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des Liutprand, hört man, daß sich zu sellt, so staunt man, wie den Bewohnern der ihnen im Jahre 926 gar noch ein Einfall, Küste der Mut geblieben, inmitten all dieser der von Italien kommenden Ungarn ge- Greuel das Leben hier weiter zu fristen.

In den sieb ziger Jahren des zehnten

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Jahr

hunderts endlich

gelingt es dem

Grafen Wilhelm

von Marseille, nach schweren Kämpfen die Festen der Saracenen zu brechen. Einer seiner Offiziere ist Giballino Grimaldi, ein Genueser Patricier, dem er zum Lohn für seine Dienste die Herrschaft über die Küste von St. Tropez bis Frejus als Lehen überträgt. Kein erkennbarer Faden aber reicht hinüber, wie man es wohl geglaubt hat, von diesem Lehensmann der Provence zu jenem anderen Grimaldi, der, im Jahre 1296 von den Ghibellinen aus seiner Vaterstadt Genua verjagt, sich in Monaco festsetzt und der Ahnherr eines Geschlechtes

wird, welches aus Anfängen, in denen sich Heldenund Seeräubertum unentwirrbar durchdringen, allmählich bis zu fürstlicher Souveränetät aufsteigt.

Der Ort, der an der Stelle des alten Baaltempels erwachsen, war schon um das Jahr 1000 völlig zerstört; das Gebiet selbst ein Gegenstand

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beständigen Streites zwischen der Provence Dominiums ringt. Sein Name ist ge

fürchtet am ganzen Mittelmeer; aber auch ihn erreicht endlich das Geschick. Ein Genueser Heer zwingt ihn (1357), Monaco zu übergeben freilich gegen eine Entschädigung von zwanzigtausend Goldgulden. Er stirbt zu Nizza im Exil (1363).

und Genua. Später überträgt es Kaiser Heinrich VI. feierlich den Genuesen, die um das Jahr 1215 hier eine Burg anlegen, für deren Bau alles Material zu Schiffe aus Genua herbeigeschafft werden muß. Von nun an wird der Ort ein Spielball der Parteien in den bürgerlichen Kämpfen der Republik. Bald halten ihn die ghi- Erbe des Talentes und kriegerischen. bellinischen Spinola, bald die guelfischen Mutes, aber auch der Gewissenlosigkeit Grimaldi und List und Verrat spielen seines Vaters ist Rinaldo de' Grimaldi. in diesen Kämpfen eine gleich wichtige Heute im Dienste der Krone von FrankRolle wie kriegerischer Mut und Helden- reich, kämpft er morgen für die Königin kraft. Beide Parteien machen sich die Johanna von Neapel, die Gräfin der Erbschaft der Mujelmänner aufnehmend Provence. Während des Schismas erals Seeräuber einen gefürchteten greift er zuerst Partei für Urban VI. und Namen, wobei nicht einmal immer der plündert in Mentone die auf der Reise Schuhmantel politischer Parteigängerschaft nach Avignon zu Klemens VII. befinddie schlimme That deckte.

Im Jahre 1338 kam eine Einigung zwischen den beiden Familien zu stande. Die Grimaldi zahlten den Spinola eine Abfindungssumme und wurden dafür von diesen in dem Besitz Monacos anerkannt. Bald erwarben sie durch Vertrag auch Rechte auf die benachbarten Orte Roccabruna und Mentone, schließlich beide ganz. Mentone war nach Vertreibung der Saracenen zunächst in den Händen der Grafen von Ventimiglia gewesen, welche es um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts der Genueser Familie Vento abtraten, von denen es Carlo Grimaldi übernimmt. Unter den Vento entstand die Stadtbefestigung, auch besaß der Ort damals wenigstens für kurze Zeit seine eigene Münzstätte. Bei den Grimaldis verblieb er bis in die neueste Zeit.

