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Jünglings an, ließ ihn durch den Rector | heit, deren Grund man in der Verletzung

magnificus Dr. theol. und Professor Martin Hegardt inscribiren und verschaffte ihm freie Wohnung bei dem gelehrten Dr. Kilian Stobäus, der selbst allerdings anfänglich nichts Besonderes an dem jungen Manne finden konnte. Für Linné aber war diese Bekanntschaft sehr bedeutend. Er fand hier zum ersten Mal eine Naturalien sammlung und ein Herbarium und fing nun sogleich an, sich auch ein solches anzus legen. Vergebens versuchte Stobäus, der ein vielbeschäftigter Arzt war, Linné | beim Briefschreiben zu beschäftigen, denn dieser schrieb eine zu unsaubere Hand.

Ein deutscher Student, der wie ein Sohn im Hause bei Stobäus lebte, schloß sich au Linné an und brachte ihm aus der reichen Bibliothek des Doctors heimlich eine | Menge Bücher, die Linné die ganzen Nächte hindurch studirte. Die alte Mutter des Stobäus, eine strenge und ordent liche Hausfrau, merkte aber bald, daß Linné die ganze Nacht Licht habe und klagte bei ihrem Sohne, daß der junge Mann immer beim Einschlafen das Licht auszulöschen vergesse und gewiß einmal ein Unglück anrichten werde. Stobäus schlich sich darauf eines Nachts auf Linné's Zimmer und fand ihn statt schlafend im eifrigen Studium der aus der Bibliothek ihm zugetragenen Bücher. Nun faßte der Doctor ein ernsteres Interesse für ihn, gab ihm den Schlüssel zur Bibliothek und freie Disposition, schickte ihn bald auch zu den leichteren Patienten und weihte ihn so in die Praxis ein. Ja er gab ihm auch noch freien Mittagstisch und versprach, selbst kinderlos, Linné, wenn er so fortfahre, zum Erben einzuseßen.

Im Frühling des folgenden Jahres, 1728, ward Linné auf einer botanischen Excursion von einer sogenannten Furia infernalis gestochen, so daß nur mit Mühe sein Leben gerettet wurde und er mehrere Monate an einem steifen und heftig schmers zenden Arm litt. Diese Furia infernalis, ein etwas fabelhaftes Thier, soll ein dem Guineawurm (Filaria medinensis) ähnliches | Geschöpf sein, aber nur im hohen Norden in Sumpfgegenden leben. Blumenbach hat seine Existenz ganz geleugnet, K. von Bär aber erwähnt sein Vorkommen in Liefland. Wie dem auch sei, genug, Linné litt jedenfalls an der schmerzhaften Krank

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durch einen solchen Wurm suchte, und war gezwungen, sich zu seiner Erholung auf einige Zeit nach Stenbrohult, wo sein Vater jest Prediger war, zu begeben. Hier besuchte ihn sein alter Gönner Rothmann und bestimmte ihn, gar nicht wieder nach Lund zurückzukehren, wo für medicinische Studien schlecht gesorgt sei, und statt dessen die Universität Upsala zu wählen. Linné folgte, fränkte aber dadurch seinen Freund Stobäus und so ganz ohne materielle Unterstüßung von irgend einer Seite, gerieth er in Upsala bald in große Noth. Mitleidige Theilnahme seiner Landsleute und Mitschüler verschafften ihm wenigstens nothdürftiges Essen, indem sie abwechselnd ihn an dem ihrigen Theil nehmen ließen; auch traten sie ihm ihre abgelegten Kleider ab. Da es ihm an Geld zu Schuhen fehlte, so mußte er in der That das Handwerk ausüben, zu dem ihn sein Vater einst be= stimmt hatte, indem er die abgelegten und zerrissenen Schuhe seiner Kameraden inwendig mit Kartenblättern belegte und außen mit Baumrinde ausbesserte.

