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britischen Weltverkehrs) und am Fuße in Liebhaber jeden Alters und Standes, von Druckschrift die Wertbezeichnung: Postage dem Schüler an, der seine Pfennige in one penny", oder „Postage two pence" einigen billigen Erwerbungen anlegt, bis trug. Einige Monate später wurden die zu den Grossisten, deren Umsätze in Marersten eigentlichen Briefmarken zu einem ken sich nach Tausenden, ja HunderttausenPenny und zwei Pence ausgegeben. Diese den beziffert. Neben Paris sind namentdas Bild der Königin Viktoria in braun- | lich noch in Brüssel, Berlin, Wien, Leipzig rotem bezw. blauem Kupferstich tragenden und Breslau mehrere derartige große Marken sind unverändert in Form und Geschäfte in Thätigkeit. Farbe noch heute im Gebrauch.

Sehr bald folgten dem Vorgange Sar diniens und Englands: 1843 Brasilien, 1844 Genf, 1845 Finnland, 1846 die Vereinigten Staaten von Amerika, 1848 Rußland, 1849 Frankreich, Belgien und Bayern, 1850 Österreich, Preußen und Sachsen, und später nach und nach alle diejenigen Staaten, die sich im Besitz eines geregelten Postwesens befanden. Endlich wurden auch Telegraphenfrei marken eingeführt, und zwar ging die preußische Telegraphen-Verwaltung im Jahre 1864 hiermit voran.

Die Sammlung des Postmuseums enthält über fünftausend verschiedene Arten von Wertzeichen, von denen allein in Europa über zweitausendfünfhundert ausgegeben sind. Diese ansehnliche Zahl wird von den professionellen oder, wie sie selbst sich am liebsten nennen, den „wissenschaftlichen“ Sammlern leicht auf das Doppelte vermehrt, wenn jede Abweichung in der Farbe, in der Art der Umrandung und dergleichen mehr als Merkmal für eine besondere Sorte angesehen wird.

Seit etwa zwanzig Jahren wird das Sammeln von Postwertzeichen systematisch betrieben, und ebenso lange ist der Handel mit Briefmarken als vollberechtigtes kaufmännisches Geschäft in Erscheinung getreten. Der Hauptsiz für dieses Gewerbe, das vollauf seinen Mann nährt, ist Paris, wo dasselbe zuerst in dem bekannten Hotel Drouot sein Standquartier hatte. Später wurde für diesen eigenartigen Handel eine förmliche Börse eingerichtet, die erst in den Tuilerien, dann im Luxembourg abgehalten wurde und zur Zeit in der Avenue Marigny ein blühendes Dasein führt. Hier findet man Briefmarkenhändler und

Eine reichhaltige Fachlitteratur belehrt den Sammler über den Wert der verschiedenen, namentlich älterer Marken, über neue Emissionen und Bezugsquellen; prachtvoll ausgestattete Albums mit künstlerisch ausgeführten Illustrationen und erläuterndem Text geben die nötige Anleitung zur übersichtlichen Unterbringung der Wertzeichen und haben einen reservierten Plag für die gewöhnlichste wie für die seltenste Marke. Da in den ersten Jahren nach Einführung der Postwertzeichen niemand daran dachte, die zur Frankierung verwendeten abgestempelten Marken aufzubewahren oder gar zu sammeln, sondern dieselben gewöhnlich achtlos dem Papierkorb überantwortete, von wo sie wohl meist den Weg zum Ofen oder Kamin genommen haben mögen, so sind Exemplare der ersten Emissionen naturgemäß sehr selten geworden. Einzelne solcher seltenen Vögel werden denn auch, ihre Echtheit vorausgesezt, zu Preisen notiert, die dem Nichtphilatelisten unbegreiflich erscheinen. So wird z. B. die seltenste französische Marke, diejenige zu 1 Franken, Ausgabe 1849, orangegelb, für 150 bis 200 Mark verkauft; die erste Ausgabe von Hawai, mit Ziffern statt Zeichnungen, erzielt, gut erhalten, 800 bis 1000 Mark; ebensoviel wird für jede der beiden mit „Réunion" bezeichneten Marken zu 15 und zu 30 Centimes gezahlt. Aber die Perle aller Marken ist diejenige der Insel Mauritius vom Jahre 1850; sie wird, ob sie rot oder blau, gut erhalten oder schon vom Zahn der Zeit angenagt ist, wenn sie nur den legalen Poststempel aufweist, mit mehr als 1000 Mark bezahlt! Man ersieht hieraus leicht, daß die Briefmarkenliebhaberei

recht kostspielig werden kann, wenn der Sammler auf Vollständigkeit seiner Samm lung erpicht ist. Eine der reichhaltigsten in Privathänden befindlichen Marken sammlungen ist diejenige des Barons Arthur v. Rothschild in Paris, die einen Wert von 200 000 Franken repräsentieren soll. Dieselbe wird übrigens, abweichend von vielen anderen, bereitwilligst jedem gezeigt, der sich als zum Handwerk gehörig ausweist.

