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Elegik, der Form nach an die plastische und seiner Propaganda einseitig zugeArchitektonik der Platenschen Dichtweise wandten Jahrhundert könne

an. Überall lebt in ihnen ein fast divinatorisches Naturgefühl; überall befunden sie ein begeistertes Pathos für die höch sten Aufgaben des Menschentums; überall spricht aus ihnen eine feurige, nach Vergeistigung ringende Sinnlichkeit. Wahre lyrische Perlen von symphonischem Schmelz finden sich unter den hymnenartigen Gesängen, welche, in freien Rhythmen dahin wogend, etwas von dem erhabenen Geiste der Psalmenpoesie atmen. Wie reich und stolz schreitet z. B. das nachfolgende Gedicht einher:

Die Vögel.

Selig sind die Geflügelten,

Denn sie wohnen im Elemente des Klanges.
O, Mutter Erde, wie du

Die Blumen teilen mußt mit dem Hades,
So mit dem Äther die Vögel.

Ich preije jie,

Die Leichthinschwebenden, immer Beweglichen,
Die Losgelösten vom Mutterbusen, woran
Wir anderen Kinder

So ängstlich kleben; sie aber vertraun sich
Dem starken Vater, dem Äther,

Der in der Höhe sie tränkt mit seinem Herzblute,
Dem Lichte, und stärkt auch die Brüste der Schwächsten.

Licht aber ist Klang. Wer einmal saugt das Licht,
Dem fließt auch süßz der Ton, und Klanggewaltige sind
Auch Drachenbekämpfer. Apollo führt
Die Lyra wie den Bogen.

Es singt der Vogel und stürzt,
Der glanz und klangfrohe,

Feindselig ewig herunter auf den Wurm,
Der stumm ist und im Dunkel dahinkreucht.

Wann endet aber die Kampjesnot? Die höchste Kraft
siehe! sie ist auch immer gejellt
Der höchsten Sehnsucht nach Ruhe.

wachsenden Civilisation nicht gleichen Schritt halten; eine Zeit müsse kommen, wo das Raffinement des Verstandes jeder künstlerischen Bestrebung durch Verdumpfung des Gemütes und Ertötung der Phantasie allen Boden unter den Füßen wegziehen werde. Der Dichter mahnt die Gegenwart durch schreckende Visionen der Zukunft von dem Wege zu einer falten. Verstandesautokratie ab und weiß diesen Grundgedanken seiner Dichtung durch Schwung der Dialektik und des sprachlichen Ausdrucks in ein überzeugendes Licht zu rücken. Er führt uns im Sternenglanze, vorüber an Palästen und Domen, durch die Straßen Venedigs und läßt angesichts der historischen Denkmäler der Lagunenstadt die Bilder versunkener Zeiten vor uns auftauchen: die verschollene Wunderwelt des Orients, die Schatten der dahingegangenen hellenischen Größe und der romantische Reiz des Mittelalters erheben sich gestaltenreich vor unseren Augen aus dem Staube der Vergangenheit. Aber der anbrechende Tag mahnt den Dichter an die Errungenschaften unserer Tage: die Schönheit ist dahin das Wissen regiert. Da steigt vor der dichtenden Phantasie Vision um Vision. herauf alle die großen Erfindungen der Neuzeit und in ihrem Gefolge die Herrlichkeiten des Lebens von heute ziehen an unseren Blicken vorüber. Aber die

Steig auf den Gipfel der Andes und blick empor! Dichtung lüftet den Vorhang und zeigt

Siehe den Blick überflügelt der Kondor;

Hoch über dir zerrinnt er,

Ein schwarzer Tropfen, ins blaue Luftmeer.

