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orientiert zu haben, um ihn zur Besichtigung der am Erythräischen Meere gelegenen Städte einladen zu können. Wenn wir dabei eine bestimmte Reihenfolge nicht innehalten, sondern gleich mit Suakin beginnen, so geschieht das nur, weil diese Stadt heute mehr als alle anderen am Roten Meere gelegenen die Aufmerksamkeit der gebildeten Welt auf sich zieht.

Suakim oder Suakin — man hört und spricht bald in der einen und anderen Weise, während die ägyptische Regierung nur Suakin schreibt liegt auf 19 Grad 8 Min. nördlicher Breite und 37 Grad 24 Min. östlicher Länge von Greenwich. Der eigentliche Ort* oder die Stadt liegt nicht unmittelbar an der afrikanischen Ostküste, sondern ist von derselben durch einen 2 km breiten Raum getrennt. Von dem Meere aus führt aber ein ca. 100 m breiter und 2 km langer Wasserarm in westsüdwestlicher Richtung zu West zu der Stadt, welche auf einem kleinen Inselchen gelegen ist, so daß sich also die dahinführende Wasserstraße sackartig erweitert. Zu dem Inselchen führt sodann noch ein etwas längerer und schmaler Wasserarm, von Nordosten kommend, welcher aber häufig trocken liegt. Die Insel ist durch einen Damm mit dem Festlande verbunden, auf welchem das viel mehr Einwohner zählende und als Vorort zu betrachtende Kef oder Gef liegt. Vor dem Jnselchen und also im Wassersack selbst liegt noch ein zweites Eiland, welches als Grabstätte dient. Aus dieser eigentümlichen Anordnung ersieht man, daß Suakin von der Seeseite mit Schiffen direkt nicht leicht zu erreichen ist. Europäische Geschosse beherrschen mit ihren weittragenden Kanonen aber dennoch vollständig den Play. Sind aber Schiffe nicht vorhanden, so ist die Stadt auf leichte Weise feindlichen Überfällen zugängig. Und hätte der Feind oder vielmehr der Landbewohner selbst europäische Kanonen zur Verfügung, so könnte eine Seeaktion selbst mit Leich

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tigkeit zurückgewiesen werden, weil eben Suafin 2 km vom Meere entfernt liegt und man mit Schiffen nur mittels eines schmalen und wenig tiefen Wasserarmes dahin kommen kann.

Die Einwohnerzahl von Suakin wird verschieden angegeben. G. Wild schäßt sie auf 10000 Seelen, während Heuglin 6000 bis 8000 annimmt. Ich glaube kaum, daß mehr als 5000 Einwohner in Suakin und Kef leben, und höchstens ein Drittel davon hat ständigen Siß auf der Insel. Zu manchen Zeiten ist Kef aber stark mit Nomaden angefüllt.

Die städtischen Einwohner bestehen, abgesehen von den Behörden und Soldaten, welche stets wechseln, hauptsächlich aus den der Stadt zunächst wohnenden eingeborenen Stämmen, und diese gehören vorzugsweise den sogenannten Hadendoa an, Hirtenvölkern, welche zwischen dem Nil und dem Roten Meere wohnen und in Suakin besonders die Vorstadt Kef bevölkern. Außerdem giebt es Kaufleute von Djedda an der arabischen Küste und Banianen, Indier, wie wir sie in allen Städten am Roten Micere und persischen Golf sehen und welche den vorteilhaftesten. Handel treiben. Auch vereinzelte Europäer halten sich in Suakin auf; meistens gehören sie der griechischen Nation an.

Langt man mit dem Dampfer an, so nimmt sich die Stadt nicht übel aus. Ein weithin leuchtendes Schild mit der Aufschrift Hôtel du Soudan" sagt dem Reisenden, daß man in dem keineswegs unansehnlichen Haus, wenn nötig, Unterkommen und Beköstigung finden kann. Auch hat Suakin sonst noch einige Gebäude, welche ansehnlich sind. Auf der Insel selbst ist das Gouvernementsgebäude, das Zollhaus und zwei Mo= scheen, während in Kef von leßteren sich drei befinden. Der kleine Marktplay ist umgeben von Häusern, in welchen Griechen. Kaffeelokale, Schenken und Läden für allerlei Kramsachen errichtet haben; abends und morgens ist der Plaß ungemein belebt. Abends von Europäern und Eingeborenen, die rauchend und trinkend dort

auf Stühlen oder auch auf dem Boden liegend herumlungern, während morgens die Eingeborenen von Tokar und der Umgegend in die Stadt kommen, um ihre Produkte, meist Gemüse, Milch, Butter 2c., an den Mann zu bringen.

