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Den Teufel auch," rief der Doktor höchlich interessiert, so ernst ist die Geschichte? Was hat das Unglückskind denn gethan; sprechen Sie sich unbedenklich aus, armer lieber Freund! Sie kennen meine Teilnahme, Randolph; habe ich Sie doch schon gekannt, als Sie noch den kleinen Laden an derselben Stelle hatten, wo Sie großmütig vor einigen Jahren Ihrem Sohn das Prachthaus bauten."

Dankbar gerührt schüttelte Randolph wortlos die Hand des Doktors. Nach längerer Pause erzählte er, bald in Zorn, bald in Thränen ausbrechend, Gustavs Vergehen. Der alte Doktor war ganz hingenommen.

„Nein," rief er zuleßt, die Hände auf die Knie stemmend, indem er kopfschüttelnd auf den Fußteppich niedersah, „das thut mir ja entsetzlich leid um Ihretwillen, Randolph! Aber seien Sie ruhig, niemand wird Sie darum geringer achten; im Gegenteil werden die Leute sagen: ,Seht den alten Mann, der in Ehren weiß wurde laßt uns ihm doppelt liebevoll

entgegenkommen.""

Sein Herz war von dem brennenden Geheimnis erlöst. Der Greis seufzte erleichtert, wie eine unendliche Wohlthat befriedigte ihn das Mitleid des anderen. Ja gewiß, er würde im Mittelpunkt des Bedauerns und der Achtung stehen. Er fand nun sogar die Seelenruhe, mit dem Doktor wie sonst die kleinen Ereignisse in

Stadt und Land zu besprechen, zumeist die ersteren, denn der Kreis seiner Interessen ward immer enger. Die ärztliche Visite dehnte sich ein Stündchen aus und endete mit einem kleinen Sherrytrunk, den Willers darbot. Dann trippelte der alte Doktor weiter auf den Wegen seiner Scheinbeschäftigung, und Papa Randolph versank in seiner sonnenbeschienenen Sofaecke in seinen kleinen gewohnten Morgenschlummer. Im Ofen prasselte das Feuer, am Fenster sprang das Kanarienweibchen rastlos in seinem Käfig von Stab zu Stab, aber das friedliche Geräusch störte. nicht die Ruhe des selbst im Schlaf noch lächelnden Greises.

*

Dräuend stand Randolph vor seinem Sohn, aus seinem Auge flammte Zorn, um seinen Mund zuckte Schmerz; seine geballte Hand hob sich gegen den Jüngling, und dann schlug er sich selbst mit der Miene eines Verzweifelten vor die Stirn. Sein weinendes Weib umschlang ihn mit beiden Armen.

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„Lieber Mann,“ schrie sie jammervoll, „o mein Albertus!" Ihr vorwurfsvolles Auge war dem Sohn noch schrecklicher als des Vaters Zorn, denn er fühlte es tief: seine Mutter hatte Partei gegen ihn ergriffen, sie stand nicht beschüßend, entschuldigend auf des Sohnes Seite, sie war gekränkt, besorgt, in leidenschaftlicher Trauer für den Gatten.

Der schwer atmende Mann suchte sich zu fassen. Er wehrte Cornelie sanft von sich.

„Genug," sagte er mühsam, „aller Zorn, alle Vorwürfe, aller Jammer sind nußlos. Es gilt zu handeln. Ich habe dir schon gesagt, daß Dollfus kein Aufsehen von der Sache machen wird. Du, Cornelie, begiebst dich unverzüglich zu meinem Vater; du bleibst bei ihm, du bewachst ihn, daß kein Wort, kein plauderhastes, verderbliches Wort seinem Mund in der ersten Heftigkeit des Kummers entschlüpfe. Und wenn er sich einen ganzen Tag mit dir aussprechen kann, findet er

hoffentlich morgen die Fähigkeit, zu schwei- | bloß wohnen wie bisher wirst du bei deinem Principal, sondern auch alle Mahlzeiten dort nehmen; ich bin ganz sicher, daß Herr Dollfus aus Freundschaft für mich sich diese Last mit dir gewissenhaft machen wird.“

