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seine Verse Aufsehen erregt. Und die Bildnisse aller verdanken wir Sir Josuas Pinsel. Daher gewährte die Ausstellung seiner Werke den Blick in eine andere Zeit, wie durch eine Camera obscura ferne Gestalten vor unserem Auge erscheinen.

Es ist nicht leicht gewesen, diese Sammlung zu erhalten, und sie war auch keineswegs vollständig. Reynolds' Gemälde sind weit und breit über England zerstreut, und sie befinden sich größtenteils in Schlössern und Herrenhäusern im Besig von Privatleuten, oft als unveräußerliche Familienerbstücke; doch gelang es, die interessantesten fast sämtlich zur Stelle zu schaffen.

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erkennen zu lassen. Seine Kinderporträts waren
eine künstlerische Offenbarung für die damalige
Generation, und sie sind das Entzücken der
heutigen. Ob er die Höhe von Velasquez und
van Dyck in der Darstellung von männlichen
Charakteren und der Schönheit des Details er-
reicht hat, bleibt vielleicht dahingestellt, aber
es ist abgesehen von Velasquez' Infantin"
außer Frage, daß er bahnbrechend für die
pittoreske Behandlung des Kinderporträts ge-
wirkt hat und daß seine weiblichen Bildnisse
eine außerordentliche Zartheit und Anmut be-
sizen. Wir sehen die Damen bei ihm in All-
tagskleidern
bei
alltäglichen Be-
schäftigungen und
Zerstreuungen
mit ihren Kindern
schäfern, ihr Ge-
flügel füttern oder
ihre Hunde strei-
cheln. Dieses tri-
viale Thun ist in-
dessen von realisti-
scher Wirkung und
harmoniert vor=
trefflich mit den

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Sir Josua Reynolds.

ienen und Anzügen der dargestellten Frauen. Wie viele weibliche Porträts Reynolds im ganzen gemalt hat, ist nicht betannt, wahrscheinlich sind keine genauen Angaben darüber zu haben; aber so viel ist sicher, daß die Zahl eine erstaunliche ist.

Nicht minder er

staunlich ist die große Mannigfal

rei gethan hat, so würde dies allein seinen tigkeit in den Stellungen, in den zum Ausdruck Namen berühmt gemacht haben. Daß er im Porträtfach einen so hervorragenden Plaz errang, ist hauptsächlich seiner glücklichen Gabe zuzuschreiben, Licht, Stellung und Gebärden so vorteilhaft zu benußen, daß sie das Charakteristische, das Individuelle lebhaft zum Ausdruck brachten. Dieser Vorzug im Verein mit einem ausgeprägten Gefühl für Anmut und mit einem besonders feinen Farben sinn krönt ihn, wahrscheinlich für alle Zeit, zum König der englischen Porträtmaler. Leider haben viele seiner schönsten Bilder in folge seiner eigensinnigen Vorliebe für unge wöhnliche Farbenstoffe gelitten, doch einige find wunderbar gut erhalten, und in allen ist noch genug vorhanden, um seine Meisterschaft

gebrachten Stimmungen und dem seine Gestalten umgebenden Beiwerk. Die Kostümfrage hat Reynolds viel Sorgen verursacht. Seinem Princip nach sollte die Tracht von den Regeln der Kunst abhängig sein, aber seine Neigung zum Charakterisieren oder ein günstiger Eigensinn der Damen veranlaßte ihn häufig, die herrschenden Moden seiner Zeit zu malen. Die Tracht des achtzehnten Jahrhun derts -die hohen Frisuren, langen Schnebbentaillen, Casaques u. s. m. waren so weit vom künstlerischen Geschmack entfernt, daß ein Versuch, sie zu idealisieren, nicht von Erfolg sein konnte. Reynolds' künstlerisches Feingefühl ließ ihn jedoch einen glücklichen Mittelweg einschlagen, und es ist ihm gelungen,

selbst die Turmfrisuren und ellenlangen Leibchen erträglich zu machen. Eine andere glückliche Eigenschaft Sir Reynolds' ist seine Gewandtheit im Erfassen des Moments. Wie er den flüchtigen Eindruck des Augenblicks für die Wiedergabe des Charakters zu verwerten wußte, und zwar in einer Weise, die den Gesichtszügen nie etwas Ermüdendes oder Gezwungenes gab, ist ein Geheimnis, welches ebenfalls zu den Eigentümlichkeiten dieses Künstlers gehört. Bewundernswürdig ist die Sicherheit, mit der er stets den Charakter der von ihm gemalten Persönlichkeit greifbar deutlich aus zuprägen wußte, und hierin liegt eben der historische Wert seiner Werke.