Auswärts reißt ihn nach seliger Stille der Drang
Über den ewigen Kampf der Kleinen, und so
Stürzt er einjam empor

Ins himmlische Luftelement und schläft
Geruhig auf seinen Schwingen.

uns im Zeitenhintergrunde das Gespenst des Materialismus. Nun tritt der Poet, gegenüber den Idealen seiner Zeit, mit den Idealen seines Herzens hervor, welche Schönheit und Freiheit sind, und schließt nach einem Hochgesang auf Deutschland mit der Mahnung an dasselbe, das Banner der Ideale hoch zu halten:

Hoch halt es unter den Völkern und walle damit

voran

Bereits auf einer imposanten Höhe steht unser Dichter in seinem „Schwanenlied der Romantik“ (Prag, 1862), einer grandiosen Threnodie, welche in der Form der alten Nibelungenstrophe einem elegi- Die Pfade der Gesittung, der Freiheit und des Rechschen Gedanken Ausdruck leiht, dem Gedanken: die Entwickelung der Kunst und Im Schwanenliede der Romantik“ Poesie in unserem dem Verstandesleben tritt uns unter den Hamerlingschen Dich

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tes Bahn!

tungen zuerst eine größere Objektivität | (Hamburg, 1866), den entgegengesetzten der Anschauung in streng lyrischer und Weg ein: er feiert nunmehr die Schönheit daher einheitlicher Form entgegen, Vor- nur indirekt; an die Stelle des Ideals züge, welche dem Dichter nunmehr sofort sett er im „Ahasver“ das Nichtideal; den hervorragenden Rang unter den kon- in farbenprächtigen und kunstgewaltigen temporären Sangesgenossen anweisen und Schilderungen entrollt er uns bedeutsame ihn von nun ab unbeirrt aufsteigen lassen Gemälde von der Gemeingefährlichkeit zum Gipfel seines künstlerischen Ruhmes. eines Genußlebens, welches in der VerMit der tiefpoetischen Kanzone „Gerkennung und Mißachtung der geistigen manenzug" (Wien, 1864) verläßt Hamer Ziele des Menschenlebens wurzelt, im geling das Gebiet der Lyrik und lenkt in dankenlosen Materialismus und moderdie Bahnen der Epik ein, indem er, von nen Epikuräismus. Nicht mehr wie in der Lyrik nur die kunstvollere Form und seinen früheren Dichtungen wirbt er dem den Schmelz der Stimmung beibehaltend, Ideal Schüler und Anhänger durch direkhier zuerst sein großes Gestaltungs- und ten Aufruf zu den Fahnen der SchönGruppierungsvermögen zur Geltung bringt, heit; er geht vielmehr seinen ethischen und wenn auch zunächst noch in engeren Dimen- ästhetischen Zielen nach, indem er uns das sionen. Der „Germanenzug“ ist ein echt Böse und Häßliche in abschreckenden Bilnationales Gedicht von höchst konziser dern vors Auge führt und so vor demKomposition und edler Abrundung: Mut- selben eindringlich warnt. Sein Weg zur ter Asia weissagt dem jugendlichen Führer Verherrlichung des Guten und Schönen der Germanen, dem blonden Teut, gerade ist also hier ein negativer im Gegensatz in dem Augenblicke, wie er seine Stämme zu dem positiven seiner früheren poetischen über die Grenzen Europas führen will, Schöpfungen. die Schicksale, welche sein Volk in der neuen Heimat erwarten, eine Weisjagung, welche in dem klangvollen Strophengebäude der Kanzone den deutschen Sinn treffend charakterisiert den deutschen Sinn, in welchem, wie Mutter Asia verkündet, immer Thatkraft und Begeisterung mit Träumerei Hand in Hand gehen wer den. Der Dichter eröffnet dem Teut und seinem Stamme einen Fernblick in die kom menden Zeiten deutscher Geschichte, die für den Leser längst vergangen sind, und macht sich zum begeisterten Interpreten der Mission, welche Teut und seine Kinder für alle Zeiten zu erfüllen haben:

