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Koordination der Vorstellungen zu Be griffen, Urteilen und Schlüssen verändern das Individuum in seiner Auffassung der Außenwelt und erzeugen Verrücktheit, Störungen im Vernunftleben, äußern sich als Wahnsinn und dergleichen. Untersuchen wir, wie sich neben den sensorischen Apparaten die Bewegungscentren differentiieren.

Die reflektorischen Akte des Rückenmarkes dienen vorwiegend einfachen Orts bewegungen, werden aber durch die bewußten Vorgänge im Gehirn vielfach modifiziert, gehemmt oder ausgelöst. Ist einmal der Impuls gegeben, so spielt der Koordinationsmechanismus im Rückenmark sich ohne weiteres Zuthun unseres Bewußtseins in typischer Weise ab. So ruft ein Willensimpuls vom Gehirn her in diesem und dem Rückenmark Bewegungsimpulse hervor, die dem Vorstellungsinhalt, dem Gewollten entsprechen, ohne daß von den dabei erregten Leitungsbahnen Kenntnis nötig ist. Als Beispiel sei hier das Gehen, Hüpfen, Springen, Fliegen u. s. w. erwähnt.

zellen ist intakt so ist hier doch immer nur eine Fähigkeit in der Anlage vorhanden. Soll nun der Apparat in Gang treten, so finden wir anfangs eine Masse von Leitungswiderständen, die die Funktion nur sehr unvollkommen zum Ausdruck kommen lassen. Wird aber die Erregung immer wieder in gleicher Weise wiederholt, so mindern sich allmählich die Widerstände, die funktionelle Auslösung tritt bald leichter und vollkommener ein, bis zuleßt der ganze Organkomplex mit großer Präcision in Funktion tritt, die Anlage sich durch Übung zur vollen Fertigkeit entfaltet hat. Es tritt uns diese Eigentümlichkeit allmählicher Entfaltung der Leitung und specifischen Zellfunktion durch häufige gleichartige Impulse beim Nervensystem. überall entgegen, aber der Nervenapparat hält auch solche Qualitäten der Auslösung fest und reproduziert sie bei neuer Erregung stets in gleicher Weise. Daher finden wir auch in der primitivsten Nervenanlage bereits die Elemente des Gedächtnisses und der Gewöhnung.

Wie sich die sensiblen Centren des Rückenmarkes zu den das Bewußtsein vermittelnden Sinnescentren des Gehirnes differentiieren, so werden auch die Phänomene der Bewegung durch die motoren Ganglien des Gehirnes komplizierter; die einfachen Ortsbewegungen genügen nicht mehr zur Erzeugung sichtbarer Effekte des bewußten Empfindungslebens. Sinnliche Wahrnehmungen und sinnliche Vorstellun= gen rufen eine Reihe von Bewegungsphänomenen hervor, die nicht bloß der Lokomotion, sondern der Wahrung der Integrität des Individuums in allen seinen Lebensbedingungen dienen, der Erhaltung des Individuums und der Gattung, mit andern Worten: der Ernährung und Fortpflanzung. Da aber diese für die Existenz wichtigsten Funktionen nicht erst in langer Übung erlernt, auch durch die Lückenhaftigkeit der Sinnesvorstellun= gen nicht in Frage gestellt werden dürfen, so sehen wir die Koordinationen darauf gerichteten Handelns auf kaum merkliche

Bei vielen hochorganisierten Wirbeltieren kommt dieser Lokomotionsmechanismus unmittelbar mit dem Eintritt ins Leben fertig zur Erscheinung, bei anderen muß er erst allmählich erlernt werden, wie bekanntlich das Gehenlernen dem Menschen erhebliche Schwierigkeiten macht. Es ist übrigens dieser uns allen so befannte Vorgang recht geeignet, um an ihm funktionelle Eigenschaften zu beobachten, die sich bis in die kompliziertesten Phänomene seelischer Erscheinungen gleich bleiben. Nehmen wir an, die zum Gehen notwendigen Gebilde, die festen Hebelapparate, die Knochen mit den Gelenken und Bändern, sowie die Muskelgruppen sind vollkommen wohl ausgebildet vorhanden, die Bewegungsnerven laufen ihre typis schen Bahnen, sie entspringen im Rücken mark aus den Ganglienzellen der soge nannten Vorderhörner, die Zellen selbst find typisch gruppiert und untereinander in Leitung gesezt, auch der Zuleitungsapparat mit dem System der Empfindungs- psychische Impulse auftreten und mit ty

