Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Ich versuchte ihr klar zu machen, daß ' auch wir Protestanten Christen seien, daß nur Äußerlichkeiten uns trennten, daß unser beider Religion auf dem Evangelium fuße.

"

„Odoch, wenn ich ungeduldig bei den armen Kranken bin und nicht demütig genug."

Als ich schied, versprach sie, für meine Seele zu beten, und ich weiß, sie thut es.

besuchte ich den

„Hay una religion, una sola catolica Noch lange, nachdem die großen weißen. apostolica romana," sagte fie feierlich; Blütensterne des Jasmins verwelkt, den dann sah sie mich prüfend an. Glauben mir die Schwester der Caridad beim AbSie an die Santisima Virgen, die flecken- schied gegeben, mußte ich ihrer gedenken, lose Jungfrau und Mutter Gottes ?" Und die reiner und lieblicher als diese Blüten als ich nicht gleich antwortete, wurde ihr war. gutes freundliches Gesicht ganz ernst. Am folgenden Tage „Können Sie nicht versuchen zu glauben? | Alcazar von Sevilla. Es ist so schrecklich, daß Sie verdammt sind, hier und in Ewigkeit. Es sind schon viele Inglezes" (natürlich hielt auch sie wie der England für mein Vaterland) in den Schoß der allein wahren Kirche zurückgeführt worden, wir haben ihre Seelen gerettet. Ich werde Ihnen etwas zeigen, das Ihnen die Nichtigkeit des Jrdischen vor Augen hält, Ihnen beweist, wie sehr wir der Hilfe der Santisima Virgen bedürfen."

Sie führte mich an das Ende der Kirche vor zwei Bilder, die Hauptwerke von Valdes Leal, dem Nebenbuhler Mu rillos. Das eine veranschaulicht, wie der Tod die Welt zerstört, das andere, noch gräßlicher, stellt Leichen in Särgen dar, vorn die eines Bischofs im Ornat, in dessen Augenhöhlen Würmer nisten. Auf einem Bande am Sarge steht: Finis Gloria Mundi. Eine Hand reicht aus lichten Wolken über dieser Schauerscene hervor. Sie hält eine Wage, auf einer Schale Diadem und Scepter, auf der anderen eine Dornenkrone. Links steht: Ni mas, rechts: Ni menos.

"Quiede saber, como he recibido mi vocacion?" fragte die Nonne. Und nun erzählte sie mir eine einfache rührende Geschichte, wie sie, siebzehn Jahre alt, von Gott zu ihrem Amte berufen worden sei, wie Gott sie stärke, wenn sie sündige, und wie selig sie sich in ihrer Thätigkeit fühle.

So liberal man die Besichtigung der Alhambra zu Granada gestattet, so unduldsam ist man in Bezug auf das zweitinteressante Maurenschloß Spaniens, den Alcazar von Sevilla. Das kommt, weil die Alhambra nur als Nationalmonument betrachtet und der Alcazar noch bewohnt wird, und zwar von der Erkönigin Spaniens, Isabella, der Mutter des jezigen Herrschers Alfonso XII. Daher treibt ein pesetasüchtiger Diener den Fremden nur im Fluge durch die Gemächer und Höfe, man findet nicht Zeit zur Sammlung, geschweige denn zu irgend einer poetischen Stimmung. Aber ich drang energisch darauf, ein paar Stunden allein dort bleiben zu dürfen, zum Zeichnen oder zum Schreiben; ich sagte, es müsse gehen, und da ging es auch.

So schritt ich in frühester Morgenstunde durch die Puerta de la Banderia, ging an den eleganten Pferdeställen der Königin vorüber, sah Soldaten und Wachen in Menge. Vor der maurischen Fassade des Alcazars stehen zwei moderne spanische Schilderhäuser. Sie zeigen abweichend von den unseren Zeltform, bestehen jedoch aus Holz und sind in den Farben des Königreiches rot und gelb bemalt. Rothosige Infanterie mit blauen kurzen Jacken bewacht Isabellen.

Ich kannte noch nicht die Alhambra, der Alcazar war der erste vollkommen maurische Bau, den ich erblickte, und wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht

Ich sah das engelgleiche, liebliche Ge- muteten mich die bunten, goldglänzenden sicht und sagte:

"

Sie fündigen?

