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Aedes has paternas dilectissimas

längs einer mit verschiedenartigen Gartenanlagen verzierten Mauer, welche Küchen Anno libertatis Anglicae MDLXXXVIII institutas

und Wohnungen des Dienstpersonals verdeckt, durch eine Allee und langt auf einem großen viereckigen, offenen Plat, in dessen Mitte eine schöne, große Trauerweide steht, die als vierzigjähriger Baum im Jahre 1830 von Derby hierherverpflanzt ward, vor dem Haupteingange an. Nachdem man alsdann eine kleine Eingangshalle durchschritten hat, gelangt man in einen großen Vorsaal.

Dieser Vorsaal, oder Halle, mißt 60

Gul S. Devoniae Dux Anno MDCCCXI Haeres accepit

Anno moeroris MDCCCXL perfecit.

Die lette Linie bezieht sich auf die Gräfin Burlington, Nichte des früheren und Gattin des jetzigen Herzogs, die im Frühjahr 1840, wo der Bau des Schlosses vollendet war, starb.

Ueber einem großartigen Treppenbau, mit Gemälden und Figuren des Apollo, der Minerva und Lucretia geschmückt, ge

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Fuß 27 Fuß, hat eine geschmackvoll mit Marmor eingelegte Flur und die Decorationen der Wände, von Verrio und Laguerre gemalt, stellen Scenen aus dem Leben Julius Cäsar's vor, wie die Passage des Rubicon, die Reise auf dem Adriatischen Meer zum Heer bei Brundusium, das Opfer vor dem Eintritt in den Senat, der Tod durch Brutus' Hand, und an der Dede die Deification. Dies Mauerwerk und die Säulen aus Derbyshire-Marmor sind geschmackvoll angelegt und machen einen großartigen Eindruck. Ueber dem Kamin findet man die folgende Inschrift angebracht:

langt man in die Staatsgemächer, deren Thür- und Fensterumkränzungen aus verschiedenartigen Sorten von Marmor bestehen, während die Decken allerhand allegorische Gemälde von Verrio und Sir James Thornhill tragen, wie das Urtheil des Paris, Aurora, die Nacht verjagend, die Entdeckung von Mars und Venus, und Phaeton, die Sonnenrosse bändigend. Der Fußboden besteht aus Mosaik, hauptsächlich von Eichenholz, die Wände sind mit Gobelins, Copien nach Raphael's Cartons, bedeckt, umgeben von reichgeschnitten hölzernen Umrahmungen. Diese, von Gibbons gearbeitet, sind schöne Meisterwerke,

und vielleicht hat kein Anderer es so voll kommen verstanden, Holz so geschmackvoll in leichte, luftige Blumen und Blätter zu gestalten, die in der Gruppirung die ma lerische Unordnung jeder Gattung so schön vereinigen. Man bewahrt in diesen Räumlichkeiten allerhand Reliquien, die bei den Krönungen von Georg III. und William IV. gebrauchten Sessel und Fußbänke, das Sterbebett Georg's II., einen Garderobenschrank von Louis XIV., einen Malachit, Uhr und Vasen, Geschenke des Czaren Nikolas I. an den Herzog, Bilder der Herzöge von Devonshire 2c. Der Eindruck dieser ganzen, gegen zweihundert Fuß langen Suite, mit ihren prachtvollen Meubles und den hohen Spiegelfenstern, ist imposant; allein es er fordert einige Hundert Personen, um die selbe zu beleben, und so viel Gäste bewohnen selten das Haus eines Privatmannes auf ein Mal.

In der Süd-Galerie befindet sich eine schöne, seltene Sammlung von über tausend Handzeichnungen von Titian, Rubens, Salvator Rosa, Raphael, Claude Lorrain, Corregio und anderen Meistern, hinter derselben tritt man in die Kapelle, deren Holzschnitzereien von Gibbons, die Sculptur von Cibber (ein Holsteiner), von der besonders das Altarstück „Glaube und Hoffnung," gelungen ist, und die Gemälde von Verrio und Laguerre.

Der Bildersaal, auch der rothe Sammetsaal genannt, enthält unter anderen Gemälden Edwin Landseer's bekanntes Bild „Bolton Priory in der alten Zeit“ und einen jungen Spartaner von Eastlake. Im großen Empfangssaal befinden sich eine Anzahl interessanter Portraits: die unglückliche Marie Stuart, welche hier in dem alten Schloß lange gefangen gehalten ward, von Frederigo Zuccaro; Henry VIII., von Holbein; Charles I., von Cornelius Janßen; Philipp II., von Titian 2c. 2c.