pischer Geschmäßigkeit ablaufen. Diesen Bewegungsmechanismus wieder so leicht an der Grenze des Bewußtseins entstan- ein, daß seine Auslösung nicht mehr bedenen, durch die Triebe ausgelösten typi sonderer Aufmerksamkeit bedarf, sondern schen Koordinationsmechanismus, der sich den Charakter des Mechanischen, Unwillauf Ernährung und Fortpflanzung bezieht, kürlichen erhält. Wir haben in der bebezeichnen wir bei den Tieren als Justinkt. treffenden Leistung Fertigkeit erlangt, sind Das durch reichere Gliederung des Vor- Virtuosen in derselben geworden. stellungslebens freiere Handeln des Menschen läßt diese Äußerung der Triebe sehr zurücktreten und gestattet die Möglichkeit der Hemmung; indessen sind die Reste in stinktiven Handelns auch bei dem Menschen noch vielfach zu erkennen.

Mit der Überwindung der ersten Leitungswiderstände entsteht die Lust an der Beschäftigung, die zuleht in das Gefühl voller Befriedigung übergeht.

Indessen vermischen sich doch diese neuerworbenen Leitungsbahnen nicht mehr so leicht, werden sogar häufig für die Nachkommen typisch, so daß bei diesen die Leitungswege bereits im voraus existieren, wodurch das Erlernen unendlich erleichtert wird. So entwickelt sich durch Vererbung des durch Anpassung, Übung Erworbenen das Talent.

Die Bewegungskoordinationen, die aus der Intelligenz resultieren, zeichnen sich durch große Freiheit und Variabilität aus, verlieren scheinbar den Charakter der ererbten Stabilität, zeigen aber dafür einen hohen Grad von Anpassungsfähig teit. Es ist nicht gerade nötig, daß zu allen Handlungseffekten die Leitungs- Wieviel Automatisches, Mechanisches in bahnen bereits in der Anlage vorhanden | allen diesen Vorgängen selbst des höheren sind, wohl aber, daß diese durch lange Seelenlebens vorhanden ist, kann leicht Übung der Bewegungsassociationen von erkannt werden, wenn krankhafte Trübunden einfachsten vorhandenen zu kompli gen und abnorme Zustände des Bewußtzierten neuen herangebildet werden. Das seins eintreten. Wir wollen an dieser anatomische Substrat macht eine solche Stelle nur an die merkwürdig komplizierNeuschaffung von Leitungsbahnen, Ver- ten und instinktiv sicheren Äußerungsweiknüpfung ursprünglich unverbundener Zell- sen bei krankhaften Schlafzuständen, dem gruppen nicht unwahrscheinlich. Die Zart- Somnambulismus, den Koordinationsheit der Nervenzellen des Großhirnes, krämpfen mancher Hirnleidender, erinnern. die Reichhaltigkeit ihrer Protoplasmafort- Zwangshandlungen und Zwangsvorsäße, die Analogie mit der Formbeweglich- stellungen bilden den wichtigsten Inhalt keit aller Protoplasmaausläufer bildenden der Seelenstörungen, und diese, oft nur Zellen gestattet die Annahme, daß auch verursacht durch periphere, aus Erkran= bei den Großhirnzellen die Verbindungs- kungen von Unterleibs- und Brustorganen fasern variabel sind, hier veröden, dort entstandene widrige Empfindungen, treten mächtiger werden, an anderen Stellen mit einer Notwendigkeit und Regelmäßigwieder neue Fäden und Verzweigungen keit auf, daß der Geisteskranke zum Exentstehen. So sind wir im stande, nicht emplar, zum Typus herabsinkt wie das allein unsere Muskelkräfte über die Norm Tier in der Fabel. Wenn konstante Gezu entwickeln, wie dies beim Turnen und fühle der Unlust, Verstimmungen alle den künstlerischen Leistungen der Kraft Eindrücke schmerzlich empfinden lassen, und Gewandtheit möglich ist, sondern auch wenn keine frohe Erregung mehr zu entallmählich ganz neue Bewegungskombina stehen vermag, mit anderen Worten, wenn tionen zu erlernen, wie dies z. B. beim die Melancholie ihre Schatten auf alle Schreiben, Reiten, Tanzen, Schlittschuh- seelischen Vorgänge wirft, dann wird der laufen, beim Spielen eines musikalischen Denkprozeß durchaus unfrei, und es stellt Instrumentes geschieht. Bei allen diesen sich der Jrrwahn, das Delirium ein, deserlernten Leistungen tritt aber zuleßt der | sen Jnhalt bei allen Menschen, wie auch