[ocr errors][merged small]

Gemächer, die weißen, wie mit zarten
Spigen bespannten Säulenhöfe an. Nichts

Über die Hufeisenbogen der Arkaden spannt sich dagegen wie weiße Spizenschleier zarte, durchbrochene Stuckarbeit, darüber laufen zwei friesähnliche Ornamente hin. Über ihnen ist die Wand

ist imposant und gewaltig, alles zierlich | schimmert. Nur die innere Seite der Arund lauschig. Welch ein Gegensatz zu der kaden und deren Decken sind bemalt und vornehmen Einfachheit der Griechen, zu die Wände mannshoch mit Steinmosaik der harmonisch ernsten Form ihrer Bau- in Dunkelblau und Hellgrün belegt, die ten, zu dem edlen, für die Ewigkeit be Thürumrahmungen mit Arabeskenbändern rechneten Material. Als die Araber sich in Blau und Rot verziert, die Decke zeigt in Städten niederließen, vergaßen sie ein großes Sternenmuster in Rot, Gelb nicht die Form des Zeltes ihrer Vor- und Blau. väter. Ihre Bauten sind steingewordene Zelte. Die Säulen überschlank, so zier lich, daß man meint, sie könnten die Wände nicht tragen, und diese wiederum sind nicht gegliedert, sondern bilden ein Ganzes, das teppichartig von Arabesken, auf jeder Seite des quadratischen Hofes Koransprüchen, Ornamenten übersponnen von zwei vergitterten Fenstern durchist. Und nicht genug, daß man das Muster brochen. Von hier schaute wohl manch des Zeltteppichs nachahmte, man gab die- liebreizende Sultana auf den Patio de sem auch die bunte, leuchtende Farbe. las Muñecas. Ich sehe sie im Geiste Die Stuckornamente sind golden, rot, grün, mit goldgestickten knisternden Seidengeblau bemalt und die Wände auf ein Vier- wändern, die üppigen geschmeidigen Körtel ihrer Höhe mit bunten Kacheln aus- per an das Gitter gelehnt, mit schwarzen gelegt. Augen durch die Stäbe lugend.

Um zwei Höfe gruppieren sich die Gemächer des Alcazars: den gran patio und den patio de la muñecas (Puppen hof). So size ich denn in dem al Kasr, dem Haus des Herrschers, es ist Wahr heit geworden, was ich erträumt, ersehnt. Ich schließe die Augen. Vielleicht ist es doch nur ein Traum und, wenn ich die Lider öffne, alles wie Zauberspuk verschwunden. Nur langsam hebe ich wieder die Wimpern es war so schön, zu den ken, daß es Wahrheit sei. Und siehe, es ist geblieben ich erfasse die Säulen, es ist wirklicher Alabaster; ich betaste die Arabesken, ich fühle die feine Stuckarbeit.

[ocr errors]

Von dem Eingange gelangt man zuerst in den Patio de las Muñecas. Er ist der anmutigste Raum, den man sich den ken kann, ein kleines Juwel maurischer Kunst. Vornehmlich hier ist alles graziös zierlich, nichts imposant oder groß. In der Mitte des Hofes erhebt sich auf weis Ben Marmorfliesen eine Fontäne; schlanke Säulen, von Hufeisenbogen verbunden, bilden Arkaden. Die Wand, welche sie tragen, ist überreich mit Stuckarbeit in gelblich weißem Tone bedeckt, wie über haupt dieser ganze Kaum in zartem Weiß

Über diesen Fenstern läuft wieder ein Ornamentenband hin, dann folgt in durchbrochener Arbeit die Brüstung einer offenen Galerie. Ihre Decke wird von gezackten Hufeisenbogen getragen. Die innere Wand ist wieder durch Ornamentenbänder in Blau und Gold in Felder geteilt, die Decke überspannt ein kräftiges Sternenmuster in Rot und Blau. So erhält das zarte Weiß der Außenwände und Bogen ein anmutiges Relief durch die Bemalung der Arkaden und der Galerie.

Ich habe dieses Höfchen, das lauschigste und zierlichste der maurischen Bauten, etwas eingehender geschildert; ich versuchte, eine Vorstellung von seiner Anmut zu geben, und indem ich das Geschriebene überlese, werfe ich unmutig die Feder hin. Wie trocken, wie kläglich das ist! Auch die Photographie giebt nur einen schwachen Begriff von dem Reiz dieser Patios und Gemächer. Es fehlt die Farbe, die Totalwirkung; es fehlt der tiefblaue Himmel, der sich über den spißendurchbrochenen Wänden wölbt, der durch sie hindurchleuchtet; es fehlt die Sonne, welche die Flächen schimmernd belebt und goldene

Lichter auf den Marmorfußboden wirft. Man hat versucht, die maurischen Bauten in Gips plastisch nachzuahmen, und diese Stücke genau wie die Originale in Gold, Rot, Blau und Grün bemalt. Wer aber die Originale gekannt, mag sie nicht betrachten, höchstens wenn die Erinnerung an die Märchenwunder abgeblaßt ist und einer Krücke bedarf, um sich aufrecht zu erhalten.

