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Rettung des weiblichen Geschlechtes bedarf keiner näheren Erörterung.

Eine eigenartige Schöpfung verdankt ihre Entstehung dem Abbé Roussel.

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Posten einander für große Summen abtraten, von Bettlern, die Häuser und Kapitalien besigen, in das Reich der Fabel zu verweisen. Bettlerbälle und Gesellschaften spuken zumeist | in den phantastischen Köpfen mancher Reporter, die ihren Lesern ein gepfeffertes Ragout vorseßen wollen.

Dieser sah an einem Winterabend des Jahres 1865 ein Kind in einem Kehrichthaufen wühlen, und auf die Frage, was es da treibe, antwortete es, daß es hungrig sei und im Die Pariser sind von Natur gutmütig und Kehricht Nahrung suche. Der Abbé nahm wohlthätig. Es existieren denn auch Vereine, das Kind mit sich, ließ es reinigen, ihm Nah- | welche sich die verschiedenartigsten Zwecke vorrung reichen und faßte die Idee zur Errich- zeichnen. tung des Unterkunftshauses für Knaben in Auteuil. Seiner außerordentlichen Energie gelang es, ein halb verfallenes Haus in die jem Orte aufzufinden, um dasselbe seinen Bedürfnissen entsprechend umzugestalten. Freilich schuldete der brave Mann 200000 Franken und wußte nicht, wie diese aufzubringen. Da veröffentlichte St. Genest im Figaro" einen feurigen Artikel, und nach wenigen Tagen befanden sich an 450000 Franken in den Händen des Priesters. Das Haus sucht seine In- | sassen auf der Straße. Die kleinen Vagabun den, die Söhne der Verbrecher, die Existenzen, welche der Wind hergeweht zu haben scheint, die ohne allen Zusammenhang mit der liebenden Menschheit sind, finden in dem Hause schüßende Zuflucht, reinliche Kleidung, gesunde, einfache Nahrung, Erziehung und Unterricht. Sobald die kleinen Pfleglinge zwölf Jahre alt sind, werden sie in einem der Ateliers, die sich im Hause befinden, zu tüchtigen Arbeitern herangebildet, besonders zu Schuhmachern und Schneidern. Freilich verfällt ein Teil der Geretteten früher oder später neuer dings dem Laster. Ein großer Bruchteil jedoch bleibt auf gerader Bahn.

In den Markthallen der Großstadt werden alle halbwegs eßbaren Reste aus den Küchen der Speisehäuser, die Abfälle vom Tische der | Wohlhabenden von den armen Leuten begierig gekauft. Die Köchinnen erwerben durch den kleinen Handel mit diesen Waren einen erklecklichen Nebenverdienst. Gar traurig sieht sich's an, wenn in den Abendstunden vermummte Gestalten beim Concierge die Erlaubnis erbitten, in den Höfen der Häuser nach dem Abhub zu spähen, den die Bonnen der Familie, die den Anwert desselben kennen, mitleidig nicht in die Kehrichtkisten schütten, sondern auf Papierblättern auf den Fliesen stehen lassen. Das ausgekochte Grünzeug der Suppe, die äußeren grünen Blätter des Salats und Kohls, die Knochen, auf denen sich noch manche Fleischfaser befindet, halbfaules Obst, die verschmähten Köpfe der Seefische, das und noch viel anderes wird gierig zusammengesucht, zuweilen mit ein paar Tropfen Branntwein be| feuchtet und genossen. Man ist satt geworden und braucht nur noch das Strohlager der Dachkammer aufzusuchen, um im Traume vielleicht an reichbescßter Tafel zu schwelgen oder in traumlosem Schlaf das Elend des Wachens Wir haben die Summen, welche die Assi- zu vergessen. Wer die Kraft hat, zu kämpfen, stance als häusliche Unterstüßungen ausgiebt, dem leuchtet der Stern der Hoffnung, dem mit ungefähr sechs Millionen bezeichnet. Man winkt vielleicht noch eine glückliche Schicksalshat berechnet, daß von seiten wohlthätiger Verwendung. eine noch etwa neun Millionen und durch Privatwohlthätigkeit noch etwa acht Millionen ausgegeben werden.

