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1868 mit nach Massaua, so daß ich Gelegenheit hatte, diese Stadt mehreremal zu besuchen. Zulegt im Jahre 1881.

Zeit der Türkenherrschaft ein Nest, unter Beendigung des Feldzuges der Engländer Ismael entwickelte es sich zur Stadt. Schweinfurth schreibt:* „Zur Zeit mei ner Ankunft in Suakin waren erst wenige Monate verflossen, seit die direkten afrikanischen Besitzungen des Sultans an Ägypten abgetreten wurden (Suakin, Massaua, die Salinen von Ranai 21 Grad nördl. Breite) nebst den zinspflichtigen Gebieten benach barter Nomadenstämme, und doch hatten bereits die energischen Maßregein des Gouverneurs Suakin gewaltig aus seiner Lethargie aufgerüttelt." In der That nahm die Stadt seit der Zeit einen großen Aufschwung.

Wie aber wird Suakin sich entwickeln unter britischer Herrschaft! Denn daß die Engländer diese Stadt am Roten Meere wieder herausgeben sollten, sagt höchstens Gladstone, aber er selbst glaubt es sicher nicht.

Mehr als selbst 1557,** in welchem Jahre Massaua, das bis dahin dem äthiopischen Reiche gehörte, von den Armeen des großen Soliman erobert wurde, zog diese Stadt die Aufmerksamkeit Europas auf sich zur Zeit der britischen Expedition gegen Theodoros. Und obschon die Engländer vorzogen, von der Stätte des alten Adulis in das Innere zu dringen, mach ten doch die gebildeteren Teilnehmer jener Armee, namentlich die, welche aus irgend einem Grunde der Expedition beigegeben waren, einen Abstecher, um Massaua kennen zu lernen. Ich war so glücklich gewesen, im Auftrage unseres Kaisers die britische Armee nach Abessinien begleiten zu dürfen. Der Kommandant eines französischen Kanonenbootes nahm mich nach

Zeitschrift für Erdkunde, 1867, S. 34.

** Dies Jahr wird meist als Eroberungsjahr an genommen. Es ist aber nicht sicher, ob nicht Mas: jaua schon früher genommen wurde. Denn im Franasco Alvares finden wir, daß die Einwohner von Massaua ungläubige Mohren genannt werden, während er die von Arkito, der Stadt, die Viajjaua gegenüber auf dem Festlande gelegen ist, ausdrück lich als Christen bezeichnet.

zu sehen ist dort eigentlich nichts. Es lohnt sich kaum, nur Massauas wegen eine Reise zu unternehmen. Von dem alten Sabaitikon stoma ist nichts mehr übriggeblieben. Vielleicht könnte man die Anwesenheit der auf Massaua befindlichen Cisternen eher auf die Alten zurückführen als auf die Perser, wie Heuglin dies thut; aus dem einfachen Grunde, weil sie in ihrer Wölbung, in ihrer ganzen Anlage so gebaut sind, wie sie sowohl die Griechen in Cyrenaïka und später die Römer in Nordwestafrika zu erbauen pflegten. Sonst sieht man gar kein Denkmal aus dem Altertum. Will man solche sehen, so muß man sich südlich begeben nach dem unfernen Adulis oder, wie es nun heißt, Sula. Hier sind in der That noch Ruinen genug, welche von der Bedeutsamkeit dieses alten Emporiums zur Zeit der Ptolemäer reden, als im Inneren von Abessinien das axumitische Königreich errichtet wurde.

Weshalb man überhaupt diese Stadt zerstören ließ, wann sie zerstört wurde, weshalb man sie nicht wieder aufbaute, das wissen wir nicht. Als im sechsten Jahrhundert Cosmas Indopleustes nach Adulis kam, erhielt er von dem Befehlshaber der Stadt den Auftrag, jene merkwürdigen, am westlichen Ende der Stadt befindlichen Inschriften zu kopieren, weil sie an den König von Axum, Elesbaan, geschickt werden sollten. Und mit Hilfe seines Gefährten schrieb er denn auch die uns auf diese Weise erhaltene Inschrift ab. Aber wo sind die Steine selbst hingekommen? Können sie in Sula nicht ebensogut verborgen liegen, wie der andere mit griechischer Inschrift bedeckte Stein bei Arum sich erhalten hat? Würde es sich nicht lohnen, hier Nachgrabungen anzustellen nach derartigen Steinen, die in der That für die Geschichte und Geographie der damaligen Zeit von der größten Wichtigkeit sind?

