Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

dem Lande aufgeschlagen und trafen dort | Bezug auf eines der Weihnachtsfeste, die Thorarin, den Gutsverwalter Thorgils, bei der eben erst christlich gewordenen der mit den Knechten entflohen war. Er Bevölkerung einen starken Beigeschmack wollte sich entschuldigen und behauptete, des gleichzeitigen heidnischen Festes hatvon den Knechten gezwungen zu sein, die ten und durch Schmausereien gefeiert ihn mit dem Tode bedroht hätten. Thor- wurden, erzählt, daß Erik der Rote nur gils tötete ihn aber und begrub ihn an durch Unterstügung der Vorräte von der Stelle, worauf er mit seinen Gefähr- Handelsschiffen im stande war, das nötige ten weiter zog. Endlich näherten sie sich Gastmahl zu bereiten, da der Boden gegen Ende des dritten Sommers einem Grönlands keinerlei Früchte zeitigte; so bewohnten Blaz. Sie hatten indessen wird ferner von vielen Schiffbrüchen, immer noch nicht, wie es in der Sage zahlreichen Unfällen durch Schnee und heißt, den „Ostbau" der Normannen er Eis, von Stürmen, Gletschern und so reicht; die Gegend, wo sie jest waren, weiter berichtet. wurde von einem gewissen Rolf bewohnt, der aus dem Ostbau landesverwiesen war und sich hier nordwärts angesiedelt hatte. Nun war das Ende der Not herbeigekommen, denn Rolf nahm die Schiffbrüchigen gut auf, bewirtete sie den Winter über und übergab das Kind der Obhut der Frauen. Als der vierte Sommer herbeigekommen war, erhielt Thorgils von seinem Landsmann ein Schiff, mit dem es ihm gelang, noch in demselben Jahre den Wohnsitz Erit des Roten zu erreichen. Dort fand er indessen nicht die gewünschte Aufnahme, und obgleich er hier im Ostbau manche rühmliche That verrichtete, unter anderem einen Bären tötete, was ihm das Recht gab, eine Steuer vom ganzen Lande zu erheben, obgleich er dann weiter nach dem „Westbau“ zog, wo er eine Bande Räuber, die ihren Aufenthalt auf den Inseln hatte, über wand und tötete und sich dadurch Ansehen erwarb, so wollte der Entdecker Grönlands doch nichts mit ihm zu thun haben. Thorgils kehrte deshalb wieder. nach Island zurück, nachdem er noch vor her die treulosen Knechte, die am Tode seines Weibes schuld waren, verfolgt und vernichtet hatte.

In dieser sagenhaften Erzählung tritt uns die Ostküste Grönlands in meteoro logischer und geographischer Beziehung genau so entgegen wie heutigestags. Doch es fehlt auch nicht an anderen Mit teilungen aus jener Zeit, welche eine der artige Annahme bestätigen. So wird in

[ocr errors]

Ich möchte gerade diesen Umstand etwas betonen, weil ich mich nicht jener Ansicht anschließen kann, der zufolge Grönland früher ein wärmeres Klima und günstigere Lebensbedingungen besessen hat als heute. Man hat bekanntlich die Besiedelung des Ostbaues und des West= baues durch zahlreiche Normannenfamilien dadurch für möglich erklärt, daß man annahm, Grönland sei in der That eine Art Grün-Land" gewesen. Wir dürfen aber nicht ohne zwingenden Beweis den Saß aufstellen, daß sich die klimatischen Verhältnisse Grönlands wie überhaupt irgend eines anderen großen Gebietes auf Erden im Laufe der lezten neunhundert Jahre wesentlich geändert hätten. Für die Unveränderlichkeit der meteorologischen Verhältnisse Grönlands seit sehr viel längerer Zeit spricht vor allem die großartige Gletscherthätigkeit, welche zahllose Thalwände abgeschliffen hat, zu welcher Arbeit sicherlich viele Jahrtausende gehört haben.

Das eine ist aber für jene Normannenzeit zuzugeben, daß die Nahrungsmittel Grönlands damals reichlicher geflossen sind als heute; besonders wird in den Sagen die große Menge der Fische gerühmt, welche in den Gewässern schwammen. men. Es hatte jener gewaltige Vernichtungskrieg, welchen das große Raubtier Mensch gegen alle nußbringenden Mitgeschöpfe mitleids- und erbarmungslos namentlich in den Tagen des Mittelalters bis zum hohen Norden ausdehnte ein

Krieg, dem jeßt allmählich die Tschuk tschen zum Opfer fallen, da sie aus Man gel an Walfischen und anderen Speck tieren verhungern müssen, noch nicht begonnen. Ferner muß man zugeben, daß die alten Wikinger, die in Abenteuern und kühnen Fahrten aufgewachsen waren, diese Seehelden, denen der Sturm das Schlummerlied fang und die sich stets auf der Kriegsfahrt befanden, die Witte rungsverhältnisse Grönlands viel leichter ertrugen, namentlich im Anfang, wo sie noch Vorräte aus der Heimat erhielten, als etwa unsere heutigen nordeuropäischen Bewohner.

