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einem weißleinenen Bund bilden die ganze Montur, den Kopf aber schmückt ein hell blauer Turban. Das gefüllte Postfell eisen hängt quer über den Rücken, und über die rechte Schulter ist ein Plaid von gröbstem Stoff geworfen; ohne Zweifel soll er das Postgut gegen Regen schüßen, zugleich aber auch dem Eigentümer als Lagerdecke dienen. In der linken Hand hält der Eilbote einen Brief, mit der rech ten schultert er einen mächtigen natur wüchsigen Stab. Dieses Instrument spielt, ähnlich wie der Speer beim mittelalterlichen Postboten Europas, eine wichtige Rolle; von den zwei Originalen dieses Ausrüstungsstückes

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lich aus Schwimmhose und Kopfbund. Die Hüften umschlingt ein Neß, das sieben große flaschenförmige Schwimmblasen zusammenhält, zwei weitere Blasen hängen an starken Bändern rechts und links von den Schultern herab. Der Postbeutel liegt quer über dem Nacken und wird durch einen breiten Riemen, der den Kopf des Schwimmers umschließt, festgehalten. Der Zweck dieser Schwimmvorrichtungen ist hauptsächlich der, dem Postboten die Passage kleinerer Flüsse abseiten der vielleicht nur auf großen Umwegen zu er

reichenden Brücken zu erleichtern. Wie häufig dieses Bedürfnis sich ergeben mag, erhellt aus den mehrfachen ähnlichen Vorrichtungen zum Überschrei

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Kamel-Postreiter in Ostindien.

Stab von Eschenholz, gleichfalls mit schar fer Eisenspige und einem Bündel Schellen; leztere haben einen doppelten Zweck: ein mal sollen sie giftige Reptilien und Raub tiere, die in dunklen Nächten die Straßen unsicher machen, verscheuchen, außerdem aber sollen sie den Dorfbewohnern die Ankunft des Postboten signalisieren. Die Metallipize dient äußersten Falls zur Verteidigung.

Neben einer Anzahl Fußboten mit ähnlicher Ausrüstung, wie sie der Hurkara hat, zieht die eigenartige Erscheinung eines Postboten, der in erster Linie als Schwimmer ausgerüstet ist, die Aufmerksamkeit auf sich. Die Kleidung desselben besteht ledig

ten von Wasserläufen, die entweder aus Flößen von großen ausgehöhl= ten Kürbissen oder aus fliegenden Tra= jektvorrichtungen für Briefbeutel und andere Postsachen bestehen.

Unter den

zahlreichen, durch

weg male

rischen Post

reitern ge

bührt die Palme dem

Kamel - Postreiter. Die rote, mit blauen Schnüren verzierte Jacke kennzeichnet den Reiter; die Hauptwürde desselben scheint aber in dem grünen, mit Goldfäden durchwirkten Turban zu liegen. Vom Gürtel herab hängt ein krummer Säbel in roter Scheide. Diese militärische Ausrüstung und die sonstigen, den bevorzugteren Stand des hoch auf seinem Tier thronenden Reiters kennzeichnenden Zieraten und Abzeichen gewähren ein stattliches Bild, gehoben durch die südliche Lebhaftigkeit der Farben. Je zwei Postfelleisen von ganz bedeutendem Umfange flankieren rechts und links den Leib des Wüstenschiffes. Die Einrichtung des Sat

tels ist derart, daß hinter dem Postreiter durch Jalousien ersetzt; ein vorstehendes

noch ein Passagier Plaß nehmen kann.

Diese Kamelpost, sowie der Postreiter auf zweiräderigem Velociped bilden gewissermaßen den Übergang zu dem nicht minder bunten Bild, welches das indische Postfuhrwerk darbietet. Da ist die Tonga, ein zweiräderiger, in der Präsidentschaft Bombay gebräuchlicher Postwagen von gefälliger, leichter Bauart mit vier Passagiersizen, die so eingerichtet sind, daß die auf der ersten Bank Sizenden jenen auf der zweiten Bank den Rücken zudrehen; unter den Sizen befindet sich der verschließbare Gepäckraum.

Unter zahlreichen ähnlichen Modellen begegnen wir auch einer Gattung zwei räderiger Post- und Reisewagen, die unter dem Namen Muree Carts bekannt sind und lediglich auf Gebirgswegen in Anwendung kommen. Abgesehen von der für diesen besonderen Zweck dienenden Ausrüstung mit Hemmvorrichtung 2c. zeichnet sich das Muree Cart durch einen gewissen Komfort aus: auf den Sizplägen liegen gepolsterte Lederkissen, das feste Verdeck und die Seitenvorhänge sind von geglättetem, wasserdichtem Stoff. Mit unserem bereits oben erwähnten König lich Preußisch-Naglerschen Schwimmer" nach Saphir könnten freilich weder diese Muree Carts noch das in der Reihe unserer Modelle folgende Ochsenfuhrwerk einen Vergleich aushalten, wenn auch leßteres, der Bespannung nach zu urteilen, wenig stens den Komfort eines ruhigen und bequemen Reisetempos verbürgen dürfte.