Es ist in der That zu bedauern, daß so viele der Gemälde Reynolds' infolge seiner unseligen Neigung zum Experimentieren nicht Farbe gehalten haben. Diese Lust am Experimentieren war sein Fluch; er glaubte so fest an das venetianische Geheimnis wie nur je ein Alchimist an den Stein der Weisen, und er besaß eine solche Leidenschaft für die Farbe, daß er lieber die Haltbarkeit seiner Arbeit aufs Spiel seßte, als auf einen koloristischen Effekt Verzicht leistete.

Unter den ausgestellten Porträts sahen wir vorerst eine Anzahl Bildnisse des Künstlers von ihm selbst; einige zeigen ihn in blühender Jugendkraft, wie dasjenige, welches wir durch unsere Zllustration dem Leser vorführen; andere als alten Mann, nachdem er das Gehör verloren hatte und genötigt war, zur Erhaltung seines Augenlichtes eine Brille mit großen runden Gläsern zu tragen; wieder andere stellen ihn in seiner Amtstracht als Präsidenten der Königlichen Malerakademie dar, deren Mitbegründer er war. Ferner haben wir eine eigenhändige Kopie seines Selbstporträts, welches sich in der interessanten Sammlung von Selbstporträts der Uffizi-Galerie in Florenz befindet. Wir sehen ihn hier im roten Talar und mit dem Amtsbarett, die Hand auf einen Tisch gestüßt, auf dem die Büste Michelangelos steht, der das Ideal Reynolds' war. In der Nähe dieses Bildes hing eines seiner schönsten Kinderbildnisse, welches ein kleines Mädchen - Miß Cholmondeley — darstellt. Das in Grün und Braun gekleidete Kind trägt einen Hund über einen Bach. Es liegt etwas ungemein Kindliches und Natürliches in der Art, wie das kleine Wesen sich anstrengt, den Hund über das Wasser zu bringen. Die Farbe der Landschaft ist herabgestimmt, um den Kopf und die Gestalt zu heben, und lieblich genug ist die Kleine, um dieses Opfer zu rechtfertigen. Sodann sahen wir den in England ansässigen Italiener Baretti, Verfasser eines englischitalienischen Wörterbuches und Freund Garriks, Johnsons und Reynolds'. Er wäre bei nahe an den Galgen gekommen, weil er einen

Mann in einer Kauferei erstochen haben sollte. Seine Freisprechung dankte er nur der Verteidigung Edmund Burkes, welcher sein Plaidoyer darauf stüßte, daß Baretti viel zu kurzsichtig gewesen sei, um die That begchen zu können. Und Reynolds' Pinsel ergänzt diese Beweisführung. Wir sehen den Mann vor uns, wie er lebte; er hält ein Buch nach Art sehr kurzsichtiger Leute ganz nahe vor dem Gesicht, und der Gelehrte ist an der gespannten Aufmerksamkeit zu erkennen, mit der er hineinblickt. Eine Anregung hierzu mag vielleicht durch Michelangelos kurzsichtige Sibylle gegeben worden sein; aber Barettis Stellung und die Art, wie er das Buch hält, in das er vertieft ist, weist keine Ähnlichkeit mit der Attitüde und der Art und Weise der Sibylle auf. Die Züge vieler hervorragender Menschen der damaligen Zeit erkannten wir in zwei Gruppen von Mitgliedern der „Dilettanten-Gesellschaft" (Dilettanti Society), eines der ersten in England gebildeten Klubs für Kunstinteressen. Es herrschte ein gemütlicher Ton in diesem Klub, wie auch aus den Bildern ersichtlich ist. Den Statuten gemäß war ein Porträtmaler dem Verein unentbehrlich, und Reynolds war viele Jahre hindurch der Maler dieses Vereins. Es war Gesez, daß jedes Mitglied sich für die Gesellschaft malen lassen mußte. Sonst wurde ihm eine Summe, ge= nannt „face money", so lange einbehalten, bis das Versäumte nachgeholt war. Aus Reynolds' Notizbuch ist zu ersehen, daß ihm als Vereinsmaler sein Honorar danach berechnet wurde, wie viel Quadratzoll Leinwand der Kopf jedes Porträtierten einnahm vielleicht die sonderbarste Zahlungsbedingung, die je mit einem großen Künstler vereinbart wurde. Unter diesen interessanten Bildnissen bemerkten wir unter anderem auch den Kunstsammler Sir William Hamilton, der später als Gatte von Nelsons Lady Hamilton zu so trauriger Berühmtheit gelangt ist. Ein anderer Herr, der einen seltsamen schwarzen Fleck im Gesicht hat, ist ein Lord Cathkart, der bei Fontenoy einen Schuß ins Gesicht erhalten hatte und seitdem ein schwarzes Heftpflaster tragen mußte, um die Narbe zu verdecken. Er war stolz auf diesen Fleck, „denn“, pflegte er zu sagen, „es geschieht nicht oft, daß ein Mensch durch den Kopf geschossen wird und am Leben bleibt.“ Und als er Sir Josua zu dem Bilde saß, bestand er darauf, so gemalt zu werden, daß der Fleck sichtbar sei.

