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3 592 1829

V.Z

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Die Belagerung von Ath im Jahre 1697; bei welcher die erste Anwendung vom Rikoschett schießen gemacht worden ist.

Mit einigen Bemerkungen über die Angriffs- und Vers theidigungs- Batterien, und über Carnots Verstärkung der Festungen durch häufige Anwendung des Wurffeuers aus Kasematten.

Die

Mit dem Plane son Ath.

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ie Belagerung von Ath im Jahre 1697, - dem legten des neunjährigen Krieges, den Frankreich fast wider ganz Europa führte, ist in der Ge= schichte der Belagerungen merkwürdig; denn sie bildete im Festungskriege die wichtige Epoche, in welcher der Angriff die, bis zur Stunde noch immer aufrecht erhaltene, besondere Überlegenheit über die Vertheidigung, durch die Anwendung des Rikoschettschusses, errang.

Ludwig XIV. hatte Vauban im Jahre 1668 be: auftragt, den Plat Ath, der sich das Jahr zuvor an Frankreich ergeben hatte, und mit Mauern und Thürs men umschlossen war, nach neuer Art zu befestigen; womit derselbe auch in den folgenden Jahren zu Stande kam. Durch den Nimweger Frieden kam im Jahr 1678 diese Festung an die Spanier zurück, und im Jahre

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1697 wæde sie von den Franzosen, unter den Befeh= len des Marschalls Catinat, wieder erobert, ging aber noch im nämlichen Jahre durch den Riswicker Frie den (vom 21. August) wieder an die Spanier über. Vauban, als Ingenieur en Chef, leitete die Belage= rungsarbeiten. Bei dieser Belagerung," sagt Vau ban, wurden die ausgedehnten Waffenpläße, die bei der Belagerung von Mastricht im Jahre 1673, wo: bei ich die Arbeiten leitete, zum ersten Male, und seit: her in allen Belagerungen der Franzosen, mit mehr oder weniger Vollkommenheit angewendet wurden, am vollkommensten ausgeführt *)." Die Bestreichungsbatterien (batteries d'enfilade), die Vauban schon bei früheren Belagerungen mit Nußen gebraucht hatte, wurden von ihm vor Ath durch die Erfindung des Rikoschettschusses zur Vollkommenheit gebracht. Der beigefügte Plan zeigt die Lage und Gestalt der Fes stungs-, und der Angriffs Werke mit den Batterien.

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Am 15. Mai 1697 wurde der Plaß durch 12,000 Mann Kavallerie berennt, und am 16. Abends traf der Marschall Catinat mit dem übrigen Theile der Belagerungsarmee, die im ganzen gegen 40,000 Mann stark war, vor der Festung ein. Es - wurde sogleich die Gegend besichtigt, an den Circumvalazionslinien gearbeitet, und Verbindungsbrücken über

*) Die Waffenpläße oder Parallelen (places d'armes oder parallèles) wurden, vor dem Jahre 1673, nur wenig über die Kapitalen der angegriffenen Bollwerke ausgedehnt, und daselbst durch Reduten geschlossen. Das Feuer der den angegriffenen zur Seite gelegenen Werke war daher den Angreifern sehr beschwerlich.

die Dender geschlagen, ferner die Anordnungen getroffen, um alles vorzubereiten und herbeizuschaffen, was zur Eröffnung und Führung der Laufgraben gehört. Die Belagerung wurde durch eine Beobachtungsarmee, unter dem Befehle des Marschall Villeroy, gedeckt, welcher am 20. Mai bei Ostiche das Lager bezogen hatte.

Bis zum 22. Mai dauerten die Vorbereitungen. Unter dieser Zeit hatte Vauben mehrmalen das Ter rain besichtiget, und darnach seinen Angriffsplan entworfen. An erwähntem Tage, gegen acht Uhr Abends, wurden die Laufgraben unter Begünstigung eines starken Regens, der die Nacht sehr finster machte, eröffnet. *) 2000 Mann Arbeiter und 6 Bataillons Bedeckung waren dazu bestimmt. Die Anstellung der Arbeiter geschah durch die Ingenieurs mit so viel Ordnung, daß um eilf Uhr die ganze Arbeit traçirt war. Zwei Annäherungen, in beinahe paralleler Lage gegeneinander, jede gegen 500 Klafter lang, weil der Boden keine Des ckung darbot, wurden durch den, 270 Klafter von den Vorsprüngen des bedeckten Wegs entfernt angelegten, Waffenplaß mit einander verbunden, und dadurch in dieser Nacht bei 1500 Klafter Laufgrabenlänge vollkom men ausgehoben; wobei man keinen Mann verlor. In der Nacht auf den 24. Mai wurde die erste Parallele links bis zur Überschwemmung und rechts bis vor die Kapelle unserer lieben Frau von Loretto verlängert. Auch wurden die drei Annäherungen auf den Kapitalen

*) Der Laufgraben (la tranchée) ist die allgemeine Bes nennung aller bei dem Angriffe einer Festung gemacht werdenden Schanzarbeiten.

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der zwei Bastionen und des Mittel- Ravelins eröffnet. Sie wurden zuerst 50 oder 60 Klafter lang von der Kapitale rechts geführt, dann links so gebrochen, daß sie gut defilirt waren. Am Ende derselben wurde die zweite Parallele auf 140 Klafter Entfernung angefangen; ein Theil davon, gegen die Überschwemmung zu, wurde mit der ersten Parallele verbunden. Vauban besuchte täglich zweimal die Laufgraben, am Morgen, um die in der Nacht ausgeführten Arbeiten zu besehen, → und Abends zur Ablösungszeit, um die Arbeiten für die Nacht anzuordnen. Für die Nacht auf den 25. Mai wurde befohlen: die erste Parallele rechts, bis gegen die Meierei de la Trahison, welche im Rücken blieb, zu verlängern, die zweite Parallele vollkommen zu bes enden und die Sappen auf den Kapitallinien der Ba= stionen anzufangen. Auch erachtete Vauban für nothwendig, am linken Ufer der Überschwemmung, zur Der ckung des linken Flügels der Parallele, einen Laufgraben ausheben zu lassen.

In der Nacht auf den 26. wurden die Batterien Nro. 1 bis 5 in der zweiten Parallele zu bauen ange= fangen. In der Gegend der Loretto Kapelle wurde die erste Parallele mit der zweiten verbunden, und die Sappen seßten ihre Arbeiten fort. Einige feindliche Infanteristen, welche sich, vor der Festung, hinter Ges büsch und altem Gemäuer versteckt hielten, um die Annäherungen zu hindern, wurden bald in dieselbe zurückgewiesen. -Da Vauban erst in der zweiten Pas rallele Batterien haben wollte, in der Überzeugung, daß die zu entfernt angelegten Batterien nur dienten, Lärmen zu machen, unnöthig Pulver zu verbrennen, und die Vertheidiger an das Schießen zu gewöhnen,

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