Bei den oberflächlichen Nachgrabungen,

welche während der britischen Expedition Mr. Goodfellow vornahm, gelang es ihm doch, in kürzester Zeit die Grundfesten eines alten Tempels bloßzulegen; außer dem wurden Säulenstücke aus Marmor gefunden, und bei gründlicheren Nach grabungen würde gewiß manches Kost barere zu Tage gefördert, vielleicht sogar die von Cosmas erwähnten Inschriften gefunden worden sein.

Doch wir haben es mit dem heutigen Massaua zu thun, welches jezt gewisser maßen die Stelle Adulis' vertritt, denn augenblicklich ist Massaua Haupteingangspforte für Abessinien. Die kleine Insel, auf welcher die Stadt erbaut ist, liegt auf 15 Grad 37 Min. nördlicher Breite und 39 Grad 30 Min. östlicher Länge von Greenwich. Das Inselchen selbst hat eine Länge von nur 1000 m und ist an der breitesten Stelle kaum 300 m breit. Nur einige Meter höher als die Marke der höchsten Flutwelle, besteht das Eiland durchweg aus Madreporenkalk. Vom Festlande ist Massaua etwa 1500 m entfernt. Die Lage ist fast von West nach Ost, je doch etwas südwestlich, und zwischen dem Festlande im Westen und Massaua liegt die von Norden nach Süden sich erstreckende Insel Tolhut, ebenfalls 1 km lang und etwa 200 m breit. Tolhut ist 500 m von Massaua und 1000 m vom Festlande entfernt. Etwa 1000 m gerade südlich von der östlichsten Seite Massauas ab liegt das immergrüne kleine Inselchen Sid Schich, welches unbewohnt ist; so viel genügt, um den Leser über die Lage Massauas zu orientieren.

Als Munzinger noch ägyptischer Gene ralgouverneur des östlichen Sudan war, verband er Massaua mit Tolhut und dieses Eiland mit dem Festlande durch einen steinernen Damm. Derselbe existiert noch. Aber die Wasserleitung, welche er von dem Festlande herüber bis ins Herz von Massaua führte, ist schon wieder dem Zahn der Zeit anheimgefallen, seitdem mohammedanische Gouverneure die Zügel der Verwaltung ergriffen haben.

Hölle," behaupten die Engländer. In der That ist das Klima nichts weniger als angenehm, obschon es keineswegs ungesund genannt werden kann. Die Durchschnittstemperatur dürfte nicht höher als ca. dreißig Grad Celsius im Jahre sein, aber durch die feuchte Luft wird man für die Wärme um so stärker empfindlich. Und namentlich nachts, wo an anderen tropischen Orten auf die Tagesschwüle des glühenden Sommers eine angenehme Kühlung zu folgen pflegt, ist es in Massaua kaum auszuhalten. Im Sommer weht wenigstens bei Tage meist ein frischer Seewind, der doch etwas die Hize mildert, aber regelmäßig legt sich nachts die Brise, und jedermann ist dann auch bei vollkommenster Ruhe in Schweiß gebadet. In der Winterzeit, das heißt von November bis April, ist das Klima einigermaßen erträglich.

Auf Massaua selbst giebt es nur wenige gute steinerne Gebäude. Die Hauptmoschee, das am Staden liegende Zollgebäude, die Häuser der französischen und italienischen Konsulate und einige Gebäude von Griechen, die an der Hauptstraße liegen, das ist alles. Aber eine Straße verengt sich zu einem Bazar, und mit dem notwendigen Mattendache zum Schuße gegen die Sonne versehen, findet man rechts und links Buden, deren Inhaber meist Banianen, das heißt Indier, sind, die hier ihre prunkenden Stoffe: Goldbrokat, Sammet und Seide, feil halten, welche von den Abessiniern zu Ehrenkleidern verwendet werden. Auch sonst ist der Markt gut mit Waren versehen, und in den größeren Geschäften der Griechen und Italiener sind sogar europäische Luxusartikel aller und jeder Art zu haben. Männer, selbst wenn sie höhere Ansprüche machen, können sich in Massaua vollkommen, was Kleidung anbetrifft, ausstatten. Man muß natürlich davon abstehen, einen Cylinder oder gar einen Frack kaufen zu wollen. Wozu auch? Das Klima würde eine solche Kleidung gar nicht erlauben. Selbst viele Europäer tragen der entsetzlichen

