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Von den meisten Unruhen vernahm er aber nur den Wiederhall, da er sich in seis nem Eczimmer, im Angesicht der wechseln den Berge und grünenden Wiesen, abgeschlossen hielt.

Nach dem ersten Pariser Frieden kehrten viele Kämpfer zur Universität zurück und gaben den Anstoß zur Bildung der Burschenschaft. Am 12. Juni 1815 versammelten sich im Gasthof zur Tanne hundertunddreizehn Studenten, welche die Jenaer Burschenschaft eröffneten. Noch sah man mit Spannung dem Ausbruch des neuen Krieges entgegen, als die Nachricht von der Schlacht bei Belle - Alliance alles in Freude versezte.

Für die Universität kam nun eine glänzende Zeit. Unter den vielen neuen Studenten war Herzog Bernhard von Meiningen, der Erbherzog von Mecklenburg, Graf Reventlow, Gagern, Horn, Riemann, Besselhöft, Follen und Sand. Um diese Zeit wurde die Hochschule neu organisiert und das Oberappellationsgericht eröffnet; auch das gesellige Leben bekam durch den Zusammenfluß so vieler Familien einen anderen Charakter, besonders nach dem Wartburgfeste, wo sich die Frequenz auf achthundert Studenten hob.

Die Karlsbader Beschlüsse wirkten zwar nachteilig auf Jenas Flor; aber Jena, meinte Knebel, mache man niemals tot. Auch Goethe sagte in einem Gespräche über die Universität zu Frommann: „Ich habe Jena dreimal am Boden und drei mal obenauf gesehen. Es besißt eine ungeheure Vegetationskraft."

Wollte man die Zahl aller Berühmt heiten nennen, die an diesem Orte die herrlichste und glücklichste Entfaltung des deutschen Geistes offenbarten: welch ein Bildersaal unsterblicher Charakterköpfe müßte errichtet werden! Allein schon um Goethe und Schiller gruppierte sich dort eine Fülle erlauchter Gestalten: die beiden Humboldt, Jean Paul und Steffens, die Schlegel, Tieck und Fichte, Novalis, Hufe

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land und Hardenberg, Blumenbach, Gerstenberg und Gries. In dieser Herberge der Wissenschaft“ war damals ein Kreis erlesener Profefforen und Docenten, unter denen nur Reinhold, Döderlein, Fries, Eichstädt, Hegel, Oken, Batsch und Seebeck zu erwähnen sind. „Es wird Ihnen in diesem Kreise gefallen," sagte Goethe zu Eckermann in Bezug auf Jena. „Was in Deutschland Namen hat, ist dort gewesen und hat dort gern verkehrt."

Zur Feier des dreihundertjährigen Bestehens der Universität wurden die Häuser, in denen viele dieser Männer wohnten, mit weißen Tafeln bezeichnet. Einzelne Büsten, dem Andenken um die Wissenschaft Verdienter errichtet, bilden eine Zierde der Anlagen am Fürstengraben. Auf einem Postament von Sandstein aus dem Fichtelgebirge erhebt sich dort das Brustbild Lorenz Okens, des Professors der Naturwissenschaft. Unfern davon, vor dem Unterbau eines alten Turmes und von Akazien beschattet, sieht Fries, der Philosoph, von dem Denkstein herab. Neben dem Pulverturm ist Döbereiners Denkmal, das aus einem großen Blocke aus dem Waldecker Forst und einer Tafel mit Inschrift besteht. Als Chemiker und Erfinder der Platinfeuerzeuge wird Döbereiner unvergessen sein. Die Büste seines Freundes Friedrich Gottlieb Schulze, des „Reformators der Landwirtschaftslehre“, wurde vor dem östlichen Turme des Schlosses, unweit des landwirtschaftlichen Institutsgebäudes, aufgestellt.

Am Fürstengraben ist die neue Univer sität 1861 eröffnet. Auch heute in hoher Blüte stehend, wird sie bis in die fernsten Zeiten ein Hort der Wissenschaft und geistigen Freiheit sein. Wer in Jena studierte, hat sich die Erinnerung an die schönste Vergangenheit bewahrt, und im Gedenken an das „liebe närrische Nest" steigt ihm jubelnd und jauchzend vom Herzen zur Lippe das Lied empor:

Stoßt an, Jena soll leben!

