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wirkliche, bis an das Meer reichende Glet- | zu seinem großen Bedauern den früheren scher zu bilden scheinen.

Nirgendwo sieht man hier, wie so oft an der Westküste von dem Meere aus, den senkrecht aufsteigenden Wall des Inlandeises.

Das Treibeis, welches jezt den Eis gürtel längs der Küste bildet, besteht hauptsächlich aus dem, was die Faugmänner Knattereis nennen, das heißt aus kleinen Eisstücken, die die lezten Reste größerer, durch Sommerwärme oder den Einfluß des Golfstromes zerstörter Stücke bilden. Weiter hinein wurden Eistafeln von bedeutender Ausdehnung gefunden, die selten aufeinander gehoben und oft durch breitere oder schmalere Wasserrinnen getrennt waren. Zwischen dem Treibeise wurde hier und dort ein oder der andere große Eisberg gesehen. Eisberge kommen jedoch in weit geringerer Menge an der Ost- als an der Westküste vor.

In der Hoffnung, recht bald bei Umanak oder Ekallumiut landen zu können, wollte Nordenskiöld sich hier nicht allzulange mit einem Versuche, den Eisgürtel zu forcieren, aufhalten, obgleich letzteres kaum eine besondere Schwierigkeit verursacht hätte. Er dampfte daher wieder weiter, doch änderte sich jezt das bisher schöne Wetter. Die ganze Küste und die umliegenden Eisfelder wurden in eine dichte Schneewolke gehüllt. Teils um nicht während des dicken Wetters zwischen dem Treibeise festzufahren, teils um nicht plöglich im Nebel auf eine zu spät wahrgenommene Eisklippe zu stoßen, und schließlich, um nicht während der Fahrt gegen die Strömung zu viel Kohlen zu verlieren, ließ er die „Sofia“ etwas vom Lande weiter ab aus der kalten, von Nor den her kommenden in die warme, nach Norden gerichtete Strömung steuern.

Am Abend des 3. September legte sich der Wind wieder, und das Wetter klärte sich auf. Die südliche Strömung hatte damals bereits die „Sofia“ an der Stelle vorbeigeführt, wo Nordenskiöld beabsich tigte, ans Land zu steigen. Die Jahreszeit und der Kohlenvorrat ließen es nicht rätlich erscheinen, zu wenden. Er gab also

Landungsplan auf, um an dessen Stelle. irgendwo südlich von Kap Dan eine Landung zu versuchen. Dieses Vorgebirge würde, falls der Ejnarsfjord bei Umanak oder Ekallumiut läge, anscheinend mit dem ehemaligen grönländischen Herjolfsnaes identisch sein.

Am Morgen des 4. September bekam man Kap Dan in Sicht. Das Meer schien in der Richtung gegen dieses Vorgebirge vollkommen eisfrei zu sein. Nordenskiöld. dampfte wieder dem Lande zu, entschlossen, diesmal einen ernsthaften Versuch zu machen, den Eisgürtel zu forcieren, welchen er hier schließlich anzutreffen vermutete und der ihm auch wirklich etwa zwanzig Seemeilen vom Lande entgegentrat. Das Treibeis war, nachdem dessen dicht gepackte Außenkante passiert worden war, ziemlich zugänglich. Es bestand aus gleichartigen, nicht zusammengeschobenen Eistafeln, welche sich nur wenige Fuß über die Wasserfläche erhoben und selten mehr als dreißig bis vierzig Fuß im Durchmesser besaßen. Hier und dort traf man große Eisberge an. Nach der Landseite war der Eisgürtel wieder von einer dichteren Kante begrenzt, hinter welcher sich eine so gut wie eisfreie, drei bis vier Meilen breite Küstenrinne befand. Das Wasser war hier glatt wie in einem Teiche, so daß man überall mit einem Boote am Ufer landen konnte. Die Küstenberge traten an den meisten Stellen in das Meer mit fast steilen Abhängen, ohne irgend ein niederes grasbewachsenes Unterland freizulassen.

