Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

unnöthig und wollte sie zum Andenken be- | Einsamkeit, die ihnen das liebliche Antihalten.

„Nehmt euch in Acht, daß ihr nicht erwischt werdet," rief Dorn scherzhaft drohend den Heimziehenden nach, als der Wagen davonrollte, dem Ziele entgegen, das sie, wenn auch zwei Tage später, ohne weitere Unterbrechung glücklich erreichten. In dem Häuschen, das zu ihrem Empfange bereitet war, fanden sie die beiden Diener, die sie mit Lebensmitteln, Geschirr, Betten und Kleidung vorausgeschickt hatten. Zu ihnen hatte sich der entflohene Kutscher gesellt, der mit verblüfftem Gesicht ihnen entgegentrat.

"

Tunante (Schelm)," donnerte ihm Dorn entgegen, wie kannst du es wagen, mir unter die Augen zu treten! Und ihr Beiden wußtet, was uns begegnet war und thatet nichts, um uns zu helfen?"

"

"

Was jollten wir machen, Amo," war die Antwort; wir wußten es sogar schon vorher, sowie auch die Leute von Tay-Tay, | denn uns packten die Tulisanes an, und wir mußten ihnen sagen, wer käme; da freuten sie sich, nahmen unsern Reis und ließen uns laufen. Hätten wir es verra then, so wäre es uns schlecht ergangen; darum blieken wir hier und warteten auf Euch."

„Num, da hättet ihr vielleicht lange warten können; doch jezt sorgt dafür, daß wir etwas zu frühstücken bekommen."

Ach, Herr, es ist nichts mehr da." „Was, Schlingel, wo sind alle Vorräthe geblieben, die ihr mitgenommen habt?"

Er sah nach; Eier, Chocolade, Wein waren verschwunden, die Blechosen waren leer; sie hatten ein herrliches Leben geführt.

Haben das auch die Tulisanes gethan?" frug er zornig, ihr seid ja viel schlimmer; schlafen, essen und trinken, spazieren und in die gallera (das Gebäude für die Hahnenkämpfe) gehen, das könnt ihr, aber euren Herrn laßt ihr in der Gefahr und kümmert euch nicht um ihn. Augenblicklich sorgt für Lebensmittel hier im Dorfe, sonst laß ich Jedem von euch fünfzig aufzählen, die euch ein gutes Denkzeichen geben werden."

Die Drohung hatte Erfolg; schnell lies fen sie davon und kehrten in kurzem mit dem Verlangten zurück.

Das junge Ehepaar, der wiedererlangten Freiheit froh, bedurfte der Ruhe und

polo bot, um sich von der Aufregung der vergangenen Tage zu erholen. Doch die Kunde des unerhörten Ereignisses verbreitete sich rasch und war bald bis zu den Ohren der erschrockenen Mutter gedrungen. Unter militärischer Bedeckung eilte sie nach Antipolo, um ihre Kinder zu holen.

„Ach meine armen Kinder," rief sie diesen schluchzend entgegen, welch schreckliches Unglück ist euch begegnet! Für eure glückliche Rettung habe ich der heiligen Jungfrau zehn Messen gelobt."

[ocr errors][merged small][merged small]

Es ist nur gut, daß ich deinen Schmuck behalten habe, den hätten sie dir gewiß genommen," fiel Salomé ein.

"

Und hier hat Carmen Ihnen sogar noch ein paar Tulijanes mitgebracht, die sie zähmen will," lachte Dorn.

Carmén mußte jeden Umstand des erlebten Abenteuers erzählen und erinnerte sich gern der überstandenen Leiden und Freuden.

„Ja," fiel Dorn am Schluß ein, „unsern nächsten Hochzeitstag feiern wir wieder bei den Tulisanes, nicht wahr Carmén, da ist es doch noch schöner als in Antipolo ?"

Lächelnd stimmte Carmén ein, und im Triumph führte die glückliche Mutter ihre geretteten Kinder nach Manila zurück. (Fortsetzung folgt.)

Moriz von Schwind.

Bon

Hermann Hettuer.

Nachdruck wird gerichtlich verfolgt.

Bundesgesch Nr. 19, v. 11. Juni 1870.