Suakin wird regelmäßig von ägyptischen und italienischen Dampfern angelaufen und hat außerdem noch einen lebhaften Handel mit den übrigen Häfen des Roten Meeres. Selbst besitzt die Stadt aber nur einige Sambuk, das heißt jene ca. fünfzig Tonnen haltenden Schiffe mit dem hohen Hinterteil und dem großen unförm lichen lateinischen Segel.

Bis in die neueste Zeit hinein betrieb man in Suakin lebhaften Sklavenhandel. Nicht nur kamen direkt über Berber von Chartum aus Sklaven aus Centralafrika, sondern namentlich bezog man hier von Senhit und Kassala jene bei den Türken und Arabern so hochgeschäßten abessini schen Sklavinnen.

Während auf der Insel das steinerne Gebäude vorherrscht, giebt es derer in Kef nur wenige. Hier sieht man Hütten und jene Mattenbauten, welche, oft nur auf vier Pfählen ruhend, den besten Schuß gewähren gegen die sengenden Sonnenstrahlen. Wie schon erwähnt, ist Kef jezt mit der Insel durch einen festen Damm verbunden und wird, abgesehen von vielen engen Neben- und Sackgäßchen, durch eine breite Straße geschnitten, welche in der Verlängerung des Dammes von Nordost nach Südwest sich erstreckt. Hier herrscht stets ein äußerst buntes Leben und Treiben, da alle Handwerke, wie überall im Süden, auf offener Straße betrieben werden. Hier hat ein Bäcker seine glatten, weichen Bröte ausgelegt, dort wird geschlachtet; hier ist eine Garküche, wo man in Öl siedende Fischchen kaufen und verspeisen kann, dort säbelt ein Restaurateur von einem größeren Fische große Stücke herunter; hier wird Buttermilch von hübschen jungen Mädchen in dichten Strohkörben feilgehalten, dort hinwieder wird Butter und Milch aus geboten, hier schustert man Sandalen und

Pantoffel, dort werden Lanzen fabriziert; hier sigt gar ein mehr weißlich schimmernder Eingeborener mit einem ganzen Krimskram von allerlei europäischen Fabrikaten vor sich; er hat eine große gegerbte Ochsenhaut, und darauf ausgebreitet erblickt man Perlen, Glaskorallen, große und kleine Spiegel, Pfefferkörner, Ingwer, Nelken, Zucker, Kaffee, Papier der gröbsten Art zum Schreiben, Kerzen, Zündhölzchen und eine Menge anderer Gegenstände; dort hinwieder sieht man Händler mit Fellen, gegerbten und ungegerbten. Und zwischen all diesem stolzieren herum die hauptumlockten Hadendoa oder auch die Bischari mit feingeschnitzten langen Nadeln aus Holz in ihrem Haarschmuck, welche dazu dienen, gelegentlich unbequeme Bewohner ihrer natürlichen Kopfbedeckung in Respekt zu halten. Sie werden aber auch dazu ge braucht, jene kleinen Flechten zu ent= wirren, zu welchen das dunkle Haupthaar besonders die Gariab, die Gomelab, die Artegab und die Sigulab, wie die Gebirgsbewohner der Umgegend heißen, zusammenflechten. Vor dem Händler mit europäischen Sachen pflegen sie sich besonders zu drängen. Wie sehnsüchtig betrachten sie die ausliegenden Nadeln, Scheren, Spiegel und andere Sachen, aber meist haben sie nicht die Mittel, etwas zu kaufen. Das sind Luxusartikel. Die können sie entbehren. Aber vor den Fleischbuden machen sie Halt. Hier wird ranzige Butter gekauft und gleich dem Haar überwiesen, dort erstehen sie ein Stück geröstetes Hammelfleisch, und ohne lange den Kinnbacken Beschäftigung zu geben, lassen sie es durch die Kehle in den hungrigen Magen gleiten. Wie das schmeckt! Seit langen Zeiten haben diese Naturkinder kein Fleisch gesehen, viel weniger gekostet, und wie sorgfältig lecken sie hernach die Finger!

