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und der zarte Körper von innerer Be | wäre! Dieses schreckliche Dann ist es eben, wegung bebte.

Im Nu war ich neben ihr, dicht neben ihr. Ich könne es nicht ansehen, stammelte ich, daß sie sich von einem mir verborgenen Kummer überwältigen lasse; ich sei ihr Freund, ihr aufrichtiger Freund; von mir sei ihr die herzlichste Teilnahme gewiß; sie möge mich als Bruder, als Vater, als Onkel ansehen, was sie wolle, nur reden möge sie, nur ihr Herz erleich tern und vor allen Dingen aufhören, so entsetzlich zu schluchzen.

Während ich in dieser Weise auf sie einredete, bis ich mich selbst in Rührung gesprochen hatte, faßte ich eines ihrer Händchen und streichelte es so behutsam, als ob es von Biskuit wäre. Frau Melissa ließ es mir. Unter ihrem Taschentuche sah sie mich von der Seite an. Auf einmal ficherte sie leise auf, mitten im Weinen.

Wie komisch Sie nur aussehen, Herr Alberto, wenn Sie traurig sind!" sagte sie. Und nun lachte sie laut.

O, diese Witwe des melancholischen Herrn Kraushaar! Welch ein seltsames Geschöpf war sie doch!

Das Wunderbarste war, daß ich mitlachen mußte. Und da saßen wir, zwei erwachsene, verständige Leute, Hand in Hand, und amüsierten uns wie Kinder, über ein Nichts, über eine Grimasse, und die Thränen rannen uns dabei über die Backen, bittere, aufrichtige Kummerthränen!

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was mir seit unserer Abfahrt von Havre keine Ruhe läßt. In die Welt bin ich hinausgeflogen wie ein junger Vogel zur Sommerszeit. Er weiß, daß der Tisch für ihn gedeckt ist, und denkt, vor dem Regen werde er sich schon zu wahren verstehen. Solch ein kleiner dummer Vogel! Und ich hatte nicht einmal die Wahl, zu gehen oder zu bleiben! O, es ist recht brav von Kraushaars alten Eltern, daß sie eine unbekannte Schwiegertochter aus einem fremden Volk bei sich aufnehmen wollen, die in dem Lande ihrer Geburt keine Seele kennt, die sich ihrer annehmen möchte recht brav! Ich war auch erst so dankbar, so glücklich. Dann aber kaum war ich unterwegs da fiel mir wieder ein, was mir Herr Kraushaar alles von deutscher Bildung erzählt hat - von dieser hohen, unmenschlich hohen Bildung, von der ich nicht den schwächsten Begriff habe, nie bekommen werde. Und die Zukunft fing an, mich zu ängstigen. Ich wollte nicht daran denken – und schließlich mußte ich's doch. Eine Furcht habe ich jetzt, ich kann es gar nicht sagen. Ich werde es nicht aushalten können in Deutschland, ganz gewiß nicht. Ich kann es nicht vertragen, wenn man immer an mir mäkelt. Und das wird man thun, ich weiß es o du lieber Gott! warum hast du mich überhaupt geboren werden lassen!“

Und wieder brach sie in das alte Schluchzen aus.

„Daß am Rhein Ihre Heimat sein wird, Frau Melissa, haben Sie mir bereits anvertraut," sagte ich, ohne auf diesen Ausbruch Rücksicht zu nehmen. „Auch weiß ich, daß ein Freund der Familie Sie in Hamburg empfangen und von dort weiter geleiten soll. Wie aber heißt der Ort, in welchem das furchtsame Vögelchen sein neues Nest zubereitet finden. wird?"

Während ich sprach, hatte sich Frau Melissa wieder beruhigt.

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nicht verstanden! Vielleicht bewundert
und gehätschelt, aber doch nicht zugelassen
zu dem Plaz am Herde, wo die intimsten.
Dinge besprochen und beraten werden!
Wo man nicht verstanden wird, Herr
Alberto, da ist man verlassen und einsam,
und wenn man eine Schar von Engeln
um sich hätte. Solche Einsamkeit habe
ich genugsam kennen gelernt; sie ist eine
unerträgliche Plage. Viel lieber wär ich
tot, als daß ich sie weiter erleiden möchte

Die arme Kleine!