Dieselbe Beschreibung des Landes wie damals tritt uns zu Anfang des vorigen Jahrhunderts entgegen, als der Missionär Hans Egede den heroischen Entschluß ausführte, in Rücksicht auf die frühere Ausbreitung des Christentums unter den grönländischen Normannen den Einwohnern Grönlands wiederum das Christen tum zu predigen.* „In dem vom 60. bis 74. Grade bekannten Grönland," so schreibt ihm im Jahre 1709 ein Verwandter, der eine Reise nach Grönland gethan hatte, „wurden an der Stræt Davis wilde Menschen angetroffen. Was aber den östlichen Teil von Grönland, welcher Island gegen überliegt und woselbst sich vor alters nor wegische Kolonien niedergelassen, betreffe, so könne man heutzutage, wegen der schwimmenden Eisschollen, welche die Annäherung an die Küsten verhinderten, feine Nachrichten von daher einziehen."

Als Hans Egede zwölf Jahre später als Missionär nach Grönland fuhr, be schreibt er den ersten Eindruck, den die Südspiße Grönlands auf ihn machte, folgendermaßen: „Das Land kam uns im geringsten nicht annehmlich vor, denn es war ganz mit Eis und Schnee bedeckt, und nahe der Küste erblickte man große Haufen Eises, unter denen wir einige, welche wie hohe Berge ausgesehen, an

*Herrn Hans Egede, Missionärs und Bischofes in Grönland, Beschreibung und Naturgeschichte von Grönland, übersetzt von D. Joh. Gl. Krüniz. Mit Kupfern. Berlin 1763.

"

trafen. Von dem vierten des Brachmonats an litten wir fast beständig von dem Sturme und den an die zehn bis zwölf Meilen weit von den Küsten auf der See herumschwimmenden Eisschollen Schaden. Selbige erstreckten sich weit weg nach Norden zu. Bei schönem Wetter segelten wir längs an dem Eise und suchten eine Öffnung, um an das Land zu kommen, es war aber unmöglich, denn die Eisschollen waren gleichsam aneinander befestigt, welches gar gräulich anzusehen war, und man konnte kein Ende davon wahrnehmen. An dem vorgenannten Tage befanden wir uns in der größten Gefahr. Wir erblickten uns nämlich gänzlich im Eise eingeschlossen und hatten nur noch zwei Flintenschüsse weit frei, um von einer Seite nach der anderen umzukehren.“ Auf Grund langjährigen Aufenthaltes in Grönland giebt der alte Hans Egede alsdann sein Gesamturteil über das Land kurz in folgendem ab: Grönland ist ein hohes und mit Felsen besetztes Land, von denen die höchsten, sowie das ganze Land, die Seeseite, und inwendig in den Meerbusen ausgenommen, mit Eis und Schnee, welche niemals schmelzen, bedeckt sind. Man kann die Höhe dieser Gebirge daraus ermessen, weil einige über zwanzig Meilen weit in der See gesehen werden können. Die ganze Küste dieses Landes ist mit großen sowohl als kleinen wie auch Halbinseln gleichsam befestigt. Nach dem Lande zu laufen von allen Seiten her ungemein viel große Meerbusen und Flüsse. Der wichtigste unter diesen Flüssen ist der sogenannte Baalsfluß unter dem 64. Grade, woselbst die erste dänische Loge im Jahre 1721 angeleget worden. Es erstreckt sich selbiger an die achtzehn bis zwanzig Meilen weit in das Land.“ Zum Überfluß ist in der dem Hans Egedeschen Werke beigefügten Karte von „Alt Groenland nach beyden Theilen, dem Oest- und Westlichen Theil oder Oster- und Westerbygd vorgestellet; nebst denen Meerbusen und daneben liegenden Inseln und Klippen" auch noch für das Innere Grönlands die

Bezeichnung gewählt: „Gebirge, welche mit beständigem Eise und Schnee bedeckt jind."

