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nach, daß die Kinder beim Lernen mehr fremde als eigene Kräfte gebrauchen, und fordert, daß auf die gute Verwendung ihrer Kräfte unmittelbare Belohnungen folgen sollen u. s. w. Der erste Schüler von Schnepfenthal war Karl Ritter, der später so berühmt gewordene Geograph, der elf Jahre hindurch Zögling dieser Anstalt war.

trauen der Knaben zu gewinnen. Mit ihm er einen Erziehungsplan ausgearbeitet und zusammen wirkten damals unter anderem am unter dem Titel „Noch etwas über die ErPhilanthropin Olivier, der Erfinder einer zichung" in Schnepfenthal drucken lassen. Lautier Lesemethode, der Dichter Matthisson, der Hier suchte er unter anderem nachzuweisen, Radirer und Schriftsteller Kolbe. Sein Jdeal daß die Grundsäße der richtigen Pädagogik aber fand Salzmann hier nicht erreicht. Er noch immer nicht ihre Anwendung fänden. sehnte sich nach einer Stellung, in welcher er Er rügte es vor allem, daß man die körperunabhängig, ganz nach seinen eigenen Anschau- liche Erziehung vernachlässige, daß die Jugend ungen und Ideen der Jugenderziehung sich mit der Natur nicht genug bekannt gemacht widmen konnte. Ihm erschien zuvörderst eine werde und daß im Unterricht die AufmerksamStadt nicht als der geeignete Plaß zu einer keit von dem Naheliegenden und GegenwärErziehungsanstalt, weil es da schwierig sei, | tigen abgezogen und auf das Abwesende gedie Kinder ganz von den Einflüssen fremder | lenkt werde. Ebenso weist er als fehlerhaft Personen abzuschließen, ohne die Freiheit der Bewegung zu hemmen und ohne den Umgang mit der Natur zu erschweren. Das zweite, was Salzmann an dem Dessauer Institut vermißte, war der rechte Familienzusammenhang zwischen Lehrern und Zöglingen und die Beteiligung der Frauen am Erziehungsgeschäft. Darum sollte sein Philanthropin nicht nur eine Familie heißen, sondern auch wirklich sein: die Die angesehensten Familien schickten ihre HofZöglinge seine Pflegesöhne, die ihn und seine meister nach Schnepfenthal, damit diese sich Gattin mit Vater“ und „Mutter“ anredeten mit der dortigen Lehr- und Erziehungsweise und an deren Erziehung auch die Frauen des bekannt und vertraut machten. Zur Weckung Hauses vollen Anteil nähmen; die Lehrer auf des Interesses für die Anstalt in den weitesten opfernde Freunde und Mitarbeiter; er selbst Kreisen trugen auch die zahlreichen Schriften aber der Familienvater, der Patriarch inmitten Salzmanns bei, welche pädagogischer, religiöser des ganzen Kreises. Denn die Vielherrschaft und philosophischer Art waren. Bei der außersagte ihm nicht zu, einer nur sollte Herr sein ordentlich steigenden Frequenz der Anstalt wurde und an der Spiße des Ganzen stehen, von dem die Errichtung eines zweiten Institutsgebäudes alle Anordnungen ausgehen, dem alle gehorchen eine Notwendigkeit. Es wurde genau in derund sich unterordnen, dem sie sich aber auch mit selben Größe, nach demselben Plane wie das Vertrauen und Hingebung anschließen sollten. erste Haus und nur in geringer Entfernung Sein Ideal sollte er nun in Schnepfenthal westlich von diesem erbaut. Bei der Grundverwirklichen. Am Eingang des Reinhards- steinlegung am 29. Juni 1792 erschien auch brunner Thales entdeckte er dieses Grundstück; der Herzog Ernst, um Salzmann einen neuen er fand dasselbe so passend für seine bahn- | Beweis seines Wohlwollens zu geben. Unter brechenden Gedanken, daß er es den Besißern | Mitwirkung der Lehrer André, Bechstein, Glaß, abkaufte. Die Konzessionsurkunde wurde Salz- Lenz, Blasche, Gutsmuths u. a. wurde Schnepfenmann am 26. August 1784 ausgehändigt. In thal mit der Zeit so berühmt, daß nicht nur derselben sagt der Herzog Ernst von Sachsen- Deutschland, sondern u. a. auch die Schweiz, EngCoburg-Gotha unter anderem, daß er dem land und Portugal dahin Zöglinge entsendeten. neuen Erziehungsinstitut viele Freiheiten ge- 1788 errichtete er auch eine eigene Buchdruckerei währe, so z. B. für alle Zöglinge Befreiung und Buchhandlung. Goethe besuchte mit dem vom Militärdienst, die Erlaubnis, ohne Censur Kunstforscher Meyer in Begleitung des Gedrucken zu lassen, unter der Bedingung, daß heimrats und Ministers v. Frankenberg am die Gesellschaft für die Moralität und politische 27. August 1801 die Anstalt. Die reifste Schicklichkeit ihrer Schriften zu haften verbun- Frucht von Salzmanns zahlreichen pädagogiden bleibe", und dergleichen mehr. Das Guts- schen Arbeiten ist wohl das „Ameisenbüchlein haus erwies sich jedoch als zu eng, so daß oder Anweisung zu einer vernünftigen ErSalzmann sich gezwungen sah, den Bau eines ziehung der Erzieher" (Schnepfenthal, in der neuen Hauses ins Auge zu fassen. Als geeig- Buchhandlung der Erziehungsanstalt, 1806). netsten Play zu demselben erkannte er den steri- Mit Recht sagt Moller von dieser Schrift: len Ostabhang des Grizenberges, der sich unmit- „Es giebt vielleicht in der neueren pädagogitelbar hinter seinem Grasgarten erhob. Nach schen Litteratur kein Werk, das die Pflicht des schwierigen Unterhandlungen mit den Besizern Erziehers, sich selbst zu vervollkommnen und des Plages ging derselbe in seine Hände über. den Grund jedes Weißerfolges in sich selbst zu Am 18. Juni wurde feierlich der Grundstein suchen, so eindringlich mit mildem Ernst und gelegt und am 8. August die Errichtung des erfahrungsreicher Weisheit ans Herz gelegt Hauses festlich begangen. Um diese Zeit hatte | hätte wie das Ameisenbüchlein.“ Infolge der