ihre sonstige Geistesentwickelung oder so- | terzuentwickeln, die vergleichende Sprachciale Stellung gewesen sein mag, vollkommen gleich ist; es ist das Delirium der Verfolgung oder Selbstbeschuldigung. Man kann nun jede Handlung, jede Seelen äußerung bei solchen Kranken im voraus mit Sicherheit bestimmen.

„Lesen Sie," sagt Griesinger, die Krankengeschichten aller Zeiten, gehen Sie in alle Irrenhäuser von Europa und Amerika, beobachten Sie Kranke aus allen Ständen und Menschenklassen, immer und überall werden Ihnen (einige) bestimmte Reihen von Wahnvorstellungen in unerschöpflicher stereotyper Wiederholung auf stoßen; es ist, wie wenn die Kranken es voneinander gehört oder verabredet hätten, was sie sagen sollen."

Das Gleiche gilt von den Angstgefühlen, von der Empfindung überschwenglichen Wohlseins und unverwüstlicher Selbstzufriedenheit.*

psychologie liefert den Nachweis, wie Wort und Sazfügung als Spiegelbilder innerer Vorgänge des Vorstellungslebens gelten und die Weiterentwickelung der Sprache gleichen Schritt hält mit der höheren Differentiierung des vernünftigen Denkens. Lezteres kann überhaupt nur mittels der Klangnachbilder vor sich gehen, das heißt wir können überhaupt nur mittels der Sprache (vernunftmäßig) im höheren Sinne denken. Es ist von großem Jnteresse, daß pathologische Zustände, die gewisse Windungen am Stirnhirn treffen und deren Funktion vernichten, Aphasie (Sprachlähmung) erzeugen, das heißt die Auslösung des Sprachmecha= nismus unmöglich machen. Ebenso zeigen Experimente, daß Reizung anderer Windungen am genannten Großhirnabschnitt Bewegungserscheinungen auslösen, die der Mimik und Gestikulation angehören.

Was sich von vornherein vermuten ließ, daß die Centren mimischer wie sprachlicher Mitteilung nahe dem Centrum der höch

fläche, liegen müssen, ist somit durch exakte Untersuchung außer Zweifel gestellt.

Jm Vernunftleben erreicht der Mitteilungstrieb seine höchste Entwickelung, der in der Sphäre der Sinnlichkeit, wahr scheinlich durch die Geschlechtsscheidung ersten Seelenfunktionen, der Großhirnoberweckt, selbst bei sehr niedrig stehenden Tieren in seinen Anfängen bereits zur Beobachtung gelangt. Ursprünglich nur im Betasten bestehend, geht er nach und nach in sichtbare Bewegungsphänomene über, die inneren Stimmungen entsprechen. Erst spät wird der Respirationsakt benußt, um durch den sich allmählich differentiierenden Stimmapparat mittels der Locktöne, Schmerzenslaute und dergleichen innere seelische Erregungen zum Ausdruck zu bringen. Empfindungslaute und Gestikulationen sind auch bei dem sich entwickelnden Menschen die ersten Äußerungen des inneren Wohlbehagens oder Übelbefindens. Mit dem Auftreten rei cher Begriffsbildung wird diese elementare Mitteilungsweise ungenügend, und es entwickeln sich die gegliederten Einzellaute zur Sprache. Es ist hier nicht die Aufgabe, diejen interessanten Prozeß wei

