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österreichischer Offizier, ein urgemütlicher Herr Offizier!... mit blutigen Köpfen!

Herr mit gutem, zutraulichem Ausdruck auf dem Gesicht, der natürlich deutsch sprach und der, als er in ihnen die Eigentümer des Hauses erkannte, sie sofort aufs freundlichste einzutreten, sich zu sehen und sich zu erfrischen einlud. Es kam dem braven Lieschen doch etwas wunderbar vor, daß sie von einem Österreicher in ihr Haus eingeführt und daß ihr von diesem wildfremden Menschen auf ihren Tellern und in ihren Gläsern eine Flasche ihres im Keller sorgsam versteckt ge= wesenen, aber, wie es schien, längst zu Tage geförderten Elsässer Weines aufgetischt wurde. Der Österreicher war aber so zuvorkommend und so gutmütig, daß Jost Birkelbaum und Lieschen sich's gern gefallen ließen, und bald plauderten die drei wie längst bekannte Freunde zusammen. So kamen sie auch auf die Belagerung zu sprechen, und Lieschen fragte in ihrer harmlosen Art, ob man denn viel in dieser Richtung hier geschossen und ob es viele Tote gegeben hätte; denn sie wollte doch gar zu gern von dem Feinde erfahren, wie er und die Seinen durch ihres Mannes Unerschrockenheit von den Wällen heruntergeworfen und in das Landhaus zurückverschlagen wurden.

Der Österreicher aber lachte breit und lustig und sagte:

„Ach, auf dieser Seite war es ja ganz ruhig! Wir behelligten die anderen nicht und sie uns auch nicht! — und so war's ein ganz gemütliches Leben!"

Jost Birkelbaum stuzte. Das hieß denn doch die Gemütlichkeit etwas zu weit treiben! dachte er; und dann dachte er weiter: Warte nur, dich bringe ich doch noch zum Bekenntnis meiner Heldenthat und deiner Niederlage. Und laut fügte er hinzu, indem er sich in die Brust warf, als trüge er noch den Rock des Sergeanten auf dem Leibe und die breite Goldborte am Arm:

„Ich meine aber doch, gleich am Anfang gab es da ein starkes Schießen vom Wall herunter! ... als die Kosaken die Mauern erklettern wollten . . . und zurück geschlagen wurden ... nichts für ungut,

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... in den Graben! ... nichts für ungut!“

Der Offizier guckte ihn verwundert an. „Mauern erklettern? ... in den Graben geworfen? die Kosaken?“ sagte er. „Aber mein verehrter Herr! das ist ja alles niemals geschehen! Doch, halt! ja!

einmal wurde ja doch geschossen - ganz in den ersten Tagen!"

Richtig! richtig!" lächelte Jost Birkelbaum und dachte bei sich: Jezt kommt's! bist auf der Fährte, alter Fuchs!

„Ja," fuhr der andere fort, „unser armer Jowanowitsch, der dort unten bei jenem Rosenbeete auf der Wache standden hat die Kugel auch richtig mitten. durch die Brust geschossen! - Wir haben ihn am anderen Tage begraben; der arme Kerl! hat Frau und Kinder zu Hause — die können jezt Hungers sterben — oder müssen stehlen gehen, die armen Rangen!

Und er war ein so guter Mensch, spielte immer gern mit den Kindern im Dorfe! er dachte dabei an die seinigen, und wenn er sie füßte, liefen ihm die hellen Thränen in den grauen Bart! und alle Kinder liebten ihn wieder! er hieß nur der Papa Kosak im ganzen Dorfe! Ja, der Teufel mag wissen, was die da drinnen nichts für ungut, verehrter Herr! - damit wollten! Ganz plößlich ohne irgend welchen Anlaßdie große Glocke schlug noch ihren Abendgruß ich höre es noch! — ich saß da drin und las Zeitungen plötzlich krachte es von jener Bastion und im selben Augenblick höre ich den armen Alten aufschreien! - wie ich hinlief, lag er tot in seinem Blute; die Kugel hatte ihm die Brust durchrissen! Er lag auf jener Bank - heute noch sieht man die dunkelroten Blutflecken darauf! Dann ging auf dem Walle ein Heidenskandal los Trompeten! Rufen! - Generalmarsch! als flöge alles aus den Fugen! Wir alarmierten natürlich auch und warteten! Aber weiter kam nichts! Es wurde wieder still! Wir konnten wieder nach Hause gehen! - Nur einer ging aber nicht mehr mit der arme Jowano