Verherrlichte Hamerling in „Venus im Exil“ und in „Sinnen und Minnen“ die ideale Welt des Gemütes in rein subjektiver Weise, sang er im „Schwanenliede der Romantik" ein Klagelied darüber, daß eben diese ideale Welt in den praktischen Bestrebungen unserer Tage immer mehr dahinschwinde, so schenkt er uns im „Ahasver" das objektive Bild eines Men= schenlebens, welches mit genußsüchtiger Selbstliebe die Heiligtümer des Gemütes untergräbt und zertrümmert. Aber dennoch tritt uns dieselbe Hingebung an die idealen Güter des Lebens, welche in jenen früheren Dichtungen atmet, auch hier Freiheit, Recht und Licht und Liebe entgegen - dort elegische Reflexionen Das sind die legten, vollerglühten Flammen über das Ideal und pathetische Apotheosen Des Urlichts; sie zu schüren allzusammen desselben, hier epische Schilderungen und In eine Glut im hadernden Getriebe Des Völkerlebens, das ist deine Sendung, lebensvolle Gestalten im Lichte eben dieVolk Odins, das ist Venschentums Vollendung. ses Ideals! Schälen wir die ethische Idee Wenn Hamerling in seinen bisherigen des „Ahasverus in Rom" aus der bunten Dichtungen das Ideal als Ideal gefeiert | Mosaik seines reichen Scenenwechsels herund Psalmen zur Feier der Schönheit aus, so ergiebt sich uns als allegorischer angestimmt, so schlägt er in seiner näch- | Kern der ganzen Dichtung der Saz: Die sten, im dramatischen Blankvers abgefaß ewige Todessehnsucht des Unsterblichen ten Schöpfung, dem „Ahasver in Rom“ | (das heißt der Menschheit) ist dem ewigen

Lebensdrange des Sterblichen (das heißt sind, kann die Idee von der Unzerstörbardes Einzelmenschen) gegenübergestellt keit des Judentums nicht eine so allgemeine, eine Idee, welche in dem lebenssatten rein menschliche und welthistorische BedenAhasver als dem Vertreter der Mensch- tung haben, daß ein christlicher Dichter es heit und dem genußsüchtigen Nero als dem wagen dürfte, sie in einem Epos zu verRepräsentanten des einzelnen Menschen herrlichen. Selbst wenn der Epifer das ihre Träger findet. Hören wir hierüber Judentum des Ahasver sich allmählich Hamerling selbst! Er sagt in dem der zum reinen Menschentum läutern ließe, zweiten Auflage seines Epos beigefügten so hätte er doch immer nur ein Werk von

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Epilog an die Kritiker": „Es ist voll mehr jüdisch-nationalem als allgemeinem kommen wahr, was man gesagt hat, Ahas- Interesse geschaffen; denn nicht für die ver sei in meiner Dichtung nicht, wie in gesamte Menschheit ist das Judentum. der Sage, der ewige Jude, sondern der Ausgangspunkt der Entwickelung. Als ewige Mensch. Aber ich denke, mit dem epischer Held kann also Ahasver nur der ewigen Juden weiß das Epos nichts an- ewige Mensch, die sinnbildliche, unsterbzufangen; nur den ewigen Menschen kann liche Menschheit sein. Und die Sehnsucht es brauchen. Es ist nicht ganz unmög- Ahasvers nach dem materiellen, faktischen lich, daß die so überaus lebenskräftige Tode kann (als Mythe, die nun einmal jüdische Rasse alle übrigen Rassen über etwas bedeuten muß) nichts anderes bedauert. Aber solange sich dieses Schick deuten als die Ruhesehnsucht der Menschsal nicht erfüllt, solange die Angehörigen heit, die da ewig qualvoll ringt und strebt, der übrigen Rassen noch in der Mehrzahl | während das Individuum sein Ruheziel

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wirklich die unsterbliche Menschheit bedeu

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ten wie es ja bisher in der Intention fast aller Ahasverusdichtungen lag, so mußte er so alt sein als die Menschheit selbst. Darum versuchte mein Gedicht eine kühne Neuerung und identifizierte ihn mit dem ersten Menschenkinde, mit dem Erstgeborenen der Erschaffenen, mit Kain, der zum Dank und zur Strafe dafür, daß er den Tod in die Welt gebracht, von diesem verschont wird.“