"

„Aber, meine liebe Frau Melissa, Sie machen sich eine durchaus falsche Vorstellung von dem Lande, zu dem Sie rei tot und begraben, so jung ich bin!" sen. Wir Deutschen sind im Durchschnitt weder gescheiter noch gebildeter als andere Nach einer kleinen Weile fing sie wiecivilisierte Völker. Solch ein geschmeidiges der an: So thöricht und unbedachtsam niedliches Käßchen wie Sie kann unter sei ich wie jung, hat mir Herr Krausuns nach Herzenslust umherspringen, ohne haar oft genug gesagt. Manchmal kam daß ihm das geringste Leid geschieht. es mir selbst so vor. Und doch redete Und wir wohnen in Häusern und schlafen | etwas in mir, ich sei anders und besser, in Zimmern, die über der Erde liegen. als seine Augen mich sahen. Dann sehnte Und bei Kindern, die sich fürchten, bleibt ich mich nach jemand, der sich die Mühe nachts das Licht brennen." gäbe, ein wenig in mir zu forschen nach

Frau Melissa dachte einige Sekunden demjenigen, was sich verbergen muß, bis nach.

die volle Sonne darauf scheint. Ich kam „Sie meinen es gut, Herr Alberto," mir vor wie ein hübsch eingebundenes sagte sie endlich. „Sie wollen mir meine Buch, das auf dem Nipptisch ausliegt. Furcht ausreden. Wenn ich erst in Bacha- Hausbewohner und Gäste blättern darin, rach angekommen bin, denken Sie, würde wenn sie einmal einen müßigen Augenich mich schon mit guter Miene in das blick haben, und gucken nach den bunten Unabänderliche zu schicken wissen. Für Bilderchen: aber darin zu lesen, aufmerkIhre gute Absicht bin ich Ihnen dankbar; sam und mit Hingabe, fällt keinem ein. was Sie aber von dem Käßchen vorge- Ja, schlimmer noch: was sie von dem Jnbracht haben, Herr Alberto, war nicht halt im Fluge fangen, deuten sie falsch. sonderlich geschickt. Denn sehen Sie: ein | Als ich auf das Schiff kam, nahm ich solches Käßchen mag es ja gut haben; es wird gestreichelt, es darf sich auf einen weichen Plaß hinkauern, mitunter sogar auf einen warmen Schoß; es bekommt rechtzeitig sein Schälchen Milch mit eingebrockter Semmel und hin und wieder auch etwas Gebratenes, wenn's in der Wirtschaft übrig ist. Aber es ist und bleibt doch eben nur ein Käßchen! Verstehen Sie, was ich meine, mein Herr?"

mir vor, nicht an die Zukunft zu denken. Drei Wochen Freiheit waren mir noch geschenkt; ich wollte sie ausnußen: ich wollte Vergnügen haben. Der täppische Engländer hielt mich für eine Rose, die an seinen Weg gepflanzt sei, um von ihm. gepflückt zu werden. Und auch Sie, Herr Alberto, verstanden mich nicht. Was Sie dachten, habe ich Ihnen von der Stirn abgelesen. Wären Sie Herr Kraushaar, so würden Sie gesagt haben: Melissa, du Ich verstand sie gut genug; sie war gehst zu weit! Melissa, du beträgst dich flüger, viel flüger, als ich gedacht hatte. unweiblich! — Unweiblich! Das ist auch Eifrig fuhr Frau Melissa fort: „Ich wieder eins von euren schrecklichen deutbin nicht zufrieden damit, daß ich mit schen Wörtern, das ich in Bacharach so Liebe geduldet werde. Nur geduldet und | oft werde hören müssen, bis ich nicht mehr

·

weiß, wann und wo ich die Augen aufschlagen darf. Und was sich schickt und wo für mich die Grenze ist, das weiß ich doch so genau wie die gebildetste Deutsche; wer mich nur ein Weilchen vorurteilslos und mit freundlichen Blicken anschaut, der wird daran nicht zweifeln." Damit schwieg sie still. Daß sie mich nur so verkennen konnte! Wie sollte ich es nur anfangen, sie dahin zu bringen, daß sie aufhörte, in mir einen mürrijchen, tadelsüchtigen Popanz zu sehen, den sie nach dem Muster des seligen Herrn Kraus haar verfertigt hatte?

Wenn ich nur in ihre Seelenfensterchen einen einzigen Blick hätte thun können! Aber es war inzwischen dunkel geworden. Schon brannten an beiden Seiten des Dampfers die großen Signallaternen und warfen in scharfem Winkel ihr farbiges Licht auf eine Schicht leichten Nebels, die auf dem Wasser lag. Eben wurde oben am Vordermast die dritte, weiße, Laterne befestigt.

Frau Melissa, ein Tagschmetterling, wie es nur einen giebt, hatte sich noch niemals auf Deck gewagt, wenn es dunkel war. Der rote und grüne Lichtschein links und rechts erregte ihr Interesse. Was das sei? was das bedeute? begehrte sie plöglich zu wissen.

Sehr ungelegen kam mir diese Frage. Wir waren so hübsch im Zuge! Und nun sollte ich abschweifen in das trockene Detail der nautischen Signalordnung und würde damit vielleicht eine Gelegenheit versäumen, die sich nicht wieder bot!

Indessen, langmütig und geduldig, wie ich bin, und stolz auf meine zufällige Kenntnis der nächtlichen Lichtersprache auf dem Ocean, begann ich unverdrossen meine Erklärung.

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Jezt haben Sie links die Backbordseite, rechts die Steuerbordseite des Schiffes." „Sie werden langweilig, Herr Alberto."

Ich ließ mich nicht irre machen. „Haben Sie es auch? Links Backbord, rechts Steuerbord - ich muß es mir selbst wiederholen, damit ich nicht konfus werde. Also weiter. Damit Zusammenstöße auf See möglichst verhütet werden, muß jedes Schiff nachts Lichter von verschiedener Farbe aushängen. Alle Dampfer haben, genau wie der unserige, an der Backbordseite eine rote, an der Steuerbordseite eine grüne Laterne. Diese Laternen sind so eingerichtet, daß sie ihr Licht nur nach vorn und seitab werfen. Das dritte, weiße Licht oben am Fockmast zeigt an, daß der Dampfer in Fahrt ist.“

,,Sie geben sich wirklich zu viel Mühe, Herr Alberto!" spottete Frau Melissa.

Ich aber war im Erklärereifer. „Wenn wir also zum Beispiel," fuhr ich fort,

über das Vorderteil unserer,Hessia' hinweg ein Dreieck von Lichtern sähen, unten links ein grünes, unten rechts ein. rotes, darüber in der Mitte ein weißes, dann würden wir wissen, daß ein anderer Dampfer uns schnurstracks entgegenkäme.“

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„Was stimmt?" fragte ich perplex.

Ihr Dreieck. Sehen Sie nur!"

Und sie wies nach dem Bug unseres in der Dünung langsam stampfenden Schiffes. Wirklich: es kam uns ein Dampfer entgegen. In welcher Entfernung er sich befand, war nicht zu sagen; der Nebel, obwohl nur leicht und nicht. höher reichend als vielleicht hundert Fuß, ließ die Lichter als farbige Punkte erscheinen, als Sterne, wie Frau Melissa gesagt hatte; das fremde Schiff konnte noch eine halbe Meile von uns, es konnte auch viel näher sein.

Recht wohl wußte ich, daß sowohl der

Mann am Ausguck als der Offizier auf der Brücke die Signallaternen des sich nähernden Dampfers vor uns wahrgenommen hatten; dennoch bemächtigte sich meiner ein unheimliches Gefühl, und ich wünschte sehnlichst, das rote Licht verschwinden zu sehen.