Außer den Markenschäßen besigt das Postmuseum auch noch sogenannte „Ganz sachen", d. h. in der Vernakularsprache Briefumschläge und alle übrigen mit Postwertzeichen versehenen postalischen For mulare, wie Kreuzbänder, Postkarten, Postanweisungen, Postaufträge u. s. w., die, nach den betreffenden Ländern geordnet, in besonderen Mappen untergebracht sind. Hier ist von den schon erwähnten, aus dem Jahre 1819 stammenden Sardiniern an das einschlägige Material sämtlicher Postverwaltungen der Alten und Neuen Welt in den verschiedensten Ausgaben vereinigt.

Es muß hervorgehoben werden, daß die Postwertzeichen von den auswärtigen Verwaltungen im Wege des Tausches direkt übersandt werden und daß somit die ausschließlich offiziellen Quellen entstammenden Stücke unzweifelhaft echt sind. Dieser Umstand trägt wohl mit dazu bei, daß das Zimmer, in welchem die Markensammlungen untergebracht sind, sich eines außerordentlichen Zuspruchs erfreut, wenn immer die Räume des Museums dem Publikum geöffnet werden. Gefährlich geradezu aber wird der Ansturm, wenn die Berliner Schulen Ferien haben. Dann marschiert Jung - Deutschland geschlossen in das betreffende Zimmer ein und wankt und weicht nicht von den philatelistischen Schäßen, bis die Glocke den Schluß der Vorstellung verkündet.

richtungen begleitet hat, möge derselbe zunächst noch mit uns einen kurzen Blick auf die grundlegende Erscheinung eines geregelten Verkehrswesens werfen: auf die Straßen und deren Entwickelung.

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Gleich in den ersten, dicht neben dem Postwertzeichen - Kabinett belegenen Räumen ist die Geschichte des Straßenbaues verkörpert in dem Faksimile der Inschrift einer neuerdings auf dem Altisboden zu Olympia ausgegrabenen or (Säule), nach welcher Deinosthenes, der Sieger im Wettlauf zu Olympia", zugleich den urkundlichen Beweis für die damaligen Wegemessungen liefert, indem er in der Inschrift seines Weihesteins bezeugt: „Von dieser Säule sind bis Lakedämon 630 Stadien; von derselben sind bis zur ersten Säule 30 Stadien.“

Während in Hellas der Straßenbau zuerst vorzugsweise religiösen Zwecken diente, indem er das Zuströmen größerer Volksmassen zu den heiligen Stätten erleichterte, und erst in zweiter Linie Verkehrsstraßen zu gunsten profaner Zwecke schaffen wollte, sehen wir in dem hochentwickelten Straßenbau der Römer leztere Tendenz vorwalten, freilich wiederum fußend auf den militärischen Bedürfnissen der Weltbezwingerin.

Neben rein klassischen Beweisstücken, wie Abbildung eines in Saint Marcel beim Nachgraben unter dem Kirchenchor aufgefundenen römischen Meilensteines, sowie eines in Sablon gefundenen Bruchstückes eines solchen, Gipsabguß eines antiken geschnittenen Steines mit einer symbolischen Darstellung der via Appia und anderem mehr, enthält das Museum noch ein originelles Werk über das Thema des Straßenbaues aus dem Jahre 1726, in welchem unter dem eine solche Ausdehnung nicht verratenden Titel „Saxonia monumentis viarum illustrata“ auch des römischen Straßenbaues wörtlich und bildlich gedacht wird.

Nachdem der freundliche Leser uns durch die geschichtliche Entwickelung des Wenn das Postmuseum, abgesehen von Schreibwesens bis zu den die postmäßige den klassischen Vorbildern, über den Übermittelung des Geschriebenen bedin Straßenbau in späterer Zeit nur in seiner genden und fördernden Formen und Ein- | Sammlung älterer Urkunden und Bücher

Aufschluß erteilt, so mag der Grund hier für vielleicht in der richtigen Erkenntnis liegen, daß der Straßenbau, wie fast aller wärts, so besonders in unserem deutschen Vaterland bis zu einem verhältnismäßig jehr modernen Zeitpunkt fast nur dem Verfehrswesen feindliche Institutionen schaffen zu wollen schien. In diesem Sinne bergen aber auch die obenerwähnten Quellen manches Ergögliche in den bilderreichen Schilderungen der Unbilden und Gefahren, die das Wagnis eines Verkehrs auf den Straßen mit sich brachte. Eine solche bündige und überzeugende Schilderung hat unter anderem das in der Bücher jammlung des Postmuseums vorhandene

Botenfigur aus dem vierzehnten Jahrhundert. (Hamilton Sammlung.)

„Poststammbuch" (eine Sammlung von Liedern und Gedichten, Aufsäßen und Schilderungen, gewidmet den Angehörigen und Freunden der Post und mit vor trefflichen Abbildungen von der Hand L. Burgers ausgestattet) wieder ans Licht gezogen in einem Stoßseufzer Lichtenbergs über Wege (und freilich auch Postwagen) seiner Zeit: Sie streichen die Postwagen rot an* als die Farbe des Schmerzes und der Marter und bedecken sie mit Wachslinnen; nicht, wie man glaubt, um die Reisenden gegen Sonne und Regen zu schützen, denn die Reisenden haben ihre

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Feinde unter sich, das sind die Wege und der Postwagen, sondern aus derselben Ursache, warum man denen, die gehenkt werden sollen, eine Müße über das Gesicht zieht, damit nämlich die Umstehenden die gräßlichen Gesichter nicht sehen mögen, die jene schneiden."

Für die historische Abteilung des Postmuseums möchte man es freilich als einen Gewinn bezeichnen, daß die Straßen nicht von Anbeginn der Geschichte der Nachrichtenvermittelung die Anwendung vorgeschrittener Verkehrsmittel gestatteten, denn sonst wäre die Sammlung um all die originellen Gestalten ärmer, die jeßt die Geschichte des Verkehrswesens in seinen urtümlicheren Formen: in Läufern und Boten, verkörpern. So aber finden wir Abbildungen nach altägyptischen Denkmälern mit Briefboten aus der Zeit der Pharaonen, eine griechische Inschrift auf einer in Olympia ausgegrabenen Sandsteinbasis, die Aufschluß giebt über den von Pausanias VI, 16, 4 erwähnten Eilboten Alexanders des Großen, Namens Philonides, des Zoitos Sohn aus Cherjonajos auf Kreta; dann sehen wir die Abzeichen altrömischer tabellarii, ferner einen antiken Votivstein, auf dem ein römischer Briefbote seinen Namen und Stand als „Jul. Paternus Tabellarius" verewigt hat; vor allem aber ziehen die farbenprächtigen Bilder aus der HamiltonSammlung, deren wir bereits Erwähnung gethan haben, die Augen aller Besucher auf sich. Wenn in nebenstehender Abbildung versucht wird, eine solche Figur, die eines Boten aus dem vierzehnten Jahrhundert, skizziert wiederzugeben, so fehlt leider der Hauptreiz, der überraschend prächtige Schmelz des Kolorits.

Diese Miniature aus der PergamentHandschrift Judas Machabæus, Roman de Chevallerie" stellt einen Boten dar, mit rotem Wams und grünen Hosen bekleidet, in der Hand den langen Botenspieß, der noch Jahrhunderte später Stüße, Wehr und Amtsabzeichen des zünftigen

* Die Farbe der damaligen Thurn und Taris Postboten ausmachte. Neben den vielen

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schen Postwagen.

kunstvollen Nachbildungen aus der Ha

milton-Sammlung weist das Postmuseum Teufel und seinen Gesellen steht ein dickwangiger Bote im Rock mit hohem Kragen, Brustüberschlag und geschlißten Är

in demselben Raum, teils in Mappen geborgen, teils eingerahmt an den Wänden, eine Sammlung von Abbildungen auf, die in Original-Handzeichnungen, Kupferstichen, Holzschnitten u. s. w. neben einem nicht unerheblichen Kunstwert eine fortlaufende Monographie des Botenwesens durch alle Jahrhunderte repräsentieren.