Schwind ist nicht blos einer der erfindungsreichsten und formvollendetsten Meister der volksthümlich deutschen bildenden Kunst, sondern vor Allem einer der deutschesten.

Deutsch, eigenartig deutsch ist sein ganzes Wesen, all sein Denken und Empfinden, all sein künstlerisches Wollen und Schaffen. Er hat der bildenden Kunst ganz neue Darstellungsgebiete, ganz neue Formenwelten erobert; und doch ist er, wie nur

Es ist sicher die würdigste Todtenfeier des großen Meisters, der uns in diesen Tagen so unerwartet entrissen wurde, wenn wir den psychologischen Ursprung und das allmälige Werden dieser scharf ausgepräg ten Eigenthümlichkeit zu belauschen suchen, nur auf diese Weise gelingt es, die bunte Mannigfaltigkeit ihrer genialen Bethätigung in ein festes Gesammtbild zu fassen. Willst du den Dichter recht versteh'n, Mußt du in Dichters Lande geh'n. An dieses schöne Goethe'sche Wort wird man unwillkürlich gemahnt, wenn man Schwind's Schaffen in seiner innern Nothwendigkeit begreifen will. Die Macht der Jugendeindrücke hat Schwind's gesammte Richtung bestimmt, tönt in allen seinen Werken klar erkennbar wieder.

sehr wenige Andere neben ihm, unwider- | Gemüther beherrschte. Tieck mit seiner sinstehlich in alle deutsche Herzen gedrungen, nig poesievollen Märchenphantastik, die neu weil sein unerschöpflicher Erfindungs- und entdeckten Sagen- und Volksliederschäße, Gestaltungssinn so ganz und gar erfüllt die neu geweckte Begeisterung für die Herrund durchglüht ist von der naturwüchsigen lichkeit des deutschen Mittelalters mit seiKraft der deutschen Volksphantasie, von ner blühenden Kunst und ehrbaren Sitte, der Wärme und Innigkeit des tiefsten deut mit seinem Minnedienst und Ritterthum, schen Gemüthslebens. übten den mächtigsten Einfluß; und Schwind wurde von diesen Einflüssen um so tiefer berührt, da er schon seit seiner Schulzeit in innigster Freundschaft mit Bauernfeld und Nikolaus Lenau und Anastasius Grün stand, in denen die dichterische Werdelust ungestüm gährte und die ganz und gar in dieser Welt der Romantik lebten. Und zu den Anregungen der romantischen Dichtung traten nicht minder durchgreifend die bedeutendsten musikalischen Anregungen. Seine Mutter, eine hochgebildete Frau, war eine durch und durch musikalische Natur; in dem kleinen abgelegenen Hause, in welches sie sich als Wittwe zurückgezogenen hatte, wurde emsig Musik gepflegt, und Schwind selbst betheiligte sich mit Leidenschaft an diesen Uebungen. Die großen Tondichtungen Haydn's, Mozart's und Beethoven's, des damals nur von Wenigen in seiner Größe und Bedeutung erkannten, drangen in das tiefste Wesen Schwind's ein; Beethoven, der im Hause der Mutter verkehrte, erwies ihm manche freundliche Gunstbezeugung, Schubert und Lachner wurden ihm treu verbundene Freunde. Schwind folgte, den bereits begonnenen Universitätsstudien entsagend, seinem drängenden inneren Bes rufe zur bildenden Kunst. Und bald er= kannte er, der durch die große classische Musik Geschulte, daß, was ihm die damals sehr verwahrloste Wiener Kunstakademie bot, für seine hohen Ziele und Ideale zu eng sei. Es lockte ihn die eben erstehende Größe des Münchener Kunstlebens. Im Herbste 1828 siedelte der Vierundzwanzigjährige nach München über. Hier sah und fühlte er, was großer historischer Stil in der bildenden Kunst ist. Mit begeisterter Hingebung schloß er sich an Cornelius und Julius Schnorr.