[ocr errors]

die Gnade Gottes König von Castilien und Leon, habe er diese Schlösser und Fassaden in der Era 1402 errichten lassen, das heißt um 1364. Ursprünglich wurde das Haus des Herrschers im zehnten und elften Jahrhundert von einem maurischen Baumeister Jalubi aus Toledo im Auftrage des Abdur-rahman Anna-ssir Lidin Allah (Verteidiger der Religion Gottes) errichtet. Auch jezt baut und renoviert Der zweite Patio ist größer, von ge- man noch immer, und wer sich das Maukuppelten weißen Marmorsäulen und viel- | renschloß in romantischem Verfall, nur fach gezackten hohen Bogen umgeben; von den Geistern seiner einstigen afrikaeine Galerie mit Glasscheiben ruht über nischen Herrscher belevt, vorstellt, wird ihnen. Auch seine Wände sind weiß, enttäuscht oder erfreut sein je nach die der Arkaden jedoch zeigen den bunte Neigung. Die Erkönigin Jsabella wohnt sten Farbenschmuck. Schön geschnißte, ja darin. Auch jezt arbeiten in den lanbunt gemalte Holzthüren sind in die gen halbdunklen Schlafgemächern der SulThürbogen gefügt und können den Gran tane und den kleinen daranstoßenden ihrer Patio abschließen. Zur Rechten tritt Favoritinnen junge Mädchen, moderne man durch sie in die Halle der Gesandten, Näherinnen, welche bunte persische Bezugeines der schönsten Gemächer des Alca- stücke für Ottomanen, die hier aufgestellt zars. werden sollen, zusammenfügen. Die Königin bewohnt zwar nur den oberen Stock, allein es werden in den Patios und Hallen zuweilen Feste gefeiert. Ich war stundenlang im Alcazar allein geblieben, nur das Kichern und Plaudern der Näherinnen war zu mir gedrungen, nur eine Schwalbe war zuweilen pfeilschnell über das Stück blauen Himmels gehuscht, den ich vom Patio de las Muñecas sehen konnte, nur ein weißer Schmetterling hatte sich in diesen Traum von Stein, in diese kleinen, bunten Gemächer verirrt, die so viel verliebtes Seufzen, so viel süßen Gesang und Guitarrenklang, so viel Lebensgenuß und heiteres Getändel einst umschlossen. Da sollte ich erinnert werden, daß Grausamkeit und Haß, Eifersucht und Rache auch in den märchenhaften Räumen gewütet, daß Freundes- und Bruderblut hier geflossen.

Eine media maranja-Decke (die Form einer halben Drange nachahmend) wölbt sich über ihr, aus dieser Decke wächst eine zweite, höhere Wölbung in der Stalaktiten- oder Bienenkorbform empor, die den maurischen Bauten eigen ist. Solche Decken, an denen zierliche Zapfen herabhängen, steingewordene Thränentropfen könnte man sagen, finden wir als charakteristisches Element bei allen ara bischen Bauten: in dem Mihrab und der Capilla mayor, der Moschee von Cordoba, auf der Alhambra, auf Sicilien. In der Halle der Gesandten strahlt sie in reicher Golddeckung. Unterhalb der Wölbung befindet sich auf jeder Wand je ein Balkon durch Spizenbogen verbunden, eine unharmonische Zuthat der späteren spanischen Zeit. Vieles ist im Alcazar modernisiert, so der große Patio um 1569, auch ist der ganze Bau später errichtet als die Alhambra von Granada und von Peter dem Grausamen vollständig renoviert.

Auf einer Inschrift über dem Portale nennt er sich den höchsten, edelsten und mächtigsten Eroberer Don Pedro; durch

[ocr errors]

Ein schlanker brauner Mensch, mehr Knabe als Mann, hatte mich schon einige Zeit, von mir unbemerkt, beobachtet, nun litt ihn seine Neugierde nicht mehr fern. Er sah, daß mein Bleistift stumpf gewor den, und kam herbei, mir sein Taschenmesser zum Schärfen anzubieten. Ich

Auch

nahm es an, unglücklicherweise, denn nun war's um Stimmung und Sammlung geschehen. Es war der Sohn eines Kastellans, und er wollte sich an dem führerlosen Original, das durchaus allein hatte sein wollen, ein Extratrinkgeld verdienen. O, meine Spanier sind auch schlau, wenn. auch nicht so betriebsam wie die italienischen Ciceroni. Er ließ mir keine Ruhe, ich mußte den historischen Boden betrach ten, wo Peter der Grausame seinen Bru der, den er herbeigelockt und bewirtet hatte, heimtückisch ermorden ließ. Abu Said, dem Freundschaft und Schuß zugesagt worden war, soll hier von dem blutigen, auf Saids Schäße lüsternen Monarchen, dem edelsten und höchsten, durch die Gnade Gottes Herr von Casti lien und Leon", getötet worden sein. In den Juwelen des Mauren befand sich ein Rubin, welcher jezt in der Krone der Königin von England ist, in der Krone Ihrer Königin," sagte der Jüngling, mich wider Willen zum englischen Unterthanen machend, und das Blut ist noch zu sehen, und das geschah in diesem Gemache," er klärte der Sachkundige und führte mich in eine enge halbdunkle Halle, die an den Patio grande stößt, dort ist der Plaz. Eine Peseta für den Führer," schloß er.