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Das berühmte Gruppenbild der drei Ladies Waldegrave, Nichten von Sir Horace Walpole, für welches Porträt der Maler 800 Pfd. Sterl. erhielt, war ebenfalls ausgestellt. Schönere Originale dürfte Reynolds nie gehabt haben, und in keinem seiner Bilder ist die Schönheit voller zur Geltung gekommen als hier. Die

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deren Schvermögen geschwächt ist, mit halbgeschlossenen Augen hineinblickt. Das Bild hatte keineswegs den Beifall des autokratischen Doktors. Als Reynolds sich selbst mit dem Hörrohr gemalt hatte, sagte Johnson: „Meinetwegen mag Reynolds sich so taub malen, wie es ihm beliebt, aber ich will nicht als der

frischen Gesichter kontrastieren wunderbar mit | Reynolds porträtiert, stets vortrefflich, doch am dem Weiß der Anzüge und den gepuderten besten in jener von Garrick beliebten Stellung, Frisuren. Die drei Damen sizen um einen mit beiden Armen auf den Tisch gestüßt, die Arbeitstisch; die mittlere, Lady Laura, wickelt Finger incinander gefügt und die Daumen Seide von einer Docke ab, welche ihr Ladh aufrecht zusammengepreßt. Sodann haben Horatia hält, während die rechts sizende Lady' wir auch Johnson kurzsichtig, in linkischer, Maria sich über ihren Stickrahmen beugt. Die schwerfälliger Haltung, in einem Buch lesend, Situation ergiebt in natürlichster Weise, daß in das er, wie man es bei Leuten bemerkt, die Köpfe en face, im Profil und dreiviertel Profil arrangiert sind, und eine hübschere Gruppierung von drei anmutigen vornehmen jungen Damen zu ersinnen, ist kein Maler im stande. Reynolds selbst war von dem Bilde befriedigt, doch hegte er von jedem Gemälde, das er in Arbeit hatte, die Überzeugung, daß es seine früheren übertreffen werde; und dieser,blinzelnde Sam' auf die Nachwelt kommen." Zug ist bemerkenswert, denn durch die Lust und Liebe, die Frische, mit der er jedes neue Werk erfaßte, wurde er während seiner langen künstlerischen Thätigkeit vor der gewohnheitsmäßigen, mechanischen Ausübung der Porträtmalerei bewahrt. Zwei höchst charakteristische Persönlichkeiten ihrer Zeit sind die beiden Beckfords, Vater und Sohn, deren Bildnisse in der Ausstellung waren. Der Sohn war der Begründer der wertvollen Sammlung, welche in jüngster Zeit unter dem Namen der HamiltonSammlung verkauft wurde. Seine einzige Tochter hatte nämlich den zehnten Herzog von Hamilton geheiratet. Er war auch als Autor des Romans „Vathek“ bekannt, eines Werkes von kühner, unheimlich phantastischer Erfindung; das ganze französisch geschriebene Buch hat er mit einem wahren Feuereifer in drei Tagen und zwei Nächten anhaltender Arbeit zu Papier gebracht. Nie wurde ein gleich artiges Erzeugnis geschaffen. Es ist ebenso weit von den Romanen der echten morgen ländischen Litteratur entfernt wie von allen Nachahmungen derselben. Beckford Vater war ein Aldermann, später Lord Mayor von London, dessen Standbild sich in der Guildhall befindet, wo es zur Erinnerung an seine er folgreiche, zu gunsten liberalerer Maßregeln gegen die damalige Regierung behauptete Opposition errichtet wurde. Er erwarb ein ungeheures Vermögen an Zucker in Westindien und erhielt infolge dessen den Spiznamen „Sugar Cane“. In demselben Jahre, als er sich von Reynolds malen ließ, wurde sein Haus, welches er mit einem großen Kostenaufwand erbaut und mit den wertvollsten Gemalden ausgestattet hatte, ein Raub der Flammen. Als ihm dies mitgeteilt wurde, sagte er faltblütig: „, ich habe an 30000 Pfund im Kasten liegen, ich werde es wieder auf bauen. Es macht für jedes meiner dreißig Kinder nur einen Unterschied von tausend Pfund." Von diesen Kindern war nur der oben erwähnte Sohn legitim. Garrick wurde zu verschiedenen Malen von