gen. Der Willers, denke ich, können wir sicher sein. Aber du, Gustav, wähne nicht, daß dein Vergehen, wenn es den Augen der Welt verborgen bleibt, deshalb in meinen Augen um einen Deut kleiner erscheint. Nein, da das Gesetz und die Welt dich nicht strafen, habe ich nur die Pflicht, desto strenger zu sein. — Geh, Cornelie laß mich mit meinem Sohn allein geh, jage ich. Es gilt teine Minute zu versäumen, wenn wir den armen Greis am Plaudern verhindern wollen." In Frau Cornelie wachte nun die Angst für ihr Kind auf. Sie wagte die Bitte: Sei milde.“ Mit einem Blick voll Liebe und Kummer antwortete ihr Gatte. Er füßte ihre Stirn.

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Als wenn diese leidenschaftliche Beschwörung gar nicht gesprochen worden. „Geh," wiederholte er, ihm soll ge- wäre, fuhr Albertus Randolph fort: schehen, was zu seinem Heil ist."

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„Mutter!" schrie der Jüngling auf und wollte ihr nachstürzen. Eine eiserne Hand hielt ihn zurück. Frau Cornelie wandte in der Thür noch einmal ihr trauriges Gesicht dem Sohne zu und verschwand.

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Nie genug kannst du dein Leben lang Herrn Dollfus die Nachsicht danken, mit der er diesen Vorfall der Behörde verschwieg, ja vor seinen Leuten verschwieg. Denn dein Dasein wäre ein elendes, deine Tage verfemt gewesen, wenn der Rus „Du wirst erwarten," sprach Albertus solcher That sich an deinen Namen geRandolph mit schrecklicher Ruhe, daß heftet hätte. Wenn du ehrlich und geich dir nun fluche, daß ich sage, ich habe | wissenhaft weiter gelebt hättest, würde fortan keinen Sohn mehr. Nein der dich diese Last doch immer von neuem zu bequeme Zorn eitler Eltern, die nur mit Boden geworfen haben; wenn du fortan ihren Kindern glänzen wollen und die auf deinen einmal ruinierten Namen hin Irrenden hart von sich stoßen, dieser Zorn weiter gejündigt, würde deine Familie dich bleibe mir fern. Du bist mein Sohn wie haben verstoßen müssen. So oder so zuvor, nur daß du dich durch diese That immer wärest du elend geworden, während in meinen Augen zurückverwandelt hast dir jezt durch das Dunkel, das deine aus einem zwanzigjährigen Jüngling in That umhüllt, die schöne Freiheit wird, einen Knaben. Und wie man ein verdor- doch noch einmal ein nüßlicher und glückbenes Kind bessert, will ich versuchen, dich licher Mensch zu werden. Und der nächste zu bessern: durch strenge Aufsicht. Du Weg dazu ist, durch tägliches Gedächtnis wirst weder nach Amerika fliehen, noch dein Gewissen wach zu halten. Wir reidich in einem fernen Winkel Europas ver- sen heute abend nach Hamburg." bergen. Du sollst heute abend in meiner „Nein," rief der Jüngling keuchend, Begleitung in das Comptoir des Herrn,ich will nicht ich thue es nicht! Eher Dollfus zurückkehren; du wirst dort wei- siehst du mich hier vor deinen Augen sterter arbeiten, aber Herr Dollfus wird ben!" dich einer unausgefeßten Beobachtung unterwerfen; du wirst nie Geld in die Hände bekommen, nie das Haus verlassen, außer in Gesellschaft des Herrn Dollfus oder einer anderen sicheren Person. Nicht

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Und er riß eine Waffe heraus, die er seit gestern schon verborgen in seiner Brusttasche trug. Ein dumpfer Laut wie im Zornes- oder Schreckruf hallte durch das Zimmer, mit einem Sprung war Randolph

bei seinem Sohn ein kurzes Ringen
der blinkende Revolverlauf lag zwischen
den Händen beider, die ihn beide krampf-
haft umklammerten dann blieb der
Vater Sieger. Er stand, die tödliche Waffe
in der herabhängenden Linken haltend, fin-
ster vor seinem Sohn und legte schwer die
Rechte auf die Schulter des zusammen
knickenden Jünglings.