Sehr peinlich ist der Eindruck, den die brest haften Bettler auf den Straßen hervorbringen. An belebten Plägen, Brückenköpfen, Kirchenthüren u. s. w. sizen die Jammergestalten Blinder oder Stummer. Um den Hals tragen sie eine Schnur mit einem Täfelchen, auf dem ihr Gebrechen zu lesen ist. Die Bettlergilde der Lahmen, Einhändigen und Verkrüppelten ist nur allzu groß. Die einzelnen Individuen erhalten die Pläße, von denen sie die Hand nach milden Gaben ausstrecken dürfen, zugewiesen. Man erzählt, daß „gute Posten" reiche Revenüen abwerfen. Im allgemeinen sind die Geschichten von Bettlern, die ihre

So riesig die Mittel sind, welche in der französischen Hauptstadt für Wohlthätigkeitszwecke verwendet werden, so bliebe doch noch viel, unendlich viel zu thun übrig, che die Nächstenliebe ihr Werk als vollendet betrachten dürfte. Die Wohlthätigkeit ist eines der mächtigsten Mittel zur Veredelung und Erziehung der Massen. Die Gesellschaft schüßt sich am besten dadurch, daß sie ihre milde Hand öffnet und dem Versucher, welcher den Armen die Bahn des Lasters und des Verbrechens häufig genug im goldenen Lichte zeigt, zuruft: „Fliehe! mein ist das Reich, ich bin Ormuzd, das Licht und die Güte." Jede gute That verhindert vielleicht ein böses Werk, und die beste Predigt für den Hungrigen ist eine gefüllte Schüssel.

Litterarische Mitteilungen.

Naturwissenschaftliche Werke.

sem wachsenden Bedürfnis des ge- | zur Hand nehmen. Der Verfaffer selbst hat, bildeten Publikums, einige Ge- wie er im Vorwort ausdrücklich hervorhebt, biete der Naturwissenschaften in | hinsichtlich der Descendenztheorie seinen cigebesonderem Rahmen und in ihrer nen Weg sine ira et studio zu verfolgen gewissenschaftlichen Begründung zu sucht.

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Bedingungen, denen der menschliche Organismus unterworfen ist, anzuregen. Möge auch das vorliegende wissenschaftliche Handbuch in diesem Sinne wirken und das allgemeine Verständnis für die großen Aufgaben der auf die Physiologic sich stüßenden öffentlichen Gesundheitspflege in segensreicher Weise fördern!