die Berge reiten und das verlorene Grönland (die normannischen Ansiedelungen des Ostbaues) entdecken sollten; und zu gleicher Zeit sollte eines von den Schiffen auf der Rückreise nochmals versuchen, auf

men. Aber es riß gar bald eine ansteckende Krankheit unter dem Volk ein; die tauglichsten Leute und die Handwerker starben weg, und weil die Pferde nicht ordentlich gewartet werden konnten, so krepierten sie alle. Es wurde also nicht nur in die Reise über die Berge, wiewohl dazu die Pferde ohnedem nicht zu brauchen waren, sondern auch in die zu errichtenden Kolonien ein großer Strich gemacht. So sehr nun auch die Mannschaft geschmolzen war, so suchte doch der Gouverneur dem königlichen Befehl wegen der Reise auf die Ostseite nachzuleben und begab sich am 25. April 1729 mit seinem Lieutenant und des Kaufmanns Assistenten nebst fünf Mann durch die Amaralik-Fjorde auf den Weg, kam aber den 7. Mai unverrichteter Sache zurück, weil er das ganze Land mit Eis überdeckt gefunden, welches nicht nur so glatt und uneben gewesen war, daß man nicht darauf hatte stehen können, sondern auch so viel große und kleine Risse besessen hatte, daraus vieles Wasser mit großem Sausen hervorgequollen." Ebensowenig gelang es darauf mit dem Schiffe auf der Rückreise einen Zugang zur Ostküste zu finden, da Eis und Sturm dies verhinderten.

Hier haben wir die Nachricht von dem mit ewigem Eise bedeckten Innern Grönlands“, wie es scheint, aus erster Hand. | der Ostseite Grönlands ans Land zu komDer Sohn von Hans Egede, der grönländische Bischof Paul Egede, trat in seinem etwa dreißig Jahre später veröffent lichten Werke der Ansicht seines Vaters bei.* Das Junere Grönlands trägt auf seiner Karte die Worte: „Das ganze Oberland liegt unter Eis und Schnee begraben von (der Südspiße) Staten Huk bis hinauf zum äußersten Norden." Der erste Versuch, einen Weg nach der Ostküste Grönlands von Westen her über das Eis zurückzulegen, geht bis zum Jahre 1728 zurück. Das unter dem alten Hans Egede stehende Werk der Mission wurde im gedachten Jahre von Kopenhagen aus kräftig unterstüßt. Paul Egede, der Sohn, berichtet darüber: „Es kamen mehrere königliche Schiffe aus dem Vaterlande an. Ein beladenes Schiff hatte sechs Pferde mit. Fünf waren unterwegs gestorben. Diese Pferde waren zur Entdeckung der östlichen Küste bestimmt, die quer durchs Land versucht werden sollte, welches her nach unthunlich befunden wurde, weil das Eis, welches über das ganze Land liegt, tiefe und breite Spalten hat und daher die östliche Seite zu Lande unzugänglich macht." In einem anderen Werke aus dem vorigen Jahrhundert** ist über diese Angelegenheit etwas Näheres angegeben. „Es kamen," heißt es da, „vier, wo nicht fünf Schiffe aus dem Vaterlande an und brachten Materialien, Geschüß und Munition mit zur Anlegung eines Kastells und einer neuen Kolonie. Die Offiziere brachten Pferde mit, auf welchen sie über

Nachrichten von Grönland. Aus einem Tagebuche, geführt von 1721 bis 1788. Vom Bischof Paul Egede. Kopenhagen 1790.

** David Granz' Historie von Grönland, entz haltend die Beschreibung des Landes und der Einwohner u. s. m., insbesondere die Geschichte der dortigen Mission der Evangelischen Brüder zu Reu-Herrenhut und Lichtenfels. Zweite Auflage. Barby 1770.

Es ist zu bedauern, daß über diesen, volle zwölf Tage dauernden Eismarsch, der von einem der am weitesten in die Westküste sich hinein erstreckenden Wasserarme aus unternommen wurde, kein ausführlicher Bericht vorliegt. Zwar war es von vornherein aussichtslos, die Ostküste Grönlands, deren nächste Punkte immerhin 400 bis 500 km entfernt lagen, auf diese Weise zu erreichen, aber immerhin konnte ein recht erheblicher Zuwachs unserer Kenntnisse über die Eisbedeckung im Inneren Grönlands gewonnen werden.

