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buchstäblich auf den Schultern der wohl
disciplinierten Angehörigen der japani
schen Postverwaltung ruht, weist wenig
stens, so sehr im übrigen die Verwaltung
im äußersten Osten des Weltpostvereins-
gebietes den westländischen Mustern nach
zukommen, ja selbst es ihnen gleich zu
thun bestrebt ist, einen für den Betroffe-
nen jedenfalls empfindlichen Unterschied
gegen einen durch Stephans Fürsorge
bereits mit Pferd und Wagen ausgestat
teten Landbriefträger im Deutschen Reich
auf. Viel eher fommen dagegen jenen
Vorbildern die Modelle und Musterstücke
gleich, welche die Thätigkeit in den sonsti-
gen Zweigen der japanischen Post er-
sehen lassen, als da sind:
Postwagen, Regale,
Briefsortiertische, Brief-
kasten und Briefsäulen,
sowie Stempel und son-
stige Werkzeuge und
Ausstattungsgegenstände
für Postbureaus.

Von künstlerischem
Wert sind ferner die
zahlreichen Abbildun=
gen, die, zum
größten Teil
in Aquarell-
manier, aller-
lei Scenen

aus dem postalischen Le

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Ein siamesischer Kurier zu Pferde.

Schubkarren, schlittenähnli che Schleifen

und derglei

chen mehr. Daneben Tragesessel zur Beförde

rung wichti ger Briefe und solcher zwischen fürstlichen Personen gewechselten, desgleichen für Briefe

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an

Ministerien

und hohe Be

amte, Trage balken zur Versendung

ben Japans darstellen. Dasselbe läßt religiöser Bücher und Schriften u. s. w. sich von den Modellen aus Siam sagen, durch Wie bei diesen Transporteinrichtungen welche die ostasiatische Sammlung des Post- eine gewisse Abstufung in der Ausstatmuseums erst neuerdings eine wesentliche tung je nach der Wichtigkeit des Zweckes, Bereicherung erfahren hat. Der siamesische dem sie dienen, oder nach dem Range Generalpostmeister, Prinz Somdet-Kro- des zu Bedienenden ersichtlich ist, so ma-Luang - Banupanthawongse-Woradate, tritt derselbe noch ausgeprägter in den dessen Interesse für das deutsche Post- Transportmitteln zu Wasser hervor, die museum die Besucher des letzteren den in der Hauptstadt Bangkok, wegen ihrer Anblick der überaus kunstvoll gearbeiteten schwimmenden Häuser das „Venedig Gegenstände zu verdanken haben, hat damit Asiens" genannt, ausschließlich den Verzugleich dem Kunstgewerbe seines Heimat kehr unterhalten. Da finden wir, von landes ein glänzendes Zeugnis ausgestellt. einer stattlichen Reihe Ruderer bedient, Der Kurier zu Pferde" bildet, bekleidet ein Boot zur Beförderung von Briefen, mit den feinsten, zum Teil golddurchwirkten die zwischen fürstlichen Personen gewechStoffen, ein Kabinettstück der Kleinkunst, selt werden; minder zahlreich ist die Be

dienungsmannschaft und demgemäß von geringerer Länge auch das Boot zur Beförderung königlicher Briefe an Minister, hohe Regierungsbeamte, auswärtige Konsuln u. s. w. Immer geringer an Zahl wird die Mannschaft, immer kleiner das Boot, bis wir in der kleinen Jolle das allgemeine Verkehrsmittel der niederen Stände vor uns haben.

Es braucht nicht besonders hervor gehoben zu werden, daß die ostasiatische Sammlung einen Gegenstand lebhaften und allgemeinen Interesses der Besucher des Museums bildet.

Einen Schritt weiter, und wir befinden uns in einem langgestreckten Korridor, der gleich wie das an seinem Ende befindliche große Zimmer die sorgfältig ausgeführten Modelle reichseigener Posthäuser enthält.

