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stücke.

Als Glanzpunkte der Sammlung pflegt man die Anatomievorlesung von Rembrandt und den lebensgroßen Stier von Potter zu bezeichnen; an diese aber reiht. sich eine große Zahl weiterer Gemälde, die als Meisterwerke in ihrer Art ge= feiert zu werden verdienen. Doch würde uns auch nur eine Nennung derselben schon zu weit führen. Wir übergehen ferner die kleineren Galerien sowie die sonstigen Sehenswürdigkeiten der Stadt und wandern zum Thor hinaus nach dem Busch, einem wunderschönen, von Alleen durchzogenen Gehölz, das sich eine Stunde weit ausdehnt und der Überrest einer großen, früher ganz Holland bedeckenden Waldung sein soll. Jezt bildet dasselbe inmitten des kahlen Flachlandes eine herrliche Dase, deren hochragende und weithin schattende Prachtbäume in Europa ihresgleichen suchen. Im Waldesdickicht versteckt aber liegt wie ein verwunschenes Schloß das sogenannte Haus im Busch (t' Huis ten Bosch), ein fönigliches Som

lich nicht, die Person des Monarchen mit köstliche Auswahl holländischer Kabinettbesonderem Pompe zu umgeben. Man achtet den König als den höchsten Repräsentanten des Staates und als den Nach kommen der berühmten Oranier, welchen die Niederlande ihre Freiheit und Selb ständigkeit verdanken, aber man macht nicht soviel Aufhebens von ihm und seinen Angehörigen wie in manchen anderen monarchischen Ländern. In den Blättern sucht man vergeblich nach einer offiziellen Rubrik Hofnachrichten", in welcher dem Leser mitgeteilt wird, wie jedes Mitglied der königlichen Familie den letzten Tag verbracht hat, und in ganz Haag fanden wir nur in einem Schaufenster eine kleine Photographie des Königs ausgestellt; Bilder der jugendlichen zweiten Gemahlin des Fürsten und des zur Thronfolge berufenen Prinzen von Oranien waren nir gends zu entdecken. Dagegen sind einzelnen früheren Regenten des Landes auf öffent lichen Pläzen eherne Denkmäler errichtet. Ja, der eigentliche Nationalheros, Prinz Wilhelm I. von Oranien, ist sogar durch zwei Standbilder geehrt. Das eine stellt ihn hoch zu Roß, das andere stehend mit leise erhobenem Finger dar, einer Geste, die auf die bekannte Schweigsamkeit des Fürsten und seinen Wahlspruch Sævis tranquillus in undis" (Ruhig inmitten stürmischer Wogen) hindeuten soll. Übrigens sagt man, daß Wilhelm von Oranien ebensowenig wie Moltke ein eigentlicher Schweiger gewesen sei, sondern daß er nur verstanden habe, das nicht über seine Lippen kommen zu lassen, was er nicht sagen wollte.

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Zu den Gebäuden des Binnenhofes gehört auch das Mauritshuis, in welchem die berühmte Gemäldegalerie der Residenz aufgestellt ist. Diese

Galerie ist mit Recht der Wallfahrtsort aller Fremden, denn sie enthält wie die öffentlichen Museen Amsterdams eine

merpalais, das in seinem „Oraniensaal" große farbenprächtige und lebenstrogende Wandgemälde enthält, welche teils von

dem großen Meister Rubens selbst, teils auch von seinen Schülern entworfen sein sollen.

Mit dem berühmten Busch sind indes die landschaftlichen Reize der nächsten Umgebung der Residenz keineswegs erschöpft. Wer in dem köstlichen Schatten jener Waldung hin und her gewandert, den treibt es mächtig weiter nach Westen, nach Scheve ningen und der See. Auf breitem, von hohen Bäumen eingefaßtem und zum Teil von Gehölz umgebenem Wege gelangt man etwa in dreiviertel Stunden zu Fuß dort hin, doch vermitteln auch, abgesehen von Wagen, eine Dampf- und verschiedene Pferdebahnlinien den zur Zeit der Saison sehr beträchtlichen Verkehr. So ist denn Scheveningen gewissermaßen ein Vorort der Residenz geworden. Die Bewohner und Besucher der letzteren wie die zahl reichen Badegäste der ersteren gelangen auf das schnellste und bequemste von einem Plaße zum anderen.