„Du schreckst mich nicht," sprach er düster, diese Drohung verachte ich!"

Er verbarg den Revolver nun an seiner eigenen Brust und sprach weiter:

„Ich lasse dich allein. Wage nicht, das Haus zu verlassen, ich werde wachen! Heute abend reisen wir. Bis dahin fasse deine Gedanken und lerne, daß dir weder Verzweiflung noch Troz ansteht, sondern nur Demut und Gehorsam.“

emporflammend, den erfaßt und verbrennt, auf welchen es fiel. Was ist ein Gerücht? - Es ist wesenlos und doch kein Schatten; es hat keine Hände und erwürgt, den es packt; es hat keine Augen und tötet, den es anschaut, mit seinem Blick; es hat keinen Mund und verflucht den, dessen Namen es ausruft. Es ist selten die Geburt der Wahrheit, und seine Amme ist immer Lüge und Übertreibung, seine Pfleger sind Neid und Schadenfreude! Sein Geschäft ist Mord, Straflosigkeit sein Freibrief. Von allen gefürchtet, wird es von allen befördert. Es lebt von der unsichtbaren Nahrung eines Hauches, eines Flüsterwortes, eines Achselzuckens, und doch schwillt es und wächst es — rajend schnell, riesengroß.

Sein Antlig gleicht dem der Gorgo, Albertus Randolph verließ das Gemach. wer hineinschaut, muß erstarren. Und ob Wie alle Tage stieg er hinab in seine Gees gleich körperlos ist, versteht es doch, schäftsräume; er arbeitete nur noch rast- sein Angesicht zu enthüllen. loser wie sonst, und seine Leute erklärten sich sein finsteres, bleiches Gesicht, sein schroffes Wesen genugsam aus dem schweren Verlust, der ihn gestern getroffen, denn um solcher fünfzigtausend Mark willen darf man schon mürrisch sein. Aber als nach der Mittagsstunde die Leute wieder kehrten, waren ihre Mienen wichtiger geworden, und sie flüsterten geheimnisvoll miteinander und vertrösteten sich auf die Stunde, wo Herr Albertus zur Börse gehe, um sich dann ungehindert auszusprechen über das Gerücht, welches in der Stadt umlief.

Ein Gerücht? Wie der Regen in spärliche Bäche fällt, stetig, immerfort, bis sie verderblich anschwellen zu brausenden Strömen, so rinnt tropfenweise auch das Gerücht in das magere Bächlein der gewöhnlichen Tagesgespräche, bis sie anwachsen zu einem furchtbaren zerstörenden Schwall, der rettungslos vernichtet, was in seiner Mitte treibt. Wie der Funken, der auf das Dach eines stolzen Gebäudes fliegt, dort fortglimmt und sich jäh zur rasenden Flamme entfacht, die das ganze Gebäude verzehrt, so glüht still das Gerücht fort und fort, bis es plößlich, grell

So schlich es erst ungesehen neben dem Manne, den es heute bis zum Tod treffen wollte, als er auf seinem täglichen Berufswege mit düsteren Mienen einherschritt. So wuchs es neben ihm und packte ihn in faltem Schreck ans Herz, daß seine Augen sich angstvoll und mißtrauisch auf jeden richteten, der ihm begegnete. So ließ es ihn begreifen, daß die Ehre seines Namens schon von tausend giftigen Lippen besudelt war, daß der Ruf seines Sohnes, sein Glück, sein Friede zerrissen worden, daß das Geheimnis seines Hauses schon hinausgezerrt war auf den öffentlichen Markt.

