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lich, daß er lieber bei der sigt, als wo es ihnen gar erwünscht scheint, den Mann die Kanonen brummen!" auf vierundzwanzig Stunden auf dem Wall und so weit als möglich vom Hause zu wissen!" brummte halblaut der Oberst und wärmte sich die Sohlen weiter.

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„Nun ja!" fügte der Major, ein Auge schelmisch zudrückend, hinzu und stieß mit dem Fuß die brennenden Holzscheite in dem Kamin zusammen; unterdessen ist er aber Sergeant bei den Kanonieren, und es wäre wohl angezeigt, denke ich, diesen Herren Nationalgardisten durch ein wohlstatuiertes Exempel zu Gemüt zu führen, daß mit dem Kriegshandwerk nicht zu spaßen ist!"

Freilich richtig! Nationalgardisten! Der ganze Plunder taugt nichts!" brummte ein alter Hauptmann dazwischen, indem er die kurze Pfeife in einen seiner Mundwinkel schob.

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Na, was? füfilieren?" fragte ein jüngerer Offizier, ohne von seinen Kar-| ten aufzuschauen.

„Gott bewahre!" erwiderte aber der Major; so schlimm wollen wir's doch nicht treiben!'s wäre ja zu schade um die hübschen Augen der kleinen Frau Birkelbaum! Den Festungskomman danten will ich nur bitten, diesen wackeren Landesverteidiger auf vierundzwanzig Stunden auf den Wall neben eine Kanone zu kommandieren, damit er dort Zeit habe, über das Davonlaufen nachzudenken. Seine Kameraden wird ein heilsamer Schreck überkommen, daß wir bei der nächsten Gelegenheit die Sache doch ernsthafter aufnehmen dürften."

„Zum Donnerwetter, Blignac, melden Sie dem Kommandanten, was Sie wollen, und stören Sie uns nicht bei unserem Spiel!" polterte ein Bataillonschef, indem er seinen Stuhl mit Lärm zurückrückte.

Es währte gar nicht lange, so trat Major von Blignac in des Kommandanten Zimmer, und noch schneller kam er wieder heraus, und zwar mit der er wünschten Ordre in der Hand, die er den anderen im Vorbeigehen mit einer ganz sonderbar schelmischen Miene unter die Nase hielt.

,,Da möcht ich doch eine Wette ein gehen, daß Blignac und die kleine hübsche Frau zusammen etwas vorhaben, wozu

Major von Blignac hatte jedenfalls seine eigenen Gedanken, denn lustig wie ein Buchfink pfiff er vor sich hin, als er durch das Vorzimmer auf den in seiner Ecke verstohlen zitternden Posamentier zuschritt. Der war so in seine Gedanken versunken, daß er den Offizier erst erblickte, als dieser ihm das verhängnisvolle Papier hinreichte. Da stand er aber auch schon mit einem Ruck auf beiden Füßen, und militärisch grüßend, harrte er des Spruches, der ihn treffen sollte.

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Der Kommandant meint es gut mit Euch, Sergeant," sagte endlich der Major, nachdem er sich eine Weile an Jost Birkelbaums Angst und Verlegenheit geweidet hatte; und da Jhr als ein braver Kanonier bekannt seid und wir heute tüchtige Leute auf den Wällen brauchen, so vertraut er Euch während vierundzwanzig Stunden einen unserer wichtigsten Posten an! Ihr begebt Euch sofort auf den Euch angewiesenen Plaß! Und morgen um diese Stunde wenn Ihr nämlich noch, wie ich hoffe, am Leben seid — könnt Ihr Eurem hübschen Weibchen von den Träumen erzählen, die ein braver Soldat zu haben pflegt, wenn er zum erstenmal eine Nacht neben einer geladenen Kanone zubringt! Nur aber nicht weglaufen, Herr Birkelbaum! Im Angesicht des Feindes desertieren, Herr Birkelbaum das reimt auf füfilieren!"