Im Jahre 1729 kam ein unbekannter Mann in den botanischen Garten, der sich mit Linné, der gerade anwesend war, in ein Gespräch einließ, ihn scharf in der Bo= tanik examinirte und dann, erstaunt über Linné's gründliche botanische Kenntnisse, demselben ein Zimmer in seinem Hause, einige Mittagstische in der Woche, die Benutzung seiner reichen Bibliothek anbot und ihn später auch häufig auf kleinen Reisen mitnahm. Dies war der als Orientalist seiner Zeit berühmte Gelehrte Dr. theol. Olaf Celsius, (der Vater des später bedeutenden Dichters und Historikers Olaf Celsius), der sich wegen der in der Bibel vorkommenden Pflanzen, die er selbst in einem gelehrten Werke beschrieben hatte,* sehr für Botanik interessirte. Da Linné nun gleichzeitig durch Privatstunden, die er Studirenden ertheilte, einige Mittel erwarb, so war er wenigstens den drückendsten Lebenssorgen enthoben. In der Bibliothek des Celsius fand er eine Abhandlung von Baillant über den Bau

* Olaf Gelfius Hierobotanikon, oder kurze Abhandlungen über die Pflanzen der heiligen Diefe Originalausgabe ist sehr selten, da nur zweiSchrift, Upsala 1745 bis 1747, zwei Bänce. hundert Exemplare davon gedruckt wurden.

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der Blumen und hieraus schöpfte er die kleine Flora von Lappland" in den Acten erste Anregung zu seinem nachher so be- der Akademie der Wissenschaften, worin er rühmt gewordenen Sexualsystem. Am Ende bereits das damals herrschende System des Jahres disputirte ein gewisser Georg Tournefort's verlassen und sein eigenes Wallin über die Fortpflanzung der neues System durchgeführt hatte. Der Bäume. Linné durfte als Student nicht zweite Theil dieser kleinen Flora erschien opponiren. Er schrieb also einige Bogen in denselben Acten 1734. Linné, nunüber die eigentlichen Geschlechtsverhältnisse mehr wieder auf sich selbst angewiesen, las, bei den Pflanzen auf, die er Celsius zur um seinen Unterhalt zu erwerben, während Ansicht gab. Durch diesen kamen sie an des Jahres 1733 ein Colleg über Probierden Professor Olaf Rudbeck, der, da- | kunst (praktische Chemie). Da aber Rosén's durch aufmerksam gemacht, Linné's Be- gemeine Intriguen nicht ruhten, so verließ kanntschaft suchte und von der Zeit an be- er 1734 abermals Upsala und reiste, unterstrebt war, ihn in jeder Weise zu fördern. stüßt von einem Gönner, den er sich erDa Rudbeck um diese Zeit emeritirt worben, dem Landeshauptmann Renterwar, so schlug er Linné zu seinem Vicar holm in Fahlun, nach Dalekarlien, begleitet vor, der als solcher im Frühjahr 1730 seine von sieben Studenten, die er förmlich für die ersten botanischen Vorlesungen im akademis Zwecke einer naturwissenschaftlichen Reise schen Garten hielt. Dieser änderte sogleich organisirt hatte. In Fahlun verband er das ganze System, nachdem die Pflanzen sich eng mit dem bei Reuterholm als des Gartens geordnet waren, seinen eigenen Hauslehrer lebenden Joh. Browallius, neuen Ansichten gemäß um. Rudbeck's dem späteren Professor und Bischof zu schöne Bibliothek wurde ihm auch sehr nüz Abo. Mit großem Beifall las er in lich und am meisten förderte ihn sein leiden- Fahlun Collegien für die Grubenbeamten schaftlicher Fleiß, der ihn immer den größten und erwarb sich eine ansehnliche ärztliche Theil der Nacht wach erhielt. Als 1731 Praxis. Auf Browallius Rath verDoctor Rosén, der bereits Adjunct bei lobte er sich mit der Tochter des Stadtder Universität war, von seinen Reisen zu- physikus Dr. Johann Moräus, obwohl rückkehrte, änderte sich wieder Linné's die besorgte Frau desselben widersprach. Lage. Rudbeck hätte gern Linné zu Unterstützt durch die Ersparnisse seiner seinem Nachfolger bestimmt. Rosén's Braut, trat er im folgenden Jahre 1735 Intriguen machten das aber unmöglich. eine größere Reise an, um, wie es damals Linné wurde der Aufenthalt in Upsala in in Schweden Gebrauch war, im Auslande jeder Weise verbittert, er nahm also die als Mediciner zu promoviren. ihm durch Celsius verschaffte Gelegenheit, mit einer kleinen Unterstüßung von Seiten der Akademie der Wissenschaften nach Lappland zu reisen, an. Die ganze Summe, die ihm angewiesen wurde, betrug 100 schwedische Platen, etwa 60 Thaler preußisch. Ende October 1732 traf Linné, nach dem er einen Weg von mehr als 800 deutschen Meilen größtentheils unter den furchtbarsten Schwierigkeiten und häufigen ernsten Lebensgefahren zu Fuße zurückgelegt hatte, wieder in Upsala ein, mit gesammelten Naturschäßen beladen, mit einer Fülle von Kenntnissen bereichert und mit einem erweiterten geistigen Horizonte, der sich schnell in seinen ferneren Arbeiten geltend machte. Schon in demselben Jahre erschien seine erste gedruckte Arbeit als