[ocr errors]

Moriz von Schwind war am 21. Ja nuar 1804 in Wien geboren. Das fröhliche, reich bewegte Volksleben der damals noch so heiteren Kaiserstadt fesselte und er gözte von früh auf die Phantasie des begabten Knaben. Zugleich aber wurde ihm das Glück zu Theil, das großstädtischen | Kindern so selten zu Theil wird, den Zauber großer landschaftlicher Natur schon früh kennen zu lernen und mit reinem und feinem Herzen voll und ganz in sich aufzu= nehmen; ein längerer Aufenthalt bei einem Oheim, einem Forstbeamten mitten in den tief ernsten Bergen und Urwäldern des Böhmerwaldes, erfüllte ihn mit den holden Träumen und Schauern stiller Waldeinsamkeit, mit den unvergeßlichen Bildern der machtvollen Poesie urwüchsiger Bäume und ihres geheimnißvollen Knisterns und Flüsterns. Mit frommem Eifer versenkte sich seine träumerische Gefühlsinnerlichkeit in die Geheimnisse der katholischen Glaubensvorstellungen; im weißen Schmuckgewande dem Priester als Ministrant die nen zu dürfen, war ihm heiß ersehnte Freude. Und nun kamen die Jünglings jahre mit ihrem ringenden Bildungsstreben. Es war die Zeit, in welcher die Dichtung der sogenannten romantischen Schule alle Monatshefte, XXX. 176. - Mai 1871.- Zweite Folge, Bd. XIV. so.

Alle diese bunten und wechselnden Eindrücke, welche jeden oberflächlichen Sinn verwirrt und zerstreut hätten, wußte die naive und ursprüngliche Künstlernatur Schwind's fast spielend zu fester und schönheitsvoller Bildungsharmonie in sich zu vereinigen. Die südliche Leichtlebigkeit und

14

muthigen Sage von der Reismühle bei München und von der Herkunft Karl's des Großen aus dieser Mühle. Und für den von Schnorr ausgemalten Saal Rudolf's von Habsburg erfand er eine Friescomposition, welche Schnorr selbst ausführte. In einem reichen Zuge von Kindergestalten auf Goldgrund strahlt und blüht der Se= gen und Wohlstand des Friedens und der bürgerlichen Ordnung, ein buntes fröhliches Gewimmel von Landleuten, Jägern, Fischern, Handwerkern, Fabrikanten, Fuhrleuten und Schiffern, Künstlern, Gelehrten, Kriegern und Staatsmännern, voll köstlicher Laune und Ironie, voll heiterer Lebensfülle.

der gemüthvolle Humor des Wiener Na- | nen Magellone und der Melusine. Für turells, die Lust und Freude an fröhlichem die Burg von Hohenschwangau entwarf Volksleben, die Innerlichkeit unbefangener er eine Folge von Bildern aus der anGläubigkeit, das rege Gefühl für den Zauber der deutschen Berg- und Waldnatur, die innige Versenkung in die deutsche Sagen- und Märchenwelt und in die romantische Auffassung des Mittelalters, die mus sikalische Melodienfülle der Seele und die Uebertragung des musikalischen Wohllauts auf die Führung der Linien und Farben, herzgewinnender Sinn für Anmuth und Schönheit, sicherer Tact für das einfach Hohe und Stilvolle, das sind die Elemente, welche sich in Schwind zu wundersamstem und wundervollstem Zusammenwirken vers schlingen, welche seiner nie rastenden Erfindungskraft immer neue Stoffe und Motive, immer neue Formen und Formverbindungen zuführen, und deren künstlerische Ausgestaltung sich in ihm zu um so tiefe rem Gehalt und zu um so reinerer Schönheit und Idealität steigert, je ernster und gewissenhafter er die improvisatorische Leichtigkeit seines Erfindens und Schaffens überwachte, je länger er in stillem Sinnen seine Pläne und Entwürfe unablässig forts bildend und vervollkommnend in sich herumtrug.

Schwind ist Romantiker durchaus, aber gleich Uhland und Karl Maria von Weber ergreift er nur das Gesunde und Unvergängliche der Romantik.