"

"

"

"

Als ich nicht sofort die Hand in die Tasche steckte, gab er den Garten noch zu

diesem historischen Privatissimum zu. Die Gärten des Alcazars bestehen aus einer Reihe kleiner, durch Mauern getrennter Vierecke. Auch sie sind mehr Patio als Park; die Wege mit Fliesen gepflastert, die regelmäßigen rechtkantigen Beete mit blühenden roten und weißen Rosen, Lilien und Rittersporn beseßt. Indische Mispeln, Orangen, ein paar Palmen wölben sich über ihnen, an den hohen Mauern sind Orangen. an Spalieren gezogen. Alles in allem herzlich unnatürlich und doch durch seine Buntheit und Eigenart anmutend. In der einen Abteilung steht das gewölbte Badehaus der Geliebten Peters des Grausamen, Maria de Padilla, welche über den blutdürstigen hohen Herrscher so unumschränkte Macht gehabt haben. soll, daß man ihren Einfluß der Zauberei zuschrieb. Verborgene Fontänen in den Mauern lassen noch heute an neckische Kobolde glauben, die den harmlosen Beschauer plöglich besprigen. Die Gärten. find in ihrer jeßigen Gestalt von Karl V. angelegt, der im Alcazar mit Isabella von Portugal vermählt wurde. Philipp II., Philipp III. und Philipp V. residierten hier; letterer schloß sich zwei Jahre in dem wonnigen Ort ein, um - Bußübungen zu machen. Zur Erholung fischte er auch in einem Teiche, der heute noch in dem Garten zu sehen ist.

[graphic]
[graphic][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

uf die Gefahr hin, in ein Wespennest zu stechen und uns die Feindschaft derjenigen zuzuziehen, die sich zurückgesezt wähnen, wollen wir uns an eine Klassifikation der verschiedenen Sports nach den zur Ausübung derselben erforderlichen Eigenschaften wagen. Damit er reichen wir den doppelten Vorteil, daß wir vielleicht von dem freundlichen Leser für einen gründlichen Autor gehalten wer den und daß wir den Sport, welcher die Überschrift dieses Aussages bildet, gleich gehörig herausstreichen können.

Es giebt also nach unserer reiflich durchdachten, jedoch ganz unmaßgeblichen Einteilung drei Sportarten.

Zunächst die mehr hygieinischen Zwecken dienenden, im wesentlichen bloß Kraft erfordernden Sportarten. Zu diesen rechnen wir u. a. die Mehrzahl der Turnübungen, das Fahren mit dreiräderigen Velocipeden und das Rudern, bei welchem eigentlich nur der Steuermann eine gewisse Geschick lichkeit zu entwickeln hat.

Die zweite Kategorie umfaßt die Sportarten, welche Kraft und Geschicklichkeit zu

gleich und in größerem oder geringerem Maße verlangen. In diese Kategorie gehören das Schlittschuhlaufen, die höheren Turnübungen, das Fahren mit zweiräderigen Velocipeden, die Jagd, wie sie in den von der Kultur beleckten Gegenden geübt wird, das heißt: ein bloß Geschick und allenfalls gute Beine erfordernder Kampf gegen meist wehrlose Tiere, endlich die Angel- oder Netzfischerei auf Binnengewässern.

Die höchste Stufe endlich nehmen die Sportarten ein, deren Ausübung Kraft und Geschick erfordert und mit einer gewissen Gefahr verbunden ist, welche mit Hilfe dieses Geschickes abgewendet werden soll. In diese höchste Stufe gehören die Jagd auf wilde, wehrhafte Tiere, das Erklimmen von mehr oder weniger unzugänglichen Alpengipfeln, der eigentliche Pferdesport, die Fischerei auf hoher See, endlich der Segelsport, der bei den Engländern für den Inbegriff des Sportlichen, und zwar mit vollem Recht, gilt.

Die Jagd auf wilde Tiere ist nur den wenigsten Menschen zugänglich. Es gehören dazu Reisen in noch jungfräuliche

« ZurückWeiter »