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Geheimnisses, und gegen niemand durfte | wer steht mir denn dafür, daß nicht in

sie das arme Herz erleichtern.

einigen Wochen die da unten kommen und Inzwischen hatte Zädler dem Doktor sagen: Jezt zeigt die Magnetnadel wieder Krisas Mitteilung von seiner Entdeckung nach dort, heute links, morgen rechts!? gemacht. Dieser besprach die Angelegen Jeden Augenblick müssen diese Herren Geheit mit seiner Frau, welche ihrerseits | fahr laufen, von der Erfahrung widerlegt ihre Freundin Betty benachrichtigte. Es zu werden. Da stehe ich doch fester da, ich war der armen Betty nicht leicht, mit will nicht in diese ungewisse Region hindem nötigen Erstaunen eine Kunde auf- absteigen.“ zunehmen, welche ihr ebenso überraschend hätte erscheinen müssen, wie sie in Wirklichkeit längst von ihr erwartet war. Aber sie hielt sich tapfer, und das Resultat dieser Unterredungen war der Entschluß, daß Krisas eine Rücksprache mit Eibeling nehmen sollte, um in möglichst schonender Weise die für beide Teile miß hellige Angelegenheit zu ordnen.

Eibeling war durch Krisas' Mittei lungen aufs unangenehmste überrascht. Zuerst zeigte er sich überhaupt ungläubig.

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,Wer weiß, was die da unten gesehen haben," sagte er wegwerfend.

Als ihm aber Krijas in milder Überredung zum Bewußtsein brachte, daß die Angaben des Physikers thatsächlich doch unangreifbar seien, da begann bei Eibe ling die Einsicht zu reifen, in welch be denkliche Lage er sich durch seine Übereilung gebracht habe. Totschweigen ließ sich die Sache nicht. Was aber konnte er thun? Einfach widerrufen? Unmöglich!

Was halten Sie nun für das Richtigste, das in meinem Falle zu thun wäre?" fragte er Krisas.

Geben Sie selbst eine Berichtigung Jhrer Behauptungen, in welcher Sie den jenigen Teil, welcher sich auf die beobachteten Thatsachen bezieht, einfach zurückziehen. Jeder kann sich einmal täuschen, und Ihr Ruf ist ein so alt und fest begründeter, daß Ihnen dies niemand verübeln wird.“

„Nein, nein! Es geht nicht!" rief Eibeling. Ja, wenn ich selbst von mei nem Irrtum überzeugt wäre! Aber ich bin es noch nicht. Ich halte meine Theorie noch aufrecht, um so mehr, als sich die Empirie wieder einmal in ihrer ganzen Haltlosigkeit entpuppt hat. Bester Kollege,

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„Wenn Sie jenseit aller Erfahrung lustwandeln, so sind Sie freilich sicher, je durch Erfahrung widerlegt werden zu können.“

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„Ich weiß wohl, daß Sie meine Ansichten für Erdichtungen halten," ent= gegnete Eibeling. Aber wenn sie es wären, dann wären sie jedenfalls sorgfältig genug gemacht. Wo sind denn die Gründe, welche mich widerlegen können? Die einfache Thatsache hat, wie gesagt, keinen Wert, solange Zädler nicht auch die Ursache angeben kann, warum die Beobachtungen auf einmal andere geworden sind wie am Tage vorher. Solange er dies nicht leistet, bleibe ich auf meiner Meinung bestehen. Thatsache ist, daß die Abweichung in meinem Sinne vorhanden war; ob sie es noch ist, bleibt gleichgültig. Für mich kommt alles darauf an, daß sie möglich ist, und dazu genügt, daß sie zeitweise wirklich war. Nein, Herr Kollege, ich wanke und weiche nicht.“

Vor Eibelings Hartnäckigkeit mußte Krisas die Waffen strecken.

Einige Tage später erhielt Zädler von Eibeling ein kleines Heftchen, nur wenige Blätter enthaltend. Es war ein Separat= abdruck der Eibelingschen Abhandlung.

„Arme Betty!" sagte Zädler, als er gelesen hatte.

