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Werk des Dichters, die dreiaktige Tragödie | Dr. Starke in dem Stück kennzeichnen die Alkibiades. Mag der moderne Geschmack maßgebende Idee desselben; er sagt von der noch so sehr derartigen weit zurückliegenden Fürstin, sie wisse nicht alles, sie sähe nicht Stoffen abgeneigt sein, die geistvolle, ge- alles und „doch übe sie die Gewalt dessen, der dankenreiche, schlagfertige Heysesche Dialektik alles weiß“. Dagegen spricht die Fürstin: nimmt den Sinn sofort unwiderstehlich gefan- „Nicht das fürstliche Blut, das fürstliche Amt gen. Eine noch energischere Anziehungskraft | ist heilig." Sie wird, von Leidenschaft hindes Dichters beruht in seiner Vorkkebe für das gerissen, des einfachen Forstwartes Wolfgang Hohelied der Liebe, dieser echtesten und wich- Gattin. Die sonderbare Stellung des unfürsttigsten Lebensquelle der Poesie, der dramati- lichen Gemahls hat eine Menge peinlicher schen insbesondere. Er weiß wie kaum ein Auftritte zur Folge. Der Hof lästert und anderer dies Lied immer neu zu variieren, und spottet, Wolfgang empört sich, Anna Leonore unermüdet lauscht der Hörer den lockenden gerät mit ihrer Umgebung, mit dem Geliebten, Alängen. In diesem Liebesdrama denn ja mit sich selbst in heftiges Zerwürfnis. Leiein solches ist es lediglich, ohne jegliche sokra der verliert die anfänglich so verständliche tische Zugabe kommt dem Dichter die grie- Zeichnung der Fabel und der Charaktere bald chische Vorstellungswelt trefflich zu statten. Die an Einfachheit und Klarheit und gerät ins Handlung ist von klassischer Einfachheit, die | Gekünstelte. Die Fürstin, indem sie sich verCharaktere plastisch, die Sprache voll edlen maß, allem Herkommen zum Troß dem NiedrigSchwunges. Altibiades kommt mit Timandra, geborenen zu gehören, vermag die Pflichten als Flüchtling den Schuß des persischen Satra- der Herrscherin mit jenen der Gattin nicht zu pen Pharnabazos zu erbitten. Nur widerwillig vereinen. Soweit ist die Disposition vortreffwird ihm dieser Schuß bewilligt, doch Man- lich; für den an Übermut grenzenden Starrdane, des Satrapen Schwester, erst voll Haß, sinn, mit welchem sie nicht nur keine Vermitte dann von Leidenschaft für den Griechen er lung sucht, sondern ihr „Von Gottes Gnaden“ faßt, will mit ihm fliehen, ihn retten und mit thöricht überschäßt, empfängt sie die Vergeltung einer Fürstenkrone seine Hand erkaufen. Schon in der Demütigung durch den eigenen Gatten, ist er von dannen gegangen und eben rüstet der sie bei einer revolutionären Bewegung der sich die zurückgebliebene Timandra, sich den Krone beraubt. Die starrsinnige Herrscherin Tod zu geben, als Alkibiades voll Reue zur wandelt sich in das gehorsame Weib des ForstGeliebten zurückkehrt und beide unter den Ge- wartes, der statt des „Von Gottes Gnaden“ schossen vergifteter Pfeile gemeinsam den Tod das „Er soll dein Herr sein“ zu Ehren bringt. finden. In hohem Grade ergreifend ist Timan Die Versöhnung ergiebt sich fast von selbst. dras Treue und Hingebung geschildert. Der Leider hat der Dichter diesen befriedigenden Dichter fand hier Töne von hinreißender Kraft | Schauspielschluß einem erzwungenen Trauerund Innigkeit. Diese drei Stücke sind bei spielende geopfert. Wolfgang und Anna LeoWilhelm Herz in Berlin herausgekommen. nore, beide bisher so starkgeistig, entwickeln plößUnd nun zum Schluß ein erfreuliches Erlich eine unerwartete befremdliche Gereiztheit. gebnis der lezten Bühnenernte: Arthur Bei einem Auftritt voll thörichter, unverständFitgers neues fünfaktiges Trauerspiel Von licher Leidenschaftlichkeit stößt Anna Leonore Gottes Gnaden (Oldenburg, Schulzesche Hof- dem Geliebten ein Messer in die Brust. Ein buchhandlung). Auch dieses Werk ist wie jenes erschreckender, unbegreiflicher Schluß. Abgevon H. Ibsen ein Tendenzdrama. Es spielt sehen von dieser Seltsamkeit ist das Stück voll im Herbst 1792 in einem kleinen deutschen großer dichterischer und dramatischer SchönStaat am linken Rheinufer. Die kulturhistori- | heiten. Eine Fülle psychologischer Details und schen Beziehungen und Reminiscenzen sind mit köstlicher Lichtblicke entzücken und fesseln den der dramatischen Handlung eng verknüpft. Das Lefer. Freilich fehlen auch gelegentlich die zu Grunde liegende Thema: Liebe der Herr- Schattenseiten nicht, es schmeckt manches nach scherin zu einem Manne aus dem Bürger- allzu billiger Effekthascherei, doch sind dies Ausstande. Demokratische Wortführer wie ein wüchse, die dem Regiestift anheimfallen können.