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Kriegsunruhen in ganz Europa und der Un- | den gymnastischen Übungen der Zöglinge bei

sicherheit der politischen Lage sank im Jahre und unternahm mit ihnen nachmittags einen 1809 die Zahl der Zöglinge der Anstalt. Ausflug nach dem „Ungeheuren Grund“. — Da Deutschlands Unglück und Schmach und noch seine Söhne, welche die Anstalt nach dem Ableben andere Schicksalsschläge, namentlich der Ver- des Vaters übernehmen sollten, vom Tode hinlust seiner treuen Genossin und Gattin, sowie weggerafft wurden, übertrug Karl Salzmann gichtische Schmerzen rieben die Kräfte Salz- | die Leitung von Schnepfenthal seinem Neffen manns vorzeitig auf, und so starb er am Wilhelm Ausfeld, der als Rektor der deutschen 11. Oftober 1811. Sehr treffend charakterisiert | St. Michaelisschule in Moskau vorstand. Dieser den Verewigten sein Biograph Richard Bosse, übernahm am 1. Oktober 1848 das Direktorat indem er sagt: „Ebenso entfernt von Eitelkeit der Schule. Karl Salzmann starb am 21. Nowie von Ehrgeiz und Habsucht, kannte sein vember 1867 im siebenundachtzigsten Lebensdurchaus edles und durchaus selbstloses Herz | jahre, geachtet und geliebt nicht allein von nur ein leitendes Gefühl: die innige Liebe zur seinen Zöglingen, sondern von allen, die ihn Menschheit! ... Im Gegensaß zu der unver- kannten. Wilhelm Ausfeld, der nunmehrige nünftigen Härte, mit welcher früher in Schule Direktor von Schnepfenthal, wurde plößlich am und Haus die Kinder meist behandelt wurden, 15. Februar 1880 von einem unerwarteten Tode übte er eine freundliche Zucht, wollte fröhliche ins bessere Leben abberufen. Unter seiner LeiKnaben bilden und die Kinder als Kinder be- tung erreichte die Zahl der Zöglinge sechzig, handelt sehen... Daß er einer der besten Er- das heißt die höchste Summe, auf welche die zieher gewesen, ist außer allem Zweifel. Seine Gebäulichkeiten berechnet sind. Verschiedene fürstganze Persönlichkeit befähigte ihn dazu, die liche Häuser vertrauten der Anstalt die ErzieLiebenswürdigkeit und Milde, Festigkeit und hung ihrer Söhne an. Der deutsche Kronprinz Reinheit seines Charakters, seine Begabung und die Kronprinzessin besuchten Schnepfenthal und seine Neigungen.“ im Jahre 1868, gaben am 29. Juli 1868 der Anstalt auf der „Tanzbuche“ ein Fest, an welchem sie nebst ihren Kindern in leutseliger Weise teilnahmen. Die Leitung der Anstalt steht jezt unter der Direktion des Sohnes von Wilhelm Ausfeld sen., Dr. Wilhelm Ausfeld, der am 1. August 1877 in Schnepfenthal eintrag und als ein ausgezeichneter Pädagoge und Schriftsteller längst rühmlich bekannt ist.