Bis in die neueste Zeit hatte die Postverwaltung in der Regel sich damit be gnügt, die Postdiensträume mietsweise zu beschaffen. Mit der Zunahme des Verkehrs und der dadurch bedingten stetigen Vermehrung des Beamtenpersonals wurde eine derartige Raumbeschaffung immer schwieriger und kostspieliger, da nur Gebäude von besonders guter Verkehrslage gewählt werden dürfen und da ferner in Privathäusern Räume und Einrichtungen, wie der technische Postbetrieb bei größeren Postanstalten sowie die notwendig zu nehmende Rücksicht auf das Wohlbefinden der Tag und Nacht arbeitenden Beamten sie erheischen, nur selten zu finden sind. So stellte sich mit der Zeit das unabweisbare Bedürfnis ein, Postanstalten von erheblicherem Umfange in reichseigenen, gut eingerichteten Gebäuden unterzubringen und diese Gebäude, die den Sammelplatz von Menschen aller Stände bilden, angemessen auszustatten. Der Beginn einer regeren Thätigkeit auf dem Gebiete der Postbauten fällt mit der Wiederauf richtung des Reiches zusammen; zur vollen Entfaltung gelangte diese Bauthätigkeit jedoch erst durch die kräftige Initiative des Generalpostmeisters Dr. Stephan, der im Jahre 1875 eine selbständige Bau

verwaltung für das Post- und Telegraphenwesen schuf und dieser bald ein weites Arbeitsfeld zuwies. Zu den bereits vorhandenen, anfangs der siebziger Jahre hergestellten Postgebäuden gesellten sich in Kürze mehrere, die in ihren den örtlichen Verhältnissen angepaßten architektonischen Formen durch ihr Äußeres eine Zierde der Städte bilden, in denen sie errichtet sind, und in ihrem Inneren, wo das Verkehrsleben sich abspielt, solide und zweckdienlich ausgestattete Räume bergen. Das sind die Posthäuser, die, weil sie nicht nach der Schablone des Kasernenstils hergestellt sind, sondern den Stempel individueller Eigenart an sich tragen, von der allzeit bereiten Kritik mit wenig Wig und viel Behagen „Postpaläste" getauft wor= den sind.

Unter den zahlreichen Modellen finden sich viele, die durch ihre baukünstlerische Gestaltung unser Interesse erregen. Da ist vor allem das in den Jahren 1872 bis 1874 erbaute Centralpostgebäude, in dem wir uns befinden (s. Abbildung, am Schluß dieses Auffages). Dieser Bau bedeckt einen Flächenraum von 3000 qm und besteht aus einem zweistöckigen Vordergebäude und zwei dreistöckigen Quergebäuden, die durch zwei Seitenflügel untereinander sowie mit dem Vordergebäude verbunden sind. An der Straße decken zwei vorspringende Eckrisalite die Nachbarwände, während in dem etwas zurücktretenden mittleren Teil die geräumige Vorhalle sich öffnet. Hier ist der Stil des Gebäudes nach Motiven der italienischen Renaissance ausgeführt, jedoch mit hellenischer, von der altrömischen Weise abweichender Kunstform in der Detailbildung. Der Stil der Hoffrouten zeigt struktiv eine schlichte Ausbildung des Flachbogen- beziehungsweise Rundbogenstils mit Liseneinteilungen und Bogenfries, an die deutsch-romanische Kunst sich anlehnend, aber in hellenischer Art entwickelt. Durch die angewendeten Skulpturen hat die Straßenfront des Gebäudes einen bedeutsamen Schmuck erhalten. Außer den am Haupteingange befindlichen Medaillon

reliefs des Großen Kurfürsten als Begründers des preußischen Postwesens und des Kaisers Wilhelm als Begründers der deutschen Reichspost sind auf den vier Eckpostamenten der beiden Risalite zwei männliche Figuren: Merkur und Neptun, und zwei Frauengestalten: die Wissenschaft und die Familie, angebracht. Sie versinnbildlichen den weiten Kreis der Lebensbeziehungen, für welche die Post als Vermittlerin von Handel und Wandel, zu Wasser und zu Lande, wirken und schaffen soll in rastlosem Fleiß. Das Central postgebäude umfaßt im ganzen hundert dreiundsechzig Zimmer.

