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dann das Bollwerk auf drei Stellen bestürmt. Alle Anstrengungen der Türken blieben fruchtlos, und sie mußten, nachdem sie mehrmalen frische Haufen zum Sturme vorgeführt hatten, mit sehr bedeutendem Verluste in ihre Laufgraben zurückweichen.

Am 21. Oktober wurde die Tschonka- Bastion zum dritten Male gesprengt, und diese, so wie die Kiralyfi und hölzerne Bastion, bis zum Abend ununterbrochen, doch vergeblich, bestürmt. Aber der in der Bastion Kiralyfi befindliche Vorrath an FeuerwerEen gerieth durch die Unvorsichtigkeit eines Büchsenmeis sters in Brand, und viele Edelleute und Offiziere, dar unter der Oberstlieutenant Graf Johann Markus Isolani, und der Oberstwachtmeister von Zedtlnig, wurden dadurch schwer beschädigt. Die Türken wiederholten ihre Stürme am 22., 24. und 26. gegen alle drei Bastionen, mit für sie gleich ungünstigem Erfolge. -Am 25. Oktober hatte die plöglich anschwellende Körös die feindlichen Schanzen und Laufgraben mit Wasser gefüllt, und die darin aufgestellten Türken, indem fie alle Stege und Brücken mit sich fortriß, von ihrem Lager und von jeder Unterstüßung abgeschnitten. Redern konnte diese günstige Gelegenheit, den Angreifern durch einen Ausfall bedeutenden Schaden zuzufügen, nicht benüßen; da seine Besatzung bereits auf ein Drittheil vermindert worden war. Die Türken arbeiteten nun zum vierten Male an andern Minen in der Tsch o nka- und Kiraly fi - Bast i on. Am 29. Oktober, ge= gen fünf Uhr Morgens, begannen sie, das Puloer zur Ladung über den Sturmdamm in Säcken nach den Minen zu tragen. Eine Schildwache bemerkte den Zug der Pulverträger nach der Kiralyfi-Bastion, und ein

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deutscher Büchsenmeister 'schleuderte brennende Pulversäcke unter diese Feinde. Dadurch gerieth das von den Türken der Mine zugeschleppte Pulver in Brand, der sich schnell bis in die zum Theil schon geladene Mine verbreitete. Diese entzündete sich, zerstörte sich selbst durch theilweise Öffnung des Gemäuers, und tödtete die noch in der Arbeit begriffenen Mineure, so wie viele andere in der Nähe befindliche Türken.-Am 30. und 31. Oktober fuhren die Türken fort, an den zwei Minenkammern in der Tschonka-Bastion zu ar= beiten. Das Kanonenfeuer wurde von beiden Seiten lebhaft fortgesetzt.

Am 1. November wurden die Minen in der T sch o nka-Bastion, jene in der rechten Flanke gegen die hölzerne Bastion um zehn Uhr, die zweite in der linken Flanke gegen die goldene Bastion nach eilf Uhr, gesprengt. Beide thaten die von dem Vezier gehoffte Wirkung nicht. Ungeachtet dessen ließ er, weil schon das Heer zum allgemeinen Sturme in Bereitschaft war, drei Kolonnen gegen die Tschonka-, hölzerne und Kiralyfi: Bastion anlaufen. Sie wurden auf allen Punkten zurückgeschlagen; wobei sich Gottfried von Rübisch und seine Schlesier besonders hervorthaten.

In den letzten Tagen des Oktobers hatten ununterbrochen fortdauernder Regen, und die damit verbundene strenge Kälte bereits die Türken und Tataren aufs Außerste gebracht. Alle Straßen waren grundlos, und für Zufuhren unbrauchbar. Was die umliegenden Gegenden zur Nahrung hatten liefern können, war schon lange aufgezehrt, oder durch muthwillige Verwüstung zu Grunde gegangen. Drückender Mangel herrschte daher im Lager. Die an warmes Klima gewohnten Kameele

und. Pferde vermochten es nicht, die kalten Regen und Winde auszuhalten, und starben hundertweise. Eben so wütheten Seuchen unter den türkischen Scharen. Schön hatten über 20,000 Türken und Tataren; während den vier Wochen der Belagerung, im Kams pfe oder durch Krankheiten das Leben verloren. Indeß war auch ein ansehnliches Korps deutscher Trup pen und des ungrischen Adels, unter Georg Bastas Befehlen, in dem Lager bei Rakamaz versammelt worden. Der noch immer in Kaschau krank liegende Erz herzog Marimilian gab diesem Feldherrn den Auftrag, Großwardein zu entseßen. Das Korps trat auch wirk lich den Marsch an. Es hatte aber Debreczin noch nicht erreicht, als die Türken bereits die Belagerung aufhoben. In den beiden ersten Tagen des Novem bers ließ Mehmet - Bassa das Geschüß abführen. Die noch dem früheren Brande entgangenen Häuser der Stadt und Vorstädte wurden jest ebenfalls den Flam men geopfert. Am 3. November Morgens, als eben ein dichter Nebel die Gegend bedeckte, brach der Vezier mit feinem, vor Großwardein auf 40,000 Streiter vermins derten, Heere auf, und trat, · von der auf 700 Streit febige geschmolzenen Besaßung nicht beunruhigt, den Rückmarsch über Solnok nach Ofen an; welchen er bald darauf nach Belgrad fortsette.

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III.

Uebersicht der Kriegsbegebenheiten zwischen Rußland und der Pforte an der unteren Donau, vom Jahre 1806 bis 1812.

Bierzehn Jahre hindurch, seit dem Traktate von Jassy.

(am 9. Jänner 1792), bestand zwischen Rußland und der Pforte der innigste Friede. Frankreich störte jedoch dieses Verhältniß, um, selbst im Kampfe mