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So der Kapitän. Dabei zwinkerte er ein ganz klein wenig mit den Augen. Er mochte so seine Gedanken haben über die sen John Cavendish aus Neu - Orleans. Aber er behielt sie bei sich und kümmerte sich auch nicht um die meinigen. Mir, das muß ich sagen, war dieser niedliche Amerikaner verdächtig; ich faßte ihn scharf aufs Korn. Als ich an demselben Tage einmal auf Deck hinter ihm herspazierte, zauste ihm der Wind die Locken in die Höhe. Da bemerkte ich, daß an seinem linken Ohre das Läppchen fehlte. Ein bedenklicher Umstand! Nicht lange vorher hatte ich die kalifornischen Geschichten von Bret Harte gelesen. Ich wußte also, daß in amerikanischen Schenkstuben und Spielhöllen die Revolverkugeln umherjurren wie die Bienen über einem blühenden Kleefeld. An einem solchen Orte mußte Herrn John Cavendish das Ohrläppchen abhanden gekommen sein. Und wer konnte wissen, wohin er zurückgeschossen hatte! Brr ein gefährlicher Mensch war er, ein Mensch, den man nicht reizen durfte!

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Natürlich dauerte es gar nicht lange, bis auch Frau Kraushaar auf die neue Erscheinung aufmerksam wurde. John Cavendish hatte inzwischen die reizende Kreolin längst erspäht und mit kecken Augen gemustert. Und mein Schicksal war es, die beiden hübschen Leute mit einander bekannt machen zu müssen! Denn der Amerikaner stellte sich mir vor, sagte einige verbindliche Worte und bat mich dann, ihn meiner Dame" zuzuführen. Ich hatte keinen Grund, dies zu verwei gern: ich brachte den Wolf zu meinem Schäfchen und fah zu meinem Ärger, daß der bisher so apathischen Witwe des vortrefflichen Herrn Kraushaar förmlich das Vergnügen aus den Augen leuchtete, als

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John Cavendish vor ihr stand und sich mit ihr zu unterhalten begann.

Nun aber stellte sich heraus, daß er kein Spanisch verstand und sie kein Englisch. Vortrefflich! Schadenfroh beobachtete ich das Pärchen. Die Unterhaltung stockte; lachend sahen sie einander an. Meinetwegen. Mochten sie sich begaffen, soviel sie wollten; daraus konnte kein Unglück entstehen. Ich rieb mir die Hände und sah vergnügt nach den Wolken.

Da hörte ich meinen Namen rufen: Señor Dill!" Es war Frau Kraushaars Stimme. Ich flog zu ihr. Die Deutschen verständen alle Sprachen, rühmte sie diplomatisch. Ob ich nicht die Güte haben wolle, zwischen ihr und Herrn Cavendish ein bißchen zu dolmetschen?

Ich Esel fühlte mich geschmeichelt; nur ganz wenig sträubte ich mich, wie ein musikalisches Pensionsfräulein, das aufgefordert wird, Klavier zu spielen; dann trat ich das mir aufgehalste Amt an und suchte aus den Winkeln meines Gedächtnisses eine bescheidene Anzahl von engli schen Vokabeln zusammen, die daselbst seit fünfzehn Jahren unbenugt umherlagen. O, Herr John Cavendish war sehr zufrieden mit meinen Leistungen; er lobte sogar meine Aussprache. Und auch sie lobte mich, sie, Frau Melissa. Freundlich, aufmunternd blickten mich ihre Augen an. Ei sieh! sagten diese verräterischen Augen, du deutscher Bär bist also doch zu etwas zu gebrauchen! Gieb acht: wir wollen dich schon in Bewegung halten!

