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unterbrochen allmählich ansteigend baute | Grönlands anzutreffen, wollte er wenigstens mehrere der so häufig beschriebenen Überreste auf der Westküste gesehen haben. Diese Exkursion war in ihrem weiteren Verlaufe so interessant, daß ich sie nach Nordenskiölds Bericht etwas ausführlicher darstellen möchte.

fich die Eisdecke zu immer größerer Höhe auf, so weit das Auge reichte. So schnell als möglich wurde die Rückreise angetreten und die Westküste Grönlands am 4. August glücklich wieder erreicht. Damit war die Hypothese Nordenskiölds endgültig für unrichtig erkannt, wenigstens für diesen Breitegrad, in dem sie sich bewegte. Es erhellt hieraus, daß unter Berücksichtigung der Erfahrungen früherer Expeditionen nunmehr angenommen werden muß, daß die ganze Südhälfte Grönlands, welche südlich vom 70. Grad nördlicher Breite liegt, ein mit einem Glet schermeer bedecktes, allmählich von Westen nach Osten sich erhebendes Land ist. Dies schließt indessen nicht aus, daß vielleicht viel weiter nach Norden ein eisfreies Innere von Grönland späterhin einmal aufgefunden werden wird.

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„Am 24. August," schreibt er, dampften wir in aller Frühe in den IgalikoFjord hinein und ankerten nach mehrstündiger, bei herrlichem Wetter zurückgelegter Fahrt am innersten Ende des Fjordes, gerade außen vor einem kleinen Eiland, auf dem eine in den,Grönländischen historischen Merkwürdigkeiten' beschriebene nordische Ruine gelegen ist. Die Bucht war von grünenden Grasflächen umgeben, welche nach grönländischen Ansprüchen ziemlich ausgedehnt waren und auf deren Steinfundamenten eine Menge alter nordischer Häuser belegen waren. Die bedeutendsten Ruinen wurden photographiert; sie waren unbedeutender, als ich erwartete, und selbst die Ruine, welche man als diejenige des Hauses Erichs des Roten bezeichnet, war nicht so groß als die Grundmauer vieler unserer nordischen Kossätenwohnungen. Neben den Baustellen wurde eine Menge ausgedehnter, aus der Vorzeit herrührender Steingärten gefunden, welche sicher als Einzäunungen für das Vieh gedient hatten. Das Merkwürdigste bei diesen Ruinen ist die Größe der zu den Grundmauern verwendeten Steinblöcke. Es ist schwer zu verstehen, wie dieselben fortbewegt und genau eingefügt werden konnten, jeder an seinen Plag, ohne Anwendung guter Hebebäume und Blöcke.

Sehr interessant war der weitere Verlauf der Expedition, soweit es sich um die Erreichung und Untersuchung der Ostküste handelte. Nachdem das Expeditionsschiff „Sofia“ am 16. August von einer Tour nach dem Norden wieder in Egedesminde angelangt war, ging Nordenskiöld mit den Teilnehmern der Eisfahrt sofort an Bord und brach nach dem Süden Grönlands auf. Nach siebzigstündiger Segel fahrt erreichte man Jvigtut, woselbst das Schiff nochmals in aller Eile aufs beste mit allem versehen wurde. Als die „Sofia“ diesen Hafen verließ, war sie mit Kohlen für volle Fahrt während elf Tagen und Nächten, entsprechend einer bei gutem Wetter zurückzulegenden Strecke von über zweitausend Seemeilen, versehen, und die Besatzung hatte reichlichen Pro- „Auf Veranlassung des grönländischen viant für zwölf Monate. Am 23. August Handels wird jetzt auch Viehzucht in diefrüh wurde der Anker wieder gelichtet ser Gegend betrieben, aber nicht von und spät am Abend Julianehaab erreicht. Europäern, sondern von Eskimos. AußerNordenskiöld machte mit dem Dampfer dem werden hier Wurzelpflanzen ange= hierselbst einen Ausflug in den Igaliko- baut, hauptsächlich Kartoffeln und Rüben; Fjord, wo nach Ansicht mehrerer däni- beide jedoch sind, wie es scheint, nicht für scher Forscher das Haus Erichs des festen Boden oder solchen, der wie dieser Roten „Brattahlid“ gelegen haben sollte. ungenügend gedüngt ist, geeignet. InFür den Fall, daß es ihm gelingen würde, folge dessen waren auch die Rüben, obeinige nordische Ruinen auf der Ostküste | gleich sehr groß und wohlschmeckend, den