postdirektion in Berlin, Königs- und Spandauerstraße, das Haupttelegraphenamt in der Jägerstraße, das Postfuhramt in der Artillerie- und Oranienburgerstraße, die Reichsdruckerei in der Oranienstraße (die nach Art der Paläste von Siena ausgeführt ist) und von auswärtigen das Postund Telegraphengebäude in Bremen, das Oberpostdirektionsgebäude in Dresden, die Posthäuser in Hildesheim, in Heidelberg - das letztere in seinen Formen an das dortige Schloß sich anlehnend —, endlich noch die Postgebäude in Münster, Rendsburg und Rostock, die in ihrer Gesamtheit diese bedeutsame Etappe im Verkehrswesen des neuen Reiches würdig illu

Wir erwähnen von den Modellen als beachtenswert noch das Gebäude der Ober- strieren.

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ach Nordwesten deuteten die
Azteken, wenn sie von Cor-
tez und seinen Spaniern
nach dem halb sagenhaften

Lande gefragt wurden, das viel reicher an Gold, Silber und Edelsteinen sein sollte wie das Reich des Montezuma. In jener Richtung sollte Cibola liegen mit seinen groBen, prachtvollen Städten, seinen Bergen aus gediegenem Gold und Silber, seinen zahlreichen Edelsteingruben, seinem Küstengewässer, dessen Boden mit kostbaren Perlen belegt war und aus dem sich Inseln erhoben, bevölkert mit Amazonen, Meerjungfern und alle den wundersamen Wesen, die schon seit Jahrhunderten in den Fabeln der Alten Welt eine wichtige Rolle spielten. Obgleich geblendet von dem Gold- und Silberglanz, der ihnen aus Mexikos Tempelhallen entgegenstrahlte, glaubten die Eroberer sich doch erst auf der Schwelle der Schazkammer der Neuen Welt zu befinden. Ihre erregte Einbil dung, die täglich neue Nahrung fand in bruchstückweise dem Munde der Eingeborenen abgelauschten Kunden, duldete

keine Befriedigung mit dem Erreichten: zuerst zog Cortez aus, das Wunderland zu finden, und nach ihm Coronado, aber beide kehrten enttäuscht zurück. Der leztere, der als nüchterner Zweifler eine merkwürdige Erscheinung in der damaligen Zeit war, wußte durch seine mit Verächtlichkeit stark gewürzte, kühle Schilderung von Mexikos nordwestlichen Grenzländern den Glauben der Spanier an Cibola, wie sie es in ihren Träumen gesehen, so gründlich zu erschüttern, daß sie es lange Zeit vollständig vergaßen. Und doch ruhten diese Gebilde einer glühenden Phantasie auf einem Fundament von Wahrheit, denn Cibola ist seitdem nicht entdeckt, denn dieser Ruhm gehört den spanischen Eroberern wohl aber erkannt worden, und wir Modernen kennen es unter den Namen. Neu-Mexiko, Arizona und Kalifornien. In diesen drei Ländern ist die geträumte, mit Gold und Silber gefüllte Schazkam

Monatshefte, LVI. 334. Juli 1884. Fünfte Folge, Bd. VI. 34.

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mer wirklich gefunden worden; auch das Perlenmeer hat sich als vorhanden erwiesen: auf den Karten ist es als Golf von Kalifornien verzeichnet, und im vorigen Jahre führte ein Zufall zum Auffinden der vor Jahrhunderten absichtlich verschütteten Türkisenminen in Neu-Mexiko. Das Erkennen, von dem ich sprach, ist noch lange nicht zum Abschluß gebracht worden, was mit besonderer Betonung von dem Herzen dieses Gebietes, von Arizona, gesagt werden muß. Eine Vereinigung von Umständen hatte aus diesem Territorium einen vollständig vernachlässigten, halb vergessenen Winkel der nordamerikanischen Union gemacht, den abenteuernde Reisende als eine Wüste, bevölkert mit den blut gierigsten aller Indianer, schilderten, und die wenigen Bundessoldaten, welche ihn bewachen mußten, gaben die Bestätigung mit dem Hinzufügen: er ist der Vorhof zur Hölle.