Eine denkwürdige Figur ist der in Gipsabguß wiedergegebene Bote am Rathaus zu Basel, der im Jahre 1444 beim

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Briefbote (mit dem deutschen Reichsadler) aus dem fünfzehnten Jahrhundert, der Ambraser Sammlung in Wien entnommen.

Herannahen der Armagnaken von Straßburg im Elsaß an den Rat der Stadt Basel abgesandt wurde und der nach Ausführung des Auftrages gleich seinem Zunftgenossen marathonischen Andenkens tot niedergefallen sein soll.

Ein etwas bedenkliches Zeugnis für die Existenz und Stellung der mittelalterlichen Boten liefert ein Holzschnitt mit der Überschrift: Luciffers Rat mit seiner gesellschaft. Hie sass Luciffer mit den hellischen Fürsten zu Rat, und kamen überein, dass sy wollten jren aiguen potten schickhen zu Judas." Vor dem

Nürnberger Postbote aus dem achtzehnten Jahrhundert.

Botenspieß gleich seinen ehrlichen zünftigen Brüdern. Eine junge Teufelin hält auf den Knien einen Bogen Papier ausgebreitet,

auf dem der Sendbrief an Judas ge- langen und 121/2 cm breiten Pergamentschrieben wird.

streifen erfahren wir, wie ein Klosterbote Noch im siebzehnten Jahrhundert be- im Jahre 1501 aus der Benediktinergegnen wir nur den Repräsentanten der abtei St. Lambrecht in Ober-Steiermark Botenzunft, die wir als die unmittelbare auf seiner Botentour durch Steiermark, Vorläuferin unserer jezigen Posteinrich- Ober- und Niederösterreich, Bayern, die tungen zu betrachten haben. „Jahrhun- Pfalz, den Rhein abwärts bis Köln gederte, bevor die Posten aufkamen, bestanden langte, von da rheinaufwärts über Straßin den deutschen Ländern Botenanstalten. burg im Elsaß, durch die Schweiz, um Sie waren teils von der Staatsgewalt, den Bodensee herum über Bregenz und teils von kaufmännischen, wissenschaftlichen oder politischen Korporationen, teils auch von einzelnen Privatunternehmern ein gerichtet. Wenige nur waren Gemeingut:

durch Vorarlberg nach seinem Ausgangspunkte zurückkehrte. In jedem Kloster notierte man auf die Rotel die Namen der in einem Jahre verstorbenen Brüder und Gönner, sowie den Tag der Ankunft des Boten, der oft halbe und mehr als ganze Jahre unterwegs war, in dieser Zeit aber auch 300 bis 600 Klöster ansprach. Die uns vorgelegte Rotel ist, wie der Abschnitt am unteren Ende zeigt, nicht voll

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Blasender Postillon aus dem siebzehnten Jahrhundert.

in der Regel diejenigen, die von Privaten herrührten, und diesen standen leider nur geringe Mittel zu Gebote. Der aus gesprochene Zweck der übrigen bestand darin, den Korrespondenverkehr ihrer Begründer zu vermitteln, so die Botenanstalten der Fürsten und Universitäten, des Hansa- und schwäbischen Bundes, der geistlichen und weltlichen Orden." *

Ein wertvolles Dokument über die Wirksamkeit der geistlichen Boten ist dem Postmuseum neuerdings einverleibt worden. Es ist dies eine rotula, das heißt ein Botenzettel aus dem Beginn des sech zehnten Jahrhunderts. Aus diesem 5 m.

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genügen jedoch diese primitiveren Mittel der Nachrichtenbeförderung nicht mehr in allen Fällen und sie werden mehr und mehr ergänzt durch die Zuhilfenahme des Pferdes.

Die vorstehende, der reichen Sammlung älterer reitender Boten entnommene. Abbildung stellt einen blasenden Postillon zu Pferde dar, der auf der Titelvignette des Berichts der Röm. Kays. auch Churfürstl. Brandenb. Ordinari - Posten in Breslau vom Jahre 1670 prangt. Hier erscheint das Posthorn bereits als Attribut seines Trägers. Die Entstehung desselben reicht zurück in die Zeit der sogenannten Meggerposten, die ihre Ankunft den Bewohnern der Orte dadurch verkün

Stephan: Geschichte der preußischen Post. Ber- deten, daß sie auf kleinen Hörnern bliesen. Man würde fehl gehen, wenn man mit

lin, 1859.

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