Der wilde Korsarengeist des Carlo Grimaldi, des eigentlichen Begründers der Macht seines Hauses, findet jedoch keine Ruhe im friedlichen Besitz der er worbenen Herrschaft. Bald kommandiert er als Admiral die Flotten des Königs von Frankreich, bald schlägt er sich für eigene Rechnung mit päpstlichen oder vene tianischen Galeeren herum; am häufigsten liegt er mit der eigenen Vaterstadt Genua im Kampje, der gegenüber er um die Un abhängigkeit des von ihm gegründeten

lichen Kardinäle; dann steht er wieder für Klemens gegen Urban. Um 1400 war er, wahrscheinlich mit französischer Hilfe, wieder in Besig der väterlichen Herrschaft gelangt: damals empfing er den nach Italien reisenden Papst Benedikt XIII. im Schloß zu Monaco.

Nicht will ich die schicksalsreiche Geschichte der Grimaldi und ihres Fürstentums hier weiter verfolgen. Nie ist es über die drei Orte Mentone, Monaco, Roccabruna hinaus gewachsen. Gemächlich dahinwandernd, durchschritt es ein Fußgänger in drei Stunden in seiner Längsrichtung; an seiner breitesten Stelle reichte es kaum eine halbe Stunde in der Luftlinie hinein ins Land. Unmittelbar über der Hauptstadt ragte das savoyische Kastell Torbìa, zu dem das alte Römerdenkmal erweitert worden; von ihm aus blickt man hinein in die Straßen der Stadt, so daß nichts auf denselben geschehen konnte, was nicht feindliche Späher sofort erschauten. Fortgesezt umtoste das kleine Gebiet der Kampf der drei großen Nachbarn: Frankreich, Savoyen, Genua, die sämtlich begehrliche Blicke darauf rich= teten. Verrat und Mord fehlten den Grimaldi nicht im eigenen Hause. Aber in allen Stürmen verstanden sie es, bald mutig fämpfend, bald flug sich duckend, die Selbständigkeit ihrer Herrschaft zu er

halten; zuletzt im festen Anschluß an das französische Königtum.

Im Jahre 1731 erlischt mit Anton I. der Mannesstamm der Grimaldi, und die Regierung geht auf dessen älteste Tochter Luise Hippolyta und deren Nachkommen schaft aus ihrer Ehe mit einem Grafen Goyon-Matignon über. So wunderliche Geschichten auch St. Simon von dem Bestreben des lezten Grimaldi am Pariser Hofe erzählt, für seine Tochter einen viel versprechenden Gatten zu finden, das auf gepfropfte Reis besaß in seiner späteren Entwickelung wenig von dem Helden charakter, der — wennschon oft nicht ohne bedenkliche Zuthaten den alten Stamm ausgezeichnet. Die Fürsten wählen jetzt mit Vorliebe Paris zum Aufenthaltsort, dort die Einkünfte des Landes in aben teuerlichem Treiben verbrauchend. Die große Revolution vereinigt endlich 1793 das kleine Ländchen mit Frankreich; und den in Paris weilenden Fürsten Honorius III. rettet im folgenden Jahre nur die Bewegung des 9. Thermidor, welche den Sturz Robespierres herbeiführte, vor dem Schaffot.

Der Wiener Kongreß, der doch über die Ansprüche so vieler kleiner ehemaliger Souveräne hinwegging, führte die Matignon-Grimaldi, die nach der Art ihres Regierens dies am wenigsten erwarten konnten, wieder in ihre Staaten“ zurück. Sie sollen dies einer üblen Laune Talleyrands verdanken. Als dieser so wird erzählt sein Bemühen, Frankreich im Besiz der Grafschaft Nizza zu erhalten, an den Ansprüchen des Hauses Savoyen scheitern sah, da ließ er dem Staatsvertrag über die Abtretung dieses Gebietes die Klausel von Rekonstruktion des Duodesstaates Monaco, von der bisher nicht die Rede gewesen, anfügen.

So gelangte Honorius IV., ein Mann, den ein siecher Körper unfähig zum Regieren machte, wieder in Besiß des Fürstentums; für ihn führte sein gleichnamiger Sohn die Regentschaft, bis er nach des Vaters Tode (1819) diesem auf dem Thron folgte. Doch nur ein paarmal be

suchte Honorius V. das Land, zumeist lebte er in Paris, von dort aus in eigener Machtvollkommenheit die Verwaltung seines Staates durch sogenannte „Ordonnanzen" reorganisierend. Deren Ziel war ganz einfach eine möglichst vollkommene Ausnußung von Land und Leuten zum Vorteil der fürstlichen Schatulle.