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it der sich steigernden poli- die Zukunft vorausschauend, die Genialität tischen Erregung der Tage, später bis ins nicht mehr ganz Heimliche die sich in ihren Aufzügen, sich entwickeln sehen müssen. Bis jezt Demonstrationen, Illumina war es noch ein überaus originelles tionen und Festreden ein Genüge that, Künstlerleben, welches die beiden eben aber über eine gewisse innere Unwahrheit Vermählten führten, in einem zweistöckiund den Charakter der Maske schon nicht gen, aus Brettern konstruierten, aber mehr blenden konnte, wenn sie beharrlich ganz wohnlich gemachten Atelier, wo der den Schein festhielt, mit der Strömung der Bildhauer unten seine Thonmodelle machte, Ideen und Absichten Pio Nonos zu gehen, die Malerin oben ihre römischen Mädwährend dieser sich sicherlich oft schon chen am Brunnen in packender Lebensganz elend und herzenskrank fühlte über größe schuf. Elisabeth Jerichau-Baumann alles, was in seinem Namen geschah, vor- war ein ganz eminentes, in Deutschland, ging und ausgesprochen wurde - wäh wo sie doch zu ihrer Zeit unbestritten die rend dessen mehrten sich für uns in er- bedeutendste Künstlerin war, wohl nicht freulichster Weise die persönlichen Berüh genug anerkanntes Talent; sie suchte nur rungen. Es hing damals die deutsche zu unstät ihre eigentliche Richtung nach Kolonie noch freundnachbarlich mit der verschiedensten Seiten hin, bis der Orient skandinavischen zusammen; in der lehte ihr zu einer Konzentration verhalf. Auch ren hielt ein Stiftsamtmann Thyggesen Porträts malte sie, und eines, das ich ein sehr angenehmes Haus für musik von ihr besige, ist mit seiner plastischen liebende Menschen offen, die sich Sonntag Modellierung eine ganz hervorragende abends bei ihm trafen und hauptsächlich Leistung. um eine der Töchter des Hauses grup- Eine andere interessante Erscheinung pierten; in einer stillen Ecke finnend oder war ein schlanker junger Irländer, der wenn man will, brütend, saß dort Jens zuweilen in dieser Gesellschaft erschien, Adolf Jerichau; entweder Herkules oder hinter dessen Geheimnis man aber nicht Hebe, die er in einer gerühmten Gruppe kam. Mit seinen dunklen, glühenden zusammengebracht, mußte ihn mit des Augen, seinem schwarzen Lockenhaar konnte Gedankens Blässe angekränkelt haben - man ihn ein verkörpertes Shelleysches die lebhafte, bewegliche junge Frau, die Gedicht nennen, und wenn man die Aner eben heimgeführt, die geniale Elisabeth deutungen, welche er mit scheu verschlosse Baumann, konnte dies mit ihrem heiteren ner Rückhaltung über die Zielstrebigkeit Sichgeben doch nicht - - er hätte denn, in seines Lebensweges fallen ließ, sich zu

Noch eine Gestalt dieser Gesellschaft muß ich skizzieren. Sie ist die anmutigste. von allen, eine elegante und edle Erschei= nung mit einem feinen Gesicht, das lang herunterhängende hellblonde Locken umgeben. Es ist die Hofdame jener stattlichen Prinzessin aus dem Dänenreiche dort, welche eben den hannoverschen Minister mit ihrer gnädigen Konversation entzückt; sie ist eine Urenkelin der großen Condés, eine Enkelin eines Grafen von Charolais. Ludwig Philipps Habsucht behält der Familie das unermeßliche Erbe des lezten Herzogs von Bourbon vor, welches der schlaue Julikönig seinem Sohne, dem Herzog von Aumale, zu sichern wußte. Eine Verwandte des elfenhaften Fräuleins hat ihre Ansprüche auf jenes Erbe gegen eine lebenslängliche bedeutende Jahresrente fahren lassen. Sie soll von dem Augenblicke an der Gegen