Gerade gegenüber der Stelle, wo das Schiff durchgebrochen war, sah man eine offene Bucht sich tief in das Land hineinerstrecken. Nordenskiöld wollte anfangs hier ankern, um daselbst, ehe es zu spät wurde, einige Sonnenhöhen aufzunehmen; aber bei der Ankunft zeigte es sich, daß die Bucht keinen Schuß für das Schiff gewährte und daß sie wegen der Meerestiefe und Beschaffenheit des Bodens keinen brauchbaren Ankerplaß bildete. Auf alle Fälle ging er hier mit den Gelehrten der

Expedition auf einige Stunden ans Land, wobei er einige Mann aussandte, um von den Bergesspigen die nahegelegene Küste zu rekognoszieren und zu sehen, ob nicht ein wirklicher Hafen sich in der Nähe befände. Alle Mann waren um vier Uhr an Bord zurück: die Gelehrten mit einer über Erwarten reichen Ernte von den steilen, mit üppiger Vegetation bedeckten Bergabhängen; die ausgesandten Mannschaften mit dem willkommenen Bescheide, daß ein dem Aussehen nach guter, gegen Wind und Treibeis geschüßter Hafen in der Nachbarschaft entdeckt sei. Man dampfte schnell dorthin und ließ den Anker daselbst um sechs Uhr nachmittags fallen. Es war ein schöner, in mehrere Arme geteilter Fjord, der nur durch eine sehr schmale Mündung in Verbindung mit dem Meere stand und in seinem Jnneren an vielen Stellen herrliche und wohlgeschüßte Anker pläze bot. Auch unter der an vielen guten Häfen so reichen Küste Skandinaviens würde dieser für den allervorzüglichsten gehalten werden.

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wirklich eine der „Bygden" des alten Grönlands vor sich. Aber sie verdienen auf alle Fälle als Fingerzeige für künftige Untersuchungen an der Ostküste Grönlands beachtet zu werden.

Schnell, nachdem der Anker gefallen, gingen die Mitglieder der Expedition an Land und zerstreuten sich zum Zweck der Untersuchung nach allen Richtungen.

König Ostars-Hafen ist an vielen Stellen von schönen Thälern mit dichten ebenen Grasmatten und üppigem Buschwerk umgeben. Der Pflanzenwuchs erscheint hier üppiger und die Grasmatten weniger mit Moos gemischt als die auf demselben Breitengrade belegenen und von granitischen Bergarten umgebenen Fjorde an der Westküste Grönlands.

Aus einem der Thäler floß ein Bach hervor, dessen Strandgefälle an mehreren Stellen aus losen, von keiner Grasmatte gebundenen Sandlagern bestand. Hier sahen die Schweden Spuren von Eskimos. Ein Teil dieser Spuren war einige Tage alt, andere so kurz vorher eingedrückt, daß der durch den Fuß entblößte, unter der Oberfläche liegende feuchte Sand noch nicht getrocknet war. Augenscheinlich hatten. die Eskimos den Plaz geräumt, als sie sahen, daß zum erstenmal ein Fahrzeug die Eismauer durchbrach, welche die Küsten bisher so sicher gegen unwillkommenen Besuch geschüßt hatte.

Nordenskiöld benannte diesen Hafen mit dem Rechte des Entdeckers „König Oskars-Hafen". Es ist der erste Hafen an der Ostküste Grönlands südlich vom Bolarkreise, wo Fahrzeuge in den legten Jahrhunderten ankerten. Wenn Kap Dan das alte Herjolfsnaes wäre, so würde König Oskars-Hafen vielleicht dem bei Herjolfsnaes gelegenen, von Jvar Baard- An mehreren Stellen am Strande fanjön erwähnten Hafen „Sand“ entsprechen, den die Reisenden ziemlich wohlerhaltene der allgemein von Kaufleuten und Nor- Überreste von Eskimowohnungen aus männern benutzt wurde“. Daß die Nord- Stein und Torf aufgeführt, von Eskimomänner verschiedene Male hier waren, gräbern, von labyrinthförmigen Steinscheinen zwei auf den Bergeshöhen auf- anhäufungen vielleicht Spielpläge geführte Steinwälle anzudeuten, welche von Feuerstellen, Speckgruben, Fuchsfallen vermutlich als Einsegelungsmarken behufs u. s. w. Die leztgenannten waren sicherWiedererkennen der von Klippen verdeck lich kürzlich in Gebrauch gewesen und auf ten Mündung des Fjordes gedient haben. eine höchst sinnreiche Weise aus SteinAußerdem wurden hier Steinanhäufungen fliesen und Rollsteinen ohne Zuhilfe von von einem kleineren Hause derselben Art Holz oder Knochen verfertigt. In einem wie die Grundmauern der Normannen- Kindergrabe ein Steinhausen am Fuße häuser an der Westküste getroffen. Gewiß eines vorspringenden Klippenweges find diese ehemaligen Überreste allzu unbe- wurden ganz schön verfertigte Miniaturdeutend, als daß man aus denselben mit Fanggerätschaften gefunden. Sicherheit schließen könnte, man habe hier Die Naturforscher erhielten hier eine

Menge neuer Beiträge zur Fauna und außerhalb der Küste jezt schwächer wäre

Flora von Ostgrönland. Unter diesen muß besonders erwähnt werden die aus Skandinaviens Bauernhöfen, Baupläßen und bebauten Äckern wohlbekannte Gewächsart Potentilla anserina, welche in Grönland bisher vorzugsweise an den alten Ansiedelungspläßen der Norman nen getroffen worden und deren Vorkommen deshalb vielleicht als ein Anzeichen dafür betrachtet werden kann, daß die Normänner einst auch diese Gegend bebaut haben. Es wurden Renntier spuren, aber keine Spuren von Moschuss ochsen gesehen und auch weder Bären noch Walrosse, sondern nur einige wenige Seehunde angetroffen.