Jezt kommt aber gar ein Häuptling. Er hat jedenfalls ein gutes Geschäft gemacht. Vielleicht hat er Vieh verkauft oder eine größere Partie Wolle, oder war gar Chef einer Gummikarawane von

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Chartum. Denn Gummi arabikum ist der sudanische Artikel, welcher am meisten über Suakin ausgeführt wird. Er hat blanke Maria-Theresien-Thaler erhalten, welche auch hier wie an der ganzen afrikanischen Küste des Roten Meeres die einzige gangbare große Münze* bilden. Nach verschiedenen Einkäufen, nachdem er nament lich für seine Gattin die Beduinen haben meist nur eine Frau Glasperlen, ein kleines Spiegelchen und ein rotes Schnupftuch, welches aber als Kopftuch benutzt werden soll, erstanden hat, betritt er die Bude eines Haarkünstlers. Denn hier in Kef, welches gewissermaßen für alle Stämme östlich von Dongola und Berber bis zum Roten Meere die Metropole ist, findet sich ein halbes Dußend dieser Anstalten. Großen Luxus entfalten sie gerade nicht. Eine einfache viereckige Laube, auf vier Pfählen ruhend, von einer Matte überdeckt, an den Seiten durch Flechtwerk geschüßt; so sicht die Bude von außen aus. Im Inneren einige Matten, ein Kohlenbecken zum Erwärmen des Wassers, auch zum Anzünden der Nargileh, oder gelegentlich auch um ein Täßchen Kaffee zu kochen, einige grobe Holzkämme, schrecklich stumpfe Rasiermesser, eine sehr hohe Bank mit Seilen überzogen und mit einer Matte bedeckt, worauf der Haarkünstler thront, wenn er nichts zu thun hat, und welche sofaartige Bank auch nachts als Bett dienen kann; so ist die innere Ausstattung.

Unser Bischari betritt also die geweihten Räume, und nach den üblichen Begrüßungen, nach den gegenseitigen Fragen und Belehrungen über die Marktpreise hockt er auf der Matte zurecht und über

* Sie werden alljährlich in Wien wieder nach geprägt und zwar mit demselben alten Gepräge und derselben Jahreszahl 1780. Als General

Gordon vor kurzem von Kairo ausbrach nach Char: tum und die britische Regierung 100 000 Pfd. Sterl. zur Verfügung stellte, fand es sich, daß in ganz Kairo nur 5000 Pfd. Sterl. bar in Maria-TheresienThalern aufzutreiben waren. Es werden also augen blicklich in Wien große Anstrengungen gemacht werden müssen, um den Silberbedarf zu decken, denn im Sudan selbst ist absolut mit Gold gar nichts anzufangen.

antwortet seinen ganzen ungeheuren Haarput dem Friseur. Jedenfalls hat dieser mehr Geduld bei seiner Verschönerungskunst als sein Kollege, der vollendetste Pariser Coiffeur. Endlich! Nach stundenlanger Arbeit, nach Entwirrung der Haare, Auf- und Einflechten der Strähne ist der Kopf wieder in Ordnung, und um das Werk zu krönen, drückt ihm der Besizer eine große Kugel Hammelfett in sein lockiges Haupt.

Stolz geht unser Bischari fort, und sein liebebedürftiges Herz treibt ihn jezt zu jenen Buden, aus denen von weitem her schon Tam-Tam und Gejodel dringt und wo lustige Negerweiber aller Völker Afrikas, aber auch weiße Dirnen oder gelbhäutige aus dem Nilthal und von Arabien sich eingefunden haben, und bald sieht sich der Sohn der Berge umringt von den Schönen Afrikas und Asiens. Daß der Rakki und Haschisch auch hier eine große Rolle spielt, bedarf kaum der Erwähnung.

