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einheimisch, sondern es fängt erst in der Gegend von Alzei an und geht über den Hunsrücken bis in das Moselthal und weiter hinab. Die Sprache des Stückes hat noch das hochteutsche z für t (daz, groz 2.), sie gehört auf den linken Mittelrhein zwischen Mainz, Koblenz und Trier. Alle andern Abweichungen vom reinen Hochteutsch, welche in dem Schauspiele vorkommen, stimmen mit der Mundart jener Gegend überein und werden in ihren Urkunden häufig angetroffen. Die weitere Frage, ob das Stück in jener Gegend nur geschrieben oder auch verfaßt wurde, entscheidet sich durch die Reime. Es gibt nämlich Reime darin, welche nur nach jener Mundart gültig, im Hochteutschen aber nicht erlaubt sind, z. B. 300 sein (Segen): hein (heim) reimt nicht hochteutsch, fin (simus): lin (jacemus) 714, al: sal (foll) 875, helde (heroes): belde (audaces) 897, gír (desiderium): dir 404, gehoren (audire): døren (stulta) 170 sind auch nicht hochteutsch. Wollte man auch die häufigen Reime sün: dün 21, 129 u. v. a., sodann wunderere: ere 562, 789 rechtere: ere 927 als hochteutsche Ausnahmen gelten lassen, so kann doch vorgich: nich 122 hochteutsch nicht reimen und man ist bei solchen Reimen wieder auf die Mundart hingewiesen, in deren Aussprache sie erlaubt waren. Der Reim Jordane: verstane 15 ist sogar rein niederländisch. Es folgt daraus, daß man die ungenauen Reime nach der Mundart behandeln und nur solche für fehlerhaft erklären muß, die sich nicht auf diesem Wege berichtigen lassen.

Ein eigenes Schwanken zeigt diese Mundart in Verbindung cht, ht, für welche theils ch, theils th, theils nur t vorkommt. Beispiele des ersten Falles, knech: rech 106, 459, 885 brach: gedach 871, nach: mach 660, vorgich: nich 122, gesich: nich 500, geschich: plich 599. An diesen Stellen könnte man die Reime hochteutsch schreiben kneht, reht u. s. f., um so mehr, als unreht: knech 825 vorkommt und nit sehint 1320 in niht: siht verändert werden kann

und der Reim nit: vergich 1044 auf dieselbe Verbesserung hinweist. Aber der Reim mitternach: stat 674 fordert die Schreibung mitternat und darnach darf geschit: plith 103 stehen bleiben, weil auch nit: zit 645 den Ausfall des h beweist, zoch aber ist zuht zu schreiben, weil darauf suht folgt 453. Fehlerhaft ist brahten: sprachent 206, aber die Stelle ist verdorben.

Auch n fann im Auslaut fehlen, ohne den Reim zu stören, die Beispiele sind aber selten: lazen: straze 48, wege: plegen 77, rocken: zocke 204, kere: heren 250, mere: feren 780. Wenige dieser Stellen können regelrecht gemacht werden. Andere Freiheiten sind zu 602, 870, 1330 bemerkt.

Drei gleiche Reime hinter einander kommen zuweilen vor, und nicht zufällig, sondern mit Absicht. So V. 71–73, wo der Sinn vollständig ist und kein vierter Vers fehlt, ebenso 460-62, 487-89, 566-68, 979-81, 1046-48, 1081-83, 1270-72. Die übrigen Stellen dieser Art habe ich als Verderbnisse angesehen.

Diese Mundart schreibt keinen Umlaut für o und u, wird also auch keinen gesprochen haben, sondern nur für a, und zwar für das lange und kurze ä ohne Unterschied e. Sie hat auch den Zweilaut iu nicht, sondern dafür einfaches u, und für das hochteutsche ou gebraucht sie au (nur einmal ouge 584 und ouch 252) und mit dem Umlaut eu. Ebenfalls abweichend vom Hochteutschen gebraucht sie den Zweilaut ů in Sylben, wo nur einfaches u, ü, üe oder iu stehen soll, und sezt in andern einfaches u, wo das Hochteutsche ů verlangt. Dieses i gilt auch für o, V. 1256. Das kurze u, seltener das lange, verändert sie nach der Sitte niederer Sprache in o, sogar wenn es für iu steht (vront 461, vronden 1291), und das lange o manchmal in u. Auch kommt u und ů für das hochteutsche i vor (ummer 477 wůzet 324.) Vor I und n wird das hochteutsche o manchmal zu a (ge= wanheit 572, sal, wal häufig.) Das kurze i wird im Inlaut