Einen berechtigteren und in Anbetracht des indischen Klimas wohl nicht uner wünschten Komfort bieten dagegen die Post- und Reisewagen mit Schlafvorrichtung, von denen Schlagintweit folgende mit dem Modell im Postmuseum völlig über einstimmende Beschreibung giebt: „DakGari heißt der vierräderige Extrapost wagen; er ist nicht zum Sißen eingerichtet, sondern man liegt darin auf einer Matraße, die der einzige Fahrgast selbst mit bringt. Die Wände sind aus Holz, die Thüren zu verschieben und die Fenster

Leinwanddach schüßt gegen die glühenden Strahlen der Sonne. Die Rückwand des Wagens enthält zweckmäßige Fächer aus Brettern zur Hinterlegung von Waffen, Soda-, Bier- und Weinflaschen, sowie sonstiger Lebensmittel; der Kutscherbock ist breit genug für Kutscher, Diener und Pferdewärter; auf dem Dache ist das Gepäck untergebracht. Diese Postwagen waren einst das Hauptverkehrsmittel auf der Great Trunk Road genannten Heerstraße von Kalkutka bis zur Westgrenze des Reiches; Privatgesellschaften besorgten den Transport. Jeßt, seit Anlage des alljährlich sich weiter ausdehnenden Eisenbahnneßes, werden so große Strecken im Wagen nicht mehr zurückgelegt; der DakGari ist ein Eilwagen geworden, den die Regierung zur Beförderung von Poststücken gehen läßt und der auch Reisende mitnimmt. Auf Hauptrouten ist der Eilwagen ein bequemer Reisewagen auf Federn und wird von Pferden gezogen, auf Seitenwegen sind nur Ochsen eingespannt, die drei Kilometer in der Stunde zurücklegen.“

Überall, wo der offizielle Charakter der Gefährte durch die Inschrift: „V. R. Government Mail" angedeutet ist, sehen wir damit in Verbindung den Hindupostillon. Er trägt einen langen Rock von rotem Tuche, die Lenden sind mit einer hellfarbigen Binde mehr umwickelt als umgürtet, seine sonstige Kleidung be steht in Hosen von blauem Stoff, rotledernen Schuhen und großem schwarzem Turban. Auch er trägt, gleich unserem gemütlichen Schwager, das typische Zeichen seines Amtes: das Posthorn oder vielmehr die Posttrompete.

Eigenartige Typen zeigen die verschie denen Gattungen von Boten, deren die Post in Indien auf Flüssen und Binnengewässern sich bedient. Da sind zunächst mehrere Modelle des „Dugout", zum Teil mit rundem Dache aus Schilf, zum Teil ohne jede Überdachung. In einem derselben begegnen wir wieder dem Postfußboten mit seiner malerischen Tracht, wie er sich von dem Fährmann überseßen läßt.

Auch über die Binnengewässer hinaus erstreckt sich der Wirkungskreis des primi tiven Schiffsgefäßes, wie wir an einem handfesten, kurzgebauten Segelboot mit lebhaftem rotem Anstrich sehen, das zur Unterhaltung der Postverbindung auf dem Golf von Cambay dient.

Neben der britisch-indischen Sammlung nimmt einen ebenbürtigen Rang die für sich allein fast ein kleines ethnographisches Museum bildende Sammlung ein, die das Verkehrswesen des Reiches der Mitte dar stellt, über das wir sonst nur spärliche und zum Teil nicht sonderlich zuverlässige Nachrichten besigen.

Diese Sammlung ist durchweg dem liebenswürdigen Interesse für die deutsche Reichspost zu verdanken, dem eine Anzahl von in China ansässigen Deutschen in der Form von Zuwendungen an das Postmuseum Ausdruck gegeben hat. Vortreff lich in der Ausstattung und überraschend durch die Mannigfaltigkeit der plastischen Darstellungen, ist der Wert der Sammlung um so höher anzuschlagen, als die Auswahl der einzelnen Gegenstände mit Sorg falt und feinem Verständnis getroffen ist. Die Sammlung, die uns mit den Er scheinungen des chinesischen Verkehrswesens von Grund aus bekannt macht, beginnt mit Briefpapier zu amtlichem, geschäftlichem und privatem Gebrauch. Der sehr seine farbige Papierstoff ist zum Teil mit sau ber gezeichneten Darstellungen von Vögeln, Pflanzen, musikalischen Instrumenten, Ara besten oder chinesischen Inschriften in roter oder grüner Farbe bedruckt. Zwei farminfarbige Blätter ohne Figuren erinnern an die eigentümliche Art der chinesischen Visitenkarten, zu denen durchweg tief scharlachrotes Papier verwendet wird. Unter Gleichgestellten ist es Sitte, Namen und Stand in großen Schriftzügen auf die Karte zu sehen, während der Niedere dem Größeren gegenüber sich thunlichst kleiner Schriftzüge bedient.