Und wie ließ sie fortan den gutmütigen Pez tanzen! Cavendish hatte es durchgesezt, daß er bei Tafel seinen Plaz Frau Kraushaar gegenüber erhielt. Da wurde es mir denn schwer genug, meinen Hunger zu stillen, so rasch flogen die Reden hin und her, hier spanisch, dort englisch. Wenn ich mich etwas länger besann als gewöhnlich, gleich kamen ein paar süße Worte von meiner Nachbarin, ich möge doch meine Schuldigkeit thun. Einmal rebellierte ich, als ein Gang aufgetragen. wurde, für den ich eine besondere Vor

liebe hatte; ich wollte essen, erklärte ich. „Aber, lieber Herr Dill!" kam es da in deutscher Sprache von Frau Kraushaars Lippen. Rasch blickte ich nach ihren Augen, aber die Schöne war vorsichtig und hielt sie auf das Tischtuch gerichtet. Und der liebe Herr Dill ließ sich richtig den Teller mit seiner Lieblingsspeise hinwegnehmen, ohne etwas davon genossen zu haben.

Nach ein paar Tagen, als die See franken fast sämtlich wieder aus ihren Kabinen hervorgekrochen waren und die Reisegefährten sich miteinander bekannt gemacht hatten, pflegte der größte Teil der Gesellschaft sich abends nach dem Thee im Damensalon zusammenzufinden. Entzog ich mich dem Sprachengewirr, das mir Kopfschmerzen verursachte, und stahl mich auf Deck, um eine Pfeife zu rauchen und mich an den aufleuchtenden Streifen im Kielwasser des Dampfers zu freuen, so dauerte es gemeiniglich nicht lange, bis einer der buntkarrierten haitianischen Jünglinge mich mit der Botschaft aufjagte, Frau Kraushaar lasse um mein Erscheinen im Salon bitten. Und Pez fühlte seine Kette und schlich hinab.

Leider machte ich die Wahrnehmung, daß Herr John Cavendish und Frau Melissa anfingen, sich ohne meine Hilfe einander verständlich zu machen. Und zwar studierte sie seine Sprache und fand jede neue Vokabel, die ich natürlich überseßen mußte, ausnehmend komisch. Dann lachten sie wie ein paar Kinder und hatten ihren Spaß über nichts. Sie wenigstens, die junge Witwe, war ein Kind dabei. Einigemal sah ich, wie sie ihrem Sprachlehrer ein Büschel Haare von der Stirn strich, das herabzufallen pflegte, wenn er den Kopf neigte. Sie that es arglos, als ob sie mit einer großen Puppe spielte; die Puppe indessen verstand den Spaß falsch. Als bald darauf Frau Melissa am Tische stand, über ein illustriertes Werk gebeugt, und ihre laute Freude hatte über die alten präch tigen Burgen am Rhein und Neckar, huschte Herr John Cavendish hinter sie, ergriff ihr Händchen, das sie auf dem

Rücken hielt, und neigte sich über ihre Schulter, so daß seine Schläfe sich an die ihrige lehnte.

Ich blätterte gerade in einem Jahrgang der Gartenlaube, den ich auf den Knien liegen hatte. Drauf und dran war ich, denselben Herrn John Cavendish an den Kopf zu werfen. Es war indessen nicht nötig; Frau Melissa half sich selbst. Heftig zog sie ihre Hand aus der seinigen und sprang zur Seite, als ob ihr eine herabhängende Spinne an die Backe gebaumelt wäre. Gleichzeitig rief sie ihm ein spanisches Wort zu, welches ich für ihn mit Vergnügen übersetzt haben würde; leider nur nahm er diesmal meine Dienste nicht in Anspruch.

Übrigens entschuldigte er sich mit vieler Geistesgegenwart. Er habe bei dem Schwanken des Schiffes das Gleichgewicht verloren, sagte er; um nicht zu fallen, sei er genötigt gewesen, sich an seiner liebenswürdigen Freundin festzuhalten. Frau Kraushaar wandte den Kopf hinweg, während ich diese Lüge in spanischer Sprache wiederholte. Herr John Cavendish wartete eine kleine Weile auf eine gnädige Antwort; aber vergebens: Frau Melissa schmollte und schwieg. Da zuckte er ärgerlich die Achseln und verschwand aus dem Salon.

Ehe ich mich's versah, saß meine Schußbefohlene neben mir. Fast erschrak ich; was mochte sie nur von mir wollen? Jch sollte mich doch nicht etwa gar mit dem Amerikaner duellieren um ihretwillen?

Ich fragte bei ihren Augen an. Gott sei Dank! die Augen begehrten nichts dergleichen von mir; nur ängstlich-neugierig blickten sie mich an. Wie denkt denn der gestrenge Herr Dill über den Vorfall? sagte sie.