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Sein Sohn Karl Salzmann, der eine ausgezeichnete Erziehung genoß und sich schon frühzeitig durch hervorragende Befähigung für | die Pädagogik auszeichnete, jezte das vom Vater begonnene erhabene Werk der Jugenderziehung fort. Nach denselben Grundsäßen | wie der Begründer der Anstalt leitete auch er dieselbe. Er hatte das Glück, bei der Übernahme der Anstalt über eine Anzahl tüchtiger, Die Zahl der Schnepfenthaler Zöglinge bewährter Lehrkräfte verfügen zu können, und innerhalb des Bestehens der Anstalt beträgt es gelang ihm, diese dauernd an sich und 1347 und diejenige der Lehrer 196. Und Schnepfenthal fesseln zu können. Neben Guts- | zwar stammten die Schüler außer Deutschland muths, dessen Ruf weit über die Grenzen aus Österreich-Ungarn, Rußland und Polen, Thüringens hinaus sich erstreckte, wirkten noch England, Schweiz, Frankreich, Belgien, Dänemit der ausgezeichnete Kenner der alten Spra- mark, Spanien, Portugal, Italien, Schweden, chen Weißenborn, Johann Wilhelm Ausfeld, Holland, den Vereinigten Staaten, Brasilien, ein Mann von seltener Pflichttreue und selte- aus dem Oranje-Freistaat, Guatemala und ner Herzensreinheit, der hier achtundfünfzig China; von diesen waren 17 Prinzen (drei Jahre hindurch (1795 bis 1853) seine ganze derselben wurden regierende Landesfürsten), Kraft dem Werke der Erziehung und des Unter- 58 Grafen, 79 Freiherren, 230 Ritter und richts gewidmet hat; Lenz, Rein, Röse, Winzer, | Edle und 963 Bürgerliche. Wie viele von Thomas und viele andere. Wie Dr. Ed. Aus- | den ehemaligen Zöglingen noch am Leben sind, feld in seiner Biographie Karl Salzmanns er- | läßt sich, da von vielen die Nachrichten fehlen, zählt, ernannte Herzog Ernst I. von CoburgGotha am 16. Juli 1827 Karl Salzmann in Anerkennung seiner erziehlichen Thätigkeit zum herzoglich sächsischen Hofrat, und anläßlich des fünfzigjährigen Bestehens der Anstalt wurde er von seinem Landesherrn dekoriert. Zahlreiche fürstliche Persönlichkeiten machten der be- Wir können nur wünschen, daß dieses Instirühmten Anstalt ihre Visite; am 23. Juli 1843 tut, welches unserem Vaterlande zur Zierde traf auch Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, gereicht, noch lange in ungeschwächter Kraft der jezige deutsche Kronprinz, dort ein, wohnte | blühen und gedeihen möge.

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nicht sagen. Konstatiert ist der Tod bei 525. Davon sind neunzehn schon als Schüler gestorben, achtzehn in den Kriegen dieses Jahrhunderts, zwei sind ertrunken und einer wurde endlich im Jahre 1802 am Kap der guten Hoffnung von einem Haisisch gefressen.

Litterarische Mitteilungen.

zur Musiklitteratur.

macht. So sehen wir in unseren zeitgenössischen Tonheroen Liszt und Wagner einen intereffanten Komplex der verschiedenartigsten geistigen Strömungen der leßten fünfzig Jahre. Ihre Schriften und Werke sind nicht nur der Brennpunkt laufender Zeitfragen, sondern sie wirken auch wieder auf Zeitstimmung und Zeitgeschichte intensiv und fast unberechenbar zurück.