noch schwammig, und die Kartoffeln, von denen einige Lasten für Rechnung der Expedition eingekauft wurden, zwar groß, aber lose und wässerig. Auch hiervon brachte unser Botaniker einige neue Bei träge zu Grönlands Flora mit heim. Ungeachtet eifrigen Suchens trafen die Zoologen nur drei Arten Landmollusken, eine Physa, eine Vatrina und eine Helix, an, welche sogar alle sehr selten vorkamen. Die Ausbeute an Insekten betrug nur wenige Arten Hartflügler und einige Schmetterlinge und Insekten anderer Ord nungen. Im nördlichen Norwegen, des sen Klima nicht viel besser als dasjenige von Südgrönland ist, werden Landmol lusken und Hartflügler in weit größerer Menge angetroffen, sowohl was die Anzahl an Arten wie Individuen betrifft. Man kann möglicherweise hieraus schlieBen, daß die Küste Südgrönlands wäh rend einer viel kürzeren Zeit als diejenige Norwegens frei gewesen ist von der Eisdecke der Glacialperiode, und sich einen Begriff machen von der langen Zeit, die erforderlich ist, ehe eine Art der ansässigen Tierformen sich über neue Gebiete aus breiten kann.

bis sechs Knoten dahinfuhren, näherte sich uns der Schein mehr und mehr. Als er dem Fahrzeug ganz nahe war, sah es aus, als ob wir in einem See von Feuer oder geschmolzenem Metall uns befanden.

„Nach einer Stunde war der Lichtschein an dem Fahrzeug vorübergegangen und verschwand schließlich weit am Horizont. Ich hatte bedauerlicherweise nicht Zeit, dieses Phänomen mit dem Spektroskop zu untersuchen. Es war entschieden von anderer Art als das gewöhnliche blauweiße Meeresleuchten, das sich zu derselben Zeit ganz klar im Kielwasser des Schiffes zeigte. Da der Schein vollkommen gleichmäßig war, so kann er nicht von Phosphorescenz herrühren, die von irgend einem Fischhaufen ausgestrahlt wird, welcher an dem Fahrzeug vorbeigeschwommen ist. Ein Fischhaufen würde sich auch durch irgend eine Bewegung zu erkennen gegeben haben, da zufällig das Wasser vollkommen spiegelglatt war und die von den Fischen herrührende Phosphorescenz ein bläuliches, nicht so gold= ähnliches Licht wie dieses, das sich hier zeigte, verursacht haben würde. Die Eskimos erklärten, daß ein in der Nähe „Als die Abenddämmerung uns alle sich ergießender Gletscherbach eine dünne wieder an Bord der,Sofia' versammelt Lage von salzärmerem Lehmwasser über hatte, dampften wir aus dem Fjord hin- | die Oberfläche des Fjordes ausbreite, und aus und nach der dreißig Minuten ent- glaubten, daß dies in irgend welchem fernt gelegenen Kolonie. Es wurde schnell | Zusammenhange mit der großartigen, bisfast stockfinster; das Fahrwasser war wenig bekannt und die Eskimo-Lotsen mit dem Lotsen eines Fahrzeuges nicht vertraut. Die,Sofia' konnte deshalb nur mit halber Kraft dampfen, so daß bereits der Morgen dämmerte, ehe wir im Hafen von Julianehaab Anker werfen konnten.

„Als wir während des stillen Wetters | und ruhiger See in der dunklen Nacht über den schmalen Fjord hindampften, jahen wir plöglich auf der Meeresfläche hinter uns einen breiten, aber scharf begrenzten Lichtgürtel. Derselbe leuchtete mit einem gleichmäßigen, etwas goldigen Scheine, ähnlich dem Lichte verschiedener phosphoreszierender Substanzen. Troßdem wir mit einer Schnelligkeit von vier

her von ihnen nicht beobachteten Naturerscheinung stände. Ein Nordlicht wurde gerade nicht am Himmel bemerkt, der ziemlich dicht bewölkt war.

„Die Ursache dieses merkwürdigen Phänomens, das während zehn bis fünfzehn Minuten die,Sofia' durch ein Feuermeer fahren ließ, kenne ich nicht; möglicherweise ist es eine derartige Lichterscheinung gewesen, welche zu dem in der Vorgeschichte Grönlands bekannten Bericht Lig-Lodins an König Harald Sigurdson Veranlassung gab, daß nämlich er (Lig-Lodin) einmal über eine Stelle gesegelt sei, wo das Meer in lichten Flammen stand."

