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Litterarische Mitteilungen.

Neuere Gedichte.

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ie gewohnte Verherrlichung der realistischeren Partien manche psychologisch sein alten ewig neuen“ Stoffe: Lenz | empfundene Wendung. -- Gisbert Freiherr und Liebe, das beschauliche Ver- v. Vincke, dessen Kleines Sündenregister in senken in die geheimen Regungen zweiter vermehrter Auflage erschienen ist (Freider Seele, die sinnige Betrach burg i. B., Fr. Wagnersche Universitätsbuchtung des Lebens und Webens in der Natur handlung), behandelt mit Vorliebe litterarische scheint immer mehr aus der Mode zu kommen. und Kunstfragen. Die Kunst im Geschäft“, Wenn die überreiche Auswahl der vorliegen das „Virtuosentum", die Bestechlichkeit, der den Gedichtsammlungen ein Gesamturteil er- Dilettantismus, die Vielschreiberei, auch Wildenlaubt, so treten vornehmlich zwei Richtungen bruchs Erfolge fordern des Dichters Kritik heraus. in den Vordergrund: die philosophische Be- Sein längst bewährtes Formtalent weiß die trachtung und der alltäglichste, oft recht spröden Stoffe sicher, ja elegant zu überwinderbe Realismus. Nur zeitgemäß! lautet die den, aber der unbefangene Genuß wird durch Lojung. den vorherrschenden Eindruck des Widerspruchs Unter den talentvolleren Vertretern dieser zwischen Form und Inhalt verkümmert. Parole bringt Oskar Linke die heterogensten Ichh bau auf Gott! Eine Festgabe. Neue zeitgemäßen socialen Fragen in ein gemein- religiöse Gedichte von Julius Sturm. fames Gewand und verleiht demselben die (Bremen, M. Heinsius.) In starkem Gegenpompöje Etikette: Jesus Chriftus. (Norden, saß zu den vorher genannten tritt hier dem Leser Hinricus Fischer.) Die Erfindung ist nicht in knapper, einfacher Ansprache an das Gemüt übel: Einem Priester, wie er nicht sein soll, ein Dichter der älteren Art entgegen. Da ist erscheint in einem mehr von Bacchus als von nichts von Pessimismus und dialektischer Schärfe Morpheus assistierten Traum Jesus Christus und Schneidigkeit! Auch enthält das Werk in persona und fordert ihn zu einem gemein- feineswegs, wie der Titel erwarten läßt, ausschaftlichen Spaziergang durch die im Nacht- schließlich religiöse Gedichte; an ethische und dunkel liegenden Straßen auf. Das erste, wor- philosophische Betrachtungen knüpfen sich sinauf sie stoßen, ist ein frepierter Hund, das nige Naturbilder, Sprüche und Lehren aus zweite eine halbverhungerte Proletarierfamilie, dem „Tagebuch eines Erziehers". Die Form dann belauschen sie une de ces dames in ihrer ist meist tadellos, der Gesamteindruck durch die düfteschwangeren Behausung u. s. w. und ge- vorwaltende stillfrohe Zuversicht, die aus den raten endlich in eine Wahlversammlung. Gedichten spricht, ein höchst erquicklicher. — Einen Überall nimmt Jesus die Gelegenheit wahr, Ehrenplay neben diesem Vertreter einer ältehimmlisches Mitleid und göttliche Liebe zu ren Richtung verdient ohne Zweifel Gustav predigen. Leider hat hier den Verfasser der Schwab, dessen etwas wortreiche, aber auch poetische Aufschwung etwas im Stich gelassen. gefühls- und bilderreiche Gedichte in einer sorgVon den „himmlisch schönen Worten“, die fältig gesichteten und vermehrten Ausgabe und ,,goldgleich" von den Lippen des Erlösers mit einer ausführlichen biographischen Einfallen, spürt man selten einen Hauch. Dagegen leitung versehen von Gotthold Klee bei macht es sich eigentümlich, wenn Jesus be C. Bertelsmann in Gütersloh erschienen sind. merkt, wäre er in Germanien geboren, hätte Dem Werke ist des Dichters Bildnis beigefügt. er den Spruch von den Lilien nicht gethan. Der mit offenem Blick ringsum wacheWie dem auch sei: das Gedicht enthält in sei- | haltende Oswald Marbach besingt in ner Tendenz manches Treffende und in seinen schwungvollen Rhythmen das neuzeitliche Dasein