Man kann mit Leichtigkeit die Gemäldegalerie im Haag, die Waldwege des Busch und die See an einem und demselben Tage sehen und genießen. Scheveningen ist bekanntlich ein höchst eleganter Badeort, das Ostende der Holländer, welches von Kurgästen und Besuchern aus aller Herren Ländern wimmelt. Am Strande und vor dem großen Badhause entfaltet sich in den Morgen- und Nachmittagsstunden ein äußerst lebendiges Bild. In den gelben, durch ein gewölbtes Dach gegen die Sonne geschützten Korbstühlen gelagert oder hin und her promenierend und den Klängen der Musik lauschend, genießen alle, die Damen zum Teil in eleganten und pikanten Toiletten, mit vollen Zügen das dolce far niente des Strandlebens. Doch wer das großartige Naturschauspiel der brandenden See ganz und voll in sich aufnehmen will, der wandert, das lärmende Trei ben hinter sich lassend, die auf der Höhe der Dünen hergerichtete Terrasse entlang, bis er einsam dem Meere gegenübersteht. Da liegt es dann vor ihm in seiner durch kein kleinliches Beiwerk beeinträchtigten Erhabenheit, das Meer, das ewige Meer,

welches heute wie vor Jahrtausenden seine mächtigen, weißköpfigen Wogen dem Strande zuwälzt.

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Vom Haag aus erreicht man mit der Eisenbahn in einer Viertelstunde die Stadt Delft, in deren Mauern 1584 der große Wilhelm von Oranien durch Mörderhand seinen Tod fand und die dann die Grabstätte aller Oranier, das St. Denis des niederländischen Fürstengeschlechtes ge= worden ist. Umgeben von seinen Nachkommen bis auf König Wilhelm II., ruht der als Begründer der niederländischen Freiheit und Selbständigkeit noch heute. mit Begeisterung gefeierte erste Statthalter unter einem prachtvollen Marmordenkmal, welches von Künstlern des siebzehn= ten Jahrhunderts in der Neuen Kirche (nieuwe Kerk) errichtet ist. Eine latei= nische Inschrift hebt hervor, daß der Prinz als mächtiger Gegner Philipps II. von diesem Schrecken Europas" gefürchtet wurde. Ja, Philipp II., der finstere, heimtückische Despot, fürchtete und haßte den edlen Mann, der ihm so kühn und erfolgreich die Stirn zu bieten wagte, und er, der als echter Jesuit kein noch so schmähliches Mittel zur Erreichung seiner Zwecke von der Hand wies, wußte auch schließlich durch Ausseßung hoher Preise auf den Kopf Oraniens dessen Ermordung herbeizuführen. Mehrere durch spanische Versprechungen hervorgerufene Attentate waren bereits mißglückt, als Gérard am 10. Juli 1584 in Delft seine verhängnisvollen Schüsse auf den Statthalter abfeuerte. Der lettere wohnte um diese Zeit im Prinzenhof und war eben im Begriff, mit seiner vierten Gemahlin, Luise v. Coligny, sowie anderen Damen und Herren seiner Umgebung nach Beendigung des im Erdgeschoß eingenommenen Diners die Treppe zum ersten Stock hinaufzustei= gen, als er von dem im Schatten der Treppe verborgenen Gérard heimtückisch zu Boden gestreckt wurde. Noch jezt kann man in dem inzwischen zur Kaserne umgewandelten Prinzenhof die Treppe und

Massen und vorzüglicher Qualität verfertigten. Jezt eilt man aus der Stadt, die so still, so vereinsamt und melancholisch geworden ist, als wenn sie noch immer die vor drei Jahrhunderten in ihren Mauern begangene Frevelthat betrauern müßte, nach kurzem Aufenthalt weiter nach dem nahegelegenen zweiten Handelsplaß der Niederlande, dem mächtig aufstrebenden Rotterdam.

eine in die Mauer gedrungene Kugel des Mörders erblicken. Gérard hatte gut gezielt. Der zu Boden gesunkene Statt halter vermochte nur noch zu sagen: „Ich bin verwundet; mein Gott, habe Gnade mit mir und meinem armen Volke." Danu verlor er das Bewußtsein, und bald darauf war er eine Leiche. Der Mörder juchte zu entkommen, doch man ereilte ihn bald und ließ ihn dann, um die allgemeine Entrüstung über seine That zu manifestie- Die Holländer sagen, in Rotterdam erren, unter schrecklichen Torturen hinrichten. werbe man ein Vermögen, in Amsterdam

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Wie aber ihm die erhoffte Belohnung entging, so brachte die Blutthat auch Philipp II. nicht die gewünschten Folgen, denn an Stelle des ermordeten Statthalters erhoben sich bald neue thatkräftige Dranier, die ihr Land vor den Angriffen der Spanier zu schüßen wußten.