studieren, ist die F. A. Brockhaussche Verlags- Das Kompendium der Physiologie des Menbuchhandlung in Leipzig durch einige neu erschie- | schen von Prof. A. Fick (Wien, W. Braunene Bände ihrer „Internationalen Bibliothek“ | müller) ist in dritter, teilweise umgearbeiteter entgegengekommen. Im sechsundfünfzigsten | Auflage erschienen. Der Verfasser ist in rühmBande, der Akustik, erläutert der Verfasser, Pro- | licher Weise bekannt durch seine Bestrebungen, fessor Franz Melde, die Fundamentalerschei- die Lehren der Physiologie in die weitesten nungen der physikalischen Akustik; er entwickelt Kreise der Gesellschaft, in Schule und Haus hierzu, ausgehend von den einfachen Pendel- | zu verbreiten und zum Nachdenken über die und Wellenbewegungen, in systematischer Form die mechanischen Geseße der Transversal- und Longitudinalschwingungen elastischer Körper, zumal die wichtigen Gejeße der Schwingungszahlen, und bietet somit ein vorzügliches Hilfsmittel für das weitere und schwierige Verständnis der Harmonielehre und der physiologischen Akustik. Es sei hier bemerkt, daß die In seiner Phytogeogenesis (Leipzig, Paul Beziehungen des Schalles zur Musik bereits in Frohberg) behandelt Otto Kunze einige dieser Bibliothek durch Blaserna eingehend er- wichtige geologische Fragen, die bisher stetige örtert sind. Die Lehre vom Sehen, dar- | Streitpunkte der Wissenschaft bildeten. Kunze gestellt vom Professor Joseph le Conte, verwirft das übliche Princip der rückwärtigen die den Inhalt des fünfundfünfzigsten Bandes Rekonstruktion vorweltlicher Zustände und ver bildet, begrüßen wir mit Freude. Hier finden sucht den umgekehrten Weg, die geologischen wir einen der wenigen Versuche, das Verständ- | Vorgänge aus der Beschaffenheit der ersten nis der so eminent interessanten, doch überaus | Erdperiode zu entwickeln. Seine so gefundekomplizierten Erscheinungen auf dem Gebiete nen Resultate gipfeln sich darin, daß die Weltder physiologischen Optik auch in diejenigen meere vor vielleicht dreißig Millionen Jahren Kreise zu verpflanzen, welchen ein Special- noch salzfrei gewesen und ihre Versalzung studium der vorhandenen schwierigen Litte- | erst allmählich durch die von den Flüssen aus ratur, wie der berühmten Helmholzschen „, Phy- den Kontinenten geführten Sinkstoffe erfolgt siologischen Optik“, erschwert, wenn nicht eine sei, daß die frühere Meeresfauna und -Flora Unmöglichkeit ist. Die Theorien des binoku- keine Salzwassertiere noch salzliebende Pflanlaren Sehens sind mit Recht besonders ein- zen aufweisen konnte, wie dies auch die gefungehend behandelt worden. Die menschen denen Fossilien beweisen, und endlich an Stelle ähnlichen Affen und ihre Organisation im der bisher angenommenen terrestrischen Natur Vergleich zur menschlichen von Prof. R. Hart- der Steinkohlen liefernden Pflanzen eine occamann betitelt sich endlich der sechzigste Band. nische, marine zu seßen sei. Zur VeranschauWer positives Material zur Beurteilung der lichung der legten Hypothese ist dem Buche Abstammungslehre sucht, wird das Buch gern ein ideales Bild eines der silvamarinen Periode Menatshefte, LVI. 333. Juni 1884. — Fünfte Folge, Bd. VI. 33.

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angehörigen Steinkohlenwaldes beigegeben, den | Vorträge in einem Bande als Chemische Erwir uns etwa vor der Mündung eines Flusses innerungen aus der Berliner Vergangenheit an der Küste vorzustellen haben. Auf dem (Berlin, A. Hirschwald) herausgegeben. Der ruhigen Wasser einer Bucht hat sich ein schwim- | erste stellt die Förderung der chemischen Formender Waldboden gebildet, der die mit ihren schung unter den Hohenzollern in den lezten Wurzeln zusammengewachsenen „karbonischen | hundert Jahren dar, während der zweite den Füllmassenbäume" trägt, während am Strande allmählichen Sieg der Chemie über die Alchiim Gegensatz zu diesen schwimmenden Wald- mie in der Mark Brandenburg schildert und bäumen die bekannten schachtelhalmartigen durch viele Details über das Unwesen der Farnbäume üppig wachsen. Alchimisten im alten Berlin einen interessanten

Der Berliner Chemiker Hofmann hat zwei | Beitrag zur Kulturgeschichte bietet.

Dunckers Geschichte des Altertums.

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Mit lebhafter Freude begrüßen wir die wenn der Zusammenhang der morgenländischen Vollendung einer neuen Auflage eines Werkes, Geschichte erkannt war, fonnte der Streit über welches eine Zierde unserer geschichtlichen Litte- den Ursprung der hellenischen Kultur zum ratur ist: Geschichte des Altertums. Von Max Austrag gebracht werden. Und dies ist nun Dunder. Fünfte verbesserte Auflage. Fünf das außerordentliche Verdienst seines Werkes, Bände. (Leipzig, Duncker u. Humblot.) Es daß in ihm die bisher isolierten Arbeiten giebt Werke, welche für ein ganzes weites Ge- von Männern, die auf weit entlegenen Gebiet der Kenntnis eine sichere Grundlage ge- bieten thätig waren, zur Verknüpfung kamen. währen. Sie bilden einen festen und regel- Die Beschäftigung mit der indischen Sprache mäßigen Bestandteil der Bibliothek eines und Litteratur hatte die einen in Anspruch jeden Gebildeten. Niemals erwachsen sie aus genommen, andere widmeten sich der Erforder vorübergehenden oder dilettantischen Be-schung Ägyptens; dazu waren dann die überschäftigung mit ihrem Gegenstande, sondern raschenden Entdeckungen auf dem Gebiete der sie sind der Ertrag der mühsamen Arbeit | assyrischen Sprache und Litteratur getreten, eines ganzen Lebens. Ein solches Werk ist während Duncker mit seinem Buche beschäftigt das von May Duncker. In einer Anzahl | war. von Auflagen ist es bei einem großen Teil des deutschen Leserkreises verbreitet. Diese fünfte Auflage giebt dem Werke diejenige Gestalt, in welcher es nunmehr wohl längere Zeit hindurch das Hauptbuch für die Kennt nis des inneren Zusammenhanges der alten Welt sein wird.

