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mit dem Umstande zusammen, dass Wladislaw von Oppeln noch vor Erlass der Bulle,Debitum pastoralis officii' sich bei der päpstlichen Curie um die Uebertragung des Erzbisthums Halicz nach Lemberg bewarb. Er stellte vor, dass der Ort Halicz keine Mauern habe und von anderen Städten und Orten des Landes zu weit entfernt sei, von allen Seiten von Ungläubigen, Tataren, Litthauern und Schismatikern umzingelt, wogegen das in der Haliczer Diocese gelegene Lemberg mit Mauern umgeben und auch sonst befestigt, in Bezug auf die Population bedeutender und übrigens die Hauptstadt des Landes sei, weshalb es für den Sitz des Erzbischofes in jeder Beziehung geeigneter wäre, als Halicz'. Mit der Berichterstattung über diesen Gegenstand wurden der Erzbischof von Gnesen und die Bischöfe von Krakau und Płock schon unter dem Datum 3. März 1375 beauftragt, also zwei Wochen nach Erlass der Bulle,Debitum pastoralis officii'.

Mit weleher Spannung man auf den günstigen Erfolg dieser Berichterstattung wartete, beweist der Umstand, dass die Prälaten, Kanoniker und Geistlichen des Haliczer Erzcapitels sich bereits Häuser in Lemberg anzukaufen begannen. Damit hängt zusammen, dass Wladislaw von Oppeln am 4. October 1377, also eben zur Zeit, wo Mathias, wahrscheinlich auf sein Geheiss, den Titel electus Archiepiscopus lemburgensis oder Electus in Archiepiscopum Lemburgensem führte, 2 sich veranlasst fand, der Stadt Lemberg die schriftliche Versicherung zu geben, dass, ,wenn der Bau der für den erzbischöflichen Stuhl von Lemberg bestimmten Kathedralkirche vollendet ist', die Capitelgeistlichen, falls sie sich in der Stadt Häuser ankaufen sollten, der Stadtbehörde gegenüber alle auf dem Hause lastenden Servituten zu übernehmen haben. Aus den Worten:

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aus den Lemberger Consularacten an: ‚A. D. 1405, ecclesiam Leop. B. M. V. ad niv. nondum terminatam Mathias Praesul Premisl, curae suae pridem ecclesiam Leop. commissam habens, praesente Jacobo Strepa antistite in honorem B. M. V. solenni ritu dedicavit'.

1 Theiner, Mon. Pol. I. p. 719 Nr. 967.

2 Er scheint auch nie die Consecration erlangt zu haben, denn selbst in dem Diplome von 1380 heisst er noch electus.

3 Akta grodzkie V. S. 15. Wahrscheinlich gestützt auf dieses Document behauptet Skrobiszewski, Mathias, unrichtig, dass 1377 die Kathedralkirche schon erbaut war.

,postquam pro sede archiepiscopali Lemburgensi ecclesia cathedralis constructa fuerit in Lemburga civitate nostra dürfte folgen, dass die Uebertragung des erzbischöflichen Stuhles nach Lemberg nunmehr bloss von der Vollendung der Kathedralkirche abhing. In der That zog sich der Bau derselben ungemein in die Länge und er war bei dem Tode Kasimirs des Grossen kaum über die Fundamente vorgerückt. Die Bürger der Stadt wandten sich an den Nachfolger Kasimirs, Ludwig, hatten jedoch ausser gewissen Versprechungen nichts weiter erlangt, als einen unbedeutenden Zuschuss, bestehend aus den Einkünften der Sommerischen Mühle und einem Joch Feldes. Als daher der Bau noch immer sehr langsam vor sich ging - zumal der Adel Reussens dem griechischen Ritus angehörte trachteten die Bürger aus erbettelten Collecten den Bau fortzuführen. Peter Stecher, für denselben am eifrigsten eingenommen, zählte aus eigener Casse 100 Schock für den Bau der Kirche auf und bewirkte, dass der Haupttheil derselben, für den Hauptaltar und das Chor der Priester bestimmt, vollendet wurde. Das Gewölbe ein Werk eines Deutschen, Gonzage ward diesem Theile der Kirche im Jahre 1404 aufgelegt, worauf dieselbe, obgleich noch unvollendet, von dem Przemyśler Bischofe Mathias in Anwesenheit des Erzbischofes von Halicz zu Ehren der heiligen Jungfrau geweiht wurde.2

Bei diesem sich so langsam hinschleppenden Bau der Kathedrale musste der Gedanke der Uebertragung des erzbischöflichen Stuhles nach Lemberg immer mehr in Verstoss gerathen, zumal der eifrige Verfechter dieser Idee, Wladislaw von Oppeln, schon im Jahre 1379 von der Statthalterschaft abging und nach dem Tode König Ludwigs in Reussen so verwirrte Verhältnisse eintraten, dass sie auf alle angesponnenen Fäden der Organisation nur destructiv wirken konnten. Für jeden Fall ist die Annahme, 3 Ludwig wäre aus dem Grunde

1 Kommt vor Akta grodzkie II. 49, 50, 58. (1403-1406.) III. 114, 118 (Consul Leopoliensis, 1396). IV. 9, 12—15, 40, 61, 64 (Consul Leopoliensis, 1402-1407). Vgl. S. 63 und 120.

2 Zacharjasiewicz, Vitae episc. Pr. S. XXI. Citat aus den Acten processus . . . . ratione capellae Domagaliczianae'. Vgl. desselben Początki kathedralnego kościoła we Lwowie a. o. a. O. Die spätere Geschichte der Kathedrale findet man in Dzieduszycki, Kościoł katedralny lwowski, we Lwowie 1872.

3 Stadnicki, Synowie Gedymina, II. S. 240.

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gegen die Uebertragung des Erzbisthums nach Lemberg gewesen, weil Halicz Ungarn näher lag, Wladislaw von Oppeln hätte daher in diesem Punkte mit dem Könige nicht. im Einklange gehandelt, durchaus zu verwerfen, da sie weder in den Quellen noch in dem Zusammenhang der Ereignisse begründet ist. Wie dem auch sei, Mathias' Nachfolger Bernhard (1385-1392) führt wieder ausschliesslich den Titel Archiepiscopus Haliciensis, desgleichen Jacob2 (vom 28. October 13923-1411), welcher nur einmal, 30. September 1400, den Titel führt: Jacobus dei gracia Lemburgensis Archiepiscopus, ein Beweis, dass die Frage der Uebersiedlung des Erzbisthums fortwährend ventilirt wurde. Dass man sich mit diesem Gedanken auch damals noch stark herumtrug, beweist übrigens der Umstand, dass Jacob der Stadt Lemberg besondere Aufmerksamkeit widmete, in Lemberg sich gerne aufhielt und

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1 Vgl. Akta grodzkie, III. 68, 69, 79, 86, 90 ff., 109.

2 Er wurde später heiliggesprochen. Vgl. Skrobiszewski, Jacobus und Życie b. Jakuba Ruchem z Vladomy, we Lwowie 1798.

3 Skrobiszewski nach den Lemberger Stadtacten. Vgl. Długosz, Hist. Pol. X. col. 137. Die solis XXVIII. Octobris (doch fiel damals der 28. October auf einen Montag) Jacobus de Haliciensi Ecclesia provisus in ecclesia Tarnoviensi per Mathiam Przemisliensem Episcopum in Archiepiscopum Haliciensem benedicitur et consecratur.

4 Akta grodzkie, III. 146. Nennt sich selbst in Documenten desselben Jahres vom 17. Juli und 25. August archiepiscopus Halicensis Dodatek tygodniowy do Gazety Lwowskiej, 1852, Nr. 25-27 und 1851, Nr. 31. In einer unter dem Datum feria 6ta post festum Visitationis Beatissimae Virginis Mariae proxima A. D. 1664 amtlich beglaubigten Copie eines Erectionsdocumentes der lat. Kirche zu Buczacz (Akta grodzkie V) ddo. 1401 (ohne Angabe des Tages) heisst es, dieses Document sei,Sigillo Illustrissimi et Reverendissimi Archiepiscopi Leopoliensis communitum' gewesen. Im Contexte des Documentes selbst heisst es dagegen:,de voluntate et consensu Reverendissimi in Christo Patris et Domini Jacobi Archiepiscopi Haliciensis'. Ist es richtig, dass auf dem Siegel Archiepiscopi Leopoliensis stand, so ist dieses Schwanken in der Titulatur ein neuer Beweis, wie damals die Angelegenheit der Uebertragung des Erzbisthums nach Lemberg in der Schwebe war.