Am 26. August früh morgens verließ

graphische Untersuchungen vorzunehmen. Bereits auf dem Wege dahin hatte die Expedition viele Eisberge angetroffen, und es begegneten ihr auch ferner im Laufe des Tages nicht allein Eisberge und Kalbeis, sondern auch eine bedeutende Menge Meereis ein gewöhnlich schlechtes Anzeichen für das Segeln längs der Ostküste. Der Anker fiel im Hafen von

die Sofia" Julianehaab. Da Norden skiöld dort keinen Eskimo-Dolmetscher erhalten konnte, beschloß er, vor dem An tritt der Fahrt längs der Ostküste noch einen Versuch zu machen, sich einen solchen zu verschaffen, und einen von der Brüdergemeinde in Südgrönland ansässigen Missionär zu überreden zu suchen, ihm mit auf der „Sofia" zu folgen. Zu diesem Behuse war es nötig, die fast an Friedrichsthal nachmittags halb vier Uhr.

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trafen und die völlig mit ähnlichen Berichten übereinstimmen, welche von dem dänischen Premierlieutenant G. Holm wäh rend seiner Reise nach der Südostküste im Jahre 1881 eingesammelt worden sind, berichtet der Lotse, dessen Name Timotheus

auf der Ostküste Grönlands von den Es- Nach verschiedenen Mitteilungen, welche kimos eingesammelt, welche zum Einkauf die gegenwärtigen Bevölkerungsverhältvon europäischen Waren Handelsreisen nisse und Wohnpläge an der Ostküste be= nach Friedrichsthal unternehmen von einem stark bevölkerten Fjord, der sich gegen das nördliche Island erstrecken soll. Nordenskiöld drückte sofort dem Pastor Brodbeck seinen Wunsch aus, für die Expedition einen in der grönländischen Sprache wohlbewanderten europäischen Kujanaugitsok ist, daß Ruinen von GeMann als Dolmetscher zu engagieren. bäuden, die nicht von Eskimos errichtet Letterer erklärte, daß er selber große sind, sich fast in jedem größeren Fjord Lust habe, mitzukommen, aber noch keine der Ostküste Grönlands vorfinden, besonbestimmte Antwort geben könne, bevor er ders in dem großen Fjord bei Umanak, in nicht die Erlaubnis seiner Vorgesezten den Fjorden Ekallumiut und Igdluluareingeholt habe. Diese wohnten in Lich- suit. tenfels, einer mehrere Meilen weiter nördlich belegenen Station der Herrn huter Mission. Dieses, sowie der Wunsch, daß, ehe man die schwere und als sehr gefährlich betrachtete Fahrt längs der Ostküste Grönlands antrat, der Kessel der „Sofia“ gereinigt und die Maschine nachgesehen wurde, veranlaßte die Expedition, in Friedrichsthal bis zum 29. August zu bleiben. Nach Lichtenfels wurde ein Kajak-Expreßbote abgesendet, der mit der Erlaubnis für Pastor Brodbeck zurückkam, daß derselbe der Expedition nach der Ostküste folgen und, falls Umstände dies erforderten, sich auch nach Europa begeben könne. Außerdem nahm man für die Fahrt während der letzten Tage auch zwei Eskimos an Bord, welche dem Fahrzeug den Weg nach der Ostküste durch irgend einen nördlich von Kap Farewell gelegenen Sund zeigen sollten.

Einer dieser Lotsen hatte einen großen Teil seines Lebens an dem Sunde Jkek, nördlich von der Südspige Grönlands, zugebracht und war daselbst viel in Berührung mit den Eskimos der Ostküste gekommen. Er war ein gesprächiger Mann, der mit Pastor Brodbecks Hilfe viele Aufschlüsse über den für die Geschichte der Geographie so außerordent lich interessanten Teil von Grönland lie ferte. Das wichtigste davon war folgendes:

Irgend welche vollständig erhaltenen Mauern werden nicht gefunden. Die Mauern sind immer niedrig, aber die Ausdehnung der Ruinen manchmal sehr groß. Die größte soll sich bei Igdluluarsuit finden. Ein vortrefflicher Talkstein wird in einem Berge oder auf einer Insel gerade südlich von Umanak gefunden. Die größten daraus geschnittenen Kochtöpfe haben einen Durchmesser von zwei bis drei Fuß. Das Vorkommen dieses Minerals, welches bereits in der Beschreibung von Kapitän Grahs Reise erwähnt wird, ist für die alte Geographie Grönlands von Bedeutung, weil Jvar Baardson in seiner bekannten Beschreibung Grönlands angiebt, daß Grönlands beste Talksteine auf „Renö“ außerhalb des Einar Fjordes gefunden werden, und daß man Bottiche so groß daraus schneiden könne, um zehn bis zwölf Tonnen Inhalt zu fassen.