Daß die Eskimos geflüchtet waren, war äußerst zu bedauern. Nordenskiöld hätte nämlich sonst gewiß von ihnen viele wichtige Nachrichten über das Land und Volk in diesem Teile Grönlands erhalten, welche Aufschlüsse vielleicht viele bisher angezweifelte Fragen betreffs der Lage der alten normännischen Kolonien definitiv hätten lösen können.

Da er weder auf dieser Stelle die Anwesenheit von Eingeborenen feststellen oder von hier aus weiter ins Innere des Landes vordringen konnte, so lichtete er bereits am folgenden Tage den Anker, um weiter zu gehen, womöglich nach dem großen, stark bevölkerten Fjord, der nach den Nachrichten, welche die Ostländer dem Premierlieutenant Holm und dem Pastor Brodbeck gegeben hatten, ein Stück nördlich von Kap Dan angetroffen werden müßte. Vor der Abreise hatte er zwei Fangmänner auf die Felsen gesandt, um zu rekognoszieren. Sie kamen mit der Nachricht zurück, daß der Eisgürtel

als bei der Ankunft. Dieses bestätigte sich auch anfangs, aber es wurde späterhin sehr schwer, von der niedrigen Takelage des Fahrzeuges aus den besten Weg auszuspähen, und bald war man daher wieder an Stellen, wo die „Sofia“ sich einen Weg durch dichtes Treibeis bahnen mußte. Am schlimmsten war es, als das Schiff an die äußerste Grenze des Eisgürtels gelangte. Hier war das Treibeis nicht allein sehr dicht, sondern es wurde auch mit Krachen und Getöse von einem sehr starken Wellenschlage hin- und hergerollt. Es sah bedenklich aus, mit dem gebrechlichen Fahrzeug sich in dieses Wühl- oder Stampfwerk zu wagen, wo die gewaltigsten Eisblöcke nach und nach zerrieben und zerstört wurden. blieb aber übrig, im Falle Nordenskiöld nicht warten und sich etwa einer Überwinterung aussehen oder den Durchbruch des Eises unter weit schwierigeren Verhältnissen als jezt ausführen wollte. Glücklicherweise war der Gürtel, wo dieses Eisrollen stattfand, ganz schmal; der Durchbruch durch denselben ging auch, so gefährlich er aussah, glücklich, ohne eine andere Spur für die „Sofia“ von statten, als daß sie mit ihrer roten Mennigefarbe die Stellen markierte, wo sie die blauweiße Eisbarriere zerbrach.

Wenige Wochen darauf befand sich der kühne Forscher wohlbehalten mit allen Teilnehmern der Expedition wieder in der schwedischen Heimat, reich an Erfahrun gen und Kenntnissen über viele bis dahin gänzlich unbekannte Teile und Verhältnisse Grönlands, aber dennoch gegenüberstehend einer Reihe neuer Rätsel der nordischen Sphinx!

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rüchtigten Kopfjägern, unternehmen. Mein Gastfreund in Batavia riet mir zwar auf das allerentschiedenste ab, dieses furchtbare Land zu bereisen, wo Mord und Räuberei zu Hause seien, wo Dayaks und wilde Tiere bei Nacht das Lager überfielen, riesige Giftschlangen mit Krokodilen vereint auf jeden Wanderer lauerten und noch sonst alles Schreckliche dieser Erde zusammengehäuft schien. Mir kam es aber so vor, als wenn Borneo für ihn wie für viele andere Holländer hier eine terra incognita wäre; daß sie in diesem Falle wie überall mit allen mögLichen Ungetümen im Inneren bevölkert wird, passiert ja stets. Nur die Küstenstriche, an denen holländische Kaufleute wohnten, mit denen fie in Handelsbezie hungen standen, waren ihnen genauer bekannt.