Dem armen Jost Birkelbaum schlotterten die Kniee, schlotterte der Kopf, schlotterte der Magen bei diesen Worten. Auf dem Wall, neben einer geladenen Kanone, im Angesicht des Feindes! und vierundzwanzig Stunden lang! Er mußte gleich daran denken, daß die Kosaken heute morgen so scharf geschossen hatten, und daß, ehe man sich's versähe, diese rücksichtslosen Menschen vielleicht gar zu dem schlimmen Einfall kommen könnten, ihre Schießexperimente zu wiederholen und

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„So vergeßt nicht, daß Ihr Euer Schicksal in Eurer Hand haltet! — Ein Sergeant, der sich auf dem Walle aus zeichnet, kommt auf die Tagesordnung, und" er nahm ihm die kurze, spize Militärmüze, die der gute Posamentier verlegen zwischen den Fingern herum drehte, lachend aus der Hand, betrachtete sie nach allen Seiten und ließ die rote Quaste, die vorn hing, lustig hin und her baumeln „ein Mann wie Ihr, Jost Birkelbaum, kann sich mit einer solchen Kommißbrotmüße nicht begnügen! der muß einen Tschako tragen, unter dem. ich wollte sagen: auf dem auch Plaß sei für eine breite, goldene Borte, wie Ihr sie den Offizieren zu verkaufen pflegt fein garantierte Pariser Ware!"

Jost Birkelbaum wußte nicht recht, wie er diese Worte aufzufassen hätte. Er drehte wieder an der Müße herum und half sich aus der Verlegenheit, indem er sagte: „Herr Offizier, ich gehe nur noch zu meiner Frau, um sie in Kenntnis zu sehen ..."

haben, denn er erwiderte, ihm rasch ins Wort fallend:

„Natürlich! für unseresgleichen sind ja Eure Frauen zu gut! ... Na, nun macht Euch auf den Weg, mit diesem Papier, zum Finkmattwall! Das Papier überreicht Ihr dem wachhabenden Offizier! Und nun, denke ich, Herr Jost Birkelbaum, ein Wort des Dankes wäret Ihr mir schon noch schuldig!"

„Ich danke auch, Herr Offizier, in hochachtungsvoller Ergebenheit."

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So ist's recht! Adieu! Ich wünsche Euch viel Glück während dieser Nacht." Sprach's und ging. Jost Birkelbaum kragte sich hinter den Ohren. Es war ihm halb und halb, als hätte sich der andere über ihn lustig gemacht; er wußte auch nicht recht, weshalb er ihm eigentlich. hatte danken müssen. Er sah, wie die herumsißenden Ordonnanzen sich mit den Ellenbogen stießen, mit den Augen zu ihm herüberzwinkerten und halblaute und, wie es ihm vorkam, nicht gerade schmeichelhafte Bemerkungen über ihn machten. Dann dachte er wieder an die Worte des Offiziers, an die Gefühle, die der Festungskommandant für ihn hegte, an die Aussicht, die sich ihm nach dieser vierundzwanzigstündigen Wallprüfung eröffnete, und daß er vielleicht gar mit einer goldenen Borte um den Tschako zu seinem lieben, netten Lieschen zurückkehren würde

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und er sah schon im Geiste, wie sie sich mit ihm freuen, wie sie ihm helfen würde, die goldenen Quasten an den Ärmeln anzunähen, wie ihre hübschen Fingerchen zwischen den goldenen Fransen der Epauletten spielen würden denn, sie mochte ja sagen, was sie wollte, schließlich ist ein Weib ein Weib, und an einem „Was, Frau? Was, Kenntnis sezen? Offizier hätte selbst Lieschen Holdersprung Auf den Wall geht Ihr! und Eurer Frau mehr Freude als an einem Sergeanten. könnt Ihr die Nachricht durch den ersten Dann kam ihm wieder der ungehobelte besten Straßenjungen schicken oder ich Scherz des Offiziers mit seinem kann's ja auch besorgen!" Buckel, hatte er gesagt, in den Sinn; und er lächelte stolzvergnügt vor sich hin und sah schräg auf seine linke, jezt fast in gerader Linie mit der rechten laufende Schulter und dachte: Der Kommandant

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„Ein Junge ist mir lieber!" plaßte der besorgte Jost Birkelbaum heraus, dem plößlich der Kuß wieder einfiel. Der Offizier schien seine Gedanken erraten zu

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weiß dies besser als dieser ..... Laffe von | Nacht passieren! — die Menschen sind so einem Major! Der kennt mich doch auch nachlässig! - neben der Kanone brannten und einen Buckel .... (er dachte das ja die Lunten lichterloh! Wort gar nicht aus, so garstig und unverschämt schien ihm jezt der Gedanke zu sein) nein! wär ich kein schmucker und gerade gewachsener Jost Birkelbaum, so hätte mir der Herr Kommandant auch nichts vom Offizierwerden sagen lassen!... Laffe! sezte er, an den Major denkend, hinzu, wart nur! bin ich morgen deines gleichen, du sollst mir den Buckel bezahlen!"