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Die Leistungen des Vernunftlebens sind für die Entwickelung des gesamten Menschengeschlechtes von der höchsten Bedeutung, doch variieren die Anlagegrenzen in keiner anderen Hirnfunktion so auffallend als gerade hier. Den Totaleffekt beob= achten wir in der fortschreitenden Kultur, die allmähliche Anpassung. Die Entwickelung des Vernunftlebens ist das interessanteste Untersuchungsobjekt der vergleichenden Völkerpsychologie. Von Zeit zu Zeit treten Individuen auf, bei denen die Koordinationen vernünftigen Reflektierens besonders leicht und umfangreich vor sich gehen. Bisher unbeachtete, unscheinbare Eindrücke geben Anregung zum folgenreichsten Weiterschließen, und weil die Zwischenglieder der kontinuierlichen Schlüsse gar nicht Zeit haben, im Bewußtsein länger fixiert zu werden, so erscheint das gewaltige unerwartete Resultat wie unwillkürlich unbewußt. So treten die größten Erfin

Monatshefte, LVI. 332. Mai 1884. Fünfte Folge, Bd. VI. 32.

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dungen und Entdeckungen zu Tage. Bei erheben über das ewig waltende Gejez

anderen hochbegabten Naturen erschließt der Gestaltungstrieb, sei es im schneidigen Wort der Wissenschaft oder in der plastischen Formgebung, der Poesie und Kunst neue Thore, die weite Perspektiven er schauen lassen. Hierin liegt die hohe Bedeutung des Genies. Die gesunden, leicht erreglichen Koordinationsbahnen des reproduzierenden Talentes erfassen das Neugebotene und machen es durch vielseitige Betrachtung und weitere Ausbildung zum Gemeingut der Menge. Nicht immer trifft indessen die geniale Schöpfung auf vorbereitete Leitungsbahnen. Verblüfft steht die Mitwelt vor der revolutionären Idee und kann dieselbe nicht erfassen und assi milieren. Die stabil gewordenen Vorstellungen vermögen sich nur zu den althergebrachten Ideen zu gruppieren, und es entsteht wegen der Leitungswiderstände gegen das neu sich Andrängende das Gefühl der Unlust. So entwickelt sich gerade gegen die folgenreichsten, gewaltigsten neuen Wahrheiten ein ernster Widerstand, der durch dunkles Empfinden der andringenden Macht zu affektvoller Erregung, zum erbitterten Kampf sich steigert. Das Reich des Antichrists, sittlicher und materieller Verfall des Menschengeschlechtes, Untergang der staatlichen Ordnung wird in Aussicht gestellt, Tortur und Scheiterhaufen bedrohen den genialen Schöpfer, aber die gefundene Wahrheit läßt sich nicht mehr vernichten; allmählich entwickeln sich die Leitungswege zum Verständnis der selben, und in späteren Generationen, oft erst nach Jahrhunderten, lohnt eine dank bare Nachwelt mit dem Denkmal von Stein oder Erz. Endlich hat sich nach dem Gejez der Anpassung und Vererbung der Assimilationsprozeß vollzogen.

Es liegt etwas Hochtragisches in der Vereinsamung der Genies, und doch ist die Mitwelt schuldlos an dem ihr unter gelegten Undank, denn sie kann sich nicht

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der stetigen Entwickelung, dem unsere Denkprozesse ebenso unterworfen sind wie alle übrigen Vorgänge in der Natur.

Mit der Entfaltung des Genies sind wir an die Grenze der Leistungsfähigkeit der Gehirnfunktionen angelangt. Sein Schaffen dient dem Interesse der Gesamtheit des Menschengeschlechtes; aber in dem gewaltigen Streben, welches der Großartigkeit der Leistungen entspricht, treten die Beziehungen zurück, die das Individuum als solches seinem Verhältnis zur Außenwelt schuldet. Hierin liegt eine ernste Gefahr. Der Mangel an Aufmerksamkeit auf die umgebende Natur hat eine Reihe von Kollisionen und Täuschungen im Gefolge, welche vielfach schmerzlich empfunden wird und die Position des Individuums erschüttert; die enorm vorwie gende Begabung und Leistung des Vernunftlebens ist der so notwendigen Harmonie der Seelenthätigkeiten von Nachteil, und so geschieht es nur zu oft, daß der größten Leistungsfähigkeit des Seelenorgans Erkrankung und Erschöpfung, der Entfaltung des höchsten Lichtes die tiefste geistige Nacht, der Irrsinn, folgt.

