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Hände des Feindes. Mit leichter Mühe rückte nun Massena nach Bionde, und endlich auch bis nahe an Bels fior di Porcile vor. Das Regiment Spleny war unterdessen von den beiden Hauptleuten, die das felbe befehligten, bereits wieder gesammelt worden. Es rückte dann nochmals gegen Bionde vor, und hatte bei einbrechendem Abend seine Vorposten ganz nahe an diesem Orte ausgestellt. Das weitere Vordringen, über Bionde, wurde unmöglich, weil die Nacht einfiel. Der FML. Provera ließ nun alle Truppen stehen, wie sie waren, bei Bionde, Belfior di Porcile, Lepia, la Bova, u. s. w., um fernere Verwirrung zu ver meiden.

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Die Division Augereau rückte, wie schon ers wähnt, gegen Arcole. Sie hatte um neun Uhr Vormittags die von der Brigade Brigido auf dem Damme ausgestellten Posten bis in die Nähe des Dorfes zurückgedrängt. *) Bonaparte zweifelte nicht, daß Augereau bis gegen Mittag, über Arcole und San Bonifacio, in Villanova eingetroffen seyn, und den östreichischen Artilleriepark und das Armeegepäcke gea nommen haben würde. Allein diese Hoffnung scheiterte an der örtlichen Lage des Dorfes Arcole, und an der

*) Wie schon in der vorhergehenden Note angeführt wurde, erzählt das Mémorial de Ste. Hélène in T. III. p. 197198 (man sehe auch die Mém. de Nap. T. III. p. 401), „daß es fünf Uhr Morgens gewesen sey, als die französischen Tirailleurs, ohne bemerkt zu werden, und ohne daß die Östreicher davon das Mindeste wußten, „bis zur Brücke von Arcole gelangten, und dort dann „die ersten Schüsse mit den an derselben aufgestellten Kroaten wechselten."

Tapferkeit, mit welcher die dort mit 2 Kanonen aufge= stellten 2 Kroaten - Bataillons dasselbe vertheidigten. Nach Arcole geht von Ronco, auf dem rechten Ufer des Alpon, nur ein einziger Weg, nämlich der über Ponte Zerpan hinauflaufende Damm. Das Dorf liegt aber auf dem jenseitigen, linken Ufer des Baches, und war mit Morästen und naffen Gründen umgeben. Von dem Damme aus, führte die hohe, hölzerne, auf drei steis nernen Pfeilern ruhende Brücke, nach dem linken Ufer, und in das Dorf, aus welchem sodann die Straße weis ter nach San Bonifacio und Villanova zieht. Die der Brücke nächststehenden Häuser des Dorfes war ren von den Kroaten verbarrikadirt, und mit Schußscharten durchbrochen worden. - Zwar führen auch noch andere Wege, unterhalb Ronco und des Einflusses des Alpon, so wie zunächst der über Albaredo, - am linken Ufer des Baches, in den Rücken von Arcole, wieder andere Umwege, ohne Arcole zu berühren, wie jener am Torrente La Gua über Cologna und Lo= nigo, nach Villanova. Doch Bonapartes Plan war auf schnelle Überraschung berechnet. Auf Ums wegen ging zu viel Zeit, und somit auch der Vortheil des Überfalls, verloren. Daher wollte er auch keines. wegs bei Arcole, sondern erst nach der Besißnahme von Villanova, nach Eroberung des östreichischen Heeresgeräthes und Gepäckes, und beim Vordringen in dem Rücken des Friauler Korps, die entscheidende Schlacht liefern.

Die zum Angriff der Brücke des Alpon vorgerückten Truppen Augereaus wurden mehrmals zurück geworfen. Da sie immer unter dem Flintenfeuer der längs dem linken Ufer des Alpon aufgestellten Truppen

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vor und zurückgehen mußten, so erlitten sie großen Verlust. Die französischen Generale waren überzeugt, daß mit jeder verlorenen Minute auch mehr und mehr die Möglichkeit schwand, hier den Plan ihres Feld= herrn auszuführen. Sie stellten sich daher, Einer nach dem Andern, an die Spite frischer Truppen, um die bereits geworfenen Halbbrigaden zu erseßen, und durch neue Angriffe endlich jene Brücke zu erstürmen. Aber alle ihre Anstrengungen scheiterten an der unerschütterlichen Festigkeit der Vertheidiger. Das verheerende Feuer derselben streckte immer ganze Scharen der Franzosen nieder, ehe dieselben in die Nähe der Brücke gelang= ten. Schon waren die Generale Verdier, Bon, Berne und Lannes verwundet zurückgebracht wors den. Jest sette sich Augereau selbst an die Spike einer Kolonne von zwei Grenadier-Bataillons, ergriff eine Fahne, drang bis auf die Mitte der Brücke vor, und pflanzte sie auf derselben. Aber hier fand auch dies ser Sturm, wie alle früheren, sein Ziel. Die so weit vorgedrungenen Franzosen bedeckten die Brücke mit ih ren Leichen. Nur wenige entkamen dem Kugelregen. Die Brücke war befreit.