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zu lachen und ließ ihren Sessel einige Zoll von mir hinwegrutschen.

Wenn ich doch endlich aus Ihnen klug werden könnte, Frau Melissa!" sagte ich kopfschüttelnd. „Ich meine es so gut mit Ihnen Sie aber schließen sich vor mir ab, als ob ich Ihnen etwas stehlen wollte -"

Das klang allerdings schrecklich; aber sie meinte es nicht so schlimm, denn sie kniff nach dieser Explosion gar schalkhaf die Augen zusammen.

„Und Sie haben doch einen deutschen Mann gehabt," sagte ich vorwurfsvoll.

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Der Sessel spazierte wieder näher heran. Eben deshalb," plapperte sie los. „Daher kommt es ja. O, Herr Kraushaar war ein ganz netter Mensch —“

„Ach, Herr Alberto," sagte sie eifrig, „wer konnte denn denken, daß er keinen Spaß verstehen würde? Er ist doch sonst so manierlich solch ein netter Mensch!" Ich räusperte mich kräftiger. „Müssen Sie denn mit allen netten Menschen Spaß machen?" erwiderte ich. Davon habe ich persönlich noch nichts bemerkt, und ich bin doch auch, so zu sagen, ein —“ "Ich hasse Sie," fiel sie mir in die Sie unterbrach mich mit komischer Rede. „Sie sind ein Deutscher; ich hasse Entrüstung. „Ach, Sie!" rief sie aus. die Deutschen — alle.“ „Sie kommen gar nicht in Frage!" Dann rückte sie ihren Klappsessel noch etwas näher an den meinigen und fuhr in kindlichem Plaudertone fort: „Sie müssen nämlich wissen, Herr Alberto, ich habe nur wenig Spaß im Leben gehabt. Eine Großmutter zog mich auf ich will nicht hoffen, daß ich jemals so häßlich werde, wie sie war! Haben Sie unseren Koch schon gesehen, Herr Alberto ich meine den hier auf dem Schiffe? Wenn man dessen Gesicht mit Citronenschale einriebe|dish?" und bände ihm ein rotes Tuch um den Kopf, so würde er eine große Ähnlichkeit mit meiner Großmutter haben. Und so griesgrämig, so sauertöpfisch war sie; nichts, gar nichts war ihr recht zu machen. All ihr Denken, soweit es mich betraf, ging auf Puz. Ich bin gewiß pußsüchtig auf die Welt gekommen wie alle Frauen zimmer, aber meine Alte hat mich, so lange ich denken kann, mit Anprobieren, Frisieren und dergleichen gequält, daß mir alles, was Pug heißt, zuwider geworden ist und ich am liebsten in einem Kittel barfuß umherliefe, wenn's nur anginge. Und das will wirklich etwas sagen, denn ein Kittel ist ein abscheuliches Kleidungsstück. Wie wohl John Cavendish darin aussehen würde?“

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Etwa wie Ihr Freund John Caven

Nicht

Sie sind unausstehlich! immer, Herr Alberto. O nein, meistens sind Sie mir ein recht geduldiger, gefälliger, diskreter Gesellschafter. Daß Sie auch gerade ein Deutscher sein müssen! Es ist wirklich schade. Wenn Sie anderswo zu Hause wären, so könnte ich vielleicht im Laufe der Zeit in einem Jahre oder so — ein rechtes Vertrauen zu Ihnen fassen. Aber es geht nicht, Herr Alberto, es geht nicht.“

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Warum denn nicht?" wandte ich be scheiden ein. „Besser für Sie wär's jedenfalls, wenn Sie mich zu Ihrem Freunde machten. Ich darf Ihnen wohl sagen, Frau Melissa, daß Sie eine recht unerfahrene kleine Frau sind, mit einer bedenklichen Vorliebe für nette Menschen; Sie haben jemand nötig, der Sie am Ärmel zupft, wenn Sie zu naiv werden."