Ein Bild zeigt uns Warren Hastings, dessen Prozeß seiner Zeit so großes Aussehen erregt | hat; ein anderes stellt einen dicken hannoverschen Herzog dar, wie es deren nach dem Regierungsantritt des Hauses Hannover am englischen Hofe so viele gab; wieder andere führen uns Damen aus jener Zeit von unbekanntem Namen und zweifelhaftem Rufe vor, die längst von der Welt vergessen wären, wenn nicht jene wundervollen Bildnisse von ihnen existierten, die uns den Zauber ihrer einstigen Reize noch jezt empfinden lassen. Es fehlt mir an Raum, auch nur den zehnten Teil der Porträts herzuzählen. Und dann sind auch andere Bilder von ihm vorhanden, da er in der Zeit, welche die Porträtmalerei ihm übriglicß, seine Kunst frei zu üben liebte. Meist schuf er dann Kinderstudien reizende Bilder, die sich ganz so lebhaft dem Gedächtnis einprägen wie seine schönsten Porträts, denn sie bekunden eine gleiche Lebendigkeit des Ausdrucks, eine gleiche Grazie, Gewandtheit und Kraft in der Ausführung. Ich erinnere mich, mehrere Proben dieser Art von ihm in der Ausstellung gesehen zu haben. Da war zum Beispiel eine kleine Erdbeersammlerin, die ihr Körbchen am Arm trägt und, behutsam kriechend, mit den großen schwarzen Augen schüchtern um sich guckt. Man könnte sie für Rotkäppchen halten, das den Wolf im Gebüsch am Wege rascheln hört, wenn sie eine rote Müße anstatt der eigentümlichen turbanähnlichen Kopfbedeckung früge, mit welcher der Künstler die Kleine ausgestattet hat. Zu diesem Genre gehören auch „Muscipula", welche die Mausefalle emporhält, während die Kaße gierig nach dem gefangenen Tier schnuppert; die „Kinder-Akademie", in welcher ein Kind mit ernster Wiene das Konterfei eines anderen darstellt, während die übrigen im Zimmer herumspringen; ein Knabe, der mit einem Hunde spielt und denselben bitten lehrt, wobei er seinen vierfüßigen Kameraden in neckischer Weise ermahnt, was durch eine allerliebste Gebärde ausgedrückt ist. Es dürfte kaum einen zweiten Künstler ge