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von Henry VII. an Maria Stuart ge= schenkte Gebetbuch mit seiner Namensschrift. Im Speisesaal (58×30 Fuß) findet man außer verschiedenen schönen Bildern zwei reiche Kamine von Westmacott und Sievier. Die Galerie für Sculptur enthält eine große Anzahl von Bildwerken von größerem oder geringerem Verdienst, die außerdem noch zahlreich über das ganze Haus vertheilt sind, mit deren besonderer Beschreibung ich hier jedoch nicht ermüden will.

Unter allen diesen Kunstwerken, meist von hoher Art, fällt ein kleiner Scherz auf. Dies ist eine Violine, hinter einer Thür, wie an der Wand hängend, gemalt. Der Effect ist gelungen, erscheint aber etwas drollig hinter der Thür eines der großen Staatsgemächer. In gleich großartigem Stil ist der Garten gehalten, der, südlich vom Schloß gelegen, mit seinen Orangeriegebäuden, seinen Cascaden, ungeheuren Springbrunnen und seinen gewaltigen, über alle Beschreibung schönen Bäumen, den Anlagen von Versailles sehr gleicht.

Die älteste Erwähnung in der Geschichte von Chatsworth geschieht unter dem Namen Chetesoorde, im Besige von William de Peveril, der sich in der Schlacht von Hastings auszeichnete; dann fiel dasselbe in die Hände der Familie Leche, die es im sechzehnten Jahrhundert an die Familie Agard verkaufte, von der es Sir William Cavendish, Vorfahr des jeßigen Besizers, des Herzogs von Devonshire, erwarb. Das alte Schloß war klein, quadratisch, mit vier Thürmen, und Maria Stuart hielt sich 1570, 1573, 1577, 1578 und 1581 hier in Gefangenschaft auf. Während der Bürgerkriege ward es bald von der einen, bald von der andern Partei gehalten, und im Jahre 1587 begann der vierte Earl und erste Herzog von Devonshire das Abtragen des alten, und die Erbauung des neuen Schlosses. Er kam zu hohen Ehren, erhielt die höchsten Würden und Aemter und starb 1707 in Devonshire House, Picadilli, London. Seine Nachfolger sezten den Bau fort, der im Jahre 1840 vollendet ward. Der zuletzt erbaute Theil ist der Ballsaal, am Nordende, links vom Eingang, außerordentlich hoch gelegen, und die darüber angelegten Rauch- und Spielzimmer bilden den höchsten Theil des Schlosses.

In den Gärten sind außer den Waffer

werken und architektonischen Anlagen verschiedene wildgroteske Stellen, darunter eine aus künstlichen Felsen, Schilf und Gesträuch bestehend, ziemlich gelungen, und eine Trauerweide aus Eisen und hohl, die plöglich aus dem Ende eines jeden Zwei ges Wasserstrahlen nach allen möglichen Richtungen entsendet. Am westlichen Ende befindet sich das große Gewächshaus für tropische Pflanzen. Dieses große aus Eisen und Glas errichtete Gebäude, 300 Fuß lang, 150 Fuß breit, einen Morgen Land bedeckend, ist von Joseph Parton (später Sir Joseph Parton), dem Gärtner des Herzogs, erbaut und bildete das Modell für die in ihrer Art einzige Schöpfung des Crystal-Palace, den Sir Joseph Parton später construirte. Nächst diesem leßteren ist es das größte jezt bestehende Glasgebäude, und die wundervollen tropischen Pflanzen, die es enthält, übertreffen Alles, was ich je auf dem ganzen Erdball an Gewächshäusern gesehen. Durch die Mitte führt ein geräumiger Fahrweg, wo bei regnerischem Wetter oft drei oder vier Wagen eine Spazierfahrt machten. Wäre ich Besizer eines so angenehmen Ortes, ich würde denselben, statt eine halbe Meile vom Schloß, dicht an meinen Zimmern an gelegt haben, um mich zu jeder beliebigen Zeit eines Spazierganges in so lieblicher Umgebung erfreuen zu können.

Destlich von diesem Gewächshause liegt eine ungeheure Baumschule, in der man alle möglichen Bäume acclimatisiren sieht, oben auf der Höhe ein alter Jagdthurm, von dem man eine weite Umsicht über Thal und Hügel hat, und hinter demselben eine Menagerie, Fischteiche, Musterwirthschaften und andere Gebäude.