Vaillant sermo de structura florum Lugd.

Batav. 1718, 4. und ebenta 1727 zum zweiten
Male aufgelegt.

Zunächst besuchte er seinen Vater in Stenbrohult (seine Mutter war im Jahre vorher gestorben), ging dann über Helsingborg und Lübeck nach Hamburg. Hier gewann er sich durch seine ungemeinen Kenntnisse und sein liebenswürdiges Benehmen sehr schnell Freunde, besonders den Dr. Jänisch. Er mußte aber Hamburg schneller verlassen, als er es gewollt, weil er bei einer im Besize des Secretairs Dr. von Spreckelsen befindlichen und als Naturwunder sehr hochgehaltenen siebenköpfigen Schlange auf den ersten Blick den Betrug entdeckte (es waren sieben angeklebte Wieselköpfe) und in dem als Betrogenen lächerlich gemachten vornehmen Herrn nunmehr einen bittern Feind hatte. Er ging von Altona zu Schiff unter heftigen Stürmen und großer Lebensgefahr nach Amsterdam und von da mit Berücksichtigung seiner ökonomischen Verhältnisse nach Harderwyk, wo

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er examinirt wurde, über „eine neue Erklä- | wordenen „Philosophia botanica." Gleich darauf folgte die „Bibliotheca botanica" und die Beschreibung einer damals sehr seltenen Pflanze, die zum ersten Mal im Clifford'schen Garten blühte, die „Musa Cliffortiana." Gegen Ende des Jahres schickte ihn Clifford zur Erwerbung neuer Pflanzen für den Garten nach England. Hier wurden die Bekanntschaften mit Shaw, Dillenius, Sloane und Anderen sehr einflußreich für seine Entwicklung. Mannigfacher Widerspruch, der seinen neuen Ansichten entgegentrat, machte ihn über seine eignen wissenschaftlichen Erwerbnisse klarer und stählte ihn zur muthigen Ausdauer, um dem, was er als das Richtige erkannt hatte, sobald als möglich allgemeine An

rung der intermittirenden Fieber" disputirte und den 24. Juni promovirt ward.* Dadurch waren aber auch seine Geldmittel völlig erschöpft; indeß sein bisheriger Reisegefährte und Landsmann Claes Sohl berg nahm sich seiner an und hielt ihn frei. So kam er nach Amsterdam und nach Leyden, wo er die für ihn höchst folgenreichen Bekanntschaften mit Burmann, Royen, Gronovius und Boerhaave anknüpfte, von denen Allen er bald förmlich gefeiert wurde. Namentlich bot ihm Burmann sogleich freien Aufenthalt in seinem Hause und hier begann eigentlich Linné's öffentliches Auftreten und seine reformatorische Thätigkeit für die gesammte Naturgeschichte. Noch in demselben Jahre erschienerkennung zu verschaffen. Nach Holland von ihm in Amsterdam sein „System der Natur, oder die drei Reiche der Natur systematisch eingetheilt nach Classen, Ordnungen, Geschlechtern und Arten." Bald darauf machte er durch Burmann die Bekanntschaft des Dr. jur. und Banquier Georg Clifford, der, ein leidenschaftlicher Liebhaber der Pflanzenwelt, sich in Hartecamp bei Harlem einen glänzenden botanischen Garten angelegt hatte. Dieser gewann Linné sogleich lieb, nahm ihn zu sich nach Hartecamp, wo er ihn vollständig einrichtete, um den Garten zu ordnen und die Pflanzen desselben systematisch zu be schreiben.