erklären suchte, so kam man darauf, daß sich die Seelen von wunderbaren Toner für sich allein die Leistungen einer schöpfungen zu neuem Leben auf, welche ganzen Freimaurergesellschaft aufwiegen ohne ihn vielleicht für ewig so verschollen wolle. Vielleicht war er ein Agent der und verklungen sein würden wie die White-Boys oder des Kapitäns Rock, Seufzer Tassos oder die Träume des oder einer anderen der vielen schmerz- Ariost. tönenden Saiten der irischen Harfe, der mit der jetzigen politischen Strömung in Rom Anknüpfungen suchte. Er gebot über große Geldmittel und einen staunens werten Schaß von Kenntnissen und allgemeiner Bildung, von dem man kaum begriff, wie er in seinem noch so jungen Leben ihn gewonnen haben konnte. Seine Reisen übrigens hatten ihn schon oft nach Rom geführt. Und hier beobachtete er, wie er sagte, eine eigentümliche Seelendiätetik. Als er das erste Mal hier war, hatte er von den Wundern der ewigen Stadt nichts besucht als das Kolosseum. Er hielt es für unrecht, nachdem er diese ungeheure Schöpfung gesehen und solch ein großes Bild antiken Daseins in sei nem Geist aufgenommen, den Eindruck durch das Anschauen anderer Monumente zu stören. Bei seinem jeßigen Aufenthalt in Rom sah Mister B. bloß den Vatikan. Eine merkwürdige Figur war auch ein | stand rätselhafter Verfolgungen gewesen fleiner, freundlicher Geistlicher, Abbate Santini. Hinter der Piazza Navona in seinem kleinen bescheidenen Stübchen hatte dieser Mann einen Schatz zusammengetraEinen seltsamen, echt italienisch exgen, wie nicht leicht irgendwo ein zweiter altierten Charakter habe ich damals in sich findet. Es waren die Werke aller einer feierlichen öffentlichen Sizung der alten Maestros und Komponisten, welche Academia Tiberina beobachtet. Diese die schönen Zeiten des sangreichen alten | Akademien in Italien sind merkwürdige Italiens verherrlicht haben. Neben sei- Überreste aus jener Zeit, als Europa nen Musikalienschränken hatte er eine bunte Reihe von stattlichen Frakturschrift tafeln unter Glas und Rahmen aufgehängt, worauf in lateinischem Lapidarstil der Tag und die Stunde gefeiert wurden, in welcher irgend ein berühmter Musiker, wie Liszt, wie Thalberg, ihn und seinen Schatz zu sehen gekommen waren. An jedem Donnerstag versammelte er eine Gesellschaft Dilettanten um sich; dann er wachten die Geister Palestrinas, Mar- Es war in einem großen und hohen cellos aus ihrem Todesschlummer, und in Saale eines alten Palastes, um zwei der Stube des armen Vikars schwangen | Uhr, wie man dort rechnete, um sieben

sein, und eines Abends hat man sie mit zerschlagenem Kopfe tot am Fuße ihrer Treppe gefunden.

noch der schönen Halbinsel eine neue Offenbarung in Wissenschaft und Kunst verdankte, als man in Italien das klassische Altertum zur Auferstehung rief, als die Renaissance das ganze Leben des Volkes durchdrang und auf seine Sitten jenen durchgreifenden Einfluß ausübte, der noch immer nicht verwischt ist und zum Charakterbilde der Nation einen der liebenswürdigsten Züge fügt.

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glich. Auch als der Redner von auswärtiger, feindlicher Politik sprach, wobei man an Frankreich dachte, dem die Römer durchaus nicht grün sind, schrieen und klatschten die Zuhörer; dies steigerte

Uhr abends nach unserer Uhr. Von der Nachteulen und giftigem Gewürm verschön getäfelten Decke hing ein RokokoKronleuchter nieder und bestrahlte mit hellem Lichte das Bild Pius' IX., das dem Eingange gegenüber, von Blumenkränzen umgeben, die Hauptwand zierte. Darunter auf einer erhöhten Tribüne | sich noch immer, bis er ungefähr so fortsaßen diejenigen Mitglieder, welche heute fuhr: Vorträge halten wollten, unter ihnen vier Geistliche und drei Frauen. Alle Vorträge, so hieß es auf dem gedruckten Programm, sollten nur ein Thema das Lob des unsterblichen Pio enthalten. Nachdem der Präsident es war der berühmte Bildhauer Tenerani, ein reich mit Orden geschmückter, schöner alter Mann das Zeichen gegeben, begann der Journalist Sterbini den Projavortrag des Abends.