Ein sehr interessanter Theil der Anlage ist der Gemüsegarten, zwölf Morgen messend, etwa eine halbe Meile nördlich vom Schloß im Thal, unweit des Flusses gelegen. Hier stellte Joseph Parton seine ersten Versuche über Gewächshausbauten an, und sein eigenes, elegantes Haus, eine angloitalienische Villa, jezt von seiner Wittwe bewohnt, steht am Eingang desselben. Eine Anzahl von Gewächshäusern werden benust, um tropische Pflanzen zu erzeugen, welche man für Tafeldecorationen abschneidet; dann große Galerien von 240 Fuß Länge, und eine jede in acht Theile gesondert, dienen für den Wein- und Pfirsich

bau, so daß durch Steigerung oder Verminderung der Wärme man durch das ganze Jahr stets reife, herrliche Früchte erzeugt. Ein eigenes Haus ist für die Victoria Regia erbaut, wo in einem dreißig Fuß messenden Bassin, dessen Wasser durch künstliche Mittel in Bewegung gehalten wird, diese schöne, eigenthümliche Wasserlilie ihre vier bis sechs Fuß großen Blätter ausbreitet, und die erste Blüthe ihrer Art in England im Jahre 1849 trieb, die der Königin, nach welcher die Pflanze getauft, überreicht ward.

Chatsworth ist schön, imposant, seine Umgebung romantisch, oft lieblich, allein als ein für mich bei weitem anziehenderer Punkt erweist sich Haddon Hall, am WyeFluß, etwa fünf Meilen südwestlich von Chatsworth.

Man hat die Wahl zwischen zwei Wegen, um diesen Ort zu erreichen. Der erste führt über den Fluß, durch das Dörfchen Edensor über die Hügel, der zweite zurück nach Rowsley, und von da den Wye hinauf. Verfolgt man den ersten Weg, so kommt man an „Queen Mary's Bower" vorüber, eine quadratische, mit einem Graben umgebene, zwanzig Fuß hohe Terrasse, mit einem kleinen Garten, in dem die unglückliche Maria Stuart manche Stunde ihrer langen Gefangenschaft, mit weiblichen Arbeiten beschäftigt, zubrachte, wie eine ihrer Begleiterinnen erzählt: „Den ganzen Tag arbeitete sie mit der Nadel, und die verschiedenen Farben der Fäden ließen die Arbeit weniger einförmig erscheinen, welche sie fortsette, bis gänzliche Ermüdung sie nöthigte, dieselbe aufzugeben." Das Dörfchen Edensor liegt malerisch, man findet verschiedene schöne Fernsichten auf dem Wege über die Hügel, allein den besten Anblick von Haddon Hall erlangt man, wenn man von Rowsley aus dem Thale folgt.

Mein erster Besuch war auf diesem Wege an einem sonnigen Nachmittag, in Gesellschaft eines Anglers, denn der Wye ist durch die Sorgfalt des Herzogs von Rutland wohl gehalten und auch voll Forellen sowohl als Salmo Thymallus. Das Thal ist nicht so breit als das bei Chatsworth, aber gleichfalls mit prächtigen Wiesen und Gruppen von schönen Eichen bedeckt, während die Hügel an beiden Seiten gleichfalls bewaldet find. So dem munteren

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die Gipfel der gewaltigen Bäume sichtbar.

Das Schloß liegt auf einem Hügel von Kalkstein, der sich an eine größere bewaldete Höhe lehnt, das ganze Thal überblickend, durch das sich der Wye schlängelt, und gleicht auf den ersten Anblick mehr einer Festung als einem Landsiz der alten Zeit. Nähert man sich aber, sieht man die großen Fenster und die Gärten, so findet man, daß der alte Thurm des Einganges mit den engen Schießscharten, den düsteren unbequemen Räumen der einzige Theil ist, der den ernsten Charakter behalten hat, welcher an jene Zeit erinnert, wo Jedes Mannes Hand gegen jeden Anderen er

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theidigungswerke gelangte. Der alte Theil von Haddon, älter als die Zeiten Wilhelm's des Eroberers, ist ein Probestück jener Zeiten, und erst spätere Anbaue haben diesem Charakter eine etwas mildere Form angefügt. Aus diesem Grunde ist der ganze Stil, aus einer Periode in die andere übergehend, eine Vermischung des gothischen mit dem sächsischen, welche in den späteren Elisabethstil übergeht.

Die erste Erwähnung des Ortes in der Geschichte findet zur Zeit Wilhelm's des Eroberers statt, wo dieser den Ort nebst vielen anderen Ländereien an seinen natürlichen Sohn William Peverel als Lehnsig übergab; nach zwei Generationen ging

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