Liberalismus, Bürgertum und Geschlechterverhältnisse in Henrik Ibsens "John Gabriel Borkman": Eine kontextuelle Analyse

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GRIN Verlag, 2009 - 112 Seiten
Magisterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 1,3, Universität Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Ibsens "John Gabriel Borkman" verschafft uns Einsichten in die Konzeption, unterschiedlichen Auffassungen, Probleme und Situation des Liberalismus an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Dem Niedergang des wertgebundenen Liberalismus, so wie Kant ihn noch ungefähr hundert Jahre zuvor formuliert hatte, steht der Aufstieg eines empirischen, materialistischen und individualisierten Liberalismus entgegen, der sich auf die liberalen Konzeptionen Lockes zurückführen lässt. Statt Kants ethischer Forderungen nach individueller Selbstverpflichtung, Verantwortung und selbstbeschränkter Freiheit entwickelt sich im 19. Jahrhundert eine Lockesche Auffassung des Liberalismus, die individuelles Glücksstreben, unbegrenzte Handlungsfreiheit, Konkurrenzkampf und Privateigentum in den Vordergrund stellt. Die Verbreitung dieser Ideologie begünstigt die enthemmte Entfaltung von Kapitalismus und Industrieller Revolution, zwei Phänomene, die auch in John Gabriel Borkman ihren Ausdruck finden. Das besondere am Drama besteht jedoch nicht im Verweis auf neue wirtschaftliche Grundvoraussetzungen. John Gabriel Borkman weist auf, wie die Ideologie des Kapitalismus von der Geschäftswelt auf die Privatsphäre übertragen wird und somit auch relevant für menschliche Beziehungen wird. Dennoch zeigt uns das Drama wie Lockes Nützlichkeitsideologie zum fatalen Irrglauben führt sobald ökonomische Maßstäbe auch als Kriterien für menschliches Zusammenleben definiert werden. John Gabriel Borkman ist somit nicht als direkte Kapitalismuskritik zu verstehen, sondern eher als Verweis auf die Konsequenzen aus einer falsch ausgelegten Umsetzung einer Idee von Liberalismus, der es nicht nur an der von Kant konzipierten moralischen Dimension mangelt, sondern ausschließlich maximales Gewinnstreben des Individuums in den Vordergrund stellt. Dabei werden die Mitmenschen nicht länger als Zweck an sic
 

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