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Sterbini war nicht schön, er glich im Gegenteil einer wilden Kaße, auch hatte er fein wohltönendes Organ, und dennoch riß er alle Zuhörer hin durch das Feuer seines Vortrages.

Er sprach, wie angegeben, nur vom Papst und den wohlthätigen Folgen sei ner Regierung. Guardia Civica, Consulta di Stato, Municipio di Roma waren natürlich die Glanzpunkte der fortwährend durch Applaus unterbrochenen Lobrede des „Immortale". Als aber Sterbini von den Feinden des Papstes und ihren Bestrebungen, Ränken und Intriguen zu reden anfing, da kannte der Beifall keine Grenzen mehr.

„Wir bedürfen keiner auswärtigen Stüße; Italien kann sich selbst beherrschen, sich selbst Gesetze geben, und zuerst in Italien ist Rom, das alte geseßgebende Rom dazu berechtigt. Sagen Sie, meine Zuhörer, sind wir nicht alle stolz darauf, in der ewigen Stadt geboren zu sein und da wandeln zu dürfen, wo jeder Luftzug uns den Staub unserer Ahnen zuträgt, und mit ihm das lebendige Gefühl der Schönheit und der Kraft?"

So etwas muß man freilich italienisch von einem Italiener hören. Der Redner zitterte, wechselte die Farbe, und seine Stimme war so gewaltig geworden, daß die Luft davon erbebte.

Als er geschlossen, wollte der Applaus gar nicht enden, und der Fürst Canino, Napoleons Neffe, der in der vordersten Reihe saß, schrie einmal über das andere: „Bis, bis!" indem er mit seinem starken Körper außer sich auf dem Stuhle herum= rutschte und sich vor- und rückwärts bog.

Unmittelbar nach Sterbini trug ein Bischof ein lateinisches Carmen vor, worin auch wieder die piusfeindlichen Nachteulen sehr oft figurierten, die jedesmal mit Entzücken empfangen wurden. Nun kam die Reihe an eine der Damen und zwar an die jüngste der drei, ein schönes fünfzehnjähriges Mädchen; sie trug mit dem tönendsten Organ, mit der lieblichsten Miene und mit edler freier Haltung ein anmutiges Sonett vor, dessen Inhalt war:

Man fürchtete nämlich für den Augenblick eine Reaktion. Es war bekannt, daß der Papst, dessen zuversichtsvolle Heiterkeit und fröhliche Sicherheit immer ein Hauptzug seines Charakters gewesen, seit kurzer Zeit niedergeschlagen, ängstlich und traurig sei. Dies schrieb man denn einzig und allein seiner nächsten Umgebung zu, die ihm fortwährend schwarze Zwei Schwestern giebt es, wovon die Bilder zeige und sich auf das möglichste eine sanft, nur mit Liebeständeleien beanstrenge, seine klare Seele zu verdüstern | schäftigt, die andere ernst und kriegerisch und einzuschüchtern. Deshalb denn ist; aber beide waren nie vereint, bis der wütende Applaus, wenn Sterbini von jezt, wo Pius beide an seinem Throne den im Dunklen schleichenden Feinden sich umschlingen läßt: die Barmherzigkeit, Pius' sprach und sie mit Schlangen, die Gerechtigkeit.

ihn erreichte keiner, weder an Geist noch an Feuer, und das war auch recht gut, denn wenn man zehn Masis nacheinander anhörte, bekäme ein Deutscher ein Nervenfieber.