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Wer alle diese Arbeiten miteinander und mit Erkenntnis Griechenlands verknüpfen wollte, der konnte nicht daran denken, die so schwer zugänglichen Sprachen des Morgenlandes sich anzueignen, ihre Schriftwerke selbst zu durchforschen. Dies war eine Grenze, welche auch der gewissenhafteste Historiker nicht überschreiten konnte. Aber Duncker brachte so viel sichere Methode und Kritik zu seiner Aufgabe hinzu, daß er mit bewundernswürdigem Takte die Arbeiten der Einzelforscher abgeschäßt hat, welche er benußte. So hat er auch sofort mit richtigem Gefühl die wichtigen Ergebnisse der assyrischen Entzifferungen vorsichtig, doch ohne übertreibende Skepsis benußt. Er hat darin scharfsinnigen Gelehrten gegenüber recht behalten, deren Unglaube in Bezug auf die merkwürdigen Ergebnisse dieser Entzifferungen sich schließlich nicht hat aufrecht erhalten lassen.

Als Max Duncker die Aufgabe seines Werkes in Angriff nahm, waren die Arbeiten der Philo- | logen und Historiker über Griechenland gänzlich getrennt von denen der Orientalisten über die asiatischen Staaten, welche der Blüte der griechischen vorausgegangen sind und im Kampfe mit denen die Griechen emporkamen. Das Problem des Verhältnisses der uralten Weisheit Asiens zur Forschung, Kunst und Staatenbildung der Griechen war durch die Brüder Schlegel gestellt und durch Creuzer in unwissenschaftlicher, unmethodischer Art in Angriff genommen. Auch hatte Röth einen ein- Nur in Bezug auf den Umfang des zu zelnen Teil dieser Fragen mit tiefem Blick, durchmessenden Gebietes hat Max Duncker seiz aber unmethodisch und voll von Übertreibungen nen anfänglichen Plan einschränken müssen. der Untersuchung unterzogen. Diese Lage der Er endigt sein Werk da, wo Morgen- und Sache bestimmte Duncker, den inneren Zujam Abendland zuerst zusammenstoßen und das menhang der alten Geschichte bis zur Ver- Verhältnis ihrer Kraft erproben, nämlich mit schmelzung der Bildungsformen des Morgen- den Berserkriegen. Doch ist es auch so ein in landes und des Abendlandes in dem Zeitalter sich abgeschlossenes Gemälde eines unvergleichAlexanders zum Gegenstande seiner Unter- lich mächtigen und umfassenden geschichtlichen suchungen zu machen. Er hatte recht; nur | Zusammenhanges.

Schriften über die Zeit Friedrichs des Großen.

Die Veröffentlichungen, welche die amtlichen Aufzeichnungen und Korrespondenzen Friedrichs des Großen zum Gegenstande haben, schreiten in immer gleicher Gründlichkeit vorwärts: Politische Korrespondenz Friedrichs des Großen. Zweiter Band. (Berlin, Alexander Duncker.) Es ist eine kurze Spanne Zeit, welche dieser Band umfaßt. Er beginnt mit dem Juli 1753 und endigt mit dem Dezember des darauffolgenden Jahres. Aber die auswärtige Politik dieser Zeit spiegelt sich dafür auch in der getreuesten und genauesten Art in den Korrespondenzen Friedrichs des Großen.