Außer der Erinnerung an den Tod Wilhelms und den Grabstätten der Ora nier bietet Delft wenig Bemerkenswertes. Auch seine Blüte ist in der Vergangen heit zu suchen, in den Zeiten, als es ein nicht unbedeutender Handelsplaß war und zahlreiche Fayencefabriken, von denen sich heute nur noch eine erhalten haben soll, die berühmte „Delfter Ware" in großen

lege man es gut und sicher an und im Haag gebe man es aus. Die verschieden= artige Bedeutung der drei ersten Städte des Landes ist damit nicht unzutreffend charakterisiert. Auch Rotterdam hat seine Sehenswürdigkeiten: die Laurentiuskirche, das Erasmus-Denkmal am Markt, eine öffentliche Galerie mit bemerkenswerten. Bildern alter holländischer Meister, einen zoologischen Garten, einen öffentlichen Park u. s. w. Doch das alles sind Nebendinge, ja der nüchterne Rotterdamer würde. vielleicht sagen Spielereien, denn Handel und Schiffahrt sind es, die in mächtigem Aufschwunge hier dominieren und alle anderen Interessen auszuschließen scheinen,

Die Stadt rüstet sich, Amsterdam zu über | schließen. Handelt es sich um das Durch

flügeln. Noch ist sie zwar weit vom Ziel, doch wer weiß, ob sie dasselbe nicht dereinst erreicht. An großartigen Bauten zur Erleichterung des Verkehrs hat man es auch hier nicht fehlen lassen. Auf hohem Viadukt ist die Eisenbahn quer über die Straßen der Stadt weggeführt. Der Lauf der Maas ist mit großen Kosten korrigiert. Mächtige Eisenbrücken mit fünf respektive drei weitgestreckten Bogen überspannen die beiden Arme des mächtigen Stromes und vermitteln den Eisenbahn-, Wagen- und Fußverkehr mit der in der Mitte gelege nen Insel Feijenoord, wo in den siebziger Jahren großartige Dockanlagen geschaffen sind. Freilich stehen diese Docks noch zum größten Teile leer. Man hat die zu er wartende Zunahme des Verkehrs ersicht lich überschäßt, und durch diese Überschätzung müssen große Verluste entstanden sein. Doch es scheint nicht, als wenn man in Rotterdam darum den Kopf sinken läßt. Wandert man von Feijenoord auf der stattlichen Maasbrücke wieder zum anderen Ufer zurück, so hat man ein Bild des allerregsten Schiffahrts- und Handelsverkehrs vor sich. Die besondere Eigentüm lichkeit Rotterdams ist, daß nicht nur am Ufer der Maas, sondern auch in den breiten und tiefen Kanälen, die vom Fluß aus in die Stadt führen, selbst tiefgehende Seeschiffe vor Anker gehen können. So dringen denn große Segel- und Dampfschiffe bis zum Herzen der Stadt vor. Auch die zahlreichen Brücken vermögen sie in ihrem Laufe nicht zu hindern, denn diese sind sämtlich auf ihr Passieren eingerichtet. Man sicht hier Dreh- und Zug brücken der verschiedensten Art, die sich, um den Straßenverkehr nur auf möglichst kurze Zeit zu unterbrechen, mit großer Leichtigkeit und Geschwindigkeit öffnen und