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wenn er zeichnet, seine Ideen und Gestalten oft eine unübertreffliche Plastik erhalten.

in seinen verschiedenen Äußerungen im Kunst, Zeit, Geist, Welt- und Seelenleben; in Licht und Leben (Leipzig, Bruno Zechel) quillt des In den neueren epischen Gedichten der leßten Dichters Gedankenborn voll und reich hervor Zeit findet sich viel guter Wille, viel Fleiß und aus vielseitiger Beobachtung und ernster Er- auch oft Talent und Wiz begraben; ja, befahrung: etwas mehr Klarheit und Folgerich graben! denn wir zweifeln, daß außer den tigkeit der Aussprüche und eine strengere Aus- verwandtschaftlich oder freundschaftlich-persönwahl, die manches Matte und Unbedeutende lich Alliierten der betreffenden Autoren und über Bord geworfen, hätte der Fülle nicht ge- den Recensenten, welche, wenn sie gewissenhaft schadet; was sie an äußerem Gehalt verloren, sind, daran ihre Geduld erproben müssen, sich hätte sie an innerem gewonnen. Den noch irgend ein Menschenkind findet, das diese Gedichten von Martin Greif, welche in wohlgemeinten Werke von Anfang bis zu Ende dritter durchgesehener und stark vermehrter Auf- liest. Das vorliegende Heldengedicht in zwölf lage erschienen sind (Stuttgart, J. G. Cotta), Gesängen: Hermann, von M. E. delle ist als besondere Signatur die Pointe eigen. Grazie (Wien, Pest, Leipzig, A. Hartlebens Gleichviel ob der Dichter Naturbilder, Her- | Verlag), empfiehlt sich durch die Abwesenheit zenstöne oder ob er Balladen und Roman- der sonst üblichen langen Abschnitte versifizierzen zum besten giebt: der Sinnspruch, das | ter Historie und allzu penibler und absichtlicher Tüpfelchen über dem i, die wißige Schluß- kulturhistorischer Detailauskramerei. Frisch und wendung, der poetische Einfall verleihen seinen kleineren und größeren Dichtungen einen erfrischenden und belebenden, oft einen ergreifenden und rührenden Nachklang; bald stellt sich die Pointe als kecker, schelmischer Kobold ein, bald wie ein Sonnenstrahl, der auch das Kleinste goldig verklärt. Mit wuchtigerem Schritt naht Felix Dahn in seinen Gedichten (3. Aufl. Leipzig, Breitkopf u. Härtel). Er läßt in seinen Romanzen, Balladen, in seinen allegorischen Dialogen und Bildern antikes und germanisches Heldenleben in gedrungenen Zügen wiedererstehen. Doch auch zarte, ja schalkhafte Klänge weiß der Dichter seiner wohlgestimmten Lyra zu entlocken. Er gedenkt der Jugend und ihrer Träume, der jungen Liebe und ihrer Ahnungen, des Frühlings und seiner Wonnen. Alles äußert sich in leichter, gefälliger Art, wie munteres Quellenrieseln. Unter den Genrebildern sind köstliche kleine Scenen, wie „Brigitta“. In den Abschnitten „Aus Leben und Streben“, „Beschauliches“ und in den vermischten Gedichten verbirgt sich manche Perle. Die Abteilung Die zwei Königskinder" enthält auch Beiträge von Therese Dahn (Droste-Hülshoff). Den Schluß des stattlichen Bandes bildet eine Reihe patriotischer Dichtungen zum Lobe des Vaterlandes. Him melweit entfernt von allem Konventionellen | außerordentliche Formgewandtheit, die um in Kern und Schale seiner poetischen Produk- so bewundernswerter ist, als sie der Schildetion ist Konrad Ferdinand Meyer, der rung von scheinbar sehr unpoetischen Dingen eigenartige Novellist. (Gedichte. Leipzig, H. dient: den Fabrikschloten, dem „Gebläse“, dem Haessel.) Ob er „frech und fromm“ „Götter“ Sieden und Brodeln im „Pfannhause“ der oder „Männer“ zeichnet immer sind es Salzstadt Hall. Sehr sinnig sind die Flüsse Originalität der Gedanken und ein kerniger, Tirols bejungen, aber wirkliche poetische Geniefräftiger Ausdruck, die seinen Dichtungen ein blige enthält das Büchelchen__„Mein_Idyll“. eigentümliches Gepräge verleihen. Am glück- Dem Haus, dem Söller, dem Erker und Keller, lichsten ist er in der Skizzierung von Cha- ja den einzelnen Stuben sind prächtige Sprüche rakterköpfen, männlichen wie weiblichen; am gewidmet; dann kommen die Bäume und wenigsten gelingt es ihm, in philosophischen Blumen des Gartens, die Obstspaliere, die Ergüssen klar und verständlich zu bleiben. Hecken und Wiesen an die Reihe. Das „SchlußWenn er grübelt, wird er rätselhaft, während, | wort":