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Linné's Fleiß war unermeßlich, schon im folgenden Jahre 1736 erschienen wieder von ihm zuerst seine Grundsäße der Botanik," freilich noch sehr kurz aber höchst inhaltsreich. Das Buch war eigentlich die erste Ausgabe seiner später so berühmt ges

Es gab schon damals Universitäten, die sich,

wie später manche deutsche, in den Ruf des schmäh

lichsten Diplomenhandels geseht hatten, und wo man wenigstens für das wenigste Geld und die geringste Anstrengung Doctor werden konnte. Zu diefen billigen Doctorfabriken gehörte auch Harder

wyk. Conrad von Uffenbach erzählt in seinen

„Merkwürdigen Reisen durch Niedersachsen, Holland und England" Theil 1. (1753) S. 4067: Weil man, wie auch Herr Bentham in seinem Holländischen Kirchen- und Schulstaat" bemerkt, die Promotion in Harderwyl vor ein gar geringes haben kann, so geschehen hier sehr oft dergleichen von denjenigen, so die großen Kosten scheuen, daher es auch kommen mag, daß man insgemein sagt, das, wenn Fremde hier ankämen, der Bedell gleich entgegenginge und fragte, ob man wolle Doctor werden, welches aber der guten Universität zum Schimpf nachgesagt wird."

und zu seinem Freund Clifford zurückgekehrt, begann für ihn ein Jahr der umfassendsten Thätigkeit.

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In dem einzigen Jahre 1737 erschienen. von ihm gegen zweihundert gedruckte Bogen im Buchhandel. Zuerst gab er seine „Uebersicht der Pflanzengeschlechter“ heraus; dazu noch in demselben Jahre einen „Nachtrag" und eine Erläuterung feines Sexualsystems." Im April erschien seine bald berühmt gewordene „Flora von Lappland.“ In derselben hatte er eine kleine Pflanze Campanula serpyllifolia" für ein eigenes Geschlecht erklärt und sein Freund Gronovius bestand darauf, daß er dieser Pflanze den Namen „Linnaea borealis“ geben solle, unter welchem sie noch heute bekannt ist. Es war wohl das erste Mal, daß eine Pflanze nach einem so jungen Botaniker benannt wurde, eine Sitte, die auch überhaupt erst kurz vor Linné eingeführt wor den war. Bald darauf erschien die „Beschreibung der Pflanzen des Clifford's schen Gartens" mit Abbildungen, für die damalige Zeit ein unerhörtes Prachtwerk, von welchem nur wenige Exemplare in den Buchhandel kamen, da Clifford die meisten an seine Freunde verschenkte. Dann erschien seine einschneidende Kritik der bis dahin in der Botanik herrschenden ganz erbärmlichen und unwissenschaftlichen Kunstsprache: die „Critica botanica," ein Werk, welches offen allem bisherigen Schlendrian den Krieg erklärte und die vielen alten bequemen Schlafmüßen auf den Universitäten gar unsanft aus ihrem Schlummer aufrüttelte, deshalb auch mannigfach an

feit der gesammten frisch strebenden Jugend die Revolution im Reiche der Botanik vollkommen durchführte. Endlich erschien noch in demselben Jahre unter dem Titel,,Viridarium Cliffortianum“ eine Beschreibung aller im Clifford'schen Garten cultivirten Bäume.

gefochten wurde, aber bald durch die Thätig- | Linderung, und als am Spieltisch bei Hofe die auch an chronischem Katarrh leidende Königin Ulrike Eleonore sah, wie die Reichsräthin die ihr von Linné verordneten Pläßchen nahm und ihre Wirkung rühmen hörte, so ließ auch sie Linné rufen, dem es denn auch gelang, sie schnell von ihrem Katarrh zu befreien. Nun war sein Glück gemacht. Er wurde Modearzt in der vornehmen Welt Stockholms, täglich stieg seine Praxis und damit seine Einnahme. Er wurde beim Bergcollegium angestellt, um Vorlesungen zu halten, bekam durch Tessin die Stelle als Admiralitätsmedicus, gründete mit Tessin und einigen andern wissenschaftlichen Freunden die Akademie der Wissenschaften zu Stockholm, deren erster Präsident er selbst wurde. Am 26. Juni 1739 endlich in glänzender Stellung führte er seine Braut zum Altar.