passieren eines kleinen Schiffes, so wird für dessen Mastspite oft nur eine kleine Klappe in der Brücke geöffnet. Eigentümlich ist ferner, daß ein großer Teil der Waren an den Ufern der Maas und der Kanäle frei gelagert wird, nur gegen den Regen durch Persennige geschüßt. Diese bunt nebeneinander aufgehäuften Waren und die zahlreichen Schiffe mit ihren hochragenden Masten und ihren schwarzen, qualmenden Schornsteinen inmitten der Stadt verleihen Rotterdam recht eigentlich sein charakteristisches Gepräge. Schon die Uferstraße an der Maas, die nach ihrer spärlichen Baumreihe „De Boompjes“ genannt ist, mit den dunklen Häusern und dem abgestumpften Turm der Laurentiuskirche im Hintergrund, bietet ein ungemein malerisches Bild; noch wirkungsvoller aber präsentieren sich einzelne Partien der breiten. und belebten Kanäle, die mit dem trüben holländischen Himmel darüber von vielen Künstlern gemalt, am feinsten und liebevollsten aber vielleicht von der Meisterhand Andreas Achenbachs wiedergegeben sind.

Doch nicht nur die von Schiffen erfüllten Kanäle, auch die nicht ans Wasser grenzenden Straßen der Stadt zeigen ein überaus geschäftiges Leben und Treiben, das in mancher Beziehung an Liverpool und Manchester, ja an London erinnert. Es scheint hier ein jugendlicher Geist über die sonst so behäbigen Holländer gekommen zu sein. Das mächtige Vorwärtsstreben der einzelnen wie des Ganzen tritt überall dem Fremden sichtlich entgegen. Mit gewisser Befriedigung erkennt man, daß für diese Stadt, im Gegensatz zu so vielen anderen Orten Hollands, der Höhepunkt der Entwickelung nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft zu suchen ist.

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ir sind gewohnt, die Objekte materials; da aber von den Verbindungen der Beobachtung in der Welt und Elementen nicht alle gebraucht weraußer uns in zwei Gruppen: den können, so bedarf der organische Körin die der anorganischen und per Einrichtungen, um eine Auswahl zu der organischen Körper, zu trennen. Als treffen. dem Reich des Anorganischen angehörig In Anbetracht des Ernährungsmodus bezeichnen wir chemische Verbindungen sind zwei Möglichkeiten denkbar. Entder Elemente untereinander in einfachsten weder der organische Körper ruht in der Zahlenverhältnissen, die den Charakter der Stabilität und Unveränderlichkeit tragen, solange sie nicht accidentiell durch die Einwirkung äußerer Einflüsse gelöst werden.

ihn umgebenden Außenwelt und wird von derselben gleichsam umspült, oder derselbe sucht die im Raume befindlichen nötigen Nahrungsquellen auf, er bewegt sich im Raume. Im allgemeinen gelten uns die

Der elementare Formentypus ist der beiden Gruppen der höher entwickelten Krystall.

In der organischen Welt treten uns komplizierte chemische Verbindungen entgegen, die aus einer verhältnismäßig nur geringen Auswahl der uns als Elemente bekannten Stoffeinheiten bestehen. Zugleich sind diese Verbindungen einem steten Wech sel unterworfen, es finden fortwährend innere Zersegungen statt, die zur Ermöglichung des Fortbestehens des organischen Individuums eines beständigen Ersaßes bedürfen. Wir bezeichnen diesen Stoffwechsel bei scheinbarem Gleichbleiben des organischen Körpers als Funktion der Ernährung und sind gewohnt, als Typus solcher Ernährungseinheiten die Zelle zu betrachten.

Der organische Körper bedarf vielfach der anorganischen Natur. Hier findet er einen großen Teil seines Ernährungs

Pflanzen und Tierwelt als die Repräsentanten beider Ernährungsmodalitäten.

Die Pflanze bildet in der Entfaltung von Wurzelfasern, Zweigen und Blättern eine große Mannigfaltigkeit der Berührungsflächen mit der Außenwelt und bedarf zur Nahrungsaufnahme einfacherer Einrichtungen. Das Material, meist nur aus anorganischen Stoffen bestehend, strömt aus der umgebenden Luft und dem Wasser mit den aus dem Boden gelösten Stoffen zu.

Anders verhält sich das Tier. Dieses entnimmt die Hauptmasse seiner Ernährungsstoffe nicht direkt der unorganischen Welt, sondern gewinnt sie in bereits verähnlichter Gestalt aus dem Pflanzenreich oder aus anderen Tieren. Es muß die ruhenden Massen seines Ernährungsmaterials aufsuchen, die vor ihm entweichenden erjagen. Diese gänzlich veränderten Lebens

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