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Sollte nicht," fragt Nordenskiöld, „Renö und das Vorkommen des Talksteines südlich von Umanak ein und dieselbe Stelle sein? Wenn dies bewiesen werden könnte was nicht so schwer sein dürfte, wenn der Talksteinbruch sorgfältig untersucht wird —, so hätte man hier einen festen Ausgangspunkt für die Entwickelung der Lage der altgrönländischen Ansiedelungen. Diese und andere ähnliche Mitteilungen, welche Pastor Brodbeck und Kolonieverwalter Lügen von den Eskimos der Ostküste erhielten, mit denen sie in

Berührung kamen, sowie anderenteils, Der Eisgürtel war ziemlich dicht, so wie der alte Egede bemerkt, der ausge- daß ein wirkliches Durchbrechen nötig prägte nordische Gesichtszug der Ostlän- gewesen wäre, um der Küste sich zu der scheinen im entschiedenen Widerspruch nähern.

zu stehen gegen die nach meiner Ansicht unnatürliche Erklärung, welche verschiedene Forscher den alten isländischen Sagen gegeben haben, als sie die ehemalige Ostansiedelung nicht nach der Ostküste Grönlands, sondern nach dessen Südwestküste verlegten eine Erklärung, deren äußerst günstige Aufnahme wohl nicht zum geringen Teil auf dem Mißgeschick der vielen Expeditionen beruht, welche Dänemark mit großen Opfern nach seinen alten, wie man sich einbildete, sehr wertvollen Besigungen in der Neuen Welt entsandt hatte."

Nunmehr begann die Fahrt um die Südspite von Grönland. Nach mancherlei vergeblichen Bestrebungen, die einige Tage Zeit kosteten, gelang es endlich, auf einem großen Umwege, unter Umjegelung eines Treibeisfeldes, die Gegend östlich von Grönland zu erreichen. Am Vormittage des 1. September hatte man sich infolge dessen noch nicht dem 62. Grad nördlicher Breite genähert. Das Wetter war herrlich. Nördlich vor dem Schiffe schien ein dichtes Treibeisfeld zu sein, das sich von den von den Einwohnern, die in ihren Frauenbooten längs der Küste fah ren, gefürchteten Gletschern von Puisortok weit in das Meer hinaus erstreckte. Aber südlich von dem Eiskap schien das Meer nach dem Lande hin überall eisfrei zu sein. Von dem Marstop konnte keine Spur von Eis wahrgenommen werden. Es sah wirk lich aus, als ob das bis dahin breite Eisland an dieser Stelle gebrochen wäre, und Nordenskiöld gab daher schnell Befehl, den Kurs gegen das Land zu richten. Erst nachdem man ein paar Stunden in dieser Richtung vorgegangen war, konnte man an den dunklen Strandabhängen merken, daß die Küste auch hier von einem vielgegliederten Perlbande von blauweißen Eisblöcken umgeben war, welches indes nur eine Breite von sechs Seemeilen zu haben schien.

Da die Küste hier den Mitteilungen der Ostgrönländer zufolge unbewohnt ist, so war Nordenskiöld wenig willens, an dieser Stelle die Expedition dem Abenteuer auszuseßen, welches eine solche Eisdurchbrechung immer mit sich führen muß. Als die Küstenberge photographiert worden. waren, dampfte er daher weiter, um Land ungefähr auf 63 Grad nördlicher Breite zu suchen, wo in den großen Fjorden von Umanak und Ekallumiut nach Angabe des ebengenannten Timotheus Kujanaugitsok eine Menge Grundmauern von Nordmannshäusern vorkommen sollen. Das Treibeis, welches sich von Puisortok fünfundzwanzig bis dreißig Seemeilen weit vom Lande erstreckte, wurde umsegelt, worauf die Reise längs der Eiskante gegen Norden fortgesezt wurde. Es ging nur sehr langsam vorwärts, teils infolge der vielen Krümmungen, die beim Verfolgen. der Eiskante gemacht werden mußten, teils wegen der starken nördlichen Strömung, die in dem Kaltwassergebiete längs der Küste herrschte. Man durfte sich aber nur ein kurzes Stück vom Lande entfernen, sonst kam man plößlich in eine warme südliche Strömung. Der Eisgürtel wurde auf 62 Grad nördlicher Breite wieder so breit, daß man fast die Hoffnung verlor, dem Lande nahe zu kommen. Aber bereits zur Mittagszeit traf man eine tiefe Bucht, die in das Land hineinschnitt, daß es wieder aussah, als ob ein vollständiger Durchbruch in dem Eisgürtel längs der Küste vorkäme. Wieder dampfte das Schiff gegen das Land hin, aber wieder wurde es durch ein schmales Eisband verhindert, sich dem Ziele zu nähern. Die ganze Küste besteht hier aus einem wilden Alpenland, welches nach dem zu urteilen, was man von dem Meere aus sehen kann, aus hohen schwarzen schneefreien Bergen gebildet ist. Die Thäler zwischen leßteren sind oft mit größeren oder geringeren Eisanhäufungen erfüllt, die jedoch nur an wenigen Stellen

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