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Aber die übermäßige Arbeit hatte nach und nach doch Linné's Gesundheit angegriffen, auch konnte er wohl, an das harte und kalte Klima Schwedens gewöhnt, die weiche feuchte Nebelluft Hollands nicht ver- | tragen. Er nahm also, wiewohl ungern, von seinem Freunde Clifford Abschied und begab sich am Ende des Jahres 1737 nach Leyden. Hier wurde er aber wieder festgehalten. Er half (1738) Royen den ganzen Universitätsgarten umordnen, gab dann noch seine „Pflanzenclassen“ und die von seinem kürzlich auf der Reise verstorbenen Freunde Artedi nachgelassene Naturgeschichte der Fische" heraus. — Nach richten aus Schweden beschleunigten nun seinen Abschied von einem Lande, das ihn freundlich aufgenommen hatte, wo er einen großen Umfang wissenschaftlicher Kenntnisse erworben, wo er seine Stellung in der Naturwissenschaft gegründet und sich bereits einen fast durch ganz Europa reichenden Ruf erworben hatte. Er ging über Paris, wo er von den Brüdern Anton und Bernhard de Jussieu, sowie von du Fay freundlich empfangen wurde, nach Rouen und zu Schiffe nach Helsingborg zurück, besuchte seinen Vater, dann seine Braut in Fahlun und ließ sich schließlich in Stockholm nieder.

Aber das Vaterland kam ihm anfänglich sehr unfreundlich entgegen. Sein Ruf war noch nicht bis nach Schweden vorgedrungen. Niemand kannte ihn in Stockholm, Praris wollte sich für den gänzlich fremden jungen Anfänger nicht finden. Er gerieth wieder in die bitterste Noth und verzweifelte fast am Leben. So kam das Jahr 1739 heran, so für sein äußeres Leben, als 1737 für seine wissenschaftliche Entwickelung entscheidend. Ein kluges Benehmen, welches ihm einen vornehmen Patienten verschaffte, und ein glücklicher Zufall machten aller seiner Noth ein Ende. Der glücklich curirte Batient hatte ihn bei der Reichsräthin Tessin empfohlen, die an einem hart näckigen Husten litt. Linné schaffte ihr

Im Jahre 1740 wurden beide Profess suren der medicinischen Facultät in Upsala erledigt und im folgenden Jahre wurde Linné als Professor dorthin berufen. Vorher machte er noch mit einigen jungen Leuten eine Reise nach Deland und Gothland (deren Ergebnisse 1745 im Druck erschienen) und trat dann im Herbst seine Professur mit einer Rede „über den Nugen der Reijen im Vaterlande" an. Die andere erledigte Professur hatte sein früherer Verfolger Rojén erhalten, mit dem er aber am Ende des Jahres tauschte, so daß an Linné nunmehr die Direction des botanischen Gartens, sowie die Vorlesungen über Botanik, Arzneimittellehre, Semiotik, Diätetik und Naturgeschichte fielen. Gleich darauf, im Jahre 1742, wurde auf Linné's Betrieb der ganze botanische Garten refor mirt und mit neuen Treibhäusern versehen. 1745 errichtete Linné in Upsala ein naturhistorisches Museum, woran es bis dahin noch gefehlt hatte. In demselben Jahre gab er seine „Flora" und seine „Fauna von Schweden" heraus. 1746 machte er eine Reise nach West-Gothland. Allmälig fing auch das Vaterland an, ihn zu würdigen, und es wurde eine Medaille auf ihn geschlagen. Im folgenden Jahre wurde er vom Könige zum Archiater (Oberarzt) ernannt. Im Jahre darauf gab er die „Beschreibung der Pflanzen des botanischen Gartens zu Upsala" heraus. 1749 erschien seine „Arzneimittellehre" und im April desselben Jahres trat er eine Reise nach

Schonen an, deren Ergebnisse im folgenden Jahre im Druck erschienen. Zurückgekehrt, besuchte er noch einmal die Heimath seiner Jugend, Stenbrohult, wo am 12. Mai 1748 auch sein Vater gestorben war. Endlich, im Herbst desselben Jahres, wurde Linné zum ersten Mal Rector der Universität.