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b. bettners Kleine Schriften“.

Biel zu früh, erst einundsechzig Jahre alt, ward Hermann Hettner im vorigen Jahre durch den Tod mitten aus einer vielseitigen litterarischen, akademischen, organisatorischen Thätigkeit abberufen. Noch manche Förderung der Kunstsammlungen, denen er vor stand, noch manche Bereicherung der Litte

ratur in den verschiedenen Gebieten, die er gleichmäßig beherrschte, wäre wohl von ihm zu erwarten gewesen. Inzwischen bleiben seine wertvolle „Litteraturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts", welche das geistige Leben der drei bedeutendsten modernen Kulturländer, Deutschlands, Englands und Frankreichs, um

immer nicht häufiges Beispiel, obschon durch Geburt und Besiß auf behaglichen Lebensgenuß hingewiesen, gleichwohl seine ganze Zeit und Kraft einer weit mehr als bloß dilettantischen Thätigkeit auf dem Gebiete der schö nen Litteratur widmete, des Genossen der Schlegel und Tieck bei der großen Shakespeareübersehung, des Überseßers der Komödien Molières und vieler altdeutscher Dichtwerke. Auch dem 1863 verstorbenen Baron Stockmar

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zur Frau hatte) ist hier ein biographischer Nachruf geweiht, der bei aller Kürze und Gedrängtheit dennoch seinen Wert auch neben den 1872 erschienenen Denkwürdigkeiten“ Stockmars (von seinem Sohn Ernst) behauptet. Es folgen ein paar Aufsäße philosophischen Inhalts, der eine zur Beurteilung Ludwig Feuerbachs", der sich gegen das Buch von Konstantin Franz über Feuerbachs „Wesen des Christentums" richtet; der andere (schon erwähnte) „Gegen die spekulative Ästhetik“, worin der damals erst vierundzwanzigjährige Kunstkritiker mit anerkennenswerter Selbständigkeit ebensowohl gegen die einseitig aprioristische Kunsttheorie Hegels wie gegen gewisse praktische Kunstrichtungen, die gerade damals Mode waren, kühnlich polemisiert.

faßt, seine „Romantische Schule“, sein „Mo- | Mannes, der, ein in Deutschland leider noch dernes Drama“, nicht minder seine Schriften kunsthistorischen Inhalts, wie „Die Vorschule zur bildenden Kunst der Alten“, „Die Bildwerke der Königlichen Antikensammlung zu Dresden“, „Das Königliche Museum der Gipsabgüsse zu Dresden“, endlich die aus seinen lezten Lebensjahren stammenden „Italienischen Studien zur Geschichte der Renaissance", redende Zeugnisse seiner ebenso vielseitigen als gründlichen und geistvollen litterarischen Thätigkeit. Zu diesen von ihm selbst bei sei- | (von dem Hettner eine Tochter in erster Ehe nen Lebzeiten herausgegebenen Schriften tritt nun der oben angezeigte Band von Kleinen Schriften (Braunschweig, Fr. Vieweg u. Sohn), die nach seinem Tode erscheinen und durch deren Veröffentlichung die trauernde Gattin nach träglich einen Wunsch des Verewigten erfüllt, dessen Verwirklichung diesem selbst nicht mehr möglich war. Es ist allerdings nichts Neues noch Ungedrucktes, was wir hier aus Hettners Feder erhalten; vielmehr sind es Auffäße, die er zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht hat einzelne weit zurückreichend bis in die Anfänge seines Schriftstellertums (wie die Auffäße „Gegen die spekulative Ästhetik“, „Die neapolitanische Malerschule“, „Drangsale und Hoffnungen der modernen Plastik"), andere noch kurz vor seinem Tode geschrieben (wie „Die Franzis kaner in der Kunstgeschichte“). Abgesehen aber davon, daß auch die besten Aufsäge in Zeitschriften meist nur ein kurzes Dasein haben und rasch aus dem Gedächtnis der Leser, ja ost auch gänzlich von der Tagesordnung litte rarischer Diskussion verschwinden, weshalb ihre Sammlung in Buchform allezeit wünschenswert ist, hat eine Sammlung wie die vor liegende auch noch ein nicht geringes persön liches Interesse, indem man durch sie den Schriftsteller in seiner Entwickelung und seinem Wachstum in die Tiefe und Breite kennen lernt. Ist nun auch dieses leßtere Interesse vorzugsweise bei den näheren Freunden Hettners (deren es sicherlich eine große Zahl giebt) vorauszusehen, so bieten die hier zusammen gedruckten Aufsäße doch auch sachlich ein so vielseitiges Material der Belehrung, daß sie gewiß weiten Kreisen willkommen sein werden. Da ist zuerst eine Reihe von Biographien bildender Künstler (A. Rethel, E. Rietschel, P. v. Cornelius, M. v. Schwind, G. Semper), sämtlich mit ebensoviel Sachkunde als liebevollem Eingehen in den Stoff behandelt. An diese schließt sich eine Biographie des talentvollen, so früh und so plöglich verstorbenen Sängers Ludwig Schnorr v. Carolsfeld an, eines Sohnes des berühmten Malers, ferner eine des Grafen Wolf v. Baudissin, jenes in dem hohen Alter von neunundachtzig Jahren 1878 in Dresden gestorbenen merkwürdigen

Unter der Rubrik „Zur Kunst“ sind zusammengefaßt zunächst die zwei auch schon angeführten Auffäße über die „Neapolitanische Malerschule“ und über die „Moderne Plastik“, ferner einer über die „Landschaft und die Gegenwart“ (anknüpfend an den oldenburgischen Landschaftsmaler Ernst Willers), der über die „Franziskaner in der Kunstgeschichte“, mehrere Abhandlungen über monumentale Bauten in Dresden (Museum, Kreuzschule, Zwinger), über J. Schillings Gruppen ebenda (auf der Treppe zur Brühlschen Terrasse), über die Entwürfe zu einem Wellington-Denkmal in der Paulskirche zu London, endlich über den mutmaßlichen Verfertiger einer Prachtrüstung des Kurfürsten Christian II. im Historischen Museum zu Dresden.

In dem lezten Abschnitt endlich „Zur Litteraturgeschichte" werden allerhand interessante Stoffe abgehandelt: das altfranzösische Theater, Hamlet und das Wintermärchen von Shakespeare, Goethes Wilhelm Meister (hauptsächlich mit Bezug auf darin enthaltene socialistische Ideen), Goethes Iphigenie, Goethes Stellung zur bildenden Kunst seiner Zeit (ein Thema, welches Hettner nach seiner genauen Kenntnis beider Gebiete, des künstlerischen wie des dichterischen, mit besonderer Sachkenntnis und mit besonderem Interesse abhandelte), endlich L. Tieck als Kritiker.

