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den wir nicht gut; denn man kann nicht wissen, oh die Wallgånge gut oder schlecht traversirt find, und muß daher immer das Erste annehmen. Und da man weiß, daß die meisten Rikoschettkugeln, ohne sonst Schaden zu thun, in die Traverse fahren, so sollte man die Wallgänge auch mit holen Körpern rikoschettiren, die, wenn sie in die Querwälle fahren, darin zerspringen und sie zerstören, und durch die herausgeschleuderten Eisenstücke die Mannschaft beschädigen.

Die Bombenwürfe geschehen unter hohen Winkeln. Dadurch weichen sie mehr von ihrer anfänglichen Richtung ab, wie die auf die nämliche Entfernung unter niederen Winkeln geschossenen Körper. Sie treffen nur einen Punkt, und dringen, wenn sie auf einen nicht sehr festen Boden fallen, so tief ein, daß bei ihrem Zerspringen viele Stücke, und grade die gefährlichsten, nämlich jene, welche unter flachen Bogen wegfliegen würden, sich in der Erde verschlagen. Man sollte daher gegen Werke, in denen keine feste Gebäude einzuschla= gen sind, die Bomben unter niederen Winkeln werfen, oder, was gewiß sehr vortheilhaft wäre: man sollte die Wallgånge mit Bomben rikoschettiren.

Zu Vaubans Zeit hatte man in Frankreich noch keinen Gebrauch von Haubißen gemacht; denn derselbe führt nur an, daß sich seit kurzer Zeit die Holländer solcher Geschüße bedienten; so wie auch kleiner, durch zwei Mann tragbarer Mörser. Bei der Belagerung von Namur durch die Alliirten, im Jahr 1695, wobei der berühmte Cöhorn einen großen Theil der Angriffsarbeis ten leitete, hatte man 22 Haubißen. Auch ermangelte man nicht, die Werke aus Enfilirbatterien zu bestreichen. Erst bei einigen Belagerungen der Franzosen in

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den 1740ger Jahren, finden wir Haubißbatterien; obgleich Sie schon im Jahre 1723 zu Straßburg versucht hatten, aus einem achtzölligen Mörser, der in die Laffete eines achtpfündigen Feldstückes gelegt worden war, mit Bomben zu rikoschettiren, und dieser Versuch ganz befrie digende Resultate gegeben hatte. Die später eingeführt wordenen achtzölligen Batterie - Haubißen mögen durch diesen Versuch ihre Entstehung erhalten haben. Eine achtzöllige französische Bombe oder Granate wiegt 42 bis 44 Pfunde, eine östreichische dreißigpfündige Bombe 54 Pfunde, und eine zehnzöllige englische Granate 75 Pfund beiläufig. Die Letteren werden aus eisernen Haubigen getrieben. *)

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*) Aus diesen Haubißen geschah in England der Versuch, die von Carnot vorgeschlagene Vertheidigungsmauer durch Bogenschüsse in Bresche zu legen. Wie aus dessen Buche bekannt, hat dieser Ingenieur, zur Verminderung der Baukosten, angerathen: die Wälle der Hauptumfassung ohne Mauerbekleidung aufzufühund, um einen solchen Wall unersteiglich zu machen, vor dessen Fuße, längs demselben in dem Graben, eine frei stehende Mauer mit Schießlöchern zu erbauen. Auf Befehl des Feldmarschalls Herzog von Wellington wurde auf dem Artillerie - Übungsplaße zu Woolwich ein Werk, und vor dessen Fuß auf der Grabensohle eine freistehende Mauer von 7 englischen Fuß (64 Wiener Fuß) obere Dicke, und von 21 englische Fuß (20ż Wiener Fuß) Höhe aufgeführt, vor welche man, zu ihrer Deckung, eine Contre-garde von Erde legte. Da= mit diese Mauer vollkommen austrocknen konnte, ge= schah der Versuch gegen sie erst ein Jahr nach ihrer Erbauung. Auf 400 Yards (192,83 Wiener Klafter) Entfernung von derselben, waren 2 Batterien für 14 zehnzöllige Haubißen erbaut worden, welche auf eine

