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Konföderazion von Bar leisteten. Diese aber rief die Pforte um Beistand an, welche im Oktober 1768 Rußland den Krieg erklärte. Die Kaiserinn beschloß, einen Theil ihrer Seemacht in das mittelländische Meer zu senden, und die Griechen in Morea und auf den Inseln des Archipelags von der türkischen Herrschaft zu befreien. Zum Oberbefehlshaber dieser Unters nehmung wurde der Generallieutenant Graf Alexei Orloff bestimmt; der nach Italien vorausging, und während des Winters 1768-1769 dort Alles zum Empfang der Flotten vorbereitete, welche sich in den Häfen des baltischen Meeres sammelten. Die Erste derselben follte der Admiral Spiritoff, die zweite der ContreAdmiral Elphing stone befehligen. Diese beiden Flotten sollten durch die Nordsee, den Ocean und das mits telländische Meer in den Archipelag segeln, und bis an die Dardanellen, wo möglich auch durch dieselben in das Marmor- Meer, vordringen. Außerdem wurde der Admiral Siniawin, mit einer auf dem Don zu Woronesch ausgerüsteten Flotte, bestimmt, durch das asoffische und schwarze Meer dem thraci schen Bosporus zu nahen, und Konstantinopel von Osten zu bedrohen.

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Die Ausrüstung der beiden ersteren Flotten verzö gerte sich bedeutend. Statt im Frühjahre, segelte Spiritoff erst zu Anfang Septembers 1769 aus den Hä: fen von Ingermannland ab, und traf im Dezember zu Port Mahon, auf der, damals englischen, Insel Minors Ea ein. Hier blieb er mehrere Wochen, und versah sich mit den Lebensmitteln und sonstigen Bedürfnissen, welche Graf Alerei Orloff aus Italien gesendet hatte. Die Pforte hielt die Erscheinung einer russischen See:

macht in diesem Meere kaum für möglich. Erßt nachdem Spiritoff bei Port Mahon wirklich angelangt war, wurde daher an der Ausrüstung der Kriegsschiffe gear, beitet, welche der Sultan den Flotten Rußlands entgegensetzen wollte.

Als Spiritoff bereits in dem Archipelag eingetroffen war, und Elphingstone sich demselben nahte, wurde zu Kronstadt die Ausrüstung einer dritten Flotte begon= nen, welche der, mit mehreren See-Offizieren aus dánischem in den russischen Dienst getretene, ContreAdmiral Arff nach dem Archipelag führen follte. —*)

*) Die, der folgenden Darstellung der Ereignisse auf Morea und im Archipelag zum Grunde gelegten, gleichzeitigen, öffentlichen Berichte sind äußerst mangelhaft, und widersprechen sich an vielen Stellen. Die Zeit ist bei manchen einzelnen Begebenheiten entweder gar nicht angegeben, oder diese Daten sind bald nach dem russis schen, bald nach dem türkischen, bald nach dem verbess ferten gregorianischen Kalender angeseht; meistens ohne daß dabei bemerkt wäre, welcher von diesen Zeitrech: nungen der ursprüngliche Berichterstatter gefolgt ist. Es konnte daher auch keine pragmatische Geschichte, sondern nur eine Skizze jener Begebenheiten zu liefern versucht werden. Von den Werken, welche die öfs fentlichen Berichte fammelten, und in eine zusammenhängende Geschichte zu vereinigen suchten, wurden bei der vorliegenden Skizze folgende benüßt: Storia della guerra presente tra la Russia e la Porta ottomana. Venezia 1770; X Tomi, in 8.; Geschichte des ges genwärtigen Krieges zwischen Rußland, Polen und der ottomanischen Pforte. Frankfurt und Leipzig 17711775; 36 Theile, in 4.; historisches Tagebuch des Krieges zwischen Rußland und der Pforte von 1768— 1774. Aus dem Französischen. Wien 1788; in 8.;

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In diesem Momente, als ein neuer Feldzug dem Ausbruche nahte, litt die Pforte bereits an den schwe

u. a. m.