Zugleich erhalten wir eine interessante Darstellung aus der Zeit Friedrichs des Großen und der Maria Theresias aus den französischen Archiven: Friedrich II. und Maria Theresia. Nach neuen archivalischen Quellen. 1740 bis 1742. Vom Herzog v. Broglie. Autorisierte deutsche Überseßung von Oskar Schwebel. (Minden i. W., J. C. C. Bruns' Verlag.) Dieses Werk eröffnet die zusammen hängende Einsicht in die Rolle, welche Frankreich während der Kämpfe in dem angegebenen Zeitalter gespielt hat. Der wichtigste französische Diplomat und Militär während dersel

ben war der Marschall Belle-Isle. Die bis
dahin noch nicht publicierten Memoiren des-
selben sind hier mit Papieren des auswärtigen
Amtes verbunden worden, um die nicht gerade
glückliche Politik Frankreichs in dieser Zeit
verständlich zu machen. Die Art, wie diese
Politik von dem Verfasser aufgefaßt wird,
unterliegt freilich starken Bedenken.
Er geht
von der folgenden Betrachtung aus: Nichts
wäre für Frankreich so leicht gewesen, als bei
dem Tode Kaiser Karls VI. von seiner Toch-
ter Maria Theresia durch die von ihr zu
fordernde Hingabe der ganzen Niederlande
oder doch eines Teiles derselben ein weit aus-
gedehntes Besißtum zu erhalten, durch welches
die Integrität unserer nördlichen Grenzen viel-
leicht für immer gesichert gewesen wäre. Die-
sem großen, klar einleuchtenden Vorteil zog
Frankreich eine Idee vor: es faßte den Ge-
danken, das Deutsche Reich in seiner ursprüng-
lichen Verfassung wiederherzustellen, das heißt,
befreit von der Erbfolge des Hauses Österreich.
Wir Deutsche würden das so ausdrücken: es
wünschte die Schwäche Deutschlands aufrecht zu
erhalten und die mit Frankreich rivalisierende
österreichische Macht ebenfalls herabzumindern.

Litterarische Notizen.

Von

Grundriß der römischen Altertümer. Cornelius Krieg. Zweite Auflage. (Freiburg i. Br., Herdersche Verlagshòlg.) Die Schrift faßt alles zusammen, was der Schüler der oberen Gymnasialklassen bedarf, und zwar in einem Bande ganz mäßigen Umfanges: Verfassung Roms in den verschiedenen Zeitaltern, Rechts- und Gerichtswesen, Privatrecht, Kriegswesen, Religionswesen, endlich Privataltertümer und Litteratur, in klarer anschaulicher Form. So wird sie auch über ihren nächsten Zweck hinaus, auf den Gymnasien das für die Lektüre römischer Autoren Erforderliche zur Vorbereitung darzubieten, in anderen weiteren Kreisen einen ähnlichen Dienst leisten können.

Allgemeine Geschichte des Prieftertums. Von Julius Lippert. (Berlin, Th. Hofmann.) Das Werk erscheint in Lieferungen. Der Standpunkt des vergleichenden Religionsforschers, von dem aus im Zusammenhang mit der neueren Anthropologie der Verfasser mit Geist und Verwegenheit die Kausalverhältnisse auf diesem Gebiete untersucht, ist vollauf berechtigt. Auch müssen die Hypothesen, ins

besondere in Bezug auf die Bedeutung der Totenverehrung für die älteste Religion, welche sich ihm hieraus ergaben, Interesse erregen. Ob nun der Verfasser gut thut, Untersuchungen, die noch so in ihren Anfängen stehen, zu popularisieren, und zwar von einer doch sehr hypothetischen Grundauffaffung aus, darüber werden die Urteile in Publikum und Kritik sehr geteilt sein. Wir können unsere Bedenken nicht unterdrücken.

Aus der deutschen Kaiserzeit. Aufzeichnungen deutscher Geschichtschreiber. Von Georg Erler. (Leipzig, Alphons Dürr.) Dies Buch stellt von Karl dem Großen ab durch die Kaiserzeit hindurch die wichtigsten und zuverlässigsten Berichte der Quellen zusammen. Ein solches Verfahren hat bei der sehr mangelhaften Natur unserer Kenntnis wenigstens den Vorteil, die Erzählungen der Quellen selber in ihrem mittelalterlichen Kolorit darzubieten. So stellt es sich eine nüßliche Aufgabe und löst sie in geschmackvoller Weise.