Von allen Excessen, welche hier und da die rückkehrenden Depoffedierten begingen, ist die Wirtschaft in Monaco die schlimmste; unfaßlich erscheint es heute, wie eine man ist versucht zu sagen — so räuberische Verwaltung, die zugleich in unsinniger Weise die Quellen des Wohlstandes im Ländchen unterband, so lange Bestand haben konnte, als es wirklich der Fall war. Es wurde zunächst ein umfassendes Monopolwesen geschaffen: Monopol wurde das Mahl- und Schlachtrecht, sowie der Getreidehandel überhaupt. Nur Regalmehl durfte im Lande verkauft werden. Und welches Mehl war dies oft! Bald wußte alle Welt, daß die Pächter des monacanischen Getreidehandels havariertes Korn in Genua und Marseille aufkausten, dessen Verbrauch dort die Polizei verboten hatte. Mit solchem Material arbeiteten die Staatsbäckereien ! Natürlich suchten die wohlhabenderen Haushalte sich dem Konsum dieses Brotes möglichst zu entziehen. Dem vorzubeugen, nötigte die Regierung die Bäcker, Verbrauchslisten zu führen, auf Grund deren gelegentliche Haussuchungen in solchen Familien stattfanden, deren geringe Entnahme staatlichen Brotes die Einführung verbotener Backwaren vermuten ließ. Der Fremde, der die Grenze passierte, der Schiffer, der im Hafen anlegte, unterfiel der Revision und sah seinen Vorrat mitgebrachten Brotes konfisziert.

Monopol wurde feryer das Mahlen der Oliven zu Öl, Monopol der Handel mit Pulver und Munition, mit Karten und Strohhüten, leßtere hier ein wichtiger Gebrauchsgegenstand für die ärmere Bevölkerung bei der Feldarbeit; Monopol wurde endlich, und als solches noch dazu verpachtet, die Fabrikation von Nudeln.

und Maccaroni, dieser Hauptnahrungs- um so heimlichen Verkäufen vorzubeugen.

Die Hauptprodukte des Landes endlich, Oliven, Orangen, Citronen, wurden mit hohem Exportzoll belastet, durch den die Konkurrenz mit der billiger oder gar nicht besteuerten italienischen und französischen Ware fast unmöglich wurde.

mittel des Südländers. Aus der fürstlichen Leinwandfabrik in Monaco hatten die Schiffer des Landes ihren Bedarf an Segelleinwand zu entnehmen, trotzdem das Gewebe hier teurer war als anderswo. Nur die Staatsdomänen hatten das Recht, Holz zu exportieren; auf Privatgrund- Durch diese und eine Reihe ähnlicher stücken durften Bäume überhaupt erst nach Maßnahmen gelang es dem Fürsten allervorhergegargener polizeilicher Genehmi dings, die jährlichen Einnahmen aus dem gung gefällt, exportiert von solchen nie- Lande auf 300 000 Franken zu bringen, mals werden. Die größeren Haustiere von denen volle zwei Drittel in seine wurden mit einer Kopfsteuer belegt, deren Privatkasse nach Paris wanderten, das Eintreibung mit peinlicher Sorgfalt ge- heißt also weit über 15 Millionen für die führte Stammrollen zu Grunde lagen. Zeit von der Rückkehr der Grimaldi bis Jeder Familienvorstand war verpflichtet, zum Ausbruch der Mentoneser Revolution die Geburts- und Todesfälle in seinem (1847). Und das aus einem Lande von Viehstande bei der Polizei anzumelden, etwa siebentausend Einwohnern!

Honorius V. starb nach fünfundzwanzigjähriger Regierung zu Paris im Jahre 1841. Ihm folgte sein Bruder Florestan, der bis dahin, den Traditionen seines Geschlechtes folgend, in Paris ein ziemlich abenteuerli ches Leben geführt und sich namentlich

bekannt gemacht hatte als Schauspieler auf fleinen

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