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Da die Brustwehren der Werke durch das Einschneiden von Scharten sehr geschwächt werden, so können sie den Wirkungen der Demontirbatterien nicht lange widerstehen, und da das Riköschettiren ihre Ausbesse rung verhindert, oder doch sehr erschwert, so müssen die Batterien der Vertheidiger bald der Übermacht des Gefchüßes der Angreifer unterliegen, und die Annaherungsarbeiten schreiten gegen kleines Gewehrfeuer ziemlich gedeckt vorwärts. Natürlich führen Terrainhindernisse hier manchesmal Modifikazionen zum Vortheil der Vertheidiger herbei; die aber der Angreifer entwe= der durch Arbeit, oder Vermehrung seines Geschüßes, dennoch bekämpfen wird. Dem Nachtheil abzuhelfen, den das eigene Durchwühlen und Öffnen einer fe sten Brustwehr für den Vertheidiger hatte, erfand Gris beauval die hohen Laffeten, und machte davon bei der Vertheidigung von Schweidnitz, im Jahre 1762, rühmlichen Gebrauch. Der Nugen dieser Erfindung ist für die Vertheidigung unverkennbar. Man kann, wenn die Gefchüße in solchen Lafferen liegen, und durch dauerhafte Querwälle, die um zwei Schuh höher sind als die Brustwehr, und nicht über sechs Klafter von eins ander entfernt liegen, dem Feuer der Angreifer durch einige Zeit kräftig antworten, und besonders ihre Demontirbatterien öfter zum Schweigen bringen. Nur mit empfindlichem Verluste wird daher das Geschüß der Angreifer dem der Vertheidiger Meister werden, und

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Breite von 29 englische Fuß (28 Wiener Fuß) kon: zentrisch richteten, und mit 1400 im Bogen dagegen geschossenen Granaten eine vollkommene Bresche bes wirkten.

Lestere werden in der Folge mit einigen Stücken noch oft auftreten können; indem sie häufig ihre Pläge vers wechseln. Es werden aber auch diese Vortheile dem Vertheidiger nicht viel helfen, wenn sich die Angreifer das gegen zweckmäßig benehmen können, und in ihre Rikoschettbatterien Haubißen, statt Kanonen, stellen. So wären wir der Meinung; eine jede Rikoschettbatterie in der zweiten Parallele auf sechs Haubigen anzulegen, worunter drei von größtem Kaliber, und drei von kleinerem. Daß die drei Lestern etwas en revers schießen müfsen, benimmt ihrer Wirkung, wenn sie nur gut gerich tet werden, gar nichts, und wir würden selbst aus den drei ersten Geschüßen dieser Batterie den bedeckten Wegszweig en revers rikoschettiren, und keine besondere Bats terie dagegen anlegen. Wir haben so großes Zutrauen zu der Wirkung einer solchen Batterie, daß wir glaus ben, sie werde diesen doppelten Zweck recht gut erfüllen können. Eine volle Brustwehr, die oben achtzehn Fuß tick ist, kann durch Kugelschüsse nicht zerstört werden. Man kann sie wohl, wegen der Neigung ihrer Krone, scarpiren, und das dahinter stehende Geschüß, wels ches, um über die Brust, oder doch durch ganz seichte Scharten zu feuern, noch etwas hervorragt, demons tiren; allein es geschieht dieses nicht so leicht, wie Manche glauben könnten; weil eine Kanone keine gezogene Büchse ist. Man muß daher gegen eine solche Brustwehr, um sie zu zerstören, mit Granaten schießen, und zwar so lange, bis durch das Zerspringen dieser mit Pulver gefüllten Körper die Erde aufgelockert und zum Theil herabgefallen ist; wonach Kugeln das Übrige thun können. Wo man so gegen die Brustwehren und Wallgänge der Werke verfahren kann, glaus

ben wir, daß die Vertheidiger, ungeachtet der hohen Laffeten und tüchtigen Traversen, sich wieder in der alten Lage befinden, und sich gegen die Überlegenheit des Feuers der Angreifer nicht behaupten können.

Die großen eisernen Haubißen der Engländer, oder die von Pairhans vorgeschlagene Bombenst üde sind, der angeführten Absicht wegen, die aus ihnen erreicht werden kann, ein vorzügliches Belagerungsgeschüß. Auch die Erfindung, die holen Körper unter kleinen Winkeln durch Raketten zu treiben, wird bei künftigen Belagerungen ihren Nußen bewähren.

Man hat auch gedeckte Kanonenbatte rien, und zwar schon vor langer Zeit vorgeschlagen, und auch angewendet. Gegen diese werden zwar die Rikoschettbatterien ohne Wirkung seyn. Allein wenn solche gedeckte Batterien ihre Fronte dem Angreifer nicht verbergen können, so werden sie bald eingeschossen seyn. Die von Carnot vorgeschlagenen bombenfesten WurfKasematten dünken uns daher ein gutes Verstär kungsmittel vieler der gegenwärtigen Festungen zu seyn. Seine Idee, durch sehr häufiges Wurffeuer aus diesen Kasematten die Belagerungsarmee aufzureiben, hat in den Artillerien zu Versuchen über die Wirkung des Vertikalfeuers Veranlassung gegeben, von denen, in so weit sie uns bekannt geworden sind, der vor einigen Jahren in der östreichischen Artillerie darüber gemachte Versuch der vollständigste ist. Er hat gezeigt, daß die Berstreuung der Körper sowohl in der Länge als Breite groß ist, und daß man sich gegen die kleinen Kugeln leicht Deckung verschaffen kann, indem ihre Endges schwindigkeit nicht bedeutend ist; daß man daher, mit Nußen, nur größere Schrote, und diese in sehr großer

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