Angehängt sind Gelegenheitsreden, die Hettner bei verschiedenen Veranlassungen gehalten,

und ein chronologisches Verzeichnis aller litte- | eine seltene schriftstellerische Rührigkeit und zurarischen Arbeiten des Verstorbenen. Diese be- gleich Vielseitigkeit und lassen immer aufs neue ginnen mit dem Jahre 1843 und enden mit schmerzlich bedauern, daß ihrem Verfasser nicht dem Jahre 1882, umfassen also einen Zeitraum vergönnt war, auch weitere litterarische Pläne, von nahezu vierzig Jahren. Sie bekunden mit denen er gewiß sich trug, noch auszuführen.

Litterarische Notizen.

Von dem vor kurzem uns entrissenen Carlyle er Zeit seines Lebens ein Zögling seiner geisterhalten wir die Übertragung eines seiner lichen Lehre, ein Priester geblieben. Er zählt Hauptwerke nebst einer Biographie in: Sarto die Züge auf, welche dies beweisen, und auch Refartus. Von Thomas Carlyle. Über dies ist richtig, daß seine biblische Kritik sich sezt und mit Anmerkungen verschen von niemals von dem katholischen Ideal emancipiert A. Fischer. (Leipzig, Otto Wigand.) Dies hat, welches in den asketischen Schriften der Werk gehört einer Epoche Carlyles an, in wel Kirche lebt. Er urteilt: „In meiner Urgeschichte cher die ungefügigen Kräfte dieses großen des Christentums hingegen hat jene BedachtSchriftstellers noch in einer wilden Gärung samkeit mir gute Dienste geleistet, denn ich besind befanden. Auf einem kleinen Gütchen, fand mich mit dieser Arbeit angesichts einer welches ihm seine Frau zugebracht hatte, in übertreibenden Schule, derjenigen der Tübinvölliger Einsamkeit hat Carlyle das Buch ge- ger Protestanten, Professoren ohne litterarischen schrieben. Es war natürlich, daß in der da- Takt und ohne Maß, denen durch die Schuld maligen Verfassung seines Geistes Schrift- der Katholiken die Studien über Jesum und steller mehr untergeordneten und barocken das apostolische Zeitalter fast ausschließlich anCharakters Einfluß auf ihn gewannen. So heimgefallen waren. Wenn erst die Reaktion ist denn die Form seines Werkes meistens von gegen die Schule durchbricht, wird man vielJean Paul bestimmt. Aber so wenig er sein leicht finden, daß meine nach und nach von Vorbild in den poetischen Partien wie in der der Überlieferung emancipierte Kritik, die Geschichte seiner ersten Liebe zu erreichen im katholischen Ursprungs ist, mir gewisse Dinge stande war, so weit läßt er es andererseits | im richtigen Licht gezeigt und mich vor manhinter sich zurück in Rücksicht auf die Energie | chem Irrtum bewahrt hat.“ einer männlichen und geschlossenen Weltansicht. Den Blick in ein ernstes, fruchtbares deutDie Keime aller seiner späteren Werke sind in sches Forscherleben eröffnet: Johann Heinrich diesem enthalten. Die Bildungsgeschichte Car- von Thünen. Ein Forscherleben. Zweite Auflyles ist in ihm mit einer seltenen Offenherzig- | lage. Mit dem Porträt J. H. v. Thünens. keit dargelegt. (Rostock und Ludwigsluft, Karl Hinstorff.) Welch ein Abstand, wenn man dies Werk | Früh hat Thünen, ein Schüler von Albrecht vergleicht mit der Darstellung, welche uns ein anderer berühmter Zeitgenosse von seiner Bil- | dung gegeben hat: Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugendzeit. Von Ernest Renan. Autorisierte Überseßung von Stephan Born. (Basel, M. Bernheim.) Das Leben Jesu dieses berühmten Schriftstellers hatte seiner Zeit nicht wenige durch eine süßliche Sentimentalität abgestoßen. Die vorliegenden Erinnerungen machen uns den Charakter dieses Mannes verständlicher, in welchem eine echte Gelehrsamkeit auf dem Gebiet der orientalischen Sprachen mit einer weichlichen und oberflächlichen Eleganz verbunden ist. Renan ist der Zögling eines Priesterseminars. Er schildert uns in einer rührenden Kindergeschichte das dörfliche Leben, in welchem er | aufwuchs, dann seine Erziehung im priesterlichen Seminar, und er ist selbst voll davon, daß hier die bestimmenden Eindrücke seines Lebens lagen. In einem gewissen Sinne ist