geben haben, der Kinder so zu malen ver der Perspektive verrät. Die Stizze scheint standen hätte wie dieser kinderlose alte Jung- jedoch troß ihrer Vortrefflichkeit seinem Vater geselle; in allen Stimmungen hat er sie durchaus keine Freude gemacht zu haben, denn belauscht in ernsten, lustigen, artigen und derselbe hat, augenscheinlich im Ärger, die unartigen. Wenn Reynolds nichts anderes ge- Worte darauf geschrieben: „Dies hat Josua malt hätte als seine Kinderbilder, so wäre er aus reiner Faulheit in der Schule gezeichnet." dadurch allein als großer Meister berühmt Der Anblick seines Hörrohrs und seiner Tageworden. Verfehlt sind seine Versuche, die baksdose rief uns eine Äußerung Goldsmiths im achtzehnten Jahrhundert so sehr beliebten ins Gedächtnis. Dieser schrieb nämlich über mythologischen Süjets zu malen. Er war zu den Präsidenten der Königlichen Akademie, daß natürlich, um sich in dieses Maskenspiel hinein- derselbe, wenn ihn jemand langweilte oder ihn zufinden, das unter seinem Pinsel erst recht mit Fragen belästigte, die er nicht beantworten zur Maskerade wird. Die Ordner der erwähn- | wollte, einfach sein Hörrohr vom Ohr wegten Ausstellung haben daher klug gehandelt, rückte und eine Prise nahm. Seine Palette als sie von diesen Bildern, deren er glücklicher- | wird bis auf den heutigen Tag in der Königweise im ganzen nicht viele gemalt hat, nur wenige aufnahmen.

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lichen Akademie aufbewahrt, sein Farbenmesser bemerkten wir unter den übrigen ausgestellten Ganz vorzüglich sind dahingegen seine Lei Reliquien. Wir sahen ferner die Spizenstungen in einer anderen Richtung, die er manschetten, welche einst auf seine zarten zuerst unter seinen Zeitgenossen einführte; er Künstlerhände herabfielen; den Pokal, welchen verstand es, den landschaftlichen Hintergrunder bei den gemütlichen Diners, die er zu geben in glücklicher Weise mit seinen Süjets in Ein- liebte, unter seinen Freunden kreisen ließ; und flang zu bringen. Er war kein eigentlicher die große silberne Taschenuhr, welche er seinem Landschafter, es existiert nur eine einzige selb- Neffen vererbt hat, aus dem er gern einen ständige Landschaft von ihm. Welches hohe Maler heranbilden wollte. Dieses Anerbieten Verständnis er jedoch für die Natur besaß und schlug dessen Mutter jedoch aus, weil sie ihres wie er sie als Ergänzung für seine Stoffe zu Bruders böses Beispiel fürchtete, der die gott verwerten wußte, davon zeugen seine Gemälde für alle Zeit. Mitunter konnte er jogar einen

Gewohnheit übte, am Sonntag zu malen. Daß sich nur eine geringe Anzahl von Geleichten chnischen Zug entwickeln, dieser freund-mälden Sir Josuas im Auslande befindet, ist liche, ritterliche alte Herr, indem er im Hinter- | leicht erklärlich. Sie kommen zu selten in den grund das andeutete, was die Züge der. dargestellten Personen zu verbergen trachteten. Immer von neuem überraschte er die Welt durch andere Ideen und Auffassungen, wovon der uns überlieferte mehr drastische als elegante Ausruf eines seiner Zeitgenossen zeugt: ,,Wie vielseitig der Teufelskerl ist!" (Damn him, how various he is!)

Handel und werden dann fast immer im Lande angekauft. Aber Kupferstiche, Lithographien und Schwarzkunstblätter nach ihnen sind in Menge vorhanden und werden in jeder europäischen Großstadt kopiert, bald mit Angabe des Künstlers, bald ohne dieselbe, oft sogar unter anderem Namen oder mit verändertem Hintergrund. Es giebt vielleicht keinen engEin Schaukasten mit persönlichen Reliquien lischen Maler, der in der Fremde besser bediente dazu, die Erinnerung an Sir Jojuas kannt ist oder in der Heimat mehr geliebt Privatleben zu unterstüßen und uns mit man- | wird als Sir Josua Reynolds, der geniale chem interessanten Zug aus demselben bekannt liebenswürdige Künstler und geistvolle Zeichner zu machen. Wir sahen dort zum Beispiel eine | seiner Zeit, deren sociales Leben gänzlich verZeichnung, welche er in der Schule gemacht schieden von dem unserigen war und einer hat für ein achtjähriges Kind eine außer= | längst vergangenen Periode der englischen Geordentliche Leistung, die eine genaue Kenntnis schichte angehört.

Litterarische Mitteilungen.