Doch halten wir ein an der Grenze pathologischer Zustände, die freilich am deutlichsten die Überzeugung aufdrängen würden, daß nur aus der Vereinigung abstrakt philosophischer Untersuchung mit dem Streben nach immer klarerer Einsicht in den Bau und die Funktionen des Seelenorgans sich einst eine gesunde Psychologie entwickeln wird, die, gereinigt von der Selbstüberhebung, von der Annahme einer Sonderstellung der Seelenerscheinungen in der Natur, wieder lernt, die Zusammengehörigkeit der Dinge in und außer uns einzusehen. Aus dieser Vereini gung wird dann eine rationelle Pädagogik emporblühen, die in der Erziehung den Keim zu harmonischer Weiterentwickelung des Menschengeschlechts zu legen berufen ist.

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ir fönnen uns gewöhnlich keine Schranken hinausgeführt haben müssen, größeren Gegensäge vorstel so daß es ausnahmsweise für eine ihm len als die Philosophie und von Natur heterogene Disciplin befähigt die Frauen. Wenn wir für wurde. Wir finden jedoch beim Hindas Kennzeichen der ersteren die voll- blick auf die Geschichte, daß es nicht soendetste Abstraktheit oder doch wenigstens wohl individuelle Befähigungen einzelner die höchste Allgemeinheit zu halten ge- Frauen als vielmehr der Einfluß besonwohnt sind, die von jeder persönlichen derer Zeitverhältnisse auf die Stellung Anteilnahme an den Dingen absieht und des weiblichen Geschlechtes überhaupt fie nur kalt und objektiv ins Auge faßt, waren, welche lezteres ausnahmsweise so ist die charakteristischste Eigenschaft der zu einer Beschäftigung mit der Philosophie Frauen gewiß umgekehrt eine durch und hinführen konnten. Wir sehen im allgedurch konkrete Auffassung, die sie für alle meinen nur zu denjenigen Zeiten PhiloFragen nur insoweit sich interessieren sophinnen auftreten, in welchen die Frauen läßt, als diese ihnen eine warme, indivi- überhaupt eine ausnahmsweise hervorduelle Seite zuzukehren vermögen. Wie ragende Rolle in der Gesellschaft spielten. jehr aber das Urteil des Weibes aus Zuerst treten daher weibliche Philosophen seinem subjektiven Gefühl bestimmt wird, in Griechenland auf, zur Zeit, als dort spiegelt sich schon deutlich genug in dem die alte Sittenstrenge, welche die Frau in Umstand wieder, daß man den Frauen eng gezogene Schranken gebannt hatte, selbst den Sinn für Gerechtigkeit bestrit sich auflöste und in der emancipierten ten hat, weil es bereits hierzu einer Ab- Gesellschaft die Hetären dominierten, und straktion von persönlicher Zu- und Ab- ebenso unter verwandten Verhältnissen in neigung bedürfe, deren das Weib im all der späteren römischen Kaiserzeit. Dieser gemeinen nicht fähig sei. Viel ferner noch Epoche folgt eine zweite zur Zeit der scheint daher das Wesen der Frauen der Encyklopädisten in Frankreich, als wievöllig unpersönlichen Philosophie zu stehen. derum in der geistreichen Gesellschaft die Wenn wir im Widerspruch mit diesem Frauen obenan standen und den Ton anRaisonnement dennoch in der Geschichte gaben, und endlich eine lezte zur Zeit der nicht gar so selten Frauen begegnen, die Romantiker bei uns, als ihnen ebenfalls eine entschiedene philosophische Begabung ein besonders großer Anteil an dem geiaufzuweisen hatten, so ist diese abnorme stigen Leben in der Anregung zu litteraErscheinung nicht anders zu erklären, als rischen Produktionen zufiel. Wo wir daß besonders geartete Umstände das außerhalb dieser besonders markanten weibliche Wesen über seine naturgemäßen Zeiten noch einigen philosophisch veran=

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