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In diesem Momente traf Bonaparte selbst bei der Division Augereau ein. Er befahl dem Gen. Guyeur, mit einer Halbbrigade nach Albaredo zu eilen, dort auf der Fähre die Etsch zu übersehen, dann schnell Arcole zu umgehen, und dadurch den Angriff von vorne zu erleichtern. Doch da die Ausfüh rung dieser Bewegung mehrere Stunden forderte, nun aber die Zeit von Minute zu Minute kostbarer wurde, so gab Bonaparte Befehl, den Sturm aufs Neue zu beginnen.

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Unter dieser Zeit waren die Wertheidiger von Arcole bereits durch einen Theil der Brigade Mitrov sz Ey verstärkt worden. Die französische Kolonne, welche nun nochmals gegen die Brücke vordrang, wurde wieder zurückgeschlagen. Da stieg. Bonaparte vom Pferde, stellte sich an die Spike der Grenadiere, und führte sie selbst gegen die Brücke. Er warf mit eigener Hand eine Fahne auf dieselbe, um durch deren drohenden Verlust die Grenadiere zu begeistern. Doch Alles blieb vergeblich, und nachdem die wirklich so weit Vorgedrungenen ihre Kühnheit mit dem Leben gebüßt, war kein Mann mehr vorzubringen. Bonaparte hatte sich bei diesem Sturme so ausgeseßt, daß der GeneralAdjutant Belliard und einige Offiziere feines Ges folges sich vor ihm stellten, um ihn den Schüssen der Kroaten zu entziehen, welche über den schmalen Bach häufig auf ihn und seine Umgebung zielten. Damals wurde der Adjutant Muiron an Bonapartes Seite erschossen, und der General Vignolles, so wie der General-Adjutant Belliard, wurden verwundet.

Nun begann Verwirrung in der Division Augereau einzureißen. Die Soldaten drängten sich durcheinander, um aus dem verheerenden Feuer zu kom men. Der enge Damm erlaubte jedoch keine schnelle Flucht. Daher stürzten Viele, indem sie sich zu retten suchten, in die Moräste. Die allgemeine Unordnung wuchs, als die Östreicher über die Brücke, auf das rechte Ufer des Alpon, vorrückten, und die französische Kolonne auf dem Damme verfolgten. Bonaparte selbst wurde, sammt seinem Pferde, durch den Schivarm in den Morast gestürzt. Schon waren die verfolgenden Östreicher mehr als fünfzig Schritte über jene Stelle Öftr. milit. Zeitsch. 1829. II.

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hinausgedrungen, wo der französische Feldherr unter seinem Pferde lag, ́und in der augenscheinlichsten Ge« fahr schwebte, gefangen zu werden. *) Doch der Ge. neral-Adjutant Belliard rief den nächsten Grenadie ren zu, ihren Feldherrn zu retten. Diese kehrten um, drängten die Verfolger ein paar hundert Schritte zus rück, und dadurch wurde die Zeit gewonnen, Bona

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*) Das Mémorial und die Mémoires beschreiben diesen Moment mit folgenden Worten: „Napoleon wagte in „eigener Person den letzten Versuch. Er ergriff eine Fah, „ne, stürzte sich auf die Brücke, und pflanzte sie auf „derfelben. Die Kolonne, welche er führte, hatte be. „reits die Hälfte der Brücke zurückgelegt; aber das Feuer der Östreicher in deren Flanke,“ („„und die An Eunft einer frischen feindlichen Division," sagen die Mémoires) machte den Angriff scheitern. Die an „der Spike befindlichen Grenadiere, welche sich von dem „hinteren Theile der Kolonne verlassen sahen, wank, „ten, und wurden mit in die Flucht fortgerissen. Doch wollten sie ihren Feldherrn nicht im Stiche lassen. Sie faßten ihn bei den Armen, bei den Haaren, bei den „Kleidern, und zogen ihn im Fliehen mit sich fort, mit. ten durch die Leichen, durch die Sterbenden, und „durch den Pulverdampf. Der Obergeneral wurde in „einen Morast gestürzt. Er versank in demselben bis zum „halben Leibe. Er befand sich bereits mitten unter den Feinden. Da wurden die Franzosen erst gewahr, daß „ihr Feldherr nicht mehr mit ihnen war. Es erhob sich der Ruf: Soldaten! Vorwärts! Nettet euren Genes „ral! Die Tapfern kamen sogleich im vollen Laufe „zurück, warfen den Feind bis über die Brücke zurück, „und Napoleon war gerettet." (Mémorial T. III. pag. 200—201, und Mémoires de Nap. T. III. pag. 403-404.)

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