Von Anbeginn waren die Neigungen des jungen Künstlers bestimmt ausgeprägt. Schon aus Wien hatte er Federzeichnungen mitgebracht, welche Lust und Leid eines mittelalterlichen Sängers, das Ritterthum in Krieg und Frieden, die ergözlichen Abenteuer einer Wiener Landpartie dar stellten. Schon hatte er in Aquarell eine reizende Humoreste, die Geschichte eines wunderlichen Heiligen, ausgeführt. Die Leiter des Münchner Kunstlebens konnten daher nicht in Zweifel sein, welche Aufgaben sich für ihn eigneten. Im Bibliothekzimmer der Königin im Neuen Königsbau malte er Wanddecorationen aus Tiec's Märchen, aus Fortunat, aus Genoveva, aus dem Runen berg und aus dem gestiefelten Kater, aus dem Octavian und aus dem Zerbino; in der heiteren Arabeskenwelt der anmuthigen Umrahmungen entfalteten sich das bunte phantastische Treiben Rothkäppchens, des Däumlings, des blonden Ecbert, der schö

Bald aber trat Schwind auch mit größern Schöpfungen auf, die das Gebiet des blos Decorativen überschritten. Bald war er einer der gefeiertsten deutschen Meister.

Es ist ein hoher Genuß, die zahlreichen Werke Schwind's, von denen die meisten in trefflichen Stichen und Photographien verbreitet sind, mit einander zu vergleichen. Ueberall tritt seine naive Ursprünglichkeit, seine unbeirrbare Eigenart, seine tiefe Empfindung, seine hohe künstlerische Begabung, sein gewinnender Schönheitssinn glänzend zu Tage. Dennoch machen sich Werthunterschiede geltend. Und man sieht leicht, welche Aufgaben ihm nur von Außen kamen, welche Schöpfungen der innerste Erguß seiner Seele sind, das volle naturnothwendige Austönen seiner vollen und ganzen Persönlichkeit.

Schwind hat eine stattliche Reihe von Historienbildern gemalt, geistlichen und weltlichen Inhalts, in Fresco und in Del. Am meisten Ruf in diesem Gebiet haben sich die Frescomalereien in der Kunsthalle und im Sizungssaal der ersten Kammer in Karlsruhe und die Frescogemälde auf der Wartburg erworben. Die Grenze Schwind's liegt offen vor Augen. Für das Höchste der großen Kunst fehlte ihm die Tiefe des Leidenschaftlichen und Erhabenen, die markige Kraft, selbst die unerläßliche Beherrschung lebensgroßer Gestaltung und energischer Farbe. Sein Sängerkrieg auf der Wartburg, von so wunderbarer Kunst er ist in dem reinen und feinen Aufbau der Composition und in der reichen Mannigfaltigkeit der einzelnen Gestalten, steht weit unter

den Zielen und Forderungen, an deren Erfüllung uns Meister wie Cornelius und | Schnorr und Rethel gewöhnt haben. Die Bilder im Treppenhause der Kunsthalle zu Karlsruhe, vor Allem die Darstellung der Einweihung des Freiburger Münsters unter Berthold von Zähringen, sind nur genrebildliche Darstellungen der Herrlichkeit des mittelalterlichen Kleinlebens, der schönen Frauen und Mädchen mit ihren züchtig Hleidsamen Trachten, der stolzen Ritter und handwerkstüchtigen Bürger; freilich innerhalb dieser Begrenzung von entzückendster Poesie, Lebendigkeit und Schönheit. Wo dagegen die stille Innigkeit und Sinnigkeit | eines vorwaltend lyrischen Gemüths ausreicht, da ist Schwind auch in der großen historischen Kunst von hinreißendster Wirfung. Seine allegorischen Bilder des Friedens und des Wohlstandes und der hervor ragendsten Bürgertugenden im Sigungssaal der ersten Kammer zu Karlsruhe sind in Auffassung und Gestaltung von dem reinsten Geist der italienischen Renaissance durchhaucht. Und wer kehrt nicht immer und immer wieder, mit jedesmal erneutem Entzücken, zurück zu dem Freskencyklus aus der Geschichte der heiligen Elisabeth, zu den Darstellungen ihres gefeiten heiligen Lebens von ihrem Einzug auf der Wartburg bis hin zu ihrem seligen Tod und Begräbniß in Marburg, zu den Darstel lungen der Werke ihrer Barmherzigkeit. Der Geist Benozzo Gozzoli's und Fiesole's liegt über dieser still innigen rührenden Holdseligkeit, wie über einigen seiner Madonnenbildern und über der Jünglingsgestalt des Engels Michael, welcher den Drachen zertritt, die süße Lieblichkeit der Jugendbilder Rafael's liegt.

