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aus dem vollen Märchen heraus: „Snee | gezogen, dort in den Graben und dort wittchen!" rief. auf fruchtbaren Ackerboden geworfen wor

Für den Familiennamen trat der Vater den. Der Hamelmann, der eben an dievoll ein. Er behauptete, in geradester sem stürmischen Vorfrühlingsabend mit Linie von diesem alten ersten lutherischen der Abendpfeife in seiner Stube auf und Generalsuperintendenten, den noch im ab geht und dem vergnügten MädchenJahre 1568 die Äbtissin Magdalena und lärm im Nebenzimmer zuhört, führt nur ihre Damen schnöde, aber siegreich mit den Titel Herr Baumeister und ist der ihren abgezogenen Pantoffeln vom hohen Enkel eines Hamelmanns, der als ziemChor trieben und seinem Herzog Julius lich verlorener Sohn zum Schweinehüten mit katholischem Protest zurückschickten, als Barbierlehrling nach Amerika geschickt abzustammen, und niemand in seiner wurde und mit einem kleinen Vermögen Umgebung, sein Töchterchen am wenig- als amerikanischer Doktor der Medizin sten, hinderte ihn daran. Im Gegenteil, und kleiner deutscher Rentner von dort wer's irgend vermochte, that sich mit zurückkam. etwas darauf zu gute, denn so weit sind wir in unserem deutschen Volke doch noch nicht herunter, daß wir alle Ehren auf den laufenden Tag und das Geschlecht der leztvergangenen Woche oder gar den jüngsten „Ultimo“ häuften und von wür digen Vorfahren her gar nichts mehr zur Erhöhung unseres Selbstbewußtseins gebrauchen könnten.

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Nun höre einer den Aufruhr in der Natur!" brummt er in diesem Augenblick, seufzend sich den etwas vorzeitig ergrauten Vollbart streichend. Es ist wirklich nicht auf einen Diensteid zu nehmen, wer den meisten Lärm schlägt: die Tag- und Nachtgleiche da draußen im Freien oder das Wittchen mit seinen Fräuleins nebenan!"

Wir werden aber mit dem Manne, seinen Umständen, Lebensnöten und Ängsten erst nachher genauer bekannt werden und auch noch heute abend einen Gang durch den Regen und Wind zu machen haben; für jest wenden wir uns wieder zu dem „Wittchen und seinen Fräuleins“.

In Gandersheim selbst spielt diese gegenwärtige Geschichte nun wohl nicht, aber doch in einem nicht gar weit davon gelegenen Orte, der erst seit einigen Jahren durch eine Seiten-Eisenbahnlinie der modernen Menschheit zugänglich gemacht worden ist und von dem auch wir, der Historiograph, nicht die geringste Ahnung hatten, bis wir zuerst durch Zufall und sodann durch tiefes, eingehendes Studium | Campana e martello mitgespielt hat, weiß, der dortigen Zustände und Verhältnisse sehr damit bekannt wurden.

Das Geschlecht der Hamelmänner hat sich auch nicht vom sechzehnten bis ins neunzehnte Jahrhundert im Schatten des ehrwürdigen Münsters an der Gande seßhaft erhalten bis zu dem guten Mann, der sein einziges Töchterlein noch mal zu Ehren der alten Kulturstätte auf den zwar hochberühmten, aber im Tagesleben doch etwas wunderlich klingenden Namen Hroswitha getauft hat. Es ist, wie wir alle, die wir von Adam abstammen, durch die jemaligen Zeitenstürme hierhin und dorthin getrieben und wie anderer Weltstraßenstaub hier im Wirbel in die Höhe

Die großen Geschäfte sind eben die aufregendsten, und jeder, der selber voreinst

was für Bedenken es kostet, in der Versteigerung der Papiere auf das Wirtshaus oder den Schimmel das Höchste zu bieten. An die Aussicht, Millionen zu gewinnen, grenzt auch in diesem Falle die Möglichkeit, sich gründlich zu verspekulieren. und all sein Hab und Gut in den Taschen wenn nicht besserer, so doch glücklicherer oder schlauerer Nebenmenschen verschwin den zu sehen. Wer das letztere eben an seinem ihm genau zugezählten Vermögen. von den buntesten türkischen Bohnen erfahren hat, ist Fräulein Hroswitha Hamelmann, die aber thut, was ihre herzogliche Durchlaucht, die Frau Äbtissin Auguste Dorothea, wahrscheinlicherweise nicht gethan

stand.

hat vor achtzig Jahren ihrem „Kränzchen" | Mädchenlachen und das geschwäßigste und dem Herrn Geheim- und Abteirat von Mädchenmäulchen zum sofortigen StillStrombeck gegenüber nämlich vom Stuhl aufspringt, mit hocherhobenen Händen um den runden Tisch tanzt und ruft: „Juchhe! Razenkahl! Alles verjubelt bis auf den lezten Heller! Na, Kinder, ich gönne es euch allen, nur der dicken Wirtsmadam da nicht, denn die macht zu meinem Bankerott doch ein zu phlegmatisch Gesicht. Ei ja, Malchen, zähle nur nicht länger; es ist sicher, du hast dem ganzen Gänsestall sehr nett die Fettfedern aus gezogen."

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Dreiundachtzig hundertundzehn einen Augenblick könntet ihr wohl Ruhe halten," meinte die glückliche Inhaberin des Wirtshauses, immerfort an ihrem Gewinst sehr ruhig weiter zählend. „Ja, ich bin zufrieden. und habe ein anständiges Geschäft gemacht."

Sie zogen sich alle so nahe als möglich an die Thür, die in das Nebenzimmer führte; Fräulein Hroswitha aber legte, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen und auf die Gefahr hin, ihre eigene Schande zu hören, das Ohr ans Schlüsselloch und horchte. Im nächsten Moment jedoch richtete sie sich schon wieder empor, warf einen ganz närrisch aus getäuschtem Mitleid und Verdruß gemischten Blick im Kreise umher und rief:

„Nun, so was! ... Herr Schönow ist's! ... Nur Herr Schönow aus Berlin!"

„Puh!" rief der eben noch vollständig auf jedwedes Mitweinen in der Welt eingerichtete Kranz gänzlich aus dem Gegenteil heraus; und eine von den lieben jungen Seelen, die wahrscheinlich zufällig vor Jahren mal in der Naturgeschichte genauer aufgepaßt hatte als die übrigen, sezte mit innigem, auch aus dem Herzen kommendem Nachdruck hinzu:

"Uh, der alte Krokodil!"

Mit verzogenen Näschen, aber doch in erhöhtem Vergnügen sprangen sie zu ihren Stühlen um den runden Tisch zu„Wie meistens immer, Malchen!" lachte rück; als sie aber sämtlich wieder saßen, die vergnügte Schar. Und sagte plößlich die dicke Wirtsmadam":

„Einen Wirtssohn heiratest du auch einmal, Malchen Liebelotte; und wir haben dermaleinst alle freie Zeche bei dir und höchstens dann und wann eine zu hohe Rechnung bei dir abzutanzen.“

„Nun haltet aber wirklich einmal einen Moment lang den Mund!" rief Wittchen Hamelmann. „Wer ist denn jezt noch in so später Abendstunde bei meinem Vater? Ach, Gott, wer weint denn da jezt in meines Vaters Stube?"

Auf dieses letzte Wort wurde es freilich in dem eben noch so lauten Kreise sofort still. Sie horchten allesamt, ohne sich zu rühren. Ein fremdes, unbekanntes Weinen in der Nebenstube, einerlei ob im Palast, der Dach oder Kellerwohnung, bringt gottlob immer noch das tollste

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Wenn er aber vielleicht wegen seines Freundes Amelung bei deinem Papa ist, Wittchen, so ist er doch möglicherweise in seiner gewöhnlichen Stimmung. Doktor Langleben erzählte heute morgen bei uns, lange könne es ja nun wohl nicht mehr währen. Es ist doch eigentlich merkwürdig, was für einen intimen Anteil die ganze Stadt an den Leuten nimmt!"

„Ah!" sagte leise und plößlich sehr ernst werdend und einen erschreckten Blick nach des Vaters Thür werfend Fräulein Witha Hamelmann.

„Es wird auch gewiß ein recht großes Begräbnis," fuhr Fräulein Amalie gleichmütig fort. Wenn es auch nur geringe Leute sind, so muß der Kriegerverein schon anstandshalber mitgehen. Und das eiserne

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Kreuz hatte er doch auch, also muß auch kommt? Mein Vater wird es uns aber gewiß selber sagen, wenn wirklich etwas Trauriges passiert ist und sich das für uns paßt."

unsere Fahne, die wir dem Verein gestickt haben ich bekomme noch fünf Groschen für Seide von Sophie Lieber, doch die ist ja auch darüber hingestorben dabei jein. Und der Schüßenverein muß in Uniform eine Salve über seinem Grabe abgeben; denn wenn er auch fast zehn Jahre nach dem Kriege gestorben ist, wo wir noch alle auch zehn Jahre jünger waren, so ist er doch an seinen Wunden aus der Schlacht gestorben. Und es ist sehr nett, von unserem Hause kann man den Zug am besten sehen; wer kommen will, ist schönstens geladen. Nun soll mich aber nur wundern, wie es mit dem armen jungen Menschen, dem verunglückten Studenten, werden wird dem wird doch eigent lich durch den Tod seines Bruders die größte Last abgenommen; aber es ist wirk lich sehr hübsch von ihm, wie er seinet wegen als Schreiber das Gymnasium und alle seine Gelehrsamkeit an den Nagel gehängt und sich ganz ihm aufgeopfert hat. Die ganze Stadt hat es aber auch sehr anerkannt. Geh doch mal hin zu deinem Vater, Wittchen, und frag ihn genau, was Herr Schönow gesagt hat und wann das Begräbnis stattfindet. Der Herr Kreisbaumeister und das ganze Maurergewerk wird wohl auch mitgehen müssen.“

Diese Rede war so hingelaufen, ohne daß jemand im Kreise sie hatte aufhalten können; aber glücklicherweise dachten doch die meisten dabei: Das ist alles mal wieder ganz wie sie !

Nun aber sagte Fräulein Wittchen mit sonderbar scheuer und zitternder Stimme:

„Das paßt sich alles für uns!" meinte eine von dem runden Tisch, und die übrigen schlossen sich vollständig dieser Ansicht an. Was für eine bittere Erdenwahrheit aber im Grunde die Genossin eben ausgesprochen hatte, das ahnte jezt noch keine aus dem ganzen jungen Kreise.

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Witha Hamelmann behielt natürlich mit ihrer Ansicht recht. Nachdem man ihren Papa noch längere Zeit in seiner Stube hatte auf und ab gehen hören, öffnete sich die Thür derselben, und der Herr Baumeister trat, jest mit erloschener Pfeife, unter seine angenehmen, hübschen Gäste. Sie erhoben sich allesamt und knigten. „Vater, Herr Schönow war wohl wienur nur recht vergnügt bei dir, weil er — so — so kläglich that?" fragte das Töchterlein, selbstverständlich zuerst auf den Busch klopfend. Es sprang aber leider diesmal kein drolliger Seeoder Berliner Hase daraus hervor, und die dicke Wirtsmadam hatte wieder einmal vollkommen das Richtige getroffen. Hm," sagte Vater Hamelmann, „wer von euch jungen Weibsen hat denn das Ohr am dichtesten an der Wand gehabt? Jawohl, er that recht kläglich, aber diesmal nicht aus Vergnügen, wie das Kind sich ausdrückt. Andere drücken sich freilich anders aus. Ja, ja, da wird in dem einen Hause Glocke und Hammer gespielt, und im anderen liegt zwischen Hammer und Amboß, mit eiserner Zange gehalten -“

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Ist Ludolf Amelung tot, Vater ?" fragte Wittchen mit zitternder Stimme.

„O Gott, Malchen, das mag ich doch nicht! ... Es sieht so grausam aus, und wir wissen ja gottlob noch gar nicht, ob nicht alles, was wir uns eben hier zu- Noch nicht, mein Kind, aber er liegt sammenphantasiert haben, eitel Unsinn ist. jezt doch wohl im Sterben, wie Schönow Herrn Schönow kennen wir doch alle, seit sagt. Es war zulezt zu wünschen, daß er hier die Schieferbrüche in unseren Ber- der Herrgott ein Ende mache, aber ein gen gekauft hat und sein Berlin damit Quantum altes Leinen brauchen sie doch decken hilft. Der thut oft wie ein Melan- noch, und deshalb kam der Kamerad, cholikus, wenn's ihm am allervergnügte unseren guten Hausfreund meine ich. Auch sten ist oder er zu lange im Wirtshause wenn du noch etwas Charpie liefern wollgesessen hat. Wer weiß, wo der eben her- | test, Wittchen, wär's recht; und wenn die

jungen Damen für heute ihre Sizung schließen wollten, wäre es wohl das beste, du sähest gleich nach in deinen Kisten und Kasten, was noch abgängig ist. Ich werde es auch gleich lieber selber heute abend noch hinbefördern.“

„Charpie brauchen sie noch? O, wir alle, wir alle!" rief das Kränzchen mit einer Stimme. „Wie damals, als wir noch ganz kleine Schulmädchen waren! Wie damals, als Krieg war! O Himmel, wie merkwürdig und traurig das ist, jezt so lange nach dem Kriege. Und wir wollen auch alle nach altem Leinen suchen; daran soll's gewiß nicht fehlen, Herr Baumeister!"

„Nur sachte, sachte, Kinderchen! nicht allzu gewaltsam!" rief der Vater Hamelmann lächelnd. „Zu Zwanzigtausenden liegen sie augenblicklich gottlob noch nicht wieder auf den Feldern herum. Wer weiß, wie bald wir da von neuem alle weichen Pfötchen zu Hause brauchen, während die gröberen Fäuste draußen draufschlagen? Aber in anderer Weise könntet ihr viel leicht für den gegebenen Fall und also auch fürs Vaterland wirken, junge Damen. Überlegt euch das mal!"

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Nun, dann kommt gut nach Hause, Kin der. Der Regen hat augenblicklich etwas nachgelassen. Gerate mir keine in den Bach oder zwischen den Hecken und Gär ten in den Graben. Wer Equipage hat, kann sie auch vorfahren lassen."

Gummischuhe reichen auch hin, Herr Baumeister. Gute Nacht, Witha. Gute Nacht, Wittchen. Es ist doch gar zu trau rig mit dem armen Amelung und seinem Fuß aus dem Franzosenkriege! Es ist ja eigentlich zu lange her! Das sollte selbst nach dem schlimmsten Kriege nicht vorkommen können!"

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aus, die Schar der Freundinnen verlor sich mit halb ängstlichem, halb mutwilligem. Gekreisch und Gekicher in den stürmischen Vorfrühlingsabend und des Herrn Baumeisters Hamelmann Töchterlein kam zu ihrem Vater zurück durch den dunklen Hausgang mit dem bitter-vorwurfsvollen Gefühl:

„O, wie hab ich doch den ganzen Nachmittag und Abend so lustig sein können?!“ „Ihr seid ja wieder einmal recht vergnügt beisammen gewesen," bemerkte gar noch dazu der Vater. „Nun, es war schon recht so; aber wenn du jezt ein bißchen an Freund Schönows barmherzige Samariterwünsche denken willst, soll's mir lieb sein. Wenn es möglich ist, such gleich noch ein Päckchen Verbandstücke hervor aus deinen Kommoden. Ich denke, ich gehe noch einmal hinüber und sehe selber, wie es eigentlich steht. Nun, nun, was machst du denn für ein Gesicht, Mädchen? Vielleicht steht es noch nicht ganz so schlimm, wie der närrische Kerl es sich und mir ausgemalt hat. Jedenfalls war er bei seiner Abendvisite in der Stimmung, Verschiedenes um sich her doppelt zu sehen.“

Das Kind kniete bereits vor einem der Wäschebehälter des Hauses; und allerlei Weißzeug, das mit zierlichster Sorgsamkeit gefältelt darin aufbewahrt lag, flog_nunmehr, in hastigster Aufregung hervorge rissen, dem alten Herrn vor die Füße. Da wurde in einem Augenblick manches zu

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fragen, ob sie's erlaubt... ach ja, Witt chen, traurig genug! ... Ich für mein Teil kann nur sagen, daß es deiner Gesundheit nichts schaden wird. Ob es sich paßt, mußt du wie das meiste andere im Haushalt selber am besten wissen. Meinetwegen kannst du deinen Mantel holen, derweil ich in die Stiefel fahre; aber das sage ich dir, Mädchen: schicklich oder nicht schicklich, zusammen nimmst du dich! Will der Mensch den Versuch machen, irgend wohin Trost oder wenigstens ein mitleidis ges Wort zu bringen, so soll er das mit möglichster Ruhe thun und ein fremdes Unglück nicht noch obendrein durch sein eigen Unbehagen vermehren."

Fräulein Hroswitha Hamelmann schluckte „dreimal trocken über“, und eine kurze Weile später befanden sich auch diese beiden Stadtbewohner noch einmal draußen im stürmischen Regenabend und hatten den Markt, die Straßen und vor allem das kleine Vorstadtfeldgäßchen den Berg entlang so ziemlich für sich allein. Auf eine Nachzüglerin ihrer Tanz-, Spiel- und Studiengenossinnen traf Wittchen selbst verständlich nicht mehr in der unheimlichen Nacht. Die waren längst allesamt zu Hause und hatten eine jede nach ihrer Art berichtet, wie demnächst wahrscheinlich ein großes Begräbnis in der Stadt statt finde und wie der spaßhafte Herr Schönow aus Berlin bei dem Herrn Baumeister so kurios betrübt gethan habe gerade als ob er in Thränen geschwommen habe.

Auf das leztere Wort hin sagten sämtliche Väter der jungen Damen nichts wei ter als:

„Na, Na!?"

An dem betrübten Zustande des älteren der Gebrüder Amelung aber nahm man fast in jeder Familie ein wirkliches Inter esse, obgleich es in der That nur ein geringer Mann war.

Der Papa der glücklichen Wirtshaus inhaberin, der beste Mann der Stadt, Herr Particulier Liebelotte, meinte jogar:

„Paßt auf, das wird sogar ein Fall für die Zeitungen. Nun, es ist mir aber

auch in anderer Hinsicht lieb, daß du mich davon benachrichtigt hast, Malchen. Einen soliden Bürgerstand hat das Vaterland unter allen Umständen auch nötig, und deshalb sehe ein jeder nach seinen Außenständen, Verpflichtungen und dergleichen. Ich werde mich in diesem Fall wohl ein bißchen mehr um eine gewisse Hypothek bekümmern müssen so leid es mir thut. Was die Wirtschaft anbetrifft, in der du heute abend auf Visite gewesen bist, Malchen, so soll mich auch da später mal manches gar nicht wundern. Was ist deine Meinung, Mutter?"

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„Die kennst du über die selige Hamelmann. Wenn das Anwesen und Gartenland in der Hundstwete nicht so bequem an das unserige stieße, wollte ich über das andere gewiß kein Wort verlieren.“

Die Hundstwete war im Grunde ein recht unordentlicher, sich an dem sanften Hügelrücken hinziehender Pfad. Hier Hecken und ziemlich verwahrloste Plankenzäune, dort ziemlich stattliche Gartenmauern. Vereinzelte Wohnungen kleiner Leute lagen daran, aber auch die Gärten und Gartenhäuser mancher wohlhabenden Bürger. Das „Anwesen" der Gebrüder Amelung war ziemlich das lezte in der Reihe den freien Ackerfeldern und den höheren Bergen zu; daß auch es an das Besißtum anderer Leute grenzte, wissen wir nun bereits.

Hier und da fiel aus einem niederen Fenster ein schwacher Lichtschein auf den durchaus nicht sicheren und festen Weg. Wer die Trittsteine, welche Zufall und bittere Erfahrung hier und da niedergelegt hatten, kannte, war wohl daran, wenigstens in dieser Jahreszeit. Und wer um diese Tagesstunde den Pfad zu beschreiten hatte und eine Laterne mitbrachte, erwies sich durch lezteres als ein Mensch, dem wirklich noch etwas an sich gelegen war. Frauenzimmer hatten natürlich am meisten auf ihre Füße, und zwar ziemlich hoch hinauf, zu passen.

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