„Und was geschieht nun, damit wir nicht zusammenrennen?" erkundigte sich Frau Melissa neugierig und ohne einen Gedanken an Gefahr.

Eben wollte ich antworten, daß unsere Steuerleute sogleich den Befehl erhalten würden, das Ruder ein paar Strich back bord zu legen, und daß von seiten des anderen Dampfers das nämliche Manöver zu erwarten sei, als auf einmal die frem den Lichter wie hinweggewischt waren. Ohne Zweifel trieb vor uns eine dichte Nebelmasse vorüber, in welche auch wir bei ungehemmter Fahrt binnen wenigen Minuten hineingeraten würden.

Unser Schiff that einen leichten Ruck; die Geschwindigkeit, mit der wir fuhren, verminderte sich. Gleichzeitig kam von der Brücke das Kommando: Ruder hart backbord! Noch einige Sekunden, und die Schraube hörte auf zu arbeiten.

Ich muß gestehen, daß ich den Atem anhielt und mich fürchtete, meine Augen nach der Stelle zu richten, wo ich zulezt den fremden Dampfer gesehen hatte. Desto unbefangener hielt Frau Melissa Ausschau. Da ist er wieder!" rief sie nach einigen Sekunden. Und sehen Sie nur: jezt ist von den bunten Lichtern nur das rote sichtbar!"

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Krach, knatterndes Geräusch von brechendem Holz und Eisen. Ich öffnete die Augen: von der Mitte unserer Steuerbordseite sah ich den niederen schwarzen Bug des fremden Dampfers sich langsam lösen. Nun trieb er ab; das rote Licht verschwand; ein langer Rumpf mit niedrigem Schornstein glitt vorüber und verlor sich in der Dunkelheit.

Schon stürzten die wenigen Passagiere, die außer uns noch an Bord waren, auf Deck. Der Kapitän trat heran. Er wisse noch nicht, sagte er, wie groß der angerichtete Schaden sei. Übrigens möchten wir außer Sorge sein; für den schlimmsten Fall seien Boote genügend vorhanden; die Einschiffung biete keine Schwierigkeiten und die Küste sei nahe. Schaden könne es indessen nicht, fügte er hinzu, als er sich schon halb abgewendet hatte, wenn wir uns mit Korkgürteln verjähen.

Ich drückte Melissa auf eine Bank nieder, bat sie, daselbst ruhig zu verharren, und raffte aus den nächstgelegenen Kabinen ein paar Korkgürtel zusammen, für Melissa einen, für mich den anderen. Als ich wieder herauskam, war der Nebel fast verschwunden; man konnte sich in einigen. Schritten Entfernung erkennen; der Blick reichte sogar über die ganze Länge des Dampfers. Ich blickte auf: über uns heller Sternenhimmel. Die See war ruhig, von Wind kaum etwas zu spüren.

Gefaßter trat ich zu Melissa und reichte ihr den schüßenden Korkgürtel. Heftig stieß sie ihn zurück. Ich blickte ihr in die Augen; sie waren groß und starr und wie ins Leere gerichtet.

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Da kam sie zu sich. Ich will nicht," sagte sie trozig.

Etwas Seltsames, Jrres war in ihrem Blick. Ratlos stand ich ihr einen Augenblick gegenüber. Unten im Schiffsraum

„Noch wissen wir's nicht," erwiderte erscholl ein starkes Zischen und Brausen; ich mit geschlossenen Augen. aus den mittleren Luken schwang sich eine Da kam es. Ein Stoß, ein langer | mächtige Dampfwolke in die Lüfte: das

den Kesseln gelöscht.

einstürzende Wasser hatte die Feuer unter | mir gefallen — Melissa — ich liebe dich, wie du bist, vom Wirbel bis zur Zehe, mit allem, was in dir ist nicht ein | Tüttelchen dürfte anders sein. Was Land, was Volk! Wir brauchen uns nicht darum zu kümmern, wir beide nicht, wenn wir eins sind, Mann und Weib. - O Melissa, sprich; sag nur ein einziges Wort.