im Tode findet. Aber sollte Ahasver Punkt, wo sich's erbricht“, aber wir behaupten, Hamerling ist so sittlich, so ernst wie nur irgend ein anderer Poet von den frommen Dichtern des Mittelalters an bis herab zu der bleichen, züchtigen Muse eines Oskar v. Redwig. Aber er ist so kühn, wie er ernst und sittlich ist. Er ist ebenso frei von jeder Prüderie, wie er jeder Frivolität seind ist. Denn, argumentieren wir, bei der prägnant ausgesprochenen, tief ethischen Grundidee des „Ahasver" in wie ganz anderem, ungleich edlerem Licht erscheinen da die allerdings von grellen Schlaglichtern beleuch= teten Scenen bacchantischen Sinnentaumels als in seichten Sensationsprodukten! Der „Ahasver" erforderte aus historischen Rücksichten wie aus künstlerischen Principien eine scharf herausgekehrte Sinnlichkeit. Mag man an ihm immerhin die sich häufenden Orgien und Gelage kraß und teck finden wie in aller Welt sollte anders die Idee des Ganzen episch zum Austrag kommen, die Idee, daß ein des sittlichen Inhaltes entleertes Menschheitsdasein mit Notwendigkeit zum Untergang führe? Man soll bei Beurteilung eines Dichtwerkes, wie jedes Kunstwerkes überhaupt, nicht das Einzelne loslösen vom Ganzen und es für sich betrachten. Nein, nur wer die Teile im Zusammenhange mit dem Ganzen und vom Standpunkte des Ganzen aus betrachtet, nur der sieht sie in dem vom Dichter gewollten richtigen Lichte. Wohl zeigt uns die Hamerlingsche Ideendichtung, dem historischen Vorbilde gemäß, Scenen der Wollust in Fülle, wenngleich sie den schärferen und eckigeren Gestalten Suetons weichere und edlere Formen leiht, wohl giebt sie uns, wie es die echte Dichtung soll, die volle Nacktheit des Lebens statt der albernen Verhülltheit einer irregeführten Decenz, aber überall

Das Gedicht „Ahasverus in Rom“ ist ein verwegenes Hineingreifen in das wüste neronische Rom, ein trunkenes Malen mit den brennenden Farben Juvenals. Am größten ist der Dichter da, wo er schildert: gleich im Anfang der Dichtung der wilde Lärm in der Schenke Locustas, dann das bunte, feenhafte Fest in den zauberdurchwehten Gärten Neros, die Begegnung des schwelgerischen Kaisers mit der üppigen Agrippina, die lettere im Bade, die Christen in den Katakomben das sind mit glühenden Tinten gemalte, wahrhaft blendende Fresken, die in der deutschen Dichtung ihresgleichen juchen. Und alle Gestalten, welche sich auf diesen Fresken bewegen, haben plasti sches Leben. Im Centrum des Ganzen steht als Prototyp seines Zeitalters Nero, der, weil ihm alles zu Gebote steht, von allem nur das Gefühl der Übersättigung empfängt ein titanischer Wüstling, der, hingestellt auf die weltliche Höhe des Lebens, die ganze Lust der Welt wie eine kostbare Perle in den Feuerwein des Genusses wirst. Um den Vielgefürchteten aber welch ein bunter Kreis meisterhaft gezeichneter Figuren! So der teuflische Tigellinus, der an seiner eigenen Grausamkeit zu Grunde geht; so der philosophische Seneca, in dem sich stoische Ruhe mit epikuräischer Genußsucht seltsam paart; so die dämonische Agrippina; so der cynische Burrhus und so alle die übrigen deutungsreichen Physiognomien bis hinab zu dem germanischen Söldling, der den Tyrannen sterben sieht. Es ist wahr, Hamerling hat das Laster gezeichnet, „nah dem

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daß die Räuchernäpfe des neronischen | theoretisch und somit innerlich. Anders Hoflebens diesen Duft überduften könn stellt sich dieses Verhältnis praktisch, ten? So enthüllt sich denn, was auf den äußerlich, bei der Gestaltung des Konersten Blick in „Ahasver“ als Frivolität trastes; denn das poetische Gewicht fällt erscheinen mag, bei tieferer Würdigung bei diesem Gestaltungsprozeß allzusehr geradezu als ein sittlicher Rigorismus, auf die Seite des Nero. Die heiße der, indem er uns in brennendem Kolorit vor die Seele führt, wie tief der Mensch und ganze Geschlechter, wenn sie irren, fallen können, uns einen sich von selbst aufdrängenden Schluß thun läßt auf die ursprüngliche Höhe des menschlichen Standpunktes. In diesem psychischen Prozeß, meinen wir, liegt die packende Tragik des Gedichtes und seine Moral. Mit dem schmählichen Ende des Tyrannen und der Hindeutung auf die kommende Zeit, die Zeit des Christentums, schließt die großartige Dichtung versöhnend ab. Der müde Ahasver eröffnet uns einen Fernblick in die Geschichte, indem er sagt:

Eine neue Zeit

Eucht neue Helden sich auf neuer Stätte.
Der neugeborne Phönir Menschengeist,
Gen Norden fliegt er, und in freiern Lüften
Abschüttelt er von goldner Schwinge dort
Den Aschenrest des Brandes, draus er stieg.
Hinwandr' ich, wo die junge Zukunft schon
Eich machtvoll vorbereitet in der Stille.
In deine Wälder wandr' ich, o Germane,
Und wecke die Barbarenfürsten auf,
Das brausend sie mit ihrem Völkerzug
Wie Geier sich aufs Aas des Weltreichs stürzen.
Wenn sie die Lüfte so gereinigt, werden
Sie freudig ihrer Urkraft Bündnis schließen
Mit eurer milden Lehre, und anbrechen
Wird wieder eine Zeit, wo sich das Herz
Der Menschheit hebt in neuer Lebensfrische.
Dann will zu euch ich, o ihr Männer, tommen,
Und, müde von der langen Pilgerfahrt,
Will ich im Schatten eures Kreuzes mich
Hinstrecken, nicht auf ewig auszuruhn
Zu janster Rast ein wenig einzuschlummern.

Lebenslust läßt sich in einer Reihe eindrucksvoller Situationen und Scenen plastisch herausgestalten und mit mannigfachem Farbenwechsel interessant beleuch= ten. Anders die Todessehnsucht! Ihr fehlt, weil sie sich nach außen hin zu wenig in Thaten und konkreten Äußerungen manifestieren kann, alles dramatische Leben; sie bleibt abstrakt, schemenhaft, und so ist Ahasver, welcher der Idee der Dichtung nach doch der eigentliche Held des Ganzen ist, verurteilt, ein körperloser Typus zu bleiben, der nur wegen der Idee da ist, die er vorstellt, nicht seiner selbst wegen. Aber nicht nur dies! Weil er nun einmal da ist und geistig, gewissermaßen als Chorus, die Dichtung beherrscht, so erdrückt er zum Teil die Wirkung des Nero Charakters, und dieses Gegenüber einer Mannesgestalt von kräftig herausgebildetem dramatischen Leben, aber innerer Armut einerseits und einer solchen von gewisser Verschwommenheit der äuße ren Konturen, aber tiefer Junerlichkeit andererseits dieses sich kreuzende Gegenüber bringt die Dichtung um eines der vornehmsten ästhetischen Erfordernisse sie hat eben, wie gesagt, keinen eigentlichen Helden.

Auf eins sei hier noch hingedeutet, auf die kulturgeschichtliche und moderne Tendenz des „Ahasver." Diese Dichtung Zu tadeln dürfte eine einsichtsvolle legt uns eine Parallele zwischen den Zeiten Kritik an diesem glänzendsten Dichterwerk des neronischen Cäsarentums und gewissen Hamerlings im großen und ganzen wohl Symptomen des modernen Kulturlebens nur eins haben: es fehlt der Dichtung sehr nahe und bringt die oben angedeutete an einem eigentlichen Helden. Ahasver Fundamentaltendenz unseres Dichters: im und Nero machen sich zum Schaden des Geschichtsbilde ein Spiegelbild der GegenGanzen eine gefährliche Konkurrenz bei wart zu bieten, aufs augenscheinlichste der Inanspruchnahme unseres Interesses. zur Anschauung. Neben dem Glanz der Der Gegensaß der Todessehnsucht des epischen Schilderung ist es wohl hauptAhasver und der Lebensinbrunst des Nero sächlich diese in der Parallele liegende hat ohne Frage eine große poetische und kulturgeschichtlich-moderne Tendenz, welgedankliche Berechtigung. Aber das ist cher die Dichtung ihre weite Verbreitung

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