Und von gleicher Lieblichkeit ist die süße Melodienfülle seiner Bilder im neuen Opernhause zu Wien, besonders seiner Bilder zu Mozart's Zauberflöte und zu Haydn's Schöpfung.

Am ursprünglichsten, am eigenthümlichsten, am meisten ganz er selbst, ist aber Schwind doch besonders in solchen Darstellungen, in welchen er sich, so zu sagen, seine eigene Melodie aufspielt, sei es, daß er den gaukelnden Traumbildern freier Erfindung oder den dämmernden Gestalten der alten deutschen Sagen- und Märchenwelt unvergeßbar poefievolle Körperlichkeit giebt.

Es ist ein Darstellungsgenre, das sich Schwind ganz eigen geschaffen und in das er all sein Köstlichstes niedergelegt hat, all seine Reinheit und Zartheit der Empfindung und zugleich all seine sprudelnde Laune, das träumerisch still in sich Geschlossene und zugleich das glückselig Aufjubelnde seines tief innigen und doch heiter in sich befriedigten Wesens. Es sind, wie er selbst eine dieser Schöpfungen treffend genannt hat, Symphonien; gemalte Symphonien.

Sie werden leben, so lange Gold Gold und Poesie Poesie ist.

Im Jahre 1839 erschien Ritter Curt's Brautfahrt, jenes köstliche humoristische Capriccio nach Goethe's bekanntem Gedicht. Oben auf dem stattlichen Ritterschloß die Vorbereitungen zum Hochzeitsfest; dann in Waldesschlucht der Zweikampf, in welchem der Ritter siegt, aber nichtsdestoweniger tüchtig gebläut wird; dann die unerwünschte Begegnung mit dem verlassenen Schäßchen, das er auch als Amme, wie einst als Jungfrau, liebenswerth findet; und unten im Mittelpunkt des Bildes das volksbelebte Jahrmarktstreiben eines malerischen Bergstädtchens, die Verfolgung des Ritters durch drängende Manichäer, die Ergreifung des selben durch die Häscher, das Entseßen der Braut und ihrer vornehmen Sippe. „Widersacher, Weiber, Schulden, ach kein Ritter wird sie los!" Und doch sind alle diese Abenteuerlichkeiten und Fährlichkeiten nur der Anlaß und das einheitliche Band des bunten wogenden Volksgewühls, das sich dort auf offenem Markt inmitten all der alten gothischen phantastischen Häuser mit ihren lauschigen Erkern und steilen Giebeldächern lustig entfaltet. Lust und Leben, lachende Schönheit, schalthafte Laune überall!

Und neben dieser sprudelnden Humoristik steht die zart innige Lyrik jenes herrlichen Liebesidyllions, dem der Künstler die Anordnung und den Namen der Symphonie gab. Man sagt, das Motiv habe der Künstler dem Herzenserlebniß einer ihm befreundeten Sängerin entnommen. Vier Bilder von verschiedener Größe, Gestalt und Stimmung, in aufsteigender Linie sich aneinanderreihend, von sinnig reicher Arabeskenwelt gemeinsam umrahmt. Im unteren Bilde die heitere Introduction, das Allegro, ein Dilettantenconcert in festlich geschmücktem Saale; hoch ragt eine hochgewachsene elegante Jünglingsgestalt hervor,