Thaer, in der Verknüpfung der Erfahrungen auf seinem Gute mit den vorhandenen Theorien den Plan seines berühmten Werkes gefaßt und es durch langsame Gedankenarbeit erst viele Jahre später zum Abschluß gebracht.

In ein süddeutsches Idyll lassen blicken: Briefe von I. P. Hebel. Herausgegeben von Otto Behaghel. Erste Sammlung: Briefe an K. Ch. Gmelin, an die Straßburger Freunde, an Justinus Kerner. (Karlsruhe, H. Reuther.)

Das Leben dieses volkstümlichen Schriftstellers stellt sich hier in seinen Briefen höchst anschaulich dar. Nichts von den großen Ereignissen, welche seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts die Welt erschüttert haben, beschäftigt diesen innigen friedlichen Geist. Er hat sich ganz in die Enge des nächsten ihn umgebenden Lebens angesiedelt. Sein unvergleichlicher Humor ist das natürliche Ergebnis einer Lebensfreudigkeit, welche mit der Enge dieser Verhältnisse spielt.

Wir fügen eine Schrift hinzu, welche einen älteren Schriftsteller zum Gegenstande hat: Albrecht Hallers Tagebücher, seine Reisen nach Deutschland, Holland und England, 1723 bis 1727. Von L. Hirzel. (Leipzig, S. Hirzel.) Diese Aufzeichnungen Hallers werden hier zuerst durch den Druck bekannt gemacht und sind ein wichtiger Beitrag für die Geschichte von Wissenschaft und Dichtung in jenen Tagen.

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die Grundlehren der Elektricität von W. Ph. Hanif keine intimeren Vorkenntnisse vorausseßt. Die Aufsäße sind durchschnittlich knapp und klar geschrieben; reiche Illustrationen tragen wesentlich zum Verständnis bei.

Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Von Dr. Alf. Ritter v. Urbanizki. Eine populäre Darstellung der magnetischen und elektrischen Naturkräfte und deren praktische Anwendungen. Mit sechshundert Illustrationen. (Wien, A. Hartlebens Verlag.) Dieses Werk gehört zur Klasse jener Bücher, welche, unterhaltend geschrieben, zur Belehrung der Leser auf denselben unbekannten Gebieten hinwirken wollen. Daß dieser Endzweck eine etwas freie Behandlung der Wissenschaft verlangt, leuchtet ein. Das vorliegende Werk dürfte besonders für die reife Jugend bestimmt sein, um derselben die Erfolge der Elektrotechnit in recht drastischen Beispielen vor Augen zu bringen, dabei aber gleichzeitig in die Wissenschaft selbst einzuführen und deren Wesen klar zu legen. In den uns vorliegenden fünf Anfangslieferungen wird eine einleitende Geschichte der Wissenschaft gegeben und dann in die Grundzüge derselben eingetreten. Das Werk ist hübsch ausgestattet.