Eine etwas ausführlichere Beschreibung Endlich kamen wir zu einer Öffnung im der Eisverhältnisse hat uns Paul Egede Eise, nur eine Elle breit, über die ich hinterlassen, der neun Jahre später von gleich hinsprang; aber als mein grönder Diskobucht aus, welche zwischen dem | ländischer Begleiter dasselbe thun wollte, 68. und 69. Grade nördlicher Breite glitt er in die Öffnung hinein; doch blieb liegt, eine derartige, wenn auch kurze, er zu seinem Glücke an seinem Bogen Wanderung unternahm: „Gegen abend hängen, den er quer über dem Rücken kam mein Wirt mit seinen Bogen und unter den Armen trug; ich konnte ihn Pfeilen herein und fragte mich, ob ich am also leicht ergreifen und retten. Wir folgenden Morgen mit ihnen auf die standen lange und betrachteten diesen Renntierjagd gehen wollte, aber es wäre Kanal; so weit, als wir hinuntersehen so hoch im Lande hinauf, daß man über konnten, war sein Bett lauter Eis, den alle die höchsten Felsen wegsehen könnte, Boden sahen wir nicht, sondern hörten die um uns herumlagen. Ich antwortete nur das Wasser rieseln und sausen. Der ja und ging morgens um vier Uhr mit Grönländer war bekümmert, wie wir wieihnen. Gegen mittag waren wir dem der zurückkommen sollten, aber ich fand festen Landeise nahe, womit alle Thäler dies nicht gefährlich. angefüllt sind und das beinahe die höchsten Berggipfel bedeckt hat. Bis jezt waren wir lauter Steinfelsen, mit Moos und Heide bewachsen, hinangestiegen. Auf dem Wege kamen wir zu einem Berge, der von oben an bis in einen Abgrund hinunter nicht mehr als ungefähr zehn Ellen weit voneinander gespalten war. Die beiden Seiten des Risses zeigten, daß sie ehedem nur eine Masse ausgemacht hatten.

Jest sollten wir den Eisberg besteigen; hier blieb nur ein Mann bei mir, die übrigen suchten einen anderen Weg als den, den wir uns zu besteigen vorgenommen hatten. Indes wir hier ausruhten, betrachteten wir die Gipfel der Berge unter uns, die wir vorher über uns in den Wolken gesehen hatten. Ein herrlicher Anblick für einen Maler. Nachdem wir einen schnellen Strom durchwatet hatten, kamen wir ohne große Schwierig keiten für mich, der ich im Klettern von Jugend an geübt war, zu dem rechten Eislande hinauf; hier merkte ich, daß wir durch die Wolken gegangen waren, die wir vorher über uns sahen; nun sahen wir sie unter uns und unsere Schatten oben auf den schneeweißen Wolken liegen, die das untenliegende Land unseren Blikken entzogen. Die Sonne schien hell und so warm, daß viele Flüßchen und Bäche in dem scharfen und unebenen Eise flossen.

„Ich sehnte mich indessen nach einem Berge hin, dessen Gipfel wir ungefähr eine Meile von uns über das Eis hervorragen sahen. Der Weg dahin war bequem genug, aber das scharfe Eis nußte. die Sohlen so von unseren Schuhen ab, daß ich anfing, die Kälte desselben unter meinen Fersen zu fühlen, und also froh war, daß wir wieder zum Lande kamen. Der Berg war wie andere im Lande, obschon er wie eine kleine Insel in einem großen Eismeer lag, mit Heide, Moos und neben einem Strome mit ein wenig Gras bewachsen. Als wir eine Strecke den Berg hinangekommen waren, wurden wir ein großes Renntier gewahr. Wir trachteten beide danach, es zu schießen, fehlten aber. Als wir auf den Gipfel kamen, suchte ich mit einem Fernrohr von einer Elle Länge, ob ich im Westen Land entdecken könnte, aber ich sah kein Land. Die Kälte der Nacht erlaubte uns nicht, lange still zu sizen; wir kehrten also wieder zurück und kamen geschwinder zum Eismeer hinunter, als wir heraufgekommen waren; auf diesem war es mir bei weitem nicht so angenehm, als zur See zu gehen. Wir hatten ungefähr anderthalb Meilen zu gehen; daraus machten wir uns nichts, wenn unsere Schuhe nur ganz gewesen wären; aber wir waren beinahe barfuß. Dies ging an, solange wir auf dem Lande waren, aber nun soll

ten wir auf das scharfe Eis hinaus. Ich Tage und eine Nacht bei nichts als nahm daher das heu aus den Schuhen Wasser und Brot abwesend gewesen war, und ein Stück von dem Köcher meines von allen mit vieler Freude aufgenom Gefährten zu einem Paar Sohlen, die men." ich zuerst hineinlegte, nahm darauf meine wollenen Strümpfe, legte sie dreidoppelt oben drauf und band die Schuhe mit den Riemen an die Füße, so daß ich in recht guten Stand fam; aber es währte nicht lange, so war ich naß, denn die Sonne

Aus dem vorigen Jahrhundert ist uns noch über eine andere Eistour berichtet, bei welcher der Kaufmann Lars Dalager unter 621/2 Grad nördlicher Breite etwa 13 km weit über das Julandeis ge= langte. Den 3. September 1751 kamen

"

[graphic][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Die Abbildungen auf Seite 177, 181 und 185 sind aus dem bei F. A. Brockhaus in Leipzig erschienenen Werk Nordenskiölds Nordpolreisen" reproduziert.

« ZurückWeiter »