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In der Kunstgeschichte begegnen wir | bis zu dem Moment, wo er als reifer Künstler
Individualitäten, deren außer vor den Wienern steht, auf den Höhen einer
ordentliche Begabung sie zum in scharfen Umrissen gezeichneten Darlegung.
Centrum ganzer Zeitbewegungen In den Überschriften der einzelnen Kapitel er-
schließt sich uns bereits der innere organische
Zusammenhang des Ganzen. Haben wir nach
den Kinderjahren an dem ersten großen Schmerz
des Jünglings, der ihm durch den Tod des
Vaters geworden, teil genommen, so umweht
uns in der Revolution (Paris 1830) jene
sturmbewegte Zeit, die mit dem ominösen flie-
genden Wort Salvandys nach einer Ballnacht
im. Königspalast: Man tanzt auf einem
Vulkan" eingeleitet wird. Die Lehren Saint
Simons“, „Paganini“, „Die Romantik in der
Kunst unseres Jahrhunderts“, „Der Einfluß
Hektor Berlioz' auf Liszt“ ein Kapitel, das
auf die musikalische Stellung und Verschieden-
heit beider Geister neue Streiflichter wirft
„Ein Dioskurenpaar“, „Abbé Lamenais“ und
so weiter, dann „Eros als Kind der Roman-
tik“ und die mit vielen charakterisierenden
Feinheiten ausgestattete Episode „Madame la
Comtesse d'Agoult" lassen die Erscheinung
Liszts nach menschlicher und künstlerischer Seite
in scharfer psychologischer Zeichnung, beeinflußt
und beeinflussend aus der jemaligen Zeitbe-
wegung, hervortreten.

Es haben sich um sie, wie um alle Bahnbrecher, weite Kreise bedeutender Männer und Frauen gebildet; ganze Generationen von Künstlern und Gelehrten, Priestern und Laien, gekrönte Häupter, durch Schönheit und Geist distinguierte Frauen geben den glänzenden Rahmen um dies berühmte Künstlerpaar.

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Unter den bekannten Schriftstellern und Musikern, die sich speciell in den geistigen Bann Liszts stellten, tritt uns in Lina Ramann eine eigenartige Erscheinung entgegen. Wir sehen sie in einem fast fünfundzwanzigjährigen Wirken dem Meister treu zur Seite stehen, dem Pfadfinder ein Pfadebner und vielen Pfadsuchern der Mit- und Nachwelt ein Pfadweiser. Den allgemeinen Kreisen wurde sie durch ihr Hauptwerk Franz Liszt als Künstler und Mensch" bekannt. Die Kritik des In- und Auslandes hat bei dem Erscheinen des Werkes dasselbe den bedeutendsten Publikationen dieser Art gleich gestellt, und liegen in Amerika und England bereits Überseßungen vor. Durch den Anschluß an die pragmatische Geschicht- Unter den aus dem musikalischen Leben der schreibung erwirbt es sich nicht nur das Inter- Gegenwart schöpfenden Schriftstellerinnen ist esse des sachlich Gebildeten, sondern jedes Ge- L. Ramann die einzige Musikerin von Beruf. bildeten überhaupt. Der Aufbau des gesamten Die wissenschaftlich durchbildete Art, mit welcher Werkes hält sich von dem ersten Kapitel an, sie den reichen Stoff beherrscht und gruppiert, das in stimmungsvoller Einfachheit die Eltern ist ein wohlthuender Gegenjaß zu den sehr und die Kinderjahre Franz Liszts behandelt, | achtenswerten, oft aber mehr der Phantasie

Enthält so der biographische Teil das bis jezt gründlichste Material über Liszts Leben, so bietet der musikalische eine ebenso wertvolle Zusammenstellung und kritisch-ästhetische Beleuchtung der Werke Liszts, nebst einem chronologischen Verzeichnis, das sich Fachmusikern und Litteraten als Nachschlagebuch nüglich erweisen dürfte.

entsprungenen oder rein reproduzierenden Arbeiten anderer.