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Nun fangen auch Sie an, zu reden wie Herr Kraushaar!“ schmollte sie. „Denken Sie nur, Herr Alberto: von dem Augenblicke an, da er mich geheiratet hatte, war dem wunderlichen Mann nichts mehr recht, was ich that. Und vorher ließ er mich nicht ahnen, daß ihm jemals

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etwas an mir mißfallen könnte. Werden Nachbarin. Sie wurde unruhig und entSie es glauben: am Morgen nach der faltete den Fächer, den sie am Gürtel trug. Hochzeit steckte er mir eine deutsche Gram- Ich war zu meiner Gartenlaube zurückmatik in die Hand, und nun quälte er sich gefehrt; nun ging der Schatten des großen damit ab, mittags und abends, immer, Trauerfächers hin und her über die wenn er zu Hause war, mir seine Sprache Blätter. Sie bemerkte es und klappte beizubringen Ihre Sprache, Herr das schwarze Ding mit Geräusch zusamAlberto, die gar nicht hübsch ist, die einen men. Noch hielt sie sich tapfer. Als aber großen Mund macht. Wozu nur? Wir John Cavendish am Pianino Plaz nahm verständigten uns in der meinigen ganz und mit dünner Tenorstimme ein weinergut. Wenn Herr Kraushaar im Geschäft liches Lied sang, wurde mir doch für Frau war, ging ich weinend im Hause umher Melissas Standhaftigkeit bange. Und und sagte mir Vokabeln auf. Einmal" wahrhaftig! es dauerte nicht lange, da hier lachte sie lustig auf - versteckte hörte ich neben mir ihr schwarzes Seidenich die dumme Grammatik. Sie sei ver kleid rauschen die schmale Taille glitt loren gegangen, sagte ich. Natürlich vor meinen meinen auf das Buch gehefteten glaubte er's nicht, Herr Kraushaar näm- Augen undeutlich vorüber — sie ging zu lich. Aber er sagte nichts; der deutsche ihm, das unbesonnene Kind. Unterricht hörte auf, und mit keinem Wort kam er darauf zurück. Nach einigen Tagen schämte ich mich und brachte das Buch wieder herbei. Es habe sich wiedergefunden, log ich und ärgerte mich dabei, daß ich zu feige war, ihm die Wahrheit zu gestehen, da ich doch wußte, daß er mich durchschaute. Aber ich war bange vor Herrn Kraushaar; er war immer so ernst. Wie alt er eigentlich war, hat kein Mensch je erfahren, glaub ich. Wenigstens ich nicht. Als ich ihn heiratete, kümmerte mich sein Alter nicht; ich war nur froh, von meiner Großmutter loszukommen. Hernach, ich weiß nicht warum, kam er mir mit jedem Tage älter vor; ich hatte ordentlich einen Schrecken, als ich ein graues Haar nach dem anderen an ihm entdeckte. Herr Kraushaar -"

Sie war im besten Zuge, die kleine Witwe, mir ihre kuriose Lebensgeschichte anzuvertrauen; da fiel es unglücklicherweise einer der ältlichen französischen Bonnen ein, sich an das Pianino zu sehen und eine Chansonette zu intonieren, die sie auf das Schiff mitgebracht hatte und deren Melodie rasch populär geworden war. Auf einmal war Frau Melissa mäuschen still. Und zu allem Überfluß spazierte nun auch Herr John Cavendish herein, lehnte sich trübselig an den Mittelpfeiler und warf flehende Blicke nach meiner

Das Buch auf meinen Knien wurde. mit einemmal mehrere Centner schwer; mit Anstrengung legte ich's auf den leeren Seffel neben mir und ging hinaus. Als ich auf Deck kam, blinzelten die Sterne spöttisch auf mich nieder. Recht wohl verstand ich, was sie mir sagen wollten, aber ich hatte keine Lust, mich abkanzeln zu lassen. Ich seßte ihnen stille Verachtung entgegen und ließ mir von einem der Schiffsoffiziere die Bedeutung der beiden farbigen Laternen erklären, die, je eine, links und rechts an den Schiffsseiten angebracht waren. Der freundliche Mann redete mir so viel vor von rot und grün, von Steuerbord und Backbord, bis ich zuletzt glaubte, ich hätte ihn verstanden. Hoffentlich glaubte er's auch.