Mein Entschluß wurde noch dadurch bestärkt, daß sich mir ein junger englischer Arzt anschließen wollte, der seine naturwissenschaftlichen Studien in dem pflan= zenüppigen Java gemacht und nun Lust

hatte, dieselben auf Borneo fortzusehen. eine größere Spazierfahrt, teils auch einen Mir konnte das nur angenehm sein; Spaziergang durch die Stadt. denn was geht über einen wissenschaftlich gebildeten Reisebegleiter, besonders wenn er noch dazu ein Jünger des Äskulap ist!

Eine günstige Gelegenheit kam uns sehr zu statten: ein Hamburger Dampfer sollte morgen die Anker lichten, um erst noch die Südküste Borneos und Celebes anzu laufen und dann nach den Besitzungen seines Hauses auf den Südseeinseln zu gehen. Über Passage wurden wir bald mit dem Kapitän einig; am Abend noch wurde unser Gepäck an Bord geschafft, und am anderen Morgen früh fünf Uhr verließen wir die Reede von Batavia, begleitet von unzähligen Dschunken und Fruchtbooten, die noch zulezt einen Handel mit uns anknüpfen wollten. Bald waren die lezten Häuserreihen unseren Blicken entschwunden, noch ein Bogen mußte gemacht werden, und dann dampften wir in das herrliche Indische Meer hinaus.

Eine köstliche Fahrt! Ein freundlicher Himmel lachte auf uns herab, um uns her spielte in dem spiegelglatten Wasser eine Herde lustiger Delphine und hin und wieder tauchte ein farbenglänzendes Korallenriff aus der Tiefe auf. Die Nacht verbrachte ich, in einer Hängematte träu mend, auf Deck und erfrischte mich an der linden gewürzreichen Seeluft dieser Zone. Unsere Reisegesellschaft bestand aus eini gen holländischen Kaufleuten, die Geschäfte halber nach Borneo reisten. Nach einer viertägigen Fahrt liefen wir in den brei ten Baritostrom ein, uns zur Rechten lag die Stadt Bandjermasin, das bornuesische Venedig genannt. Wir mieteten eine kleine Prau, luden unser Gepäck ein und fuhren dann durch eine Menge kleiner Kanäle hin, bis wir nach kurzer Zeit das beste Gasthaus der Stadt, das Hotel Pasengerahan, erreicht hatten. Wir fanden es dort recht komfortabel für hinterasiatische Verhältnisse und vor allem ge- | mütlich. Wir speisten auf echt holländische Art zu Mittag und machten nachmittags

Bandjermasin ist hauptsächlich auf Pfählen erbaut, nur einzelne Gebäude sind auf den festen Inseln aufgeführt. Die Stadt zählt etwa 40 000 Einwohner der verschiedensten Nationalität, ist aber in drei streng voneinander abgesonderte Teile geschieden. Der eleganteste und der Hauptteil ist der der Holländer auf der Insel Tatta; hier wohnen sämtliche holländische Regierungsbeamte, Kaufleute und höhere Militärs, wohl an hundert. Die Straßen sind wie in den Niederlanden eng und werden bei Hochflut unter Wasser gesezt. Die Häuser sind fast durchgängig aus Holz hergestellt, die hervorragendsten und stattlichsten sind der Regierungspalast, das Klubhaus, das Hospital und die mehr abseits liegenden Kasernen. Viel Interessantes giebt es da nicht zu sehen.

Deshalb wandten wir uns auch bald dem chinesischen Quartier zu. Wie überall haben sich die Chinesen nur des Handels wegen hierher gezogen; sie betrügen dabei die Malayen und die Eingeborenen, wo sich auch nur eine Gelegenheit darbietet. Die ganze Vorderfront ihrer unansehnlichen Häuser ist zu Läden eingerichtet; da giebt es Opiumhallen, Rattenschlächtereien, Materialwarenhandlungen, Diamantverkaufsläden, Spielhöllen und ähn liche Lokale. Gegen die Dayaks hegen sie dieselbe Antipathie wie diese gegen sie, während sie mit den Malayen schon auf freundlicherem Fuße stehen; gegen die Europäer aber sind sie die Liebenswürdigkeit und Höflichkeit selbst. Von einem alten, fetten Sohn des Himmlischen Reiches wurden wir eingeladen, eine Tasse Thee bei ihm einzunehmen. Wir accep= tierten dankend; es wurden aber ihrer zehn, was bei der vortrefflichen Theejorte und den kleinen Tassen noch eben nicht zu viel sagen will. Draußen wollten einige jüngere Chinesen gleich einen Goldhandel mit uns anfangen, ließen aber bald von dem Versuch ab, als sie merkten, daß wir wohl zu anderen Zwecken als zum Geldverdienen hergekommen sein möchten.

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