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Armer Eibeling!" wäre vielleicht passender gewesen, aber er sagte: „Arme Betty!"

Dann sezte er sich hin und schrieb an Eibeling eine sorgfältige Darstellung des Sachverhalts, legte eine Abschrift der Beobachtungsprotokolle bei, bedauerte, daß Eibeling seine Veröffentlichung so sehr beschleunigt habe, und bat ihn schließlich direkt, in dem nächsten Heft der Monats=

schrift eine vorsichtig gehaltene Berichti gung der mitgeteilten Versuche zu geben, auf welche sich Eibeling ohne seine Er mächtigung berufen habe. Schließlich bat er ihn, ihre persönliche Freundschaft unter dem unangenehmen Zwischenfall nicht leiden zu lassen.

Diese wohlgemeinten Ratschläge fanden. keinen guten Boden bei Eibeling. Frei lich sagte er sich, daß er an der Thatsache nicht zweifeln könne und daß er nun handeln müsse. Lange saß er über die Schriftstücke gebeugt, bis seine Tochter hereintrat.

Ein Blick auf die Papiere und auf das sorgenvolle Gesicht des Vaters überzeugte sie von dem, was geschehen war. Leise faßte sie die Hand des Sinnenden.

„Ja, Betty," sagte dieser, „die Ent scheidung tritt nun unmittelbar an mich heran. Unser Freund seht mir hart zu.“ „D, so gieb nach, Vater!" Eibeling richtete sich auf.

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ich einen Fehler begangen. Das zweite aber, daß das Fundament meines Systems wanke - Betty, dieser Gedanke ist für mich so unfaßbar — nein, da müßten noch andere Gründe kommen, schlagendere, handgreifliche, und — ich weiß nicht, ob ich ihnen glauben könnte."

„Aber, lieber Papa, du hast dich doch schon manchmal geirrt und deinen Irrtum eingesehen.“

„Du hörst ja eben, liebes Kind, daß ich hier keinen Irrtum entdecken kann.“

„Aber du bist doch auch sonst schon zu Widersprüchen gegen die gewöhnlichen Annahmen der Naturforscher gekommen und brauchtest darum dein System nicht aufzugeben.“

„Gegen die gewöhnlichen Annahmen, ja! Dann aber waren es eben nur Annahmen, Hypothesen, über welche die Naturforscher selbst nicht einig waren. Niemals konnten sie mir Thatsachen aufweisen, die nicht nach meiner Art auch er

„Und dennoch,“ rief er, „ich glaube es klärbar gewesen wären. Hier aber liegt nicht! Ich glaube es nicht!"

„Wie meinst du das?“

die Sache anders. Hier ist eine Messung, eine jeden Augenblick zu prüfende Beobachtung, welche mich widerlegt, wenn sie vollständige Gründe für den Wechsel ihrer Resultate angeben kann und wenn sie richtig ist.“

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Und richtig ist sie. Dafür bürgt Zädler."

„Ja, liebe Betty, richtig! Was ist richtig von dem, was der täuschende Sinn uns vorspiegelt? Warum war das Ergebnis so lange Zeit ein anderes, meiner Ansicht entsprechendes, und warum hat es sich geändert? Auf einmal geändert seit dem Tage, an welchem meine Abhandlung gedruckt ward? Merkwürdiger Zufall!“ Betty schwieg.

„Seh dich her, meine Betty. Sieh, was die unendliche Vernunft schafft, das schafft sie sich selbst getreu. Ihr Gedanke selbst ist's, dessen äußere Seite wir fühlen im Zuge des Planeten, im Säuseln der Luft und im aufblizenden Strahle des Lichtes, wie wir ihn in uns empfinden als Ruf des Willens zur gewaltigen That, als gestaltenden Trieb unseres Lebens und als die Wahrheit erkennende Macht des Verstandes. Und wo ich dem Gedanken mit unerbittlicher Logik folge, da muß ich ihn unwandelbar erfinden bis ins kleinste. So aber das Geringste fällt, so mir die Unwahrheit der entlegensten Folgerung bewiesen wird, so habe entweder ich gefehlt in der Sorgfalt meines Schließens, oder der große Grundgedanke des Systems ist falsch. Trüge mein Schließen die Schuld es ist ja denkbar nun wohl, dann wäre es Zeit, daß ich gehe. Denn ich habe geprüft und erwogen nach allen Seiten und keinen Mangel gefunden. Und darum kann ich noch nicht glauben, daß Monatshefte, LVI. 386. — September 1884. – Fünfte Folge, Bd. VI. 36.