Dann trat wieder ein Monsignore auf Gesellschaft, ein paar Geistliche, obgleich und zwar mit einem satirischen Sonett. fie alle recht schöne Reime brachten Er beschrieb die traurige Empfindung, welche ihm stets die Inschrift aller Denk mäler des alten Roms verursacht habe, und zwar besonders die Worte: Senatus Populusque Romanus, da Rom bis jeßt weder einen Senat noch ein Volk besessen - jetzt habe Pius der Große beide wie der erweckt Rom habe wieder einen

Senat und ein Volk!

Nachdem der Applaus für diese Worte verklungen, erhob sich der Präsident, und nach allen Seiten schauend, sagte er ziem lich laut zu seiner Umgebung: „E il Signor Masi?"

In demselben Augenblick öffnete sich eine kleine Nebenthür, welche auf die Tribüne führte, und herein trat rasch ein junger schlanker Mann mit einer echt italienischen scharfgeschnittenen Physiognomie. Ein lautes freudiges Ah! entfuhr der Versammlung, denn es war Masi, Caninos Sekretär, der beliebte Improvisator. Was nun folgte, zu beschreiben, dazu ist meine Feder und jede Feder zu kalt, zu trocken.

Wie flüssiges Feuer war das Gedicht des jungen Mannes, der mit seiner tönen den Stimme, der stärksten, die ich je ver- | nommen, die ganze Versammlung elektri fierte. Er weinte, er lachte, er wütete, kein Glied seines Körpers blieb ruhig, kein Zug seines ausdrucksvollen Gesichtes, aber es war weder häßlich noch lächerlich nur bange wurde meinem deutschen Herzen zu Mute. Wir Nebelkinder können doch so eine Exaltation nicht be greifen, sie bleibt uns ein Phänomen, und während wir ängstlich dreinschauen, stim men die Brüder solch eines Sonnenkindes mit ein in seine Feuerrede, jubeln ihm zu und fühlen dasselbe in ihrer Brust. Mafi schloß ungefähr mit den Worten: „Fürchtet nicht, Brüder, wenn auch die Schlange zischt, Rom wird nicht mehr un tergehen, des ist der Erzengel Bürge, der seine Fittiche über Rom ausgespannt hält!" Was nach Masi kam, war kalt Wasser. Die beiden Frauen, der Sekretär der

Aber ich wollte von der Erweiterung unseres Bekanntenkreises reden, und hier muß ich zuerst der Familie v. Seydlig aus Münster erwähnen. Frau v. Seydlig war die mit dem Immermannschen Kreise in Düsseldorf vielfach in Beziehungen stehende Schwester des berühmten Geschichtsforschers v. Sybel; mit ihr waren Wilibald Alexis nebst seiner schönen, noch sehr jugendlichen Gattin Lätitia, einer geborenen Engländerin, eingetroffen; und fast gleichzeitig fanden sich Gustav zu Putliz und Bodenstedt, die sich irgendwo auf der Reise begegnet und aneinander geschlossen, ein. Der schlank gewachsene Putlig mit dem schönen blonden Vollbart war eine außerordentlich ritterliche Erscheinung, voll einfach und natürlich sich gebender harmloser Liebenswürdigkeit, eine jener bei der ersten Begegnung gewinnenden Gestalten, in denen man sofort die Aufrichtigkeit der anima candida erfennt. Dr. Häring war eine schärfer analysierende Natur, schweigsam und nicht der Überzeugung, daß einem berühmten Mann die Sprache nur gegeben sei, um zu verhindern, daß auch ein anderer zu Worte komme. Er war ein mittelgroßer, festgebauter Mann bei seinen Arbeiten hielt. er sich an den Spruch: Erst wäg's, dann wag's es war merkwürdig, wie lang= sam er an der Wandbekleidung seiner Romanbauten zimmerte; ob der Plan und die Gebälkaufrichtung ihm rascher von der Hand gingen, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er mit seiner Arbeitsmethode jene vorzüglichen historischen Romane geschaffen, die sich über Elbe und Oder hinaus so langsam ihr Terrain zu erobern hatten.

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Wir zogen verbündet viel zu den Sehenswürdigkeiten hinaus, wie auch Putliz in seinen Theatererinnerungen davon erzählt. Aber sehr oft machte sich

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