Encyklopädie der neueren Geschichte. In Verbindung mit namhaften deutschen und außerdeutschen Historifern herausgegeben von

Wilhelm Herbst. (Gotha, F. A. Perthes.)

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Mit dieser Encyklopädie wird cinem wahr haften Bedürfnis in mustergültiger Weise abgeholfen. Die beiden ersten Halbbände, welche uns vorliegen, erfüllen alle gerechten Anforde rung, und so wird diese Encyklopädie bald ein Bestandteil jeder Bibliothek von Gebildeten werden. Die Artikel können mit Vergnügen gelesen werden. Und sie enthalten doch zu gleich auch das, was zur Orientierung erfor derlich ist und was man etwa aufsuchen, um dessen willen man das Buch aufschlagen möchte, mit großer Genauigkeit. Angaben über die Schriften, in denen dann weitere Be lehrung gesucht werden kann, werden nirgend vermißt.

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Die wundervollen Ufer des Mittelländischen Meeres an der sogenannten Riviera werden bei der steigenden Leichtigkeit des Reisens immer mehr von Fremden besucht, und das milde Klima, die herrliche Vegetation und die entzückenden Aussichtspunkte dieser gesegneten Strecken finden dadurch immer lebhaftere Anerkennung. Man erfährt Wunderdinge von dem Aufschwung, den der Fremdenverkehr in Nizza, Mentone, San Remo und so weiter in lezter Zeit genommen hat; für Privatzwecke werden prachtvolle Villen gebaut, Fremde finden in palastähnlichen Pensionen allen Komfort der modernen Welt, Kunst und Litteratur vereinen sich, um die Schönheiten der Natur

und die Annehmlichkeiten des Aufenthaltes in das günstigste Licht zu sehen. So haben sich zwei in ihrem Wirken hervorragende Männer, der Schriftsteller Woldemar Kaden und der Maler Hermann Nestel, vereinigt, um im Verlage von W. Spemann in Stuttgart unter dem Titel Die Riviera ein Prachtwerk erscheinen zu lassen, welches in Wort und Bild den vollen Enthusiasmus zur Anschauung bringt, den jene blumenreichen Fluren, jene herrlichen Ausblicke auf das Meer, jene üppige Vegetation und alle übrigen Vorzüge des gesegneten Landstriches bei empfänglichen Gemütern hervorrufen. Sämtliche bis jetzt erschienenen Lieferungen erfüllen sowohl in der fesselnden Darstellung wie in der fünstlerischen Ausschmückung alle Erwartungen, welche die Namen der Autoren und der Verlagshandlung erweckten; namentlich überraschen einzelne Landschaftsbilder durch die ungemein stimmungsvolle Behandlung.

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Das verdienstvolle, reich illustrierte Werk Bilder aus der Altmark von Hermann Dietrichs und Ludolf Parisius (Hamburg, J. F. Richter) liegt nun vollständig vor und rechtfertigt in jeder Hinsicht die günstige Meinung, welche das Unternehmen von Anfang an hervorrief. Nicht nur durch das Interesse, welches die Altmark als ältester Teil der Mark Brandenburg und Wiege des preußischen Staates infolge der neueren historischen Ereignisse überall findet, wird diesem Buche die Aufmerksamkeit des Publikums zugeführt, sondern die gediegene Ausarbeitung und die treffliche Ausstattung sichern ihm auch selbständigen Wert. Es ist ein gediegenes historisches Werk, das sich in würdigem Gewande präsentiert, denn die Verlagshandlung hat für schönen Druck des Textes und der Jülustrationen anerkennenswerte Sorge getragen.

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Für die Redaktion verantwortlich: Friedrich Westermann in Braunschweig. Drud und Verlag von George Westermann in Braunschweig. Nachdruck wird strafgerichtlich verfolgt. Überseßungsrechte bleiben vorbehalten.

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