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In der That merkwürdig! Um so überraschender, je mehr ich darüber nachdenke. Eine so plößliche Veränderung in äußeren Umständen ist gar nicht denkbar, zumal eine Störung von außen ja nicht gefunden werden konnte. Man weise sie mir auf. Hm! Und wenn nun ein äußerer Anlaß der abgeänderten Beobachtung nicht stattgefunden hat, so kann es nur

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„Ja, liebe Betty, möchtest du nie ver stehen, was sich hier verändert hat! Möchte ich nicht es glauben müssen! Zädler!" Eibeling lachte unheimlich. „Seine Gewissenhaftigkeit! Ja, was man so Gewissen haftigkeit nennt, das grenzt mitunter recht nahe an Verblendung, an eine solche Verblendung, wo die vorgefaßte Meinung die Sinne zu beirren anfängt. Verlaßt euch nur auf die Sinne, und ihr seid schon — gewissenhaft! Bu große ,Gewissenhaftig keit der Richter hat öfters zu Justiz morden geführt. Von derselben Sorte ist die zu große Gewissenhaftigkeit des Forschers, welche zum Morde der Wahrheit leitet. Haha! Da stehen die langen Zahlenreihen so viel Grad, so viel Minuten! Das Papier ist geduldig!" „Papa,“ rief Betty, wenn ich dich recht verstehe Aber es ist ja nicht möglich! Was du da sagst, das kannst du nicht im Ernst glauben!"

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,, ich sage nichts, liebe Tochter, durchaus nichts! Unser Freund ist ja ein Ehrenmann!"

„Das ist er!"

wahr ist und echt, so ist es Zädlers treues Wort!"

Aber die finsteren Geister hatten schon zuviel Macht gewonnen über den gekränkten Philosophen. Er hörte nicht mehr das Versöhnende in den Worten der Tochter, nicht den Ton der kindlichen Liebe, mit welchem sie sprach; er verstand nicht ihre Furcht, daß der Vater etwas sagen könnte, was ihn scheiden mußte von dem Freunde. Er hörte nur die Verteidigung dessen, den er für seinen Feind halten zu müssen glaubte.

„Also auch du bist gegen mich?“ fuhr er auf. Ha, ich konnte es mir wohl denken! So geh nur, geh zu ihm, berichte ihm, was ich gedacht habe, was ich denken muß wenn er mir nicht beweisen kann, warum seine Resultate jezt anders lauten als vorher!"

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Und wenn es nun so wäre," rief Betty, wenn er dir diesen Grund aufwiese? Was wolltest du dann sagen! O Vater, du weißt nicht, wie ich mich gequält habe mit Sinnen und Denken, dir zu helfen, sonst könntest du so nicht sprechen! Du weißt nicht, warum ich auf die Seite Zädlers treten mußte." „Also doch ?"

„Ja, weil die Wahrheit auf seiner Seite ist. Weil ich den Grund kenne, den du verlangst - ich allein weiß das Geheimnis der Störung, und ich darf es nicht sagen.“

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Du weißt es? So gäbe es wirklich einen äußeren Grund der Erscheinung ? Haha! Vortrefflich! Dann wäre ja alles aufgeklärt! Einen natürlichen Grund, der mein System zusammenschlägt und den meine Tochter allein kennt? Deine

„Und das Papier ist geduldig," mur Scherze kommen wahrlich zu passender melte Eibeling ganz leise.

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Beit!"

„Und ich sage dir, Vater, was ich nie gesagt hätte, wenn nicht die häßlichen Gedanken gegen den wahrsten Menschen in deiner Seele aufgestiegen wären. Wisse denn! Über hundert Centner Eisen lagen, niemandem bekannt, unten in einer Kammer des Kellers neben dem Observatorium. Ich entdeckte sie, als ich unser Holz ab

räumte, und ohne dein und Zädlers Wissen | angelangt war, fiel es ihr ein, zu überum, wie ich glaubte, die Sache durch legen, ob sie wirklich einen der Eisenstäbe sich selbst beizulegen habe ich sie be- ihrem Vater hinauftragen solle, und das seitigt. Sie sind fortgeschafft. Seitdem Thörichte dieses Vorhabens wurde ihr zeigt die Magnetnadel, wie Zädler er klar. Während sie noch in Gedanken verwartet hatte. Es war wirklich nur eine loren dastand, traf ihr Blick auf die Thür zufällige äußere Störung, welche dich zu des Auditoriums, aus welcher ein heller deiner Abhandlung veranlaßte.“ Lichtstrahl auf den schon halbdunklen Flur

„Sprichst du die Wahrheit, Betty? hinausfiel. In dem jest leeren Hörsaale Hundert Centner Eisen

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Eibeling sank in seinen Stuhl. Betty weinte still zu seinen Füßen. Aber nach wenigen Minuten sprang er wieder auf. Zitternd vor Erregung stand er im Zimmer und rief: „Lächerlich! Lächerlich! Und solche Märchen soll ich glauben? So hole doch die Eisenstäbe, wenn du so gut ihre Stelle kennst, hole sie herauf - ersticken muß ich erst unter ihrer Last, diesen Körper sollen die Eisenmassen zerdrücken, ehe ich dir glauben will!"

Betty rang die Hände. Sie suchte den Vater zu beruhigen. Da versank er wie der in sein dumpfes Brüten, dann plößlich sagte er mit ruhiger Stimme:

„Betty, hole doch einen solchen Eisenstab. Geh!"

Betty zögerte. Sie wußte nicht, was der Vater wolle, und fürchtete sich, ihn allein zu lassen. Ihm aber schwebte in diesem Augenblick wirklich nur die Vorstellung vor, daß er sich von der Existenz des Eisens überzeugen müsse. „Geh!" rief er nochmals ungeduldig.

In diesem Augenblick brachte die alte Dienerin die eben angelangten Postsachen herein, Zeitungen und Briefe; obenauf lag ein kleines Blatt in Kreuzband. Betty winkte der erprobten Frau, in der Nähe des Vaters zu bleiben und ihn nicht aus den Augen zu lassen. Dann ging sie hinaus in der Hoffnung, des Vaters aufgeregte Stimmung werde sich in der Einsamkeit am besten beruhigen.

Fast ohne zu wissen, was sie that, in der unklaren Vorstellung, den Befehl des Vaters vollziehen zu müssen, trat sie auf den Korridor und begann die Treppe hinabzusteigen. Erst als sie im ersten Stock

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bereitete Zädler einen Vorlesungsversuch mit elektrischem Licht vor. Betty bedachte, daß jezt, da ihr Geheimnis verraten war, doch ihm vor allen die Aufklärung über das Vorgegangene gebühre. Und in diesem Gedanken trat sie leise durch die nur angelehnte Thür.

In dem Augenblicke, in welchem sie die Thür hinter sich zuzog, mußte sie die Augen vor dem blendenden Strahl der elektrischen Lampe schließen, welcher, durch den dahinter befindlichen Reflektor verstärkt, ihr direkt in das Gesicht fiel. Als sie dieselben wieder öffnete, befand sie sich in einem magischen Lichtmeer. Zädler hatte gerade vor den schmalen Spalt des Kastens, aus welchem das Licht herausstrahlte, ein Schwefelkohlenstoffprisma gesegt und den weißen Lichtstreifen in ein breites, in den glänzendsten Farben des Regenbogens leuchtendes Spektrum verwandelt.

Jezt erst bemerkte er Bettys Gestalt in der zauberischen Beleuchtung. „Fräulein Betty!" rief er überrascht. „Wie liebenswürdig, Sie kommen mir zuvor, auf neutralem Gebiete. Ich hatte mir vorgenommen, noch heute Sie aufzusuchen. Ich weiß alles. O, wie fühle ich mich Ihnen verpflichtet! Lassen Sie mich Ihnen von ganzem Herzen danken. Aber bitte, wollen Sie nicht ein wenig in unserem Durcheinander von Apparaten Plaz nehmen? Hier ist ein Stuhl.“

Sie sezte sich fast willenlos. Noch wußte sie nicht, welche Neuigkeit ihr wieder bevorstände.

Zädler aber erzählte der schweigend Lauschenden, wie er, von ruhelojem Forschungsdrange getrieben, eine nochmalige Durchsuchung des Hauses mit Hilfe trag

barer Magnetnadeln vorgenommen, wie er am äußersten Flügel in der Nähe einer verschlossenen, zu Bettys Revier gehörigen Kammer eine auffallende Abweichung kon statiert habe, allerdings nur in unmittel barer Nähe der Mauer, wie er Sand beauftragt habe, bei Betty die Schlüssel zu | erbitten, und wie dieser endlich in seiner Angst vor der drohenden Enthüllung alles eingestanden.

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Und als er sich nun bei Betty in war men Worten für ihre Bemühungen in seiner Angelegenheit bedankte, da wurde auch Betty wieder lebendiger. Sie sprach von den näheren Umständen ihrer Entdeckung und kam dadurch auf die Zweifel und die Besorgnis, welche ihr der Zustand des Vaters errege, da sie sich gezwungen gesehen habe wodurch, überging fie hierbei dem Vater ihren Fund und ihre Thätigkeit zu gestehen, durch welche der Grund seiner Täuschung aufgedeckt worden sei. Es war merkwürdig, wie vertraulich sie jezt über diese Angelegenheit mit Zädler sprechen konnte. Sie waren wirklich Kameraden geworden im rast losen Ringen nach der Wahrheit, und hier in der ungewohnten Umgebung, im Halbdunkel dicht neben dem wundersamen Farbenschimmer des Spektrums, auf dem Holzschemel des Laboratoriums konnte die geplagte Betty vieles aussprechen, was ihr im gewohnten Behagen des Salons schwer über die Lippen gekommen wäre. Sie schüttelte Zädler ihr Herz aus, der in teilnehmender Stimmung ihren Worten folgte, und wenn auch Betty den innersten Grund ihres Herzeleids nicht angeben konnte, so mochte er doch nicht ganz un geahnt bleiben von dem, der Bettys Wesen und Verhalten in der lezten Zeit zu ein gehendem Studium gemacht zu haben schien.

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, doch!" entgegnete Betty traurig. „Ich hätte sofort Papa Mitteilung von meiner Entdeckung machen müssen, dann hätte er sein Manuskript noch zurückziehen können."

„Aber thatsächlich war es ja auch damals schon zu spät. Wie Sie vorhin sag= ten, war die Abhandlung an dem Tage schon gedruckt worden, an welchem Sie das Eisen fanden. Und daß Sie ihm diese schmerzliche Entdeckung des eigentlichen Grundes der Störung ersparen wollten, das finde ich ebenso lieb und klug von Ihnen wie den Ausweg, den Sie mir gegenüber ergriffen haben.“

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„Er fann seine Abhandlung," fuhr Zädler fort, „ganz einfach, ohne weiteres Aufsehen zurückziehen. Man wird die ganze Sache bald vergessen haben.“

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„Aber auch ihn," flüsterte Betty.

„Liebe, verehrte Betty," sagte Zädler, ihre Hand erfassend, „das müssen wir der Zukunft überlassen. Ihr Vater hat seine Welt a priori konstruiert, aber a posteriori bildet sich das Urteil der Welt. Uns mag es immerhin gleichgültig bleiben, die wir, von anderer Weltanschauung durchdrungen, an dem teuren Manne nur die Persönlichkeit schäßen, seinen Geist, seine Liebenswürdigkeit und seine Güte."

Betty senkte den Blick tief bei diesen Worten. „Herr Professor,“ sagte sie dann, „Sie urteilen so liebevoll und großmütig über meinen Vater, Sie zürnen ihm nicht; aber — wird er Sie wissen, das Alter macht eigensinnig wird er es Ihnen je vergeben können, daß Sie es waren, der

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