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flott tummelt der Autor seinen Pegasus auf den germanischen Gefilden, und wenn auch gelegentlich von Wodan und von Freia die Rede isst, so hat das nicht viel auf sich. Die Situationen haben einen rein menschlichen Inhalt, der sich überall und zu allen Zeiten ähnlich abspielen könnte. Daneben ist der Gegensaz zwischen Römerwesen und Germanentum gut skizziert. Weit fürzer als M. E. delle Grazie faßt sich Adalbert Schroeter in seinem York von Wartenburg, ein vaterländisches Heldengedicht. (Jena, Hermann Costenoble.) Etwas derb und geradezu wie seine Soldatenhelden stellt der Autor seine Verse kampfbereit in Reih und Glied und macht nicht viel Federlesens, wenn hier oder da der gute Geschmack oder das Versmaß über einige Steine des Anstoßes stolpern. Gesinnungstüchtigkeit und patriotische Begeisterung helfen über manchen Graben hinweg. Wie sanftes Wellenrauschen berührt dagegen der glatte Rhythmus der Hexameter des Freiherrn von Hohenbühel, genannt Heufler zu Rasen, das Ohr. Die vorliegenden drei kleinen Heftchen: Hall am Inn, Epigramme, Die Flüsse Tirols, Sinngedichte, und Mein Idyll, zwei Bücher Epigramme (sämtliche Hefte erschienen bei Wagner in Innsbruck), dokumentieren eine

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empfohlen. Ebenfalls Aus alter Beit kommen zwei Erzählungen in Versen von Leo von Stür. (Hagen i. W., Hermann Risel u. Comp.) Eine lebhafte Handlung auf altgermanischem Boden und voll jugendlicher Romantik bringt in bunter Abwechselung der Scenerie und des Versmaßes manche ansprechende Einzelheit, die für das Talent des Autors zeugt. Fern von der Heimat! Gedichte von Jda von Conring. (Norden, Hinricus Fischer.) Ernsten Erinnerungen, die Deutschlands lezte Kriege und Siege hinterlassen, sind diese Gedichte gewidmet. Eine Schwermut liegt auf diesen Blättern, die nicht ohne poetischen Reiz auf gleichgestimmte Seelen bleiben wird. In E. Heiden verkennbar eine Dichterin

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Die altbayerischen Reime von Paul Vogel: Mit Verlaub (München, Theodor Ackermann), spenden ein humoristisches „Durcheinander“, | das dem Liebhaber von Dialektdichtungen und gemütvoller Lebensauffassung eine vergnügliche Unterhaltung bieten wird. Den oben er wähnten Dichtungen des Freiherrn von Hohenbühel ähnlich in der Betrachtung und Schilderung scheinbar wenig zur poetischen Behandlung sich eignender Stoffe sind die Gedichte von dem Berliner Dichter Johannes Trobegrüßen wir jan. (Leipzig, A. G. Liebeskind.) Der Baum ein vielversprechendes Talent. Ihre Gedichte vor dem Hause, der dem Neubau weichen muß, | (Leipzig, Breitkopf u. Härtel) gehören zu dem die Tafelblume und bald dies bald das, was Besten, was uns neuerdings begegnet ist. Von dem Dichter Anlaß zu sinnreichen Sprüchen der ersten bis zur leßten Zeile sind ihre Gegiebt, wird mit Aumut und Geschick in den dichte der Liebe geweiht, und sie wird nicht Reigen seiner zierlichen Verse gezogen. Dabei müde, den Erwählten ihres Herzens mit sansist J. Trojan humoristisch, ja oft sarkastisch, | ten und stürmischen, mit schelmischen und tiefund unter den hübschen Blüten, die er ver- ernsten, mit jubelnden und klagenden Tönen schwenderisch verteilt, ist mancher feine Stachel | zu umgaukeln. Nichts von Tüftelei und verborgen. Die elegante Ausstattung des Künstelei! Ein volles warmes Frauenherz, Buches läßt es als willkommene Zierde eines Salonbüchertisches erscheinen.