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Linné war allmälig ein wohlhabender Mann geworden und kaufte sich in der Nähe von Upsala zwei Bauerngüter: Hammarby und Säfja. 1759 hatte er die Freude, seinen ältesten Sohn Karl als Demonstrator am botanischen Garten angestellt zu sehen. 1760 erhielt er von der Petersburger Akademie eine Prämie von 100 Ducaten für die Beantwortung einer Preisfrage über das Geschlecht der Pflanzen, und 1762 schenkte ihm der Kaufmann Bagge in Gothenburg die Summe von 18,000 Thaler Kupfer für das angeblich von Linné entdeckte Geheimniß, an der Flußmuschel künstlich Perlen hervorzurufen. Am 8. December desselben Jahres wurde Linné an die Stelle des verstorbenen Bradley zum auswärtigen Mitglied der Pariser Akademie erwählt. 1763 ließ sich Linné zum Emeritus erklären und sein Sohn, erst 21 Jahr alt, wurde zum Professor in Upsala ernannt. Eine große Freude machte es ihm, daß er durch einen Freund die erste Theepflanze erhielt, die lebend nach Europa kam.

Schon im Jahre 1750 begannen die Leiden, die, Folgen seiner vielen beschwer lichen Reisen und seiner übermäßigen geistigen Anstrengungen, ihm den Rest seines Lebens sehr unangenehm stören sollten. Er bekam einen heftigen, ja lebensgefährlichen Gichtanfall, dessen Nachwehen er dann für einige Zeit durch reichliches Erdbeerenessen vertrieb. Sein Fleiß wurde aber dadurch kaum unterbrochen, denn noch in demselben Jahre gab er seine „,Philosophia botanica" heraus. Im folgenden Jahre mußte er die naturhistorischen Sammlungen der Königin auf Drottningholm ordnen und beschreiben und eine ähnliche Arbeit wurde ihm 1753 aufgetragen bei den Königlichen Sammlungen auf Ulrichsdahl, sowie bei der Mineraliensammlung des Grafen Tessin. Von einer lebensgefährlichen Pleuresie, Am 27. April dieses Jahres wurde Linné die ihn im Jahre 1763 überfiel, wurde er nur zum Ritter des Nordsternordens erhoben. durch die hingebendste Sorgfalt und unIm Druck erschienen von ihm die Beschrei- ermüdliche Anstrengung seines Collegen bung des Tessin'schen Museums" und, Rosén befreit. Bald darauf feierte er fast sein wichtigstes Werk, die „vollständige | seine silberne Hochzeit. Die folgenden Jahre Beschreibung aller bekannten Pflanzenarten“ (Species plantarum), ein Buch, welches fast ein ganzes Jahrhundert die Grundlage aller Werke über systematische Botanik blieb. Heftige Anfälle von Gallensteinschmerzen, die Linné in den lezten drei Jahren oft geplagt hatten, wichen ebenfalls seiner hartnäckig durchgeführten Erdbeeren diät. Im darauf folgenden Jahre gab er unter dem Titel Museum Adolphi Friederici" die Beschreibung der naturwissenschaftlichen Sammlungen des Königs heraus. Im Jahre 1755 erhielt Linné die goldene Prämienmedaille aus der Sparre'schen Stiftung von der Stock holmer Akademie der Wissenschaften und am 20. November wurde er, der bis dahin Karl Linnäus hieß, vom König unter dem Namen Karl von Linné in den Adelsstand erhoben. 1750 ließ der Reichsgraf Tessin eine goldene Ehrenmedaille auf Linné prägen, als Dank für die Widmung der zehnten Auflage des „Systema

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verflossen ihm ruhig unter gewohntem stetigen Fleiß, vorzugsweise in der Bearbeitung immer wiederholter Ausgaben seiner Werke. 1770 erkrankte er abermals lebensgefährlich, wurde aber auch wieder hergestellt. 1772 wurde er zum dritten und leßten Male Rector der Universität und durfte sich rühmen, daß unter seinem Rectorat auch nicht eine einzige Bestrafung eines Studirenden sich nöthig machte. Im fol= genden Jahre erkrankte er abermals heftig, erholte sich aber wieder und ging nach Stockholm, um dort den Sizungen der vom Könige niedergeseßten Commission zur Revision der schwedischen Bibelübersetzung beizuwohnen, zu der er für die Bestimmung der in den Heiligen Schriften vorkommenden Pflanzen und Thiere als Beisitzer erwählt war. Anfangs Mai 1774 wurde er im Collegium von einem Schlaganfall getroffen, dessen Folgen sich aber verloren, und besonders fühlte er sich wie neu belebt und verjüngt, als eine reiche Sammlung in Spiritus bewahrier Pflanzen aus Suri-,

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