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Die beiden türkischen Quellen: Précis historique de la guerre des Turcs contre les Russes depuis l'année 1769 jusqu'à l'année 1774, von Baffif-Effendi; ins Französische überseht durch Caussin de Perceval, und: Wesentliche Betrachtungen, oder Geschichte des Krieges zwischen den Osmanen und Russen in den Jahren 1768 bis 1774, von Ne s mi-A chmed Effendi; ins Deutsche überseht von Diez, — stimmen oft mit den gleichzeitigen öffentlichen Berichten so wenig überein, daß es nöthig war, ihre abweichenden Angaben auch besonders in der Darstels lung anzuführen. Russische Quellen über die kriegerischen Begebenheiten jener Jahre sind in neues rer Zeit, so viel uns bekannt, keine andern erschienen, als die Beschreibung des Türkenkrieges 1769-1774, welche vom General Graf Butturlin verfaßt, und in dem Petersburger kriegswissenschaftlichen Journal Slamjanin abgedruckt ist. Dieser gedrängte, doch lichtvolle, Umriß so großer, sich so weit ausdehnender Ereignisse beschränkt sich aber darauf, des thatenreichen Feldzuges in Morea und im Archipelag 1770 mit folgenden Worten kurz zu erwähnen: „Auch unsere Flotte errang bedeutende Vortheile in diesem Feldzuge (1770). 3war glückte den Russen die Landung auf der „Halbinsel Morea nicht ganz. Dieß wurde aber durch mehrere andere glänzende Siege hinlänglich vergolten. »Der Graf A. G. Orloff griff am 24. Juni (alten Styles) init 9 Linienschiffen und 7 Fregatten die türkische Flotte im Meerbusen von Scio an, und »trieb sie in den Hafen von Tschesme, wo er dann in der Nacht zum 26. alle türkischen Schiffe in Brand »steckte. Dieser herrliche Sieg, durch welchen die Rus

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ren Folgen der Unfälle, welche ihre Heere im Jahre 1769 an der Donau erfahren, und war auch von anderen Seiten gefährlich bedroht. In Asien mußte sie große Strecken ihrer weitläufigen Grenzen stark beseßen lassen; denn die Perser drohten mit Einfällen; gegen die von Gen. Tottleben unterstüßten Georgier mußten Erferum, Erivan, Kars, und Trebisonde in Vertheidigungsstand gesetzt werden, und der Mamelucke AliBey hatte sich zum Herrn von Egypten gemacht. In Europa waren die Moldau und Walachei von den Russen besetzt, und so eben schritten dieselben zur Ausführung einer Landung in Morea. - Die Bemühungen einis ger christlichen Höfe, die kriegführenden Staaten durch wohlgemeinte Rathschläge zum Frieden zu bewegen, was ren gescheitert. Nun hielten sie alle fest an jener Neus tralität, welche sie schon im vorigen Jahre angenommen hatten.

Die Montenegriner hatten sich empört, und Einfälle nach Albanien gemacht, wurden`jedoch durch die Bassen von Epir und Bosnien, und den Beglerbegh von Rumelien geschlagen und in ihre Gebirge zu= rückgetrieben. Der Beglerbegh und der Bassá von Epir zogen daher im Herbste 1768 mit ihrem Korps nach Hause. Der Bassa von Bosnien aber blieb mit seinen. Truppen zur Beobachtung, in der Nähe dieses Gebirgslandes, den Winter über aufgestellt. Indeß hatten die Montenegriner von Rußland Geld, Geschüße und Mu

sen Herren der Inseln Scio und Mytilene wurden, machte die Türken so kleinmüthig, daß kein türkisches „Geschwader mehr, während dem ganzen Kriege, sich in den Archipelag wagte."

nizion empfangen. In den angrenzenden türkischen Lands schaften bangte man 1769 vor den Ausfällen, welche diese wilden Gebirgsbewohner zu unternehmen vermoch= ten. Der Bassa von Skuṭari wurde damals beauftragt, Montenegro zu beobachten, und die Pforte wurde durch jene Besorgniß abgehalten, aus Albanien, Bosnien und Dalmatien Truppen zu ihrer Hauptmacht an die untere Donau zu ziehen.

Noch weit größere Gefahren drohten von der Unzufriedenheit der Griechen auf Morea und auf den Inseln des Archipelags. Die schon im Jahre 1768 angeordnete Entwaffnung dieses Volkes war theils we gen Lauheit, oder Mangel an Muth, von Seite der damit beauftragten Beamten, theils wegen der troßigen Weigerung vieler griechischen Stämme, nicht ausgeführet worden. Besonders hatten die Mainotten es abgeschlagen, ihre Waffen abzugeben. Die Pforte hatte bereits von der geheimen Verbindung derselben mit Rußland Kunde erhalten, wiederholte daher den Befehl der Entwaffnung, und trug den moreotischen Griechen türkische Truppen an, welche ihnen in Beschüßung ihres Landes beistehen sollten. Diese Griechen lehnten aber solche Hilfe gänzlich ab, und versicherten den Sultan ihrer unwandelbaren Treue, und des festen Entschlusses, ihr Vaterland gegen jeden feindlichen Ungriff auf das Außerste zu vertheidigen. - Solche Versprechungen täuschten die Pforte zwar keineswegs; aber von so vielen Seiten bedrängt, konnte sie keine bedeutende Truppenzahl nach Morea senden. Fürs Erste wurden 5000 Albaneser durch Thessalien (Janniah) nach Morea in Marsch gesezt, um das Korps des dortigen. Bassa zu verstärken.

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