Die Gruppe der Liebeslyrik ist, wie schon angedeutet, numerisch nur schwach vertreten. | Von Max Voß liegt ein Bändchen Lieder vor (Berlin, Kommissionsverlag von Eugen Grosser), die nicht viel Neues und nicht immer Tadelloses bringen, die jedoch genug des Anmutenden enthalten, um einen angenehmen Eindruck zu hinterlassen. Eine bemerkens

das die Wonne und das Jauchzen nicht zu
bergen vermag und echt und wahr ausklingen
läßt in Liedern, wie sie eben entstehen sollen,
wie durch Naturgewalt. Hin und wieder findet
sie das glücklichste Stimmungsbild, so in der
ängstlich-drolligen Beichte des Mädchens an
die Mutter:

Ins Aug hat er mir lang gesehn,
Gefüßt hat er die Lippen mein,
Und ich ich ließ es so geschehn
Und wußte doch, das soll nicht sein!"

Die Mutter aber zürnend senkt,
Verwirrt ihr Antlig tief herab,
Und einer sel'gen Stunde denkt,
Die längst verblühter Lenz ihr gab.
„Gewiß, mein Kind, das soll nicht sein!"
Die Lippe leis und mahnend spricht
Und wie ein heller Frühlingsschein
Liegt's auf dem alternden Gesicht.
Von Hochzeit zu Hochzeit.

werte Gabe ist das „Frühlingsidyll“ in drei Gesängen Anakreon von Wilhelm Fischer. (Leipzig, Wilhelm Friedrich.) Mit seltener Anschaulichkeit weiß der Dichter durch den künstlerischen Fluß seiner Schilderung den Lejer in die Welt der griechischen Lebensfreudigkeit zu verseßen. Seine Gestalten und seine Diktion atmen ein schöngeistiges, sinnliches Behagen, das selbst in seiner naiven Hingebung an Lust und Genuß die edlen Formen antiker Würde zu bewahren weiß. Lieder aus sonSehr merkwürdig ist die Feinfühligkeit, mit nigen Tagen. Von J. Fastenrath. (Wien, welcher der Dichter Unschönes zu umkleiden L. Rosner.) Wie ein brausender Wildbach, weiß. Nur eine Stelle sei erwähnt: Anakreon der alles, was in sein Bereich kommt, unbeist zu Gast bei Kikon, dem breitbrüstigen, kurz | kümmert mit sich gehen heißt, so muten uns beinigen Meister, zu dem die hehre, holde Semne wenig zu passen scheint. Ein lustiges Trinkgelage geht seinem Ende entgegen, denn Kikon wird des „Becherreigenspieles" müde und „oft das Auge schon des Blicks vergaß“ ... die Art, wie hier ein Unschönes taktvoll, kurz und wahr dargestellt ist, ist meisterlich. Ähnliche Züge finden sich fast auf jeder Seite. Das Gedicht sei Verehrern echter Poesie warm

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diese Herzensergüsse des Autors an. Die Gedichte sind wie Tagebuchblätter verräterisch, auch gelegentlich wie diese ganz interessant zu lesen. Der Leser erfährt, was, wie und wo die Braut war, ehe sie von Vöslau nach Köln übersiedelte, und man lernt fast die gesamte Verwandtschaft kennen. Ob sich diese Interna für ein größeres Publikum eignen, ist die Frage; man kann indessen dem Autor auch troß man

cher gar holprichten Verszeile nicht gram sein: sein Glück ist so naiv und ehrlich ausgedrückt, daß es zu aufrichtiger Anteilnahme zwingt.