Der Veröffentlichung des ersten Bandes der Biographie reihte sich die Herausgabe der gesammelten Schriften Liszts* in deutscher Sprache, zu welcher L. Ramann von ihm selbst autorisiert wurde, an. Eine schönere Gabe hätte dem Altmeister des Klaviers an seinem Lebensabend nicht gebracht werden können. Bis jeßt hauptsächlich durch seine Töne gekannt und bewundert, tritt er nun dem großen Publikum auch als Schriftsteller entgegen. Seine Essays bergen Edelsteine humaner Denkungsweise und idealer Kunstprincipien. Dem ersten Band „Chopin“ (dem einzigen nicht von L. Ramann übertragenen) "folgten in kurzen Zwischenräumen vier weitere Bände: „Essays und Reisebriefe“, „Dramaturgische Blätter“, „Aus den Annalen des Fortschritts“, sowie ein sechster „Die Musik der Zigeuner", der soeben in die Öffentlichkeit gelangt ist. Schriften wie die vor liegenden stellen an das schaffende Denken des Übersezers ganz bestimmte Forderungen; es kommt nicht allein darauf an, die Gedanken in ihrer Schärfe in einer anderen Sprache wiederzugeben, sondern auch darauf, den eigentlichen Stil zu wahren, der von der Individualität Liszts so untrennbar ist.

Mit diesen beiden genannten Werken ist die Thätigkeit L. Ramanns für Liszt noch nicht er schöpft; bei Anlaß einer Aufführung des Oratoriums „Christus" schrieb sie eine in weiten Kreisen bekannte Broschüre (Leipzig, Verlag von C. F. Kahnt) zur zeit- und musikgeschichtlichen Stellung desselben, mit vielen Noten beispielen und Auszügen aus der Partitur. Der verstorbene Verleger J. Schuberth wurde dadurch bewogen, ihr den Vorschlag zu machen, jene oben besprochene Liszt-Biographie zu verfassen.

Außer der Bedeutung als Biograph und Pionier Liszts nimmt 2. Kamann auch als Musik-Pädagog eine geschäßte Stellung ein.

* Franz Liszts gesammelte Schriften. Jus Deutsche übertragen von 2. Ramaun. Leipzig, Breitkopf und Härtel.

| Aus ihrem praktischen Wirken gingen verschiedene theoretische Werke hervor: „Vorträge über die Musik als Gegenstand der Erziehung“ (Leipzig, Merseburger, 1868) und eine „Allgemeine musikalische Erzieh- und Unterrichtslehre für die Jugend" (Leipzig, Hermann Weißbach, 1873. Zweite Auflage).

Werfen wir einen kurzen Blick auf das Leben L. Kamanns, die unter den Schriftstellerinnen Deutschlands eine so eigenartige Stellung einnimmt und sich auf ein bis jezt nur von Männern betretenes Gebiet, die Biographie im großen Sinne, wagte.

Am 24. Juni 1833 in Mainstockheim bei Kizingen geboren, genoß sie den Unterricht der dortigen Dorfschule. Mit dem siebzehnten Jahre kam sie nach Leipzig als Schülerin zu der ihrer Zeit geschäßten Pianistin Frau Brendel, der Gattin des als Vorkämpfer der musikalischen Neuzeit bekannten Musikschriftstellers Franz Brendel. Im Hause dieser bedeutenden Persönlichkeiten erwarb sich L. Ramann nicht nur ihre musikalischen Fachkenntnisse, sondern sie trat auch in persönliche Beziehung mit den hervorragendsten Vertretern der neudeutschen Schule, sowie mit Liszt selbst.

1858 gründete sie ein MusiklehrerinnenSeminar in Glückstadt. Dann 1865 eine Musikschule zu Nürnberg mit einer Gesinnungsgenossin, Jda Volkmann. Hier wie dort wurzelte ihr Bestreben in dem Gedanken, der allgemeine Musikunterricht sei ein human-erzichliches Bildungsmittel.

Im Mai 1883 feierte sie den fünfundzwanzigsten Jahrestag ihrer Lehrthätigkeit. Bei dieser Gelegenheit wurde vielseitig der Wunsch geäußert, der Staat oder der große Musikverein, der durch Brendel sein organisches Fundament erhalten, möge die Austragung ihrer Lehridee, die ein bedeutsamer Beitrag für die unserer Zeit so notwendige Reform der musikalischen Lehrerbildung und des allgemeinen musikalischen Unterrichts ist, in die Hand nehmen und zu einem Allgemeingut machen, ein Wunsch, dem auch wir uns aus vollem Herzen anschließen. A. Felix.

Für die Redaktion verantwortlich: Friedrich Westermann in Braunschweig. Druck und Verlag von George Westermann in Braunschweig.

Nachtruck wird strafgerichtlich verfolgt.

Übersetzungsrechte bleiben vorbehalten.

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