5 Vgl. seine Lebensgeschichte bei Skrobiszewski.

6 Vgl. ebd. sein Testament vom 18. August 1401, ,in domo habitationis nostrae in Lemburga'. Desgl. das Indulgenzdiplom vom 4. November 1394, ,actum et datum in Lemburga'. Erzbischof Jacob wurde auch immerhin als derjenige betrachtet, welcher den Sitz der Erzbischöfe in Lemberg begründete. So heisst es in dem Manuscripte der Kirche Maria Schnee

hier auch im Convente der Franciscaner begraben wurde. Sein am 18. Juni 14111 zum Erzbischofe von Halicz ernannter Nachfolger Nicolaus Trąba scheint diesen seinen Sitz nicht einmal betreten zu haben, da er noch in demselben Jahre auf den erzbischöflichen Stuhl von Gnesen promovirt wurde. Ein Jahr später, am 28. August 1412, wird endlich der erzbischöfliche Stuhl von Halicz durch die Bulle ,In eminenti specula' 2 nach Halicz übertragen und der am 4. August 14113 zum Erzbischofe von Halicz ernannte Johann Rzeszowski führt in allen uns seit 3. April 14154 bekannten Actenstücken schon ausschliesslich den Titel Sancte Leopoliensis ecclesie Archiepis

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in Lemberg bei Zacharjasiewicz, Vitae XXXVI: Jacobus post translationem Sedis Archiepiscopalis Confraternitatem B. M. V. (dieselbe, die der Bischof von Lebus begründete, vgl. oben S. 408) ad Ecclesiam cathedralem a. 1406 transtulit. Vgl. Josefowicz in dem Manuscripte des Lemberger Capitelarchivs (ebd.):,Jacobus archiepiscopalem sedem primus Leopolim transtulit'.

1 Długosz, Hist. Pol. lib. XI. col 312.

2 Theiner, Mon. Pol. II. S. 5 Nr. 8. Die Worte der Urkunde vom 8. November 1412 (bei Skrobiszewski, Vitae, Cap. II.): ,et per dominum archiepiscopum Lemburgensem, qui pro tempore fuerit', waren also zu einer Zeit geschrieben, wo das Erzbisthum von Halicz bereits rechtlich nach Lemberg übertragen war. Die feierliche Uebertragung fand nach Chodyniecki, Historia miasta Lwowa, S. 364, am 24. December 1414 statt. Dieses Datum (23/XII) hat auch Gams, Series episcoporum, S. 351, trotz Theiner. Długosz, Hist. Pol. lib. XI. col. 315, hat über die Uebertragung folgende allgemeine Notiz: Processu quoque temporis (nach 1411) Metropoliticam dignitatem Wladislao rege instante ex Halicz Leopolim transtulit (Johannes papa XXIV. scil.) et civitatem Leopoliensem honore geminato Pontificali videlicet et Metropolitico insignavit.

3 Długosz, Hist. Pol. lib. XI. col. 315.

4 Im Jahre 1413 hat er das Erzbisthum noch nicht betreten, denn damals war der Bischof Mathias von Przemyśl Administrator Ecclesie Lemburgensis in Spiritualibus Generalis'. Skrobiszewki, Johannes Rzeszowski. 5 Akta grodzkie IV. 86.

6 Zum Schlusse lassen wir nachstehende, durch unsere Darstellung begründete Reihenfolge der Erzbischöfe von Halicz folgen, wornach Gams, Series episcoporum, S. 351, zu corrigiren ist:

1367, Christinus.

1375, 13. Febr., Erectio Metropoleos.