Im Gegensatz zu dem sehr dünnen, auf die Beschreibung mit Pinsel und Tusche berechneten Briefpapier sind die in reicher Auswahl vorhandenen chinesischen Brief

umschläge aus starkem weißem Papier gefertigt. Die Verschlußklappe befindet sich an der schmalen Seite des Umschlags, wodurch derselbe das Ansehen der im Verkehr des Weltpostvereins zur Versendung von Warenproben gebräuchlichen Papiersäckchen gewinnt. Der Bilderschmuck auf der Adreßseite der Umschläge für Geschäfts- und Privatbriefe ist womöglich noch reicher als bei dem Briefpapier, dagegen tragen die zur Aufnahme der amtlichen Korrespondenz bestimmten Umschläge, sofern sie nicht gänzlich unbedruckt sind, nur wenige chinesische Schriftzeichen; der amtliche Charakter wird außerdem noch durch einen auf die Kehrseite des Umschlags der Länge nach geklebten, zwei bis drei Finger breiten Papierstreifen von roter Farbe angedeutet.

An Schreib- Ghinesischer Depeschenträger von der gerät sind Insel Formoja (das „Tausendeinige GarMeilen-Pferd"). nituren Tu

sche mit Pinsel und die nötigen Zuthaten: vierkantiger ausgehöhlter Schieferstein zur Aufnahme der flüssigen Tusche, Messingrahmen zum Festhalten des Papiers, Wasserkännchen und Holzgestell zum Auflegen der Pinsel, vorhanden.

Die Posteinrichtungen der Chinesen, die sich bis jezt auf die eigentliche Staatspost nach dem Vorbilde des cursus publicus der alten Römer beschränken, das heißt zu ausschließlichen Zwecken der Regierung und der höchsten Würdenträger dienen, sind in einer Reihe von Botengestalten verkörpert. Der originellste nach Aussehen und Rang ist der mit dem Titel Ch'ien li ma", das heißt „Tausend

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meilenpferd", ausgestattete Depeschenträ in der gesamten Industrie und in manchen

ger. Nach einer authentischen Erklärung anderen Lebensbeziehungen spielt, ist die dieses Titels soll das Tausendmeilenpferd Sammlung besonders reich an Booten die tausend Meilen freilich nur im Laufe und Schiffsgefäßen aller Art. Unter all eines ziemlich ausgedehnten Zeitraumes den Dschonken, schwimmenden Häusern, zurückzulegen pflegen, so zwar, daß auf Tschops und kleinen Fahrzeugen heben vierundzwanzig Stunden nur hundert sich zwei Klassen voneinander ab: die fünfzig chinesische Li oder etwa zwölf mit Augen und die ohne Augen. Merkdeutsche Meilen entfallen. Laterne und würdig ist dabei, daß ihrer sonstigen KonSchirm kennzeichnen den Sohn des Himm struktion und Benußungsweise nach diese lischen Reiches; der Hut mit langem zwei Klassen sich sofort kenntlich machen Schweif deutet den amtlichen Charakter als Fahrzeuge für die hohe See und solche seines Trägers an, sein Postfelleisen ist für die Binnengewässer. Ob die Erklämit einem über der Brust zusammenge- rung, die man in Schriften über China knoteten Tuch findet: daß die Augen nach dem Glauben auf dem Rücken der Chinesen dazu dienen, jene Schiffe festgehalten. auf hoher See durch ihre Wachsamkeit Als Reprä vor den größeren Gefahren, denen sie

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Chinesisches Postboot.

sentant der Post zu Pferde erscheint der kaiserliche Kabinettskurier, der nebenbei durch ein freisförmiges weißes Schild mit grü nem Rand als Angehöriger des Kriegerstandes gekennzeichnet ist. Während der Kurier selbst nur in einem schwarzen Oberkleid mit rotem Besatz erscheint, prangt die Ausrüstung des Rosses in allen Farben des Regenbogens. Man denke sich einen hellgrünen Sattel, eine violette geblümte Schabracke mit schwarz, hellblau und orange Einfassung, carmoisinrote Leitzügel, Vorderzeug und Schwanz riemen dunkelblau mit hellgrünem Vorstoß, daran acht große und zehn kleine vergoldete Schellen, endlich zwei mächtige eichelförmige Quasten, halb grün, halb rot an Kehl- und Brustriemen aufgehängt. Entsprechend der hervorragenden Bedeutung, die bei den Chinesen die Schiff fahrt nicht nur im Verkehrsleben, sondern

naturgemäß ausgesetzt sind, zu bewahren, mag hier dahingestellt bleiben, jedenfalls aber liegt die Thatsache vor und jedenfalls ist der Gebrauch dazu geeignet, den Seeschiffen durch die am Bug befindlichen stieren Augen das furchterregende Ansehen ungeheuerlicher Ungetüme zu verleihen.