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witsch, der gute Papa Kojak! Den legten jungen Tannenbäumchen und Buchen. Hinten erhob sich ein kleiner künstlicher Erdwall, auf den sie das Jahr vorher mit eigener Hand Epheu und Immergrün gepflanzt hatte. Es war ein schattiges, trauliches Pläßchen, von allen Seiten umlaubt, mit einer freien Aussicht auf die Stadt und auf den Münster. Jost Birkelbaum liebte es sehr und Lieschen auch. Aber jetzt konnte sie nicht an diese Dinge zurückdenken! nur den großen dunkelroten Fleck an der Ece! da war's, wo der arme Mann hingesunken war in sein Blut und sie dachte an sein Weib und an seine kleinen Kinder- und wagte es gar nicht, zu Jost Birkelbaum aufzuschauen, der neben ihr stand und auch nichts sagte und der ja — nun ja! was nüßte da alles Spintisieren? den alten Mann hatte ja Jost Birkelbaum tot geschossen! ganz unnüßerweise tot geschossen! und wenn dort in einem verlorenen Dorfe in Rußland ein Weib und ein paar Kinder betteln gehen oder stehlen mußten, so war es durch Jost Birkelbaums Schuld so gekommen.

wir am anderen Tage in das tiefe Bett,
das uns alle einmal erwartet dort
schläft er und ruht aus von seinem
strapazierten Leben! Aber die arme
Frau und die Kinder zu Haus! Wir
haben zusammengelegt, um ihnen in ihrem
Elend zu helfen soviel es eben geht!
- Ja! traurige Geschichte! - traurig
und dumm! Ein jeder von uns weiß
ja, wenn er in den Krieg zieht, was ihm
bevorsteht! und fällt einer in der
Schlacht, nun, so ist er fürs Vaterland
gestorben wie ein Mann, wie ein Held!
aber so, ohne Zweck und ohne Grund,
von einer dummen Kugel, die uns viel
leicht ein betrunkener Kanonier herüber-
schickt nichts für ungut, verehrter Herr!
aber betrunkene Kanoniere giebt es ja in
jedem Lager! oder ein Spaßvogel
oder einer, der eine alberne Wette ein-
gegangen war oder der auch einmal
eine Kanone losschießen wollte hinter
einer festen Brustwehr wenn keine
Gefahr dabei ist! - Ja, ja! solches er-
lebt man auch und solche Käuze giebt
es auch in allen Lagern! -Kanonen
losschießen? Geschossen ist ja bald
und dann liegt so ein armer Jowanowitsch
im Grase! Wollen Sie die Stelle
sehen, wo er gefallen ist und wo er
begraben liegt? Es werden Ihnen
dort schöne Rosen wachsen," seßte er trau-
rig lächelnd hinzu; „man sagt ja, wo
Blut geflossen, da wachse alles frischer
und grüner!"

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Dort haben wir ihn begraben!" sagte der Österreicher, indem er sie ein paar Schritte weiterführte. Die Erde war noch frisch umgegraben. Es war noch kein Gras darauf gewachsen. Es war ein kleines Grab, kurz und eng. Lieschen dachte bei sich: Groß war er nicht, es war ja schon ein alter Mann.

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Wie alt war er denn?" fragte sie endlich, denn es mußte ja doch wieder gesprochen werden, und wenn sie so stumm und verschlagen vor dem Grabe stehen blieben, so konnte es dem Österreicher doch seltsam vorkommen, und möglicherweise merkte er... Lieschen Holdersprung mußte wiederum mitten in ihren Gedanten stecken bleiben.

„Fünfzig vorbei!" antwortete der Österreicher; „die Kosaken dienen ja bis zu ihrem Tode."

„Bis zu ihrem Tode!" wiederholte Lieschen, ohne recht zu wissen, was sie sagte; „das ist ja gar zu lang!"

- Fünfte Folge, Bd. VI. 34.

34

„Je nachdem," meinte aber der Öster | in das Land der Träume reicher, die Kugel hätte ja auch einen blutjungen, frischen, lustigen Kosaken tot schießen können!"

Jost Birkelbaum konnte seinen Blick nicht von dieser neu umgegrabenen Erde abwenden. Es summte und brummte in seinen Ohren, als rolle ein Rad drin herum. Vor seinen Augen tanzten die Bäume, die Häuser, der Österreicher und Lieschen Holdersprung, alle zusammen in wirrem Reigen. Es war ihm geworden, als bliese mit einemmal ein scharfer Wind die ganze Heldenlegende, in die er sich eingeredet hatte und an die er ja doch innerlich nur so halb glauben konnte, über den Haufen! und nun sah er sich vor einem Grabe stehen — und der darin lag, der ihm niemals etwas zuleide gethan hatte den hatte er tot geschossen.

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„Ein Spaßvogel,“ hörte er noch den Österreicher sagen, der auch einmal eine Kanone losschießen wollte!"

Und doch — nein! er konnte, er durfte es nicht gelten lassen! - Es war ja vielleicht ein anderes Mal geschehen! als er längst nicht mehr auf den Wall fommandiert worden war! Und er flammerte sich jetzt wieder an seine Legende wie an einen Schatten, den er nicht fahren lassen wollte.

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„Aber, Herr Offizier," sagte er, ohne aufzublicken, das geschah doch nicht an jenem Tage, wo der Angriff versucht Sturmleitern angelegt und wo der Überfall zurückgeschlagen wurde mit den vielen Hunderten toten Kosaken im Wallgraben!"

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Wahrheit von Lüge nicht mehr zu unterscheiden vermag wo das Mögliche als unmöglich und nur das Unmögliche als möglich angenommen wird und wo der klare, gesunde Menschenverstand ins Tollhaus gesperrt und als Wahnsinn verrufen wird! ... Von dem allem, was Sie da erwähnen, ist nichts, aber auch gar nichts vorgefallen! Alles nur Traum und Belagerungsfieber! Ich stehe hier in diesem Hause seit dem ersten Tage, habe diese Stelle nie verlassen — und habe niemals einen anderen Schuß fallen hören als den da, der den armen Papa Kosak über den Haufen warf! Alles andere sind Hirngespinste! und Sie können es Ihren Landsleuten drinnen sagen, die an solche Ammenmärchen glauben, daß dies nichts weiter ist als eine der gewöhnlichen Nachtwandlergeschichten, die in dem Hirn der Belagerten zu spufen pflegen!"

Es wurde dem armen Jost Birkelbaum ganz schwül. Lieschen Holdersprung fühlte sich auch sehr angegriffen. Sie waren ja schon so lange nicht mehr ins Freie gekommen! Sie mußten sich Gewalt an thun, um so wenig als möglich von ihrer Erregung erraten zu lassen, und sprachen, nur um ihre Lebensgeister wach zu halten, ihrem alten, von dem Österreicher in so gemütlicher Weise anempfohlenen Elsässer Wein noch etlichemal tüchtig zu, so daß das Gespräch wieder aus dem Stocken kam und nach und nach wieder leidlich in Fluß geriet.

Wie sie sich von dem Offizier verab

Der Österreicher schaute ihn groß an. schiedeten, sagte Lieschen kleinlaut: Dann sagte er:

„Nehmen Sie mir's nicht übel! aber ich habe oft erzählen hören, daß in einer belagerten Stadt nicht nur Typhus und Fieber grassieren, sondern, was noch schlimmer ist, die Menschen, so sagt man, werden infolge ihrer Weltabgeschiedenheit alle mehr oder minder verrückt! - stel len sich Dinge vor, die gar nicht existie ren! lassen ihrer Phantasie den Zügel schießen und die trägt sie schnurstracks

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„Herr Offizier ... der Witwe und den

Waisen dieses Kosaken, sagten Sie, hätte man Geld geschickt?“

„Zusammengelegt! das kann erst später geschickt werden!"

„Ja! ... dann! ... Es ist doch in unserem Garten geschehen! ... Was meinst du, Jost Birkelbaum? ... Ich denke, wir steuern auch bei! ... Es sind ja arme Kinder ... und in unserem Garten │... ihr Vater ist ja ..."

...

Sie brachte wieder nichts Rechtes her vor. Jost Birkelbaum aber griff mit rascher Hand in seine Tasche, holte den Beutel hervor und leerte ihn von Grund aus in des erstaunten Österreichers Hand. Ja, er drehte ihn sogar noch um, um ein ganz unten sich versteckendes Silberstück zu den anderen zu legen; und dem Offi- | ganz verklärt leuchtete ihr Antlih. zier wurde es ganz warm ums Herz, als des wackeren Posamentiers Stimme vor Rührung zitterte und er zu ihm sagte:

baum! denn einen Überfall hast du doch abgeschlagen! und als du die Kanone losschossest, so war es Gott, der deine Hand führte!"

Er staunte sie an, ohne zu begreifen, was sie eigentlich wolle.

„Das ist unsere heilige Pflicht, Herr Offizier! Ja, wir müssen auch helfen! Meine Frau hat recht! Sie hat ja immer Schicken Sie's der ... Witwe

und den armen, kleinen Kindern!"

Er stockte; eine Thräne blizte in sei nem Auge. Der Österreicher mochte den ken: Das sind doch recht leicht gerührte Menschenherzen! Die scheint die Belagerung gar mürbe gemacht zu haben!

Er sagte aber nichts, denn Jost Birkelbaums Rührung rührte ihn selber; er wischte sich mit der umgekehrten Hand eine Thräne aus den Augen und dankte in herzlichen Worten. Dann nahmen die beiden von ihm Abschied, schüttelten ihm die Hand wie alte Freunde und kehrten nach der Stadt zurück.

So munter plaudernd sie aber heraus spaziert waren, so einsilbig ging es auf dem Rückwege her. Keiner von beiden wollte von der Sache anfangen, die dem einen wie der anderen bleischwer auf dem Herzen lag — ihm, weil er sich schuldig fühlte und weil alle seine Legenden und Heldengeschichten nun zu Nebel zerronnen waren; ihr, weil es ihr für ihren Mann leid that und weil sie suchte, wie sie es anfangen sollte, um ihn wieder emporzurichten aus so tiefer Demütigung, und auch, um ihn wegen seines Kanonenschusses vor sich selber zu rechtfertigen.

Plötzlich fühlte Jost Birkelbaum, wie sie sich an seinem Arme aufrichtete. Er drehte sich um. Ihre Augen leuchteten hell.

„Was ist dir?" sagte er. „Das sage ich zu Hause!" antwortete sie; „aber nur Mut gefaßt, Jost Birkel

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Nur ruhig, Jost!" sagte sie aber, und

Und als sie in ihrem Hause angelangt waren, nahm sie ihn bei der Hand, führte ihn in ihr Schlafzimmer und zog hinter dem Schrank einen langen, blanken Degen hervor mit goldener Quaste und von fingerdickem Staube überzogen, den sie dem erstaunten Jost vor die Augen hielt. ... Und dann warf sie sich weinend in seine Arme und erzählte ihm alles ... alles, was sie so lange verschwiegen, nur um ihn nicht zu grämen! und was sie ja doch nicht ewig und immer auf dem Herzen behalten konnte! Und wie sie sprach, klärte sich auch Jost Birkelbaums Gesicht allmählich wieder auf und als fie fertig war, da sprang er auf, drückte sie in seine Arme und rief einmal übers andere:

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So hab ich doch einen Überfall zurückgeschlagen!"

Dann hielt er aber plößlich inne und wurde ganz ernst, und leise sagte er:

„Aber im Grunde, Lieschen! ... wenn ich's bedenke ... so warst du ja der wahre Held und nicht ich! und die Leute, die mich für einen großen Mann halten, sind gewaltig auf dem Holzwege! denn du ...“

Aber sie lachte ihn an und rief, sich auf die Zehen stellend:

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anderen freilich hätte die Kugel und der Schuß gelten sollen! und leid thut's mir gewiß um den armen Kojaken! aber doch war es Gottes Hand, die mich führte und Gott sei gelobt, daß ich den Schuß that!"

tapferer Krieger fiel. Indem er diejen Kosaken totschoß, rettete Jost Birkelbaum Herd und Haus vor einem nächtlichen Überfall!" Auf das Grab pflanzte Lieschen duftende Rosen, die noch lange nachher bei den Freunden und Verwandten unter dem Namen „Kojakenrosen“ bekannt

Dann hielt er einen Augenblick inne, sah Lieschen recht bedenklich au und waren. flüsterte ganz kleinlaut:

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Vor dem Kriege und vor dem Offizier

Das dürfen aber die anderen nicht werden hatte aber Jost Birkelbaum von erfahren!"

Mit den anderen meinte er nämlich die Freunde und Kameraden in der „Kanone“ und überhaupt seine Mitbürger, die ihn für einen Helden hielten und von denen es ihm nur gar zu schwer gefallen wäre, für etwas anderes gehalten zu werden.

Aber auch hier war sein wackeres Lieschen sofort wieder mit einem beruhigenden Worte des Trostes bei der Hand:

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Um die bekümmere dich nicht!" rief sie lachend; „die glauben an deine Heldenthaten und werden bis ans jüngste Gericht daran glauben, weil es ihnen schmeichelt, daß einer der Jhrigen und nicht ein fremder Soldat der Held gewesen ist und weil die Prahlhänse..." Sie blieb wieder stecken und sezte nur noch hinzu: „Denen braucht man's nicht aufs Brot zu streichen! Die streichen sich ihr Butterbrot selbst, wie es ihnen gefällt!"

Was dem guten Jost Birkelbaum auch einleuchtete und was ihn sichtlich beruhigte.

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dieser Zeit an eine unwiderstehliche Scheu. Von seiner Heldenthat wollte er nicht mehr hören, und wenn ihn einer seiner Freunde daran gemahnte, so pflegte er ihn halb lächelnd, halb ernsthaft mit den Worten abzuweisen:

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Seitdem ich einen toten Kosaken im Garten liegen habe, ist's mir nicht mehr halb so heldenhaft zu Mute!"

Was die anderen natürlich in ganz anderer Weise deuteten; denn die Legende von dem Kosakenüberfall und von der Errettung der Stadt durch Jost Birkelbaums Heldenthat, die war nun einmal festgewurzelt, und die hätte nichts und selbst nicht das Zeugnis des toten Kosaken hinwegzuwischen vermocht! - und, ob er es wollte oder nicht, so blieb bis an sein seliges Ende der wackere Jost Birkelbaum vor den Augen seiner Landsleute das Vorbild eines heldenmütigen Kanoniers! und wenn man ihn in seinen alten Tagen mit seinem schneeweißen Haar, auf Lieschen Holdersprungs Arm gestüßt, vorbeigehen sah, so zeigte man ihn schon von weitem den aufmerksam und ehrfurchtsvoll horchenden Kindern mit den Worten:

„Das ist Jost Birkelbaum, unser Landsmann! der hat unsere Stadt einmal vor einem Kosakenüberfall gerettet! und wurde dafür nicht einmal durch ein Offizierspatent, nicht einmal durch den Ehrenstern belohnt, den so viel Wichte auf der Brust tragen, die niemals eine Kanone losgeschossen, niemals ihre Vaterstadt vor einem Kosakenüberfall gerettet haben! Undank ist eben der Welt Lohn!“

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