Ein gründlicher Umschwung in der Wertschäzung Arizonas trat erst nach Eröffnung der südlichen Überlandsbahn ein, deren Schienenstränge quer durch das Territorium laufen und alle wichtigen Punkte verhältnismäßig leicht erreichbar machen. Wie war es nur möglich, daß wir diese reiche Fundquelle unbeachtet lassen konnten? fragen jezt die Bergleute, Geologen, Ethnologen und Altertumsforscher. Und wohl dürfen sie so fragen, denn sie sehen ihr Suchen und Forschen reich belohnt. Die Ackerbauer urteilen aller dings ganz anders, denn sie können sich nach wie vor für Arizona nicht begeistern; selbst die Viehzüchter des sogenannten Westens, die doch wahrlich nicht gewohnt sind, ihre Herden in einem Mesopotamien weiden zu lassen, zeigen kein sonderliches Verlangen nach den Millionen Acres Bun desland, deren unentgeltliche Benußung oder spottbillige Erwerbung ihnen an die Hand gegeben ist. Auch der Reisende, der in der Hoffnung kommt, liebliche oder großartige Landschaftsbilder aufstöbern zu können, pflegt in der Regel kein Loblied auf Arizona zu singen. Von welcher Seite er auch kommen möge: er sieht sich in

einem vegetations- und wasserarmen, sandund staubreichen Lande, für das er nicht genug Worte der Enttäuschung finden kann. Werden sie von Ansiedlern gehört, dann rufen sie sicher die Entgegnung hervor: Wie können Sie von Enttäuschung sprechen, da Sie doch wußten, Sie gingen nach Arizona.

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Diesen Namen leiten nämlich die einen ab von ari wenige und zoni Quellen, die anderen von arida = trocken und zona Zone. Es ist gleichgültig, welche dieser beiden Ableitungen richtig ist, da sie übereinstimmend auf dieselben Eigenschaften des Landes hinweisen: auf seine Wasserarmut und sein trockenes Klima. Gewiß, Arizona ist ein dürres Territorium, womit aber nicht gesagt sein soll, es habe keine Gewässer und grüne Weiden, denn das würde der Wahrheit nicht entsprechen. Nur so möchte ich verstanden sein: große Landstrecken besitzen nicht einmal eine dürftige Quelle, andere sind mit Gewäs= sern sehr spärlich bedacht, und wenn es auch an freundlichen Dasen nicht fehlt, so ist doch der Gesamteindruck der eines sonnverbrannten, vegetationsarmen Landes.

Bedeutende Flächen sind Wüsten in des Wortes weitgehendster Bedeutung; ihre mächtige Deckschicht von glißerndem Sand oder grauem Alkalistaub fristet nicht einmal das Leben eines Kaktus oder einer Aloe. Kahl sind die Gipfel und Scheitel der Berge und Hügel, ihre Hänge find Halbwüsten, spärlich mit Gestrüpp, seltener mit verkrüppelten Bäumen bestanden. Wo in Thälern und auf Ebenen der Boden fruchtbar ist, schießt während der kurzen Regenzeit ein üppiges Gras empor, das aber bei Eintritt der trockenen Saison rasch verdorrt. Von einer geregelten Bebauung des Bodens kann nur da die Rede sein, wo künstliche Bewässerung zu Hilfe genommen werden kann; wie kärglich bestellt es aber mit dem befruchtenden Naß ist, läßt sich daraus entnehmen, daß selbst der Gila in trockenen Jahren zum trägen Bach zusammenschrumpft. Bur Erzielung eines befriedigenden Erfolges

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