Neben diesen größeren Dschonken, denen man teilweise an der schlankeren, auf Schnelligkeit berechneten Bauart den Piratenberuf ansieht, bemerken wir friedliche Reis- und Theeboote, Passagierschiffe, Zukfer- und Papierboote und eine Art Flöße aus Bambusstäben in schiffsähnlicher, am Vorderteil abgerundeter Gestalt, Stromschnellenboote von eigenartiger Bauart und unter anderem auch ein Postboot von einer Konstruktion ähnlich wie die venetianischen Gondeln. Der Bootführer sigt, allerdings minder malerisch als die venetianischen Gondoliere, am Hinterteil des Schiffes,

in der linken Hand den unvermeidlichen nicht im Überfluß vorhanden sind, so geSchirm, in der rechten ein Ruder, das winnt diese Vermutung noch mehr Raum indessen mehr als Steuer zu dienen scheint, beim Anblick eines zum Passagiertranswährend die eigentliche Fortbewegung port dienenden, von Menschenkräften forteinem Ruder zu verdanken ist, das der bewegten Schiebekarrens. In der Mann mit den Zehen des rechten Fußes angefaßt hat.

That, ein ziemlich roher und plumper Schiebekarren ist es, auf dem wir zu beiZahlreich und teilweise höchst aben den Seiten, Schulter von Schulter nur

durch ein Gestell getrennt, einen etwas beleibten Herrn neben einer schüchtern die Augen niederschlagenden Dame sizen sehen, er mit dem Schirm, sie mit dem Fächer, die Beine der Fahrgäste aber hängen zu beiden Seiten des Karrens harmonisch hernieder.

Die Beförderung von Menschen und von Lasten durch Menschenkräfte macht sich auch in zahlreichen weiteren Modellen bemerkbar. Da sehen wir Sänften- und Sesselträger der verschiedensten Art, einen

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Chinesischer Schiebekarren für den Passagiertransport. Bankboten mit einer Geldkiste auf den

Schultern, Weiber der mannigfaltigsten Typen, deren Lieblinge gleich blinden Passagieren auf dem Rücken der Mutter sich etabliert haben, Wasserträger, ferner Lastträger, die ein ganzes Schwein, an einer Stange aufgehängt, transportieren, einen Leichenkondukt, gleichfalls durch Lastträger ausgeführt, und dergleichen mehr.

teuerlich sind ferner die Fuhrwerke zu Lande. Von den Lasttieren, Kamelen und Ejeln angefangen, erscheinen die verschie denartigsten Bespannungen und Gefährte: plumpe Ochsenwagen wechseln mit feinen Kutschen ab, wie sie namentlich in Peking in Gebrauch sind, besonders aber zieht das Modell eines Reise- und Lastkarrens aus Nordchina die Aufmerksamkeit auf sich. Es ist dies ein zweiräderiger Leiterwa= gen, der sich wegen des gänzlichen Mangels an Bequemlichkeit für Reisezwecke nicht sehr empfehlen dürfte, denn selbst der einzige Luxusgegenstand, das von Matten geflochtene Verdeck, ist so unpraktisch angebracht, daß es dem Passagier nur wenig Schuß gegen Sonne und Regen gewährt. Um so größeres Vergnügen kann der Reisende an dem Gespann haben, das in der That die denkbar originellste Kombination von bewegenden tierischen Kräften ist. Zwi- Ähnliche primitive Transporteinrichschen den beiden Scherbäumen schreitet tungen hat zum Teil auch Japan aufein gesattelter Stier, als Vorspann aber zuweisen, obwohl die übrigen Bestandteile ziehen, troß der Ungleichheit ihrer Kör der japanischen Sammlung, namentlich pergestalt, einträchtig nebeneinander ein soweit dieselbe das Postwesen umfaßt, ein Pferd, ein Esel und ein Hund. Wenn wesentlich vorgeschritteneres Kulturbild schon diese Zusammenstellung darauf hin- entrollen. Die in vorstehender Abbildung weist, daß tierische Zugkräfte in China wiedergegebene Landposteinrichtung, die

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Japanische Landpost beförderung.

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