A. Hartlebens elektrotechnische Bibliothek. Lfrg. 21 bis 40. (Wien, A. Hartlebens Verlag.) Das ungemein weitschichtig angelegte, aber sehr umsichtig behandelte Sammelwerk, dessen wir bereits Erwähnung thaten, schreitet rüstig vorwärts. Der Umstand, daß die elektrotechnische Bibliothek nicht als ein unteilbares Ganzes aufgefaßt, sondern aus einzelnen für sich selbständig bestehenden Werfen zusammengesezt worden ist, um die Anschaffung zu erleichtern, hat für den Abnehmer des ganzen Werkes allerdings den Übelstand, daß er sich viele Wiederholungen gefallen lassen muß, ohne welche aber der Endzweck des Unternehmens nicht erreichbar gewesen wäre. In den vorliegenden Heften bespricht zunächst J. Sack die Telegraphie, Die Mechanik in ihrer Entwickelung. Histoderen Wesen und praktische Anwendung. Dann risch-kritisch dargestellt von Dr. Ernst Mach, folgt ein Aufsaß von Th. Schwarze, wel- Prof. der Physik an der deutschen Universität cher eine recht übersichtliche Zusammenstellung zu Prag. Mit 250 Abbildungen. (Leipzig, der Telephone, Mikrophone und Radiophone F. A. Brockhaus.) Auf etwas breiter, aber enthält. Besonderes Interesse für den Laien ungemein leicht verständlicher Grundlage entbietet die Besprechung der Elektrolyse, Galvano- wickelt Mach nur in einer oft zu selbstbewußten plastik und Reinmetallgewinnung von Ed. Ausdrucksweise die Geschichte der Mechanik, Japing, während sich die Abhandlung über beziehungsweise die Entstehung und Ausbildung die elektrischen Meßinstrumente von A. Wilke ihrer allgemeinen Ergebnisse. Es ist dieses an die eingeweihteren Kreise wendet. Dasselbe Werk als ein populäres Nebenstück zu Dühist der Fall mit dem elektrotechnischen Formel- rings preisgekrönter Kritischer Geschichte der buch von Zech, wohingegen der Aufsaß über | Mechanik“ anzusehen.

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enn Regen und Kälte sämt- es kam ferner der katholische Pfarrer mit liche Fliegen der Provinz den schwermütigen Augen und dem Ge= getötet hatten, so waren die dankenstrich an Stelle des Mundes, der in dem Schwarzen Bären" Baumeister Wegerich und Herr Bonn, der Kreisstadt Rucksdorf in Schlesien sicher Lehrer an der evangelischen Stadtschule, lich noch lebendig. Träge saßen sie auf hervorragend als Musiker. Diese, eindem Rand des Grogglases, das der gerechnet den jüngst nach Rucksdorf verLandrat vor sich stehen hatte, und dem sezten Amtsrichter Bauer, waren die alljungen Amtsrichter Bauer umschwebten abendlichen Stammgäste im „Bären". sie beharrlich die nachdenkliche Stirn. Die Herren wehrten die lästigen Gäste geduldig ab, ohne sich darum zu kümmern, daß sie sofort wiederkamen; sie waren es nicht anders gewohnt, denn solange sie den „Bären“ besuchten, Sommer und Winter waren die Fliegen dort.

Der Landrat kam jetzt nicht mehr so regelmäßig wie früher, er hatte sich kürz lich verheiratet. Um so sicherer fand sich der Doktor Korteck ein, der mit der zu nehmenden Korpulenz bequem wurde und die Praxis immer mehr seinem Kollegen, dem emsigen Kreisphysikus Kurz, überließ;

Der katholische Pfarrer hatte seinen Plaz neben Herrn Bonn; das war sehr wichtig, denn die beiden mußten jeden Abend miteinander streiten, und obwohl Kolinsky stets auf seinem Gesicht den Ausdruck des Friedensengels festhielt, war er fast noch mehr auf den Disput erpicht als der lärmende Gegner.

Der Baumeister sprach mit dem Landrat über die neue Kirche, die einen akustischen Fehler hatte, und bekam, wie stets bei dieser Gelegenheit, einen roten Kopf; der Doktor hörte hier und dort mit halbem Ohre zu, lächelte und gähnte ab

Am 2. Januar ertrank leider die talentvolle jugendliche Verfasserin dieser Novelle im Rummelsburger See unweit Berlin bei dem heldenmütigen Versuch, einen Knaben aus dem Wasser zu retten. Anm. der Red. Monatshefte, LVI. 332. - Mai 1884. Fünfte Folge, Bd. VI. 32.

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