über die Köpfe der Musicirenden hinüber derten Seitenbildern einerseits die Toiblickend nach der Sängerin, deren seelen lette der stolzen Schwestern, bei welcher volle Stimme so tief in sein Herz dringt. das Aschenbrödel demüthig Hilfe leistet, Im zweiten Bilde das Adagio, die Be- andererseits das trauernde Aschenbrödel in gegnung der Liebenden in einsamer Fels- der Küche, liebreich von der guten Fee begegend. Im dritten Bilde das Scherzo; schüßt; kleinere Arabeskenbilder erinnern ein buntbewegtes Masken- und Carnevals | an die gleiche Noth der armen Psyche und fest, aus dessen rauschenden Reigentänzen des guten Dornröschen's. Im zweiten Bild, sich das liebende Paar zurückgezogen hat, das Allegro. Das Bild ist in drei Felder sich die gegenseitige Liebe gestehend, das getheilt; im schmalen reich decorirten MitJawort wechselnd. Und zulegt im obersten telfeld in der Mitte ein Bild von bescheiSchlußbild das glückselige Finale; im offe- denem Format, es stellt den Nachtwächter nen Reisewagen das jungverheirathete Paar, dar auf der Zinne des mächtigen Königsim Hintergrund in blühender Landschaft | schlosses in mondbeglänzter Zaubernacht, die reizende Besißung, die des Mannes oben und unten kleinere Arabeskenbilder Eigen ist, die junge Frau ist im Wagen des schlafenden Dornröschen's und der schlaaufgestanden und läßt sich von dem gelieb- fenden Psyche; dann auf dem einen Felde ten Mann all' die Dertlichkeiten erklären, im festlichen Ballsaal, dessen Kronleuchter die fortan ihre Heimath und die Stätte pfeilesendende Liebesgötter umschwärmen, ihres Glückes und ihrer Liebe sind. Die das Hereintreten des von der Fee festlich liebliche anmuthige Arabeskenornamentik, geschmückten Aschenbrödels in strahlender welche die einzelnen Bilder umrankt und Schönheit, der Prinz sinkt ihr liebebeumrahmt, in der reinsten Stilweise Rafael's rauscht zu Füßen, staunende Verwunderung und Giovanni da Udine's gehalten, trägt und Bewegung auf allen Gesichtern, Aerger dazu bei, die lyrischmusikalische Stimmung der Eltern und der Schwestern, die sie dieser anmuthig heiteren Dichtung zu ver- zwar nicht erkennen, aber ihre eigensüchtigen innerlichen und zu vertiefen. Liebe denkt Anschläge auf das Herz des Prinzen durch in süßen Tönen. diese unerwartete Erscheinung arg bedroht sehen; und auf dem anderen Felde ein Blick auf die reiche landschaftliche Schönheit des kunstvollen Gartens, der Prinz findet den Schuh des lieblichen Mädchens, die liebreiche Fee, gefolgt von den jubelnden Liebesgöttern, trägt hoch in den Lüften die Schlafende zurück in ihr altes Elend. Im dritten Bild das Finale. Was in den Arabeskenbildern, in der Erlösung Dornröschen's und der Psyche, heiter vorklingt, das erfüllt und vollendet sich in der siegreichen Verherrlichung Aschenbrödel's; in dem einen Seitenbilde das suchende Liebessehnen des Prinzen, in dem anderen das Abweisen der stolzen Schwestern, die den Prinzen betrügen wollten, mitten aber im großen Hauptbild das kindlich reine Aschenbrödel, die der passende Schuh als die rechte Braut erweist, das freudejauchzende Zuströmen des bunten Hochzeitszuges, die humoristische Verspottung der böswilligen Schwestern und Eltern. Eine Zartheit der Poesie und eine strogende Fülle malerischen Lebens, die Keiner vergessen kann, der sich nur einmal in diese liebliche Dichtung hineingeschaut hat.

Eine neue Welt tiefster Empfindung und Schönheit thut sich vor uns auf, wenn wir nun in die anmuthige und doch so sinnig gedankenvolle Welt jener Bilder Schwind's treten, deren Stoffe und Motive er aus der unversiegbaren Quelle des deutschen Märchens schöpfte.

Glänzend wurde 1854 diese Bahn von Schwind eröffnet in der Geschichte vom Aschenbrödel. Auch hier wieder eine Reihenfolge von drei eng miteinander verbundenen Bilderreihen; jede einzelne Reihe zerfällt in mehrere Sonderbilder, deren feingegliederte architektonische Anordnung und zierlichste Arabeskenumrahmung deutlich auf die Bestimmung hinweist, der heitere malerische Wandschmuck einer heiter schönen Renaissance-Villa zu sein. Und auch hier wieder dieselbe tief musikalische Grund stimmung. Im ersten Bild die Introduction. Im malerisch stattlichen Vorhof eines reichen Palastes unten die gesattelten Rosse, welche die stolzen Schwestern besteigen, um auf den Ball des Prinzen zu eilen, oben auf dem Söller das arme Aschenbrödel, welche von der zürnenden Mutter in die Küche getrieben wird; und in den geson

Und nun folgten die beiden großen Mär

« ZurückWeiter »