Aber noch versuchte Albertus Randolph zu lächeln, noch wollte er sich belügen und sich sagen, daß seine Angst, sein belastetes Bewußtsein ihm Gespenster vorgaukele. Und er verzerrte sein sorgenbleiches Gesicht zu einem vergnügten Ausdruck und bemühte sich, auf bleischweren Füßen munter und leicht auszuschreiten. Den Leuten, die er sonst kaum grüßte, nickte er freundschaftlich, und den Bekannten, von denen er eine Anrede fürchtete, rief er im hastigen Vorbeischreiten ein fröhliches: „Guten Tag prächtiges Tauwetter heute!"

zu. Er lüftete seinen Pelz und nahm | Ihrem Gustav, aufrichtig leid," und be

wiederholt den Hut ab, um sich den bleigrauen Haarschopf von der feuchten Stirn zu streichen.

mühte sich, sein gewohnheitsmäßiges Auflachen zu unterdrücken. Randolph hatte nur einen leeren Blick. Der andere neigte seine übergroße, schmale Gestalt, kniff die | kurzsichtigen Augen fester zusammen und wiederholte seinen mitleidigen Händedruck.

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Und endlich trat er über die Schwelle des Börsensaales, in welchem die täglichen Besucher ungefähr achtzig Herren aus der Kaufmannschaft der Provinzialstadt- Randolph erwachte aus der Starrheit. in Gruppen umherstanden. Es war Ran- Riesengroß schoß die Flamme eines undolph, als sage jemand, der unmittelbar geheuren Zornes aus den Trümmern seiam Eingang mit dem Rücken gegen den ner Selbstbeherrschung hervor. Er schleuselben stand: „Der junge Mensch soll ein derte die mitleidige Hand zurück, er tauförmliches System in seine Unterschlagun- melte hinaus, er floh durch die Gassen. gen gebracht haben; es heißt übrigens, Und der Wind und die Luft brausten ihm die Polizei sei ihm auf der Spur.“ Ein entgegen: „Entehrt!“ und die Mauern Herr, der diesem redenden Jemand gegen der Häuser verwandelten sich in gräßlich überstand, antwortete: „Ja, die Kassen- lachende Gesichter. Entehrt - gebranddefraudationen werden förmlich Manie; markt für ein Leben! Vernichtet das was der junge Mann wohl mit den zwan- | Glück seiner Tage, durch einen Knaben zigtausend..." Sein Blick fiel auf Ran- und einen Greis! Denn der eine hatte dolph, er stieß sein Gegenüber an. Sie die Unthat des anderen geschwäßig weiter schwiegen. Auch andere, die der Thür getragen und ihr damit erst die verderben= nahe standen, sahen Randolph; auch sie bringende Kraft gegeben. schwiegen. Wie eine Meereswoge langsam vom sandigen Strand zurückleckt, so wogte die laute, summende Unterhaltung rückwärts. Das Schweigen pflanzte sich fort mit Gedankenschnelle und lag, nur für die Dauer von zwei Sekunden, über dem Saal. Zwei Sekunden? Was sind sie? Ein Nichts und eine Ewigkeit. Ein Nichts, wenn sie im gewohnheitsmäßigen Lauf der Minuten untergehen; eine Ewigkeit, wenn sich in ihnen ein Menschenschicksal entscheidet, wenn während ihrer Dauer das Richtschwert herabsaust auf das Haupt eines Verurteilten!

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Randolph lachte laut auf. Erstaunte Menschen blieben auf den Gassen stehen und sahen ihm nach. Er stürmte weiter. Lachend, in einem bis zum Wahnwiß gesteigerten Zorn. Zum Thore hinaus dahin auf der Straße der Vorstadt jenen Weg entlang, den er schon gestern nacht in Sorgen geschritten. Weiter, immer weiter. O, Rede sollte er stehen, der thörichte, kindische Greis, und bekennen, ob ihm wirklich die Ehre seines Namens ein Spielball gewesen für den Plaudereifer einer müßigen Stunde.

Mit wankenden Knien, mit pfeifendem Atem drängte er sich in das Gemach des alten Mannes, wo dieser im friedlichen Gespräch mit dem Weibe seines Sohnes saß. Der alte Mann hob die blöden Augen fragend gegen ihn, das Weib aber entsegte sich tödlich, da es des Gatten verzerrtes Gesicht sah.