Noch ein Werfchen liegt vor, das nicht eigentlich in den Rahmen dieser Besprechung paßt, das aber mit Recht viele Liebhaber finden dürfte und deshalb besonders erwähnt sein mag: Christoph Lehmanns Blumengarten, frisch ausgejätet, aufgeharkt und umzäunt von

Zum Beschluß der Besprechung sei auf den neuerschienenen dritten Band der Dichtungen der Hebräer (Innsbruck, Verlag von Wagner) ausdrücklich aufmerksam gemacht. Gustav einem Liebhaber alter deutscher Sprache und Bickell hat sich mit großer Pietät der Auf- | Weisheit. Volksausgabe. (Berlin, Karl Dungabe unterzogen, diese Dichtungen, das heißt selbstverständlich einen kleinen Teil, der besonders geeignet erschien, herauszugeben. Sie sind zum erstenmal nach dem Versmaß des Urtertes überjeßt. Der erste Teil enthielt prophetische Gedichte und solche aus der israelitischen Geschichte; der zweite Teil brachte das „Buch Job" in seiner ursprünglichen Gestalt. vorliegende dritte Teil enthält den „Psalter“.

Der

fers Verlag.) Die Auswahl dieser kurzgefaßten, oft nur wenige Worte umfassenden Sprüche hätte vorsichtiger sein müssen. Neben vielem Guten, ja einigem Ausgezeichneten findet sich viel Abgeschmacktes und sogar Anstößiges. Der gute Eindruck, den diese Blumenlesc an Wiß, Sarkasmus und wirklicher Weltklugheit und Menschenkenntnis in jedem erwecken muß, wird leider dadurch beeinträchtigt.

Litterarische Notizen.

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Trauerspiele ein neues zugefügt, dessen Stoff die Beseitigung des unglückseligen Alexei, des Sohnes Peters des Großen und Gemahls der von Zichokke zur Heldin eines Romans gemachten Prinzessin von Wolfenbüttel", bildet. Der Dichter zeigt das Bestreben, möglichst natürlich zu erscheinen, aber leider wird das Abstoßende der Vorgänge dadurch weder tragisch vertieft noch gemildert. Die Sprache ist geschickt behandelt. Schade, daß der Stoff so unglücklich gewählt wurde.

Götter und Göken. Roman von Konrad Charaktereigenschaften Hand in Hand gingen. Telmann. Drei Bände. (Leipzig, Karl | Heinrich Kruse hat der Reihe seiner historischen Heißner.) — Eine Fülle von Ereignissen drängt | sich in diesem Roman zusammen, aber nicht immer sind sie der poetischen Begabung des Verfassers entsprungen, gar häufig tragen die Vorgänge, welche uns derselbe schildert, und die Personen, die er charakterisiert, den Stempel der Reflexion; manchmal sogar spricht sich etwas Erzwungenes darin aus, so daß man nicht von der inneren Wahrheit des Dargestellten überzeugt wird. So mag es kommen, daß auch die Götter des Dichters zuweilen wie Gößen erscheinen. Immerhin ist es ein unterhaltendes Buch mit einzelnen Zügen von ergreifender Kraft, und der Umstand, daß die Judenfrage darin eine Rolle spielt und der Verfasser sich offenbar auf die Seite der Semiten stellt, mag ihm im Lager dieser Partei viel Freunde erwerben.

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Im Wechsel der Tage. Unsere Jahreszeiten im Schmuck von Kunst und Dichtung. Herausgegeben von Adolf Brennecke. (Leipzig, Ferdinand Hirt u. Sohn.) In Bezug auf reiche und gefällige Illustration steht dies Buch auf dem Standpunkte der modernsten Anforderungen; in diesem Falle, wo es sich darum handelt, ein zu Geschenkzwecken bestimmtes Werk zu bieten, kann man es nur willkommen heißen, wenn die von Amerika ausgehende Sitte des überreichen bildnerischen Schmuckes, der absonderlichen Gruppierung und Zusammenstellung der Illustrationen mit Geschick und Geschmack in Anwendung gebracht ist. Die Auswahl der Gedichte zeigt eine sorgfältige Hand; die Rücksicht auf den Wechsel der Jahreszeiten bleibt immer eine ansprechende Idee und hat hier namentlich auch der illustrativen Seite des Unternehmens erwünschte Gesichtspunkte gegeben. Wie schon bei so mancher früheren Publikation zeigt auch hier die Verlagshandlung, daß sie weder

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Die Verlagshandlung von A. Hartleben in Wien hat sich in lezter Zeit durch viele Publikationen über die wichtigen Erfindungen und Errungenschaften auf den Gebieten der Technik und Industrie hervorgethan. Darunter darf das reich illustrierte, mit Karten und Plänen ausgestattete Werk Das eiserne Jahrhundert von A. v. Schweiger-Lerchenfeld besondere Beachtung in Anspruch nehmen. Die beiden Hauptfaktoren des gewaltigen Fortschritts unseres Jahrhunderts: Dampf und Eisen, sind in ihrem Einfluß auf die Entwickelung der Kultur und Civilisation in anregenden Schilderungen gewürdigt. Eisenbahn, Schiffahrt, Telegraphie, Großindustrie, moderne Kriegsmittel, alles dies und manches andere noch findet darin Berücksichtigung. Die Ausstattung verdient das höchste Lob. Die zahlreichen Jllustrationen sind mit Sachkennt nis gezeichnet und sorgfältig ausgeführt, ebenso ist der Druck des Textes sehr klar.

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wurde, bewegt sich nicht nur auf dem belletristischen Gebiete, sondern umfaßt auch belehrende Essays über Stoffe der populären Philosophie, der Litteratur, Kunst und Ge| schichte. Besonders charakteristisch ist in dieser Hinsicht der höchst lesenswerte Band von Hieronymus Lorm: Der Naturgenuk, worin der gemütvolle Dichter in stimmungsreicher Weise sein Thema nach allen Richtungen hin so fesselnd variiert, daß man bald in tiefsinnige Betrachtungen hineingezogen, bald in anmutiger Weise über die Reize des Lebens in und mit der Natur unterhalten wird. Die Einleitung ist eine völlig abgerundete Novelle, an welche sich dann die Naturbetrachtungen anschließen. Die anderen Bände enthalten Schriften von Moriz Jokai, Wilhelm Gold baum, Johannes Scherr, Ernst Eckstein, von dem eine originelle Novelle „Eingeschneit“ geboten wird, und anderen. Bis jezt halten sich sämtliche Bände auf der richtigen Höhe für das ernsthaft bildungsuchende Publikum.

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Ein Buch, welches für die praktische Anwendung der Naturwissenschaft gute Dienste leisten kann und sich durch verständige Gruppierung vorteilhaft auszeichnet, ist das im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart erschienene Werk: Die Physik im Dienste der Wissenschaft, der Kunst und des praktischen Lebens. Was in einzelnen Zeitschriften dieser In überaus zierlicher Ausstattung giebt seit Richtung zerstreut geboten wird, hat Professor einiger Zeit die Verlagshandlung von Karl Dr. G. Krebs, der Herausgeber dieses Buches, Prochaska in Wien und Teschen unter dem mit sachkundiger Auswahl sowohl für die Gesamttitel „Salonbibliothek“ eine Serie schön- Schüler höherer Lehranstalten wie für das wissenschaftlicher Werke heraus, deren Zweck große Publikum zusammengestellt, und die darauf gerichtet ist, dem gebildeten Publikum Bearbeiter der darin behandelten einzelnen anregende Unterhaltung zu bieten und dabei Themata aus den Gebieten der Akustik, der ausschließlich der besseren Geschmacksrichtung Elektricität, der Heizung und Ventilation, der Rechnung zu tragen. Jeder Band enthält ein Beleuchtung u. s. w. sind sämtlich bewährte abgeschlossenes Werk; was bis jezt geboten | Autoritäten auf den betreffenden Gebieten.

Für die Redaktion verantwortlich: Friedrich Westermann in Braunschweig.
Druck und Verlag von George Westermann in Braunschweig.
Nachdruck wird strafgerichtlich verfolgt. Übersetzungsrechte bleiben vorbehalten.

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