1376, 26. Jan.-14. Oct. 1380, Mathias quondam canonicus ecclesiae Agriensis, electus Archiepiscopus Haliciensis seu Lemburgensis. 1385, 15. Nov. 1392, Bernardus.

Wladislaw von Oppeln hat sich um das Erzbisthum Halicz auch dadurch verdient gemacht, dass er dasselbe dotirte. Die

1392, 28. Oct.-1411. Jacobus.

1411, 18. Jun. Nicolaus Traba, in archiepiscopum suffectus.

1411, 4. Aug. Joannes Rzeszowski, dto.

1412, 28. Aug. Sedes Leopolim transfertur.

1414, 23. Dec. Solemnis translatio.

Gams hat zum Jahre 1406 einen Erzbischof ,Petrus' (?), wahrscheinlich aus Rzepnicki, Vitae praesulum Poloniae I. 212 und dieser aus Paprocki, Herby rycerstwa polskiego, w Krakowie 1584, S. 120.

Hier finden wir allerdings ein Document vom 10. März 1406 angeführt, wo folgende Zeugen zu lesen sind: Praesentibus Petro Archiepiscopo Leopoliensi (sic), Alberto Episcopo Posnaniensi nec non aliis strenuis viris Joanne a Tarnow Cracoviensi, Petro Cmita Sandomiriensi, Joanne Ligęza Łęciciensi Palatinis, Christino de Ostrow Sandomiriensi, Clemente de Moskorzow Vislicensi militibus, et aliis fide dignis. Die hier aufgezählten Zeugen sind bis auf Petrus, Archiepiscopus Leopoliensis alle gleichzeitig und kommen auch in einem Documente desselben Jahres bei Rzyszczewski und Muczkowski, Cod. dipl. Pol. I. 279, allerdings mit etwas abweichenden Amtstiteln vor: Nicolao Archiepiscopo Gnezenensi (sic), Petro Cracoviensi, Alberto Posaniensi (sic) episcopis, Joanne Cracoviensi castellano, Petro Kmithe Cracoviensi, Cristino Sandomiriensi, Joanne Liganza Lanciciensi Palatinis u. s. w. Nichtsdestoweniger findet sich für einen Erzbischof von Lemberg (recte Halicz) Petrus in der Reihenfolge der Haliczer Bischöfe kein Platz, da noch einen Monat nach dem 10. März am 9. April 1406 in Gegenwart des Erzbischofes Jacob (coram Reverendo in Christo patre et domino Jacobo, ut prefertur, Haliciensi Archiepiscopo) in Lemberg ein Notariatsact verfasst wird, an dessen Authenticität nicht zu zweifeln ist (Akta grodzkie IV. S. 21), und derselbe Erzbischof auch noch im folgenden Jahre 1407 in einer Unzahl von Urkunden als archiepiscopus Haliciensis vorkommt. (Ebd. S. 29-67.)

Das Document bei Paprocki beruht somit ausser allem Zweifel auf einer falschen Lesung, sei es Paprocki's, sei es des Abschreibers des Documentes, und wäre durch den Codex dipl. Pol. I. 279 dahin zu corrigiren, dass statt Petro Archiepiscopo Leopoliensi, Alberto Episcopo Posnaniensi zu lesen wäre: Nicolao (Nicolaus Kurowski, 1403—1411) Archiepiscopo Gneznensi, Petro Cracoviensi (Peter II. Wisz, 1393-1412), Alberto (Adalbert II., 1399-1412) Posnaniensi episcopis. Ein Gegenstück zu der hier besprochenen Urkunde bietet die nicht aus dem Original, sondern aus der ‚Metrica regni bei Rzyszczewski und Muczkowski a, a. O. II. 1. S. 153 gedruckte Urkunde Herzog Wladislaw's Łokietek vom 30. Nov. 1299, wo unter den Zeugen ein Paulus Episcopus Leopoliensis vorkommt. Die Corruption des Textes ist hier schon daraus ersichtlich, dass Lemberg noch im 14. Jahrhunderte stets,Lemburga' hiess.

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