„Aden ist das Fegefeuer, Massaua die Hize wegen nur ein sogenanntes langes

Trapezunthemd, das bis auf die Knöchel reicht und von Flor, also ganz durchsichtig ist, dazu dann ein kurzes, undurchsichtiges Unterbeinkleid; das ist der gebräuchliche Anzug auch der Europäer in ihrem home. Zwischen den orientalisch gebauten Häufern sieht man dann die Hütten und Gehöfte der Eingeborenen, welche ebenso primitiv und luftig wie die in Suakin und von denen ganze Straßen gebildet sind; sie genügen den Bedürfnissen der selben vollkommen. Hat man dann die eigentliche Stadt verlassen, welche unge fähr die Hälfte der Insel im Westen einnimmt, so findet man im Osten, etwas allein gelegen, die französische Mission mit der Kirche ein gut und solide errichtetes Gebäude. Der äußerste Osten der Insel wird durch ein steinernes Fort mit einigen Kanonen abgeschlossen, aber das eine ist so wenig verteidigungsfähig, wie die anderen wenig gut zum Schießen sind. Hier be finden sich auch die alten Cisternen, von denen einige noch gebraucht werden, aber alle, wenn gereinigt und ausgebessert, gebraucht werden könnten.

wie eine Pagode erbaut, scheint es von
jedem Stil etwas zu haben. Es erinnerte
mich immer an die sogenannte Zwiebel-
kirche von Moskau; aber im Zwielicht
sieht das Schloß aus wie ein verzaubertes
Palais aus Tausend und eine Nacht. Im
Inneren gut, ein Zimmer geradezu luxu-
riös ausgestattet, mit großen und hohen
Räumen, sogar mit einem Bad versehen,
hatte bei meiner Rückkehr aus Abessinien
der Khedive mich eingeladen, dort zu
wohnen. Und die schönen Abende
waren ausnahmsweise kalte Apriltage in
Massaua, durchschnittlich 25 Grad Celsius

es

die ich träumend auf der Veranda verbrachte, ausruhend von den eben überstandenen Strapazen und Fährlichkeiten einer Expedition im gebirgigsten Lande von Afrika, gehören zu den angenehmsten Erinnerungen dieser unvergeßlichen Reise. Da lagen sie vor mir, jene Riesen der afrikanischen Alpenwelt. Während schwarze Wolken langsam an den Gehängen, oft von Blißen durchzuckt, majestätisch ihre kompakten Formen wechselten, waren die blauen Gipfel noch von der untergehenden Sonne beleuchtet. Dann das schöne blaugrüne, wellige Vorland, das Ufer im Westen, mit dem zwischen Bäumen versteckten Städtchen Arkiko. Endlich dicht vor mir ausgebreitet die See in ihrer bläulichen Farbe. Darauf schaukelten sich ganz nahe Pelikane, um sich dann bald zu nach Tolhut, welche Insel als der erheben und der grünen Insel Schich zuSit der Regierung bezeichnet werden zufliegen, wo sie in Gemeinschaft mit weiDenn wenn auch der eigentliche Ben Aasgeiern und anderen Vögeln nächDivan in Massaua ist, so haben wir hier tigen, die ebenfalls ihren Flug dahin richdie Wohnung des Gouverneurs, die des ten. Auch die Barken zogen heimwärts Schatzmeisters und vor allem den sonder nach Arkiko, und in nächster Nähe paddelbaren Palast des Khedive, in dessen Neben- ten, fast im Wasser sigend, nackte Gestalten gebäuden die Post und das Telegraphen-in ihren ausgehöhlten Baumstämmen durch amt untergebracht sind.

Dies ist das städtische Bild von Massaua, wo etwa 1500 Menschen zusammen woh nen, Banianen, Europäer und Eingeborene vom Festlande. Leztere sind natürlich in der Mehrzahl. Verläßt man dann die Stadt durch das große Westthor, so kommt man, über den steinernen Damm schrei

Dieses Palais des Khedive, erbaut von Arakel Bei im Jahre 1874, der als Neffe Nubar Paschas hierher geschickt wurde, um in Massana den Krieg mit Abessinien zu organisieren, in welchem Kriege er dann sein Leben einbüßte dieses Palais ist eine der sonderbarsten Bauten, die man nur sehen kann. Weder maurisch noch

die Bucht.