Und wie all die trockenen Stimmen nun doppelt eilig, mit geschäftig aufgepuhtem Tonfall wieder durcheinander sprachen, wußte Randolph doch, daß dieses tödliche Schweigen ihm gegolten und daß all die trockenen Stimmen zuvor die Schande seiner Familie besprochen hatten. Regungslos stand er wohl eine Randolphs Augen versagten ihm den Minute lang. Da trat der Konsul Broock Dienst, er sah weder sein zitterndes Weib zu ihm, ergriff Randolphs willenlose noch seines Vaters leuchtendes SilberHand, sagte mit seiner hellen, meckernden haar es war alles dunkel vor ihm, Stimme: Mein lieber Randolph, thut seine Pulse jagten und der Riesenzorn in mir aufrichtig leid, das Malheur mit seiner Brust erstickte ihn.

„Du hast ... du hast," begann er keuchend, mit den Händen Halt am Tische suchend, du hast - nicht schweigen können? Du hast Gustavs Schande hinausgeschrien in alle Winde?"

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wölfte empor und der Estrich zeigte eine zersplitterte Stelle in einer seiner Dielen. Das war gedankenschnell geschehen, während der bange Atem auf drei Lippenpaaren stockte, während wilde, irre Blicke

Trozig stand der Greis auf und trat schrecklich ineinander wurzelten. Dann seinem Sohne näher.

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Was ist das für ein Ton, mich zur Rede zu stellen," begann er; das Blut stieg ihm jäh bis in die Schläfen, er war sich schon den ganzen Tag lang der Geschwäßigkeit bewußt gewesen, die er seiner Schwiegertochter nicht beichten mochte, da er hoffte, sie werde ohne Folgen bleiben. „Antworte,“ donnerte Randolph, „du hast gesprochen?“

"Ich bin nicht dein Sohn, dem du Antwort abzufordern hast. Ich bin dein Vater und brauche mir von dir weder Erlaubnis zum Reden noch zum Schweigen zu holen. Dem Doktor Döring habe ich die Wahrheit gesagt.“

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Vater!" schrie Cornelie angstvoll dazwischen.

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So hast du du selbst unseren Namen hinausgeworfen in den Schmuß

du selbst dem unglücklichen Knaben die Thür verriegelt, durch die er zur Besserung schreiten kann!" stammelte Randolph. „Ja, sie haben recht, die Leute, die dich ein Kind nennen!"

Ein dumpfer Laut antwortete dieser Rede. Auch den Greis übermannte wahnsinniger Zorn. Sein Antlih wurde bläulich, seine Hand hob sich es war, als wolle er ausholen zum Schlag. Und die fieberzitternden Hände seines Sohnes zerrten ein blizendes Etwas aus dem Gewand, eine schreckliche Lache gellte durch den Raum, der Lauf eines Revolvers hob sich blinkend in der Luft da schrie eine Weiberstimme furchtbar auf. Cornelie warf sich zwischen Vater und Gatten, ihre Rechte schlang sich klammernd um den Nacken des Greises, ihre Linke stieß abwehrend gegen den Gatten, traf dessen erhobenen Arm, daß der mit der Waffe jäh sich jenkte. Dabei entlud sich das Geschoß, ein Knall dröhnte von den vier engen Wänden zurück, bläulicher Dampf

aber kam das Erwachen. Der gräßliche Bann, der des jüngeren Mannes Geist umfangen, zerriß; er begriff, daß sich seine Hand erhoben hatte er begriff, gegen wen! Der Entsegensschrei auf seiner Zunge erstarrte ungeboren, wie geschlagen von dem furchtbaren Bliß des Erkennens stürzte er auf seine Knie nieder vor dem Greise. Der aber holte seltsam tief keuchend Atem, wankte, hielt sich an Cornelie, stöhnte, wankte schwerer und fiel plößlich mit einem dumpfen Laut zurück, von Corneliens Armen vor hartem Fall bewahrt. Bläulich war sein Gesicht, verzerrt sein Mund, hervorgequollen seine Augen.

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„Er stirbt!" schrie Cornelie jammernd. Schon stürzte zur Thür herein, herbeigelockt durch den Schall des Schuffes, die treue Haushälterin; ihre Jammerrufe mischten sich mit denen Corneliens. Randolph lag noch immer auf den Knien. Die Röte der Erregung wich zurück von seinem Angesicht und machte tödlicher Blässe Play, seine Augen wurden stier.

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