A. Nemenyis „Modernes Ungarn“.

u einer Zeit, wo das Charakter- Alle in dem Buche vertretenen magyarischen bild Ungarns infolge mancher Schriftsteller schreiben in einem so vorzüglichen politischer und socialer Vorgänge, Deutsch, daß sie eigentlich ebensogut als deutvon der Parteien Haß und Gunst sche Schriftsteller gelten können; die lichtvolle verzerrt, in der Geschichte schwankt, Darstellung, die klare Übersichtlichkeit und die war es ein sehr zeitgemäßer Gedanke seitens Mannigfaltigkeit der verschiedenen Stilarten verdes „Allgemeinen Vereins für deutsche Littera- | leihen dieser Anthologie einen ganz eigenartigen tur“ und seines verdienstvollen Schriftführers Reiz und bieten eine ebenso fesselnde wie genußDr. Ludwig Lenz, den ungarischen Schrift- | reiche Lektüre dar. Von den litterar-historischen steller Dr. Ambros Nemenyi zur Herausgabe Artikeln verdienen die meiste Beachtung der Aufeines Buches über das „Moderne Ungarn“* saß des Grafen Szecsen über Alexander Kiszu veranlassen. Es sollte nämlich in einer | faludy, den bahnbrechenden ungarischen Dichter, zusammenfassenden Schrift die leidige Politik sowie derjenige Eugen Peterfys über Alexander aus dem Spiele bleiben und ein Bild gegeben Petöfi, den größten Lyriker Ungarns, und Friedwerden von den geistigen Strömungen im rich Riedls Essay über Johann Arany, den neuen Ungarn, von dem Wirken, von der Bil- hervorragendsten magyarischen Epiker. Sehr dung, von den Bestrebungen des Landes der interessant ist der Aufjaz Aigners über die heiligen Stephanskrone und des magyarischen ungarische Volkspoesie; von den eingestreuten Stammes. Und dieser Versuch ist aufs glän- Proben sind die Liebes- und die Pußtenlieder zendste gelungen. „Wer den Dichter will ver wahre Perlen der Volkspoesie. Die lezteren stehn, muß in Dichters Lande gehn“ — und | sind Hirten- und Räuberlieder, deren Heimat ebenso glauben wir, daß über eine Nation die großen unbebauten Ebenen Ungarns sind, am besten die Söhne derselben ein Urteil ab- | wo der ungarische Stamm sich in seiner größgeben können. Deutsche, Engländer, Franzosen ten Reinheit erhalten hat und wo er auch noch haben über Ungarn gar manches geschrieben seine ursprünglichste Lebensweise führt; doch und neben vielem Wahren und Interessanten auch die Trink-, Kriegs-, geistlichen und satiauch manches Falsche, Anekdotenhafte und rischen Lieder und Balladen bergen einen hohen Lächerliche zu Tage gefördert; nun sind es poetischen Schaß in sich. Wir können dem Magyaren, welche von ihren Angelegenheiten Herausgeber nur dankbar sein, daß er uns so sprechen, wie sie dieselben verstehen. Eine einige der kostbarsten Kleinode der magyariReihe ausgezeichneter Männer, von denen einige schen Volksdichtung in deutscher Übertragung zu den besten Namen in der Litteraturwelt zugängig gemacht hat. Wir wollen übrigens Ungarns zählen, haben sich zusammengethan, hier die Bemerkung nicht unterdrücken, daß um dem deutschen Publikum in getreuen Zügen wir die beiden Artikel über die genannten Dichein Bild der gesamten Zustände und Verhält- ter, wie trefflich sie auch sein mögen, in einem nisse des modernen Ungarn zu entrollen. Das Buche über das moderne Ungarn sehr wohl auch äußerlich höchst elegant ausgestattete Werk hätten vermissen können, ohne daß das Werk ist eine Art Rechenschaftsbericht über die littera- dadurch an seiner Bedeutung eine Einbuße errischen, Kultur- und Sittenverhältnisse Ungarns. litten hätte. Sehr wertvoll ist ferner die Abhandlung Herrmanns über die wissenschaftlichen Institute und die Fortschritte der Wissen(Berschaft in Ungarn. Am Schlusse seiner Unter| suchung äußert sich der Verfasser unter ande

Das moderne Ungarn." Essays und Skizzen. Herausgegeben von Dr. Ambros Remenyi. lin, A. Hofmann u. Comp.)

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