Auf Tolhut befindet sich ein gutes Erdwerf, große Baracken für Militär, und von da kommt man mittels eines einen Kilometer langen Dammes nach dem Festlande, woselbst hintereinander die Ort= schaften Hotumlu, Mkullu und Saga liegen; derart dicht beieinander, daß alle einen Ort zu bilden scheinen, überhaupt

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niemand genau zu sagen weiß, wo der eine anfängt und der andere aufhört.

ehemals so berühmten Stadt Adulis. Jägern, welche nicht weit landeinwärts Hier ist der Nachtaufenthaltsort der gehen wollen und bald genug wird ja Kaufleute von Massaua; hierher ziehen sich jetzt Massana ein Magnet für Nimrode die Banianen und die arabischen Kaufleute sein, mögen es sich gesagt sein lassen, zurück, wenn sie ihre Buden verschließen. daß der malerische Gedemberg keineswegs Aber abgesehen von etwa zwanzig stei- so kahl ist, wie er, von Massaua aus genernen Gebäuden, waltet auch hier das sehen, zu sein scheint. Der Gedem ist Zweig und Strohhaus vor. Nur ein nicht nur reichlich mit großen. Bäumen prächtiges und großes Gebäude, das gegen bestanden - sogar einige Exemplare des alle übrigen sich wie ein Schloß ausnimmt, riesigen Boabab, Adansonia digitata, wachdie schwedische Missionsanstalt, ist durch sen dort, sondern ist auch sehr wildaus nach europäischer Art errichtet. Dicht reich. Der Gedem hat pflanzlich und daneben steht auch noch eine kleine römische tierlich das Wesen vom abessinischen Missionsanstalt, versteckt in einem Hain Alpenland. Abgesehen von zahlreichen von wundervollen Lausonien, Oleandern, Antilopen- und Gazellenherden, denen Parkinsonien und einigen Fächerpalmen. man schon auf dem Hinwege zum Berge Hier ist überall unterirdisch ein starkflie- begegnet, findet man reißende Tiere, und Bendes Wasser, so daß mit geringer Mühe die Affen sind durch den Hamadrias kynoPflanzen bewässert werden können. Über- kephalos herdenweise vertreten. haupt muß man die Umgebung von Massana sich keineswegs als Wüste vorstellen. Calotropis procera, dann namentlich eine Euphorbie, durchrankt von Stapelien, bilden zusammen oft wahre Wälder, und schon nach einigen Kilometern Entfernung wechseln Mimosen, Balsambäume, verschiedene Aloen und Gras so reichlich, daß die Nomaden ihr Vich dort gehen lassen. Geht man aber gar nach dem unfernen Städtchen Arkiko, am südlichen Golf gelegen, so hat man, selbst wenn man dicht am Meere bleibt, oft wahre Buschlandschaften zu durchwandern.

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Eines Berges müssen wir bei Massaua noch gedenken, des schönen Gedemberges, wegen seiner plastischen Form und weil er für alle auf Massana haltenden Schiffe das Wahrzeichen ist. Obschon der Gedem, welcher in südsüdöstlicher Richtung von der Stadt liegt, nicht hoch ist er ist etwas höher als 1000 m —, so ist er in seiner Erscheinung geradezu imposant. Unvermittelt steigt er aus der Ebene empor und unvermittelt senkt er an der entgegengesetzten Seite seine Gehänge ins Meer hinein. Südlich vom Gedem öffnet sich die schöne Adulis, auch Ansley oder Sulabai genannte Bucht, und daran gelegen findet man die Trümmer der

Es ist schon angedeutet worden, daß der Handel Massauas sich besonders um Abessinien dreht. Das, was die Abessinier notwendig brauchen, beziehen sie über diesen Hafen, und das, was sie produzieren und übrig haben, senden sie nach Massaua, besonders Butter, Häute, Honig, etwas Wolle, Moschus von der Zibethkaße und manchmal auch Felle von reißenden Tieren. Ein Erwerbszweig blüht aber in Massana noch, der wenigstens kommerziell hier seinen Mittelpunkt hat: Perlmutter und Perlfischerei. Die Perlen des Roten Meeres und die des persischen Golfes sind die schönsten und größten der ganzen Erde. Das ist männiglich bekannt. Aber die Hauptperlfischerei ist nicht unmittelbar bei Massaua, sondern in dem Dahlak-Archipel, und zwar sind es die Bewohner der großen Insel Dahlak, welche hauptsächlich den Fang der Perlmutterschale betreiben. Die Käufer der Perlen jedoch sind nicht Europäer, sondern die Banianen, und die schönsten und meisten Perlen kommen nicht nach Europa, sondern werden nach Judien geschafft. Sowohl der Perlen= wie auch der Perlmutterhandel erfordert eine große Kenntnis und eine gewisse Geriebenheit. Ein Deutscher, der nach Massaua kam, wurde bei einem Kauf von

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