Suakin hat eine kleine Garnison und eine Abteilung von Sträflingen. Es gilt als Hauptstadt des östlichen ägyptischen Sudan.

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Jedenfalls hat die Stadt nicht nur eine günstige, sondern äußerst malerische Lage. Man glaubt, wenn man von der See kommt, in der That ein Alpenpanorama vor sich zu haben. Herr Wild, ein Schweizer, der ein sehr anziehendes Büchlein über Werner Munzinger geschrieben hat, sagt S. 12: Es erinnert mich die Landschaft ganz an den nordost -solothurnischen Jura in der Schweiz, vom Schloß Wildegg im Aargau aus gesehen, die einen fürs Auge so angenehmen Hintergrund bilden." Und so ist es in der That. Nichts ist malerischer als die ganze Ostküste Afrikas am Roten Meere. und von Suakin aus sieht man durch eine schöne Ebene, durch die in der in nächster Nähe der Stadt sich befindenden Gärten und Gartenhäuser oder auch durch die Hütten der Eingeborenen hinweg auf eine wirklich königliche Bergkette.

* Von Kairo nach Majjaua 20. Llten 1879.

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Es ist durchaus unrichtig, wenn einige Reisende dieser Gegend einen wüstenhaften Charakter vindizieren wollen. Zur trocke nen Jahreszeit macht die Ebene zwar oft den Eindruck einer versengten Steppe; aber während und nach der nassen Jahreszeit grünt und blüht alles. Die nächsten Vorberge, ca. 1000 m hoch, sind im Westen der Gebel Uaratab, in dessen pflanzenreichen Schluchten Georg Schwein furth im Jahre 1864 so ange= nehme Tage verlebte."* Gebel Uaratab liegt auf halbem Wege zum Fort Sinkat, welches selbst im Chor Okaf, wo dasselbe aus der Kette der Berge heraustritt, in gerader Richtung von Suakin 40 km Westnordwest zu West entfernt ist. Die Küste selbst verläuft von

der Stadt in südsüdöstlicher Richtung. Nicht nur zahlreiche Korallenbänke, unter

seeische Riffe, son

dern auch wirk

liche kleine Inseln

lagern davor.

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Ankerplaz für das Fort Tokar, welches von der ganzen Gegend seinen Namen erhalten hat. Diese Gegend, unterirdisch stets stark berieselt von dem aus den Anhängen des nördlichen Abessinien kommenden Barka- oder Baraka-Fluß, bildet die üppigste Gegend von Suakin. Das Fort Tokar liegt von Suafin 80 km entfernt. In Tokar wurden schon unter Ismael große Baumwollenpflanzungen angelegt,

Hadendaui.

und hier gedeiht

in der That alles, was das tropische Afrika überhaupt produziert. Während aber die Ebene von Tokar als Schwemm land des Baraka betrachtet werden

kann, beginnt der eigentliche Chor (Flußbett) Bara

fa erst 20 km südlich von Tokar. Von diesem mit dem üppigsten Grün bestandenen Thal giebt uns unser deutscher Landsmann Dr. Junker, der als einer der letzten Reisenden dies Flußbett auf einer Explorationsreise in das Gebiet der

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sehr belehrenden und anziehenden Bericht.*

Folgt man der Küste, so kommt man | Beni Amer und Hadendoa erforschte, einen nach dem Ras (Vorgebirge) Mogta, ** und gleich füdlich davon liegt der Mirsa (Mirsa Hafen) Trinkitat oder Trinktat. Von einem eigentlichen Hafen ist keine Rede, aber auf einer sumpfigen Landzunge liegt das in lezter Zeit oft genannte Fort gleichen Namens. Trinkitat kann auch betrachtet werden als der Anlegeplatz,

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Suakin wurde 1865 von der Pforte an Ägypten abgetreten und hat sich merklich unter der Regierung Ismaels gehoben. Denn mag man nun sagen, was man will, über den Erkhedive, mag man immerhin seine großen Ausgaben, seine Verschwendungssucht bekritteln — das, was er für das Land gethan hat, läßt sich auch nicht wegleugnen. Suakin war zur

*Siehe Petermanns Mitteilungen, 1876, S. 383.

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