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Frau Melissa bekam wirklich einen Rückfall in ihre Schwärmerei für den einohrigen Amerikaner. Ich wurde wieder Herr Dill für sie, und sie vermied, mich anzusehen. Dolmetscherdienste wurden nicht weiter von mir begehrt, noch würde ich sie geleistet haben. Bei Tisch waren wir drei ausgesucht höflich gegeneinander; nur wußte keiner viel zu sagen. Nichts hinderte mich an dem ungestörten Genuß meiner Lieblingsspeisen; jezt aber mun

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deten sie mir nicht. Nach Tische, wenn tungen ängstigte, hörte ich plößlich etwas ich im Rauchzimmer saß und mit einem neben mir flattern. Es klang wie eine zukünftigen Karlsbader Kurgast Schach Flagge, die im Winde ausweht; es konnte spielte, hörte ich von der nahen Kajüte her aber auch mein Herzschlag stockte — Frau Melissas helles Lachen und verlor ein mir wohlbekanntes schwarzseidenes eine Partie nach der anderen. Sehnlichst Kleid sein. Ich wandte den Kopf, fürchwünschte ich, die ewig rumorende Schraube tend und hoffend zugleich. Und wirklich! hinten am Dampfer möchte die Zahl ihrer vor mir stand Frau Melissa und hielt Umdrehungen verdreifachen, damit die sich fest an einem Holzgerüst, worin eine Reise früher ein Ende nähme, oder ein Wassertonne lag. Allerliebst sah sie aus, tüchtiger Sturm möchte kommen und ein wie der Wind an ihr zauste, ihr den Hut paar Tage lang alles durcheinander rütteln in den Nacken warf und in ihren Haaren und schütteln, daß keiner sich rühren und wühlte. regen könnte und Frau Melissa das Lachen verginge.

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Doch der Dampfer behielt seinen gemessenen Schnelldroschkengang und das Wetter blieb schön. Schließlich war es auch besser so, denn das Pärchen kam ohne Einmischung der Elemente auseinan der. Ich erfuhr es am nächsten Morgen, als ich mich auf meinen Lieblingsplay ganz vorn auf dem Schiff — ein richtiger Schmollwinkel war's zurückgezogen hatte. Bequeme Size gab es dort nicht; ich mußte mit einer Rolle Tauwerk vorlieb nehmen. Auch sprigte zuweilen ein Schauer von Salzwassertropfen über mich, wenn eine Welle quer gegen den Bug gelaufen war. Daraus aber machte ich mir nichts; dafür war's ein schöner, einsamer Fleck, wo sich's prächtig träumen ließ.

Und auch an jenem Morgen träumte ich mit offenen Augen. Nichts, was das Herz froh machte der Himmel weiß

es.

Meine Aussichten in die Zukunft kamen mir erschrecklich trübe vor; alle die schönen Dinge in der deutschen Heimat, nach denen ich mich gesehnt hatte wie ein frankes Kind in nächtlicher Dunkelheit nach der Mutter, besaßen keinen Reiz mehr für mich. Da ließ ich mich über die Erde schleppen, um eine rosenfarbige Wolfe zu erreichen, die ich früher einmal am Himmel gesehen hatte, und wenn ich an die Stelle kam, so würde alles eitel Dunst und Nebel sein wenn nicht gar Hagel und Eisschollen.

Ein paar Sekunden lang sahen wir uns schweigend an, dann begann sie: „Nun, Herr Alberto Sie fragen nicht einmal, weshalb ich Sie hier aufsuche? Hier, an diesem greulichen Orte, wo sich sogar Bello, der Schiffshund, nicht verkriechen würde, wenn er Schläge bekommen soll?"

Ich antwortete, daß ich allerdings einigermaßen neugierig sei, was mir die unerwartete Ehre ihres Besuches verschaffe.

Frau Melissa schüttelte das Köpfchen und gab mir einen verweisenden Blick. „Aber, Herr Alberto!" rief sie aus. „Sehen Sie doch nicht ein solch fremdes Gesicht auf! Es steht Ihnen schlecht, und man sieht gleich, daß es nicht das Ihrige ist!"

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„Muß ich mich mit ihm duellieren ?“ Warum nicht gar Aber, Herr Während ich mich mit diesen Betrach Alberto, mit dem Kapitän könnten Sie

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