nicht so oft e als weiter hinab am Niederrhein, doch gibt es Beispiele: rehten 818, rehter 842, 844, 865. Auch für das hochteutsche ie erscheint e in vent 943, dagegen für das hochteutsche e in den Vorsylben er, en und ent steht i, (irwerben 1189, intbunden 1218) und zwar so häufig, daß z. B. erwerben 1212, als Ausnahme zu betrachten ist. Im Gebrauch der Mitlaute zeigt sich d im An- und Inlaut für das hochteutsche t am häufigsten, sodann p im Anlaut für pf, beides nach niederer Mundart. Viele dieser Eigenheiten trifft man in den Urkunden des vierzehnten Jahrhunderts auf dem linken Rheinufer südwärts bis gegen Landau an, hauptsächlich aber sind sie im Worms- und Nahgau zu Hause. Es ist eine gemischte Sprache, worin das Hochteutsche zwar vorwaltet, aber nicht regelmäßig und nicht durchgängig.

Aehnlich ist es mit der int gebildet wird, sel

In Betreff der Flexionen bemerke ich, daß die erste Pers. sing. Präs. gewöhnlich auf -en ausgeht, was der Mundart entspricht. Selten erscheint die Flerion auf -e (wene 910.) Beide Endungen werden im Versmaß nicht gezählt und verstummen selbst nach langen Sylben. 2 pers. plur., die fast immer in -ent ten in et vorkommt (merket 861), aber doch auch et lauten kann, wie der Neim begerent: geweret (973) beweist. Auch diese Flexion ist stumm oder richtiger, sie wird im Verse nicht gezählt. Das part. praes., wenn es mit werden verbunden ist, hat nur die Form des Infinitivs, wirft also die Endsylbe -de ab, V. 1183.

Wörter, die in der Handschrift fehlen, aber dem Terte nöthig find, habe ich in Klammern [] eingefügt. Die Lesarten der Handschrift, von welchen ich abweichen mußte, sind unten beigegeben. E. Text des Osterspiels.

(1.) Omnibus personis decenter ornatis cantent angeli, quo finito dicat Augustinus.

Hore heilge cristenheit,

dir wirt noch hude vorgeleit,

wie aller der werlte schoppere
mit zeichen offenbere
dar zu mit heilger lere
und auch bit grozer sere
gewandelt hat uf ertrich
unt wart gemartelt dorch dich,
daz merke wol bit sinnen.
die rede sal beginnen,

wie er uz wazer machte win,
so sal die ander rede sin,
wie er von sancte Johanne
dem vil heilgen manne
gedaufet wart in dem Jordane,

daz sollent ir alle wol verstane.

5

10

15

(I., 1.) Iterum angeli. tunc sponsus procedat dicens ad Jhesum et ad

Mariam. (Joh. 2. 1-9.)

Ich biden dich Maria unt din kint,

daz ir zu miner brutleste sint,

so bin ich ummer mer gemeit,

wirt mir dise bede nit verseit.

20

Respondet Maria, tunc vadat ad coenam et dicit ad Jhesum.
Nů rat min vil lieber sün,

wie dirre brudegemer solle dün,
der uns zu ime geladen hat,
wan sin herze in clage stat,
daz er gebresten wines hat.
nů gib ime dinen rat.

25

3 Handschrift schopper. Der Vers fordert al―werlt; das e verstummt oft nach langen Sylben. Die Wörter auf er reimen eben so gut auch stumpf, weil das nachfolgende e verstummt und wegfällt, 420.

10 so gewinnen. 11 mache. 12 faltu an der. 16 sollent, immer diese Form, fie gilt aber im Versmaß für einsylbig, wie auch fullent 30 u. a. 22 brudegemer, nicht zulässig, eher brudegam.

Respondens Jhesus cantans antiphonam: quid mihi et tibi est mulier.
Reines wip unt mutter min,

waz ruret mich der breste fin?
wan min zit inkommet nit noch.
fullent die cruge bit wazer doch

unt heizent zu erste schenken an

30

uber dische den hohesten man.

Tunc unus servorum fundens in ydrias et propinans dicat.
Jhesus vil leiber meister min,

daz du gebudes, daz sal sin.

[blocks in formation]

33 leiber, ist wohl Schreibfehler, denn diese Form kommt nicht mehr

vor.

35 al für alles ist besser, wie auch unten 42 für aller u. a. dar für daz.

49 lies

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