. Wüllner's Leitung wurden zur Vorfeier des 100. Geburtstags Franz Schubert's dessen unvollendete H-moll-Symphonie und große Messe" in Es-dur mit schönem Gelingen aufgeführt.

Der tilsiter Dratorienverein hat zur Feier seines 25jährigen Jubiläums Rob. Schumann's Scenen aus Goethe's Faust“ unter Leitung des fönigl. Musitdirectors Wolff in wohlgelungener

Weise zum Vortrag gebracht.

- Eugen d'Albert ist vom Rönig von Würtemberg durch Berleihung der Goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft am Band des Friedrich-Ordens ausgezeichnet worden.

Verkehrswesen. Der Congreß des Weltpostvereins wird am 5. Mai in Washington beginnen und etwa fieben Wochen dauern. Es besteht alle Aussicht, daß China dem Welipostverein beitritt. China organisirt gegenwärtig seine Posteinrichtung nach europäischem Muster.

Auf der Warschau - Wiener Eisenbahn werden im kommenden Frühjahr zwischen Moskau, St. Petersburg, Wien und Berlin Blißzüge eingeführt werden, deren Schnelligkeit 80 Werst in der Stunde betragen sou.

Uuf den würtembergischen Eisenbahnen soll ein neues Verkehrsmittel zur Einführung gelangen, nämlich die Serpolletwagen, von ihrem Erfinder, dem französischen Ingenieur Serpollet Automobiletrain genannt. Der Automobilezug ist ein auf Schienen laufender Automobilewagen, der 44 Pläße, darunter 32 Sißpläge enthält; seine bewegende Kraft reicht hin, noch einen gewöhnlichen Eisenbahnwagen, der angehängt werden kann, mit sich zu führen. Zur Bedienung des Zugs genügen ein Mann an der Maschine und ein Schaffner. Der Verbrauch an Heizmaterial ist gering. Da der Bug an beliebig vielen Haltestellen Fahrgäste aufnimmt, so ist er für die Decentralisation des Verfehrs sehr vortheilhaft. Die Schnelligkeit, die der beladene Wagen bei 14 Tonnen Eigengewicht mit 27 Fahrgästen bei einer Probefahrt am 29. December °v. I. auf einer französischen Bahnstrede erreichte, wechselte zwischen 30 und 50 Kilomtr

. in der Stunde;

der Verbrauch an þeizmaierial war dabei so unbedeutend, daß die Kosten für das Kilometer nur auf 3 Cts. zu stehen famen. Das erste Probeftüd eines solchen Automobilezugs ist von der Generaldirection der würtembergischen Staatsbahnen bereits bestellt worden.

Ueber Bau und Betriebseinrichtungen der Bauptund Nebeneisenbahnen sind vom Verein der deutschen Eijenbahnverwaltungen technische Vereinbarungen getroffen worden, die am 1. Januar in Wirtsamteit getreten sind. Unter Nebeneisenbahnen sind hierbei vollspurige, mittels Dampftraft durch Locomotiven betriebene, dem öffentlichen Verkehr dienende Bahnen zu verstehen, auf die Betriebsmittel der Bauptbahnen übergehen können, bei denen jedoch eine Fahrgeschwindigkeit von 40 Kilomtr. in der Stunde das höchste zulässige Maß ist. Die Vereinbarungen betreffen den Bau und die Unterhaltung der Bahn (freie Strede und Stationen) und der Betriebsmittel (Locomotive, Tender, Wagen), den Betriebsdienst (Bahn- und

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