Sie müssen, Melissa! Es ist das Wenigste, was Sie einstweilen thun können!" Ich versuchte, ihr den Gürtel mit Gewalt anzulegen; sie aber hielt die Arme straff am Körper herab; es war mir nicht möglich, sie zu zwingen.

„Ich müssen!" rief sie, und in ihren Augen blizte es auf. „Genug hab ich gemußt in meinem Leben! Ich will nicht mehr müssen; niemand soll mir mehr befehlen. Untergehen will ich. Gehen Sie! rühren Sie mich nicht mehr an!" „Unsinn, Melissa!" sagte ich ärgerlich. „Doch ich will nichts vor Ihnen voraus haben." Ich schleuderte die Korkgürtel von mir. „Troß alledem werden wir gerettet werden; auch Sie, Melissa. Gleich werden die Boote zu Wasser sein; der Weg hinein ist gefahrlos, und dort, sehen Sie! dort rechts am Horizont blinkt ein Leuchtfeuer auf - es muß die holländische Küste sein wenn die Sonne wieder aufgeht, sind wir am Lande."

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Sie verschränkte die Arme, finster vor sich niederblickend, und gab mir keine Antwort. Ich trat von ihr zur Brust- | wehr, um das erste Boot abschwingen zu sehen; als ich mich wieder umwendete, war Melissa verschwunden. Ein tödlicher Schrecken ergriff mich; ich eilte in die Kajüte leer; ich rannte über die ganze Länge des Schiffes, in meiner Erregung unfähig, ihren Namen zu rufen. Endlich

endlich fand ich sie, ganz vorn am Bug, niedergekauert an jener Stelle, wo wir vor wenigen Tagen nebeneinander gesessen hatten.

"Ich bin feige," stöhnte sie und schauerte zusammen. „Ich habe nicht den Mut gehabt, dort hinüberzuspringen."

„Melissa, teuerste Melissa," spru delte ich hervor, wie konntest du nur diesen entseßlichen Gedanken fassen? Leben sollst du, leben mit mir, wo du willst auf den Händen will ich dich tragen. lachen sollen deine lieben Augen vom Morgen bis zum Abend — was du sprichst, wird mich entzücken, was du thust, wird

Hörst du den Ruf des Kapitäns? Das Schiff sinkt unter uns; wir müssen hinweg -"

Sie antwortete nicht, aber sie ließ es sich gefallen, daß ich sie emporhob und davontrug. Schon hatte sich der Dampfer vorn gesenkt; schräg aufwärts lag mein Weg; ich keuchte unter der süßen Last. Melissas Name wurde gerufen, der meinige, da kam ich fast atemlos da an, wo sich schon die Arme der Seeleute nach meiner Bürde ausstreckten. Im Nu war sie über die Brüstung gehoben, wurde niedergelassen das rettende Boot mußte

fie aufgenommen haben.

Nun kam die Reihe an mich. Kaum war ich unten in der Schaluppe und suchte mich in dem Menschenknäuel zurechtzufinden, da sah ich neben mir etwas ins Wasser gleiten, eine schwarze Gestalt. Sie war es, Melissa mußte es sein; die fixe Idee, sterben zu wollen, hatte sie mit dämonischer Gewalt erfaßt. Ich ihr nach; auch über mich kam es plöglich wie eine Anwandlung von Wahnsinn, daß ich nach dem Leben nichts mehr fragte.

Über mir schlossen sich die Wogen. Sinkend, halb verwirrt noch von dem Brausen des Wassers in meinen Ohren, streifte ich etwas, einen weichen Körper. Der Trieb der Selbsterhaltung lebte in mir auf; neue Hoffnung durchglühte mich. Der Rückprall brachte mich an die Oberfläche; ich schöpfte tief Atem und tauchte wieder hinab. In der Dunkelheit suchte ich jeder Herzschlag eine halbe Ewig= da war es wieder ein Arm. Ich faßte ihn; ich arbeitete mich empor sie

keit

-

sie hob sich mit mir. Gütiger Gott! Ich sah dein Sternenzelt über mir Verheißung des Lebens der Seligkeit hier und dort.

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