Und im Hochgefühl seines kommenden Glanzes drückte Jost Birkelbaum seine Militärmüße übers linke Ohr, wie er's den Soldaten abgesehen hatte, warf sich in die Brust, grüßte rasch die Ordon nanzen und, nachdem er den ersten besten Straßenjungen zu seiner Frau geschickt hatte, schlug er festen Schrittes den Weg zum Wall ein.

Dort oben sah es gar nicht so schlimm aus; recht lebendig im Gegenteil, und gar neu und interessant schien es dem wackeren Posamentier, der bis dahin von dem Militärwesen weiter nichts gesehen hatte, als was eben ein gewöhnlicher Bürger von diesen Dingen zu sehen bekommt. Auf den Bastionen standen, zwischen den Schanzkörben versteckt, große Kanonen, die durch die engen Schießscharten in die Ebene hinausguckten; spige, schwarze Byramidchen von eisernen Kugeln waren auf beiden Seiten aufgestellt; die Pulverwagen, fest verschlossen und mit Riegeln und Riemen umwunden, hielten daneben, und es freute ihn in seinem ordnungsliebenden Posamentierherzen, zu sehen, wie sorgfältig der feuergefährliche Inhalt dieser Wagen eingeschlossen war.

Das wäre ja eine entsetzliche Geschichte, dachte er bei sich, wenn ein solcher Wagen in die Luft flöge! Und ein klein wenig beängstigte es ihn doch in diesen ersten Augenblicken, daß er einen ganzen Tag und, noch viel schlimmer! eine ganze Nacht neben einem solchen Wagen zubringen mußte. Eine ganze Nacht! Was kann nicht alles in einer

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wer kann wissen, was so ein Funke für Unheil anzustiften vermag? Und dann! — dort draußen vor den Thoren lagen ja Kosaken und Österreicher! Wenn es denen nun einfiel, hereinzuschießen, und wenn eine feurige Kugel — denn feurig sollten ja die Kugeln zuweilen sein! — wenn sie gerade in diesen Pulverwagen fiele, der so harmlos und still da vor ihm stand? Er schüttelte sich nicht gerade vor Furcht - Furcht durfte ja ein Sergeant nicht empfinden! aber so bis zur Schwelle, wo es zur Furcht hineinführt, ging doch das Gruseln, das den guten Jost Birkelbaum überfiel. Zum Unglück hatte der wachhabende Hauptmann, ein kurz angebundener, kleiner, mit einem dicken, borstigen, grauen Schnurrbart gar häßlich verunzierter Infanterieoffizier, nachdem er das Papier gelesen, den Ser= geanten angewiesen, gerade bei der größten Kanone Posto zu fassen, die auf der höchsten Stelle des Walles aufgepflanzt worden war und die mit ihrem lang= gezogenen, in grünlicher Bronzefarbe unheimlich und schlangenhaft schillernden Rohr wie ein zum allgemeinen Weltverderben bereites Lindwurmungeheuer den Hals zwischen den Schanzkörben durchstreckte.

Jost Birkelbaum, der sich am Anfang in gehöriger Entfernung gehalten hatte, wurde allmählich sicherer und dreister, und eine Art von vertraulichem Zusammenleben entwickelte sich nach und nach zwischen ihm und den Gegenständen, die ihn umgaben. Er war allein da oben neben der Kanone, dem Pulverwagen und den Kugelpyramidchen; einige zwanzig Schritt weiter nach beiden Seiten spazierte je eine stumme Schildwache hin und her und spähte aufmerksamen Auges in die Ebene hinaus. Mit diesen Schildwachen war es ihm aber streng verboten, sich zu unterhalten, und seine eigene Thätigkeit sollte sich vorerst darauf beschränken, ruhig bei der Kanone stehen, sigen oder liegen

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und die Terrasse zu betrachten, wo er in den heißen Sommerabenden mit Lieschen Holdersprung zu plaudern und zu lachen. pflegte; sie lachte und plauderte so lieblich, die nette, kleine Frau! und

er freute sich

und freute sich doch wie

zu bleiben; während der Nacht, hatte der Hauptmann brummig und kurz hinzu gefügt, würde der Dienst aber beschwer licher werden. Was sollte nun der gute Jost Birkelbaum anfangen? Nachdem er sich die Kanone und den Wagen, die Nu geln und die Lunte, die Schanzkörbe und der nicht, dies alles so vor sich zu sehen, die Schildwachen mehrmals recht gründ- denn gerade auf sein Häuschen war die lich angeschaut und dieselben gewissenhaft Kanone gerichtet, und wenn sie durch einen durchgemustert und zu seiner innersten unglücklichen Zufall jezt losginge Freude bemerkt hatte, daß er schon auf nein, das Häuschen würde sie doch nicht ganz vertrautem Fuße mit all diesen treffen! Und leichter atmete er auf, als neuen Bekannten verkehrte, dachte er, er er, sich an das Bronzerohr schmiegend, müsse doch auch einmal nachschauen, wie bemerkte, daß die Kugel wohl fünfzig es draußen ausjähe und ob man von Schritte vor seiner Terrasse einschlagen den Feinden, die seit heute morgen gar würde. „Das hätte noch gefehlt," meinte nichts mehr von sich hören ließen, irgend er still in sich hinein, daß ich mit eigener etwas bemerken könnte und wo sie Hand eine Kanonenkugel in mein Haus lägen und wohin die große Kanone geschossen hätte!" — Und kaum hatte er's ihren feuer- und kugelspeienden Rachen gedacht, so erschrak er über die Kühnheit eröffnete? Behutsam näherte er sich der seiner Gedanken, denn bis dahin war es Öffnung ; - wenn es den Herren Ko- ihm noch gar nicht eingefallen, daß er saken nur nicht gerade in diesem Augen- ja hier oben neben der geladenen Kablick einfiele, einen eisernen Gruß herein none gar noch zum Schusse kommen zuschießen! Dieser Einfall kam ihnen könnte. Er! Jost Birkelbaum! der Sohn aber glücklicherweise nicht, und ungestört ehrsamer, ruhiger Bürgersleute, eine Kakonnte Jost Birkelbaum hinausschauen none losschießen! ... Der Gedanke war über die breiten, wassergefüllten Gräben, so sonderbar! ungeheuerlich! und über das Glacis und die vorgeschobenen doch wieder verlockend! - Plöglich, wie Bastionen, in denen er ganz deutlich die er seinen Blick wieder auf sein Gartenhinter den Böschungen auf dem Bauch häuschen hinaussandte, zuckte er zuliegenden Infanteristen sehen konnte, wie sammen; was war denn das? Er sie, die Flinte in der Hand, sich nach allen rieb sich die Augen und sah wieder Seiten umsahen, und die gelangweilten hin; dann trat er hinter die Böschung Offiziere, wie sie auf der Erde saßen, zurück, that einige Schritte, murmelte unkurze Pfeifchen rauchten und vor sich hin- | verständliche Worte vor sich hin, kam starrten. Dann kamen die Felder, die wieder an die Öffnung und schaute Feldwege -- alles leer und öde; dann wieder hinaus. Nein, sein Auge hatte wellte sich das Land in leichter Erhöhung ihn nicht getäuscht! . . . vor seinem Hause auf — und dort standen Häuser... Und dort... daran hatte ja der brave Jost Birkelbaum zu denken noch gar keine Zeit gehabt!... ei, freilich! dort stand sein eigenes Landhaus dort lag sein Garten ganz vor der Stadt zuge wendetin gerader Luftlinie vor dem Wall; und es freute ihn, seine grünen, geschlossenen Fensterläden zu sehen, die Nummer und das Blechschild der Feuer versicherung über der Thür zu erkennen

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gerade auf der Terrasse, wo er mit Lieschen Holdersprung in den heißen Sommerabenden zu plaudern und zu lachen pflegte und gar noch auf einem seiner feinen gepolsterten Stühle, die er dort voriges Jahr mit einem funkelnagelneuen Überzug versehen hatte - da saß einer! Und was für einer — ein leibhaftiger, schmußiger, ekelerregender, kleiner, dürrer, in Lumpen gekleideter und mit einer spißen Pelzmüze bedeckter Kosak!

Nähe gekommen. Er zeigte dem Soldaten, ohne ein Wort zu sagen, die beiden Kojaken. Der lachte, zog die Achseln in die Höhe und antwortete leise: 's ist ja alles voll von dem Gesindel!“ Dann ging er wieder weiter.

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Er hatte sich's recht bequem gemacht, der schmierige Kojake. Den gepolsterten Lehnstuhl hatte er sich aus dem Hause geholt in die schöne Nachmittagsonne; den Rücken drückte er fest in das weiche Polster, die Füße mit den schmußigen Stiefeln und den langen, spigen Sporen streckte er, So vergingen dem guten Jost Birkelohne sich zu genieren, auf einen zweiten baum die Stunden auf seinem luftigen BelStuhl, den ihm soeben ein zweiter Kosak vedere. Der Anblick der ruhig und behaglich herausbrachte; dann zog er ein Stück schmausenden Kosaken hatte seinen Appetit Brot und eine Flasche Schnaps mochte gereizt, und er packte nun ebenso ruhig es wohl sein - aus der Tasche, und und behaglich wie die beiden dort das beide Gesellen aßen und tranken behaglich Körbchen aus, das ihm die vorsorgliche auf Jost Birkelbaums Terrasse, als wären Aufmerksamkeit seines Frauchens hergesie dort zu Haus und als gäbe es auf schickt hatte. Er that den ersten Schluck auf den Straßburger Wällen weder Schild- Lieschens Gesundheit, und noch niemals, wachen noch geladene Kanonen, noch Ka- | glaubte er, hätte ihm Brot und Schinken noniersergeanten, die diesem unverschämten so wohl geschmeckt. Dann gedachte er der Treiben durch eine Schießscharte zu langen, kalten Nacht, die noch vor ihm schauen konnten! Dies alles sah Jost lag und die er leider diesmal nicht in Birkelbaum mit eigenen Augen und seinem warmen Bette zubringen würde; sah er auch nicht alles so genau, da ja und während er den Rest der Mahlzeit sein Haus wohl eine halbe Stunde Wegs sorgfältig wieder einpackte, spähte er nicht vor der Stadt lag, so glaubte er es ohne eine gewisse Besorgnis nach allen doch zu sehen, und seine erhißte Phantasie Seiten herum, um zu entdecken, wo er sich half ihm über die Entfernung hinweg eigentlich hinlagere und wo er ein Obdach und er hätte geschworen, daß er die bei gegen die kalte Nachtluft finden würde. den Gesellen sprechen, spucken, husten, niesen und kauen hörte. „Das liederliche Gesindel!" brummte er vor sich hin; „scheut sich nicht, mit fremdem Eigentum in so niederträchtiger Weise zu hausen!"

Und es überkam ihn plößlich ein Erstaunen, daß man die Herren so gewähren lasse, und daß noch niemand auf diesem Walle daran gedacht hatte, ihnen eine Haubige zwischen die Beine zu jagen. Zugleich aber dachte er an seine schönen Polsterstühle, und nun fand er es ganz in der Ordnung, daß man das Pulver nicht so unnüßerweise vergeude. Man kann doch nicht auf jeden Strolch und vorbeilungernden Tagedieb schießen! Und er lachte bei sich selber, daß ihm gerade jezt der alte Wig eingefallen war, diese Kosaken seien ja keinen Schuß Pulver wert. Jetzt erst verstand er die tiefe Bedeutung dieser klugen Worte.

Die eine Schildwache war bei ihrem regelmäßigen Spaziergange ganz in seine

Seiner Verlegenheit machte der Hauptmann bald ein Ende. Bei Einbruch der Dämmerung stellte sich dieser gestrenge Herr Offizier, mit einer Laterne und gefolgt von zwei Infanteristen, auf Jost Birkelbaums Bastion ein und bedeutete dem Posamentier, daß jezt sein eigentlicher Dienst angehe; er sei Kanonier, ihm werde diese Kanone anvertraut; er habe während der Nacht scharf zu beob achten, ob sich nichts Verdächtiges gegen die Stadt in Bewegung setze. sichten des Feindes kenne man nicht, ebensowenig als seine Stärke; er könne es auf eine Überrumpelung der Festung abgesehen haben. Bei der geringsten verdächtigen Wahrnehmung hätten die Wachen zu alarmieren und Jost Birkelbaum einen Schuß abzugeben; dafür stehe er hier auf diesem wichtigen Posten; dies sei sein Dienst. Er sei zwar nur ein Nationalgardist, aber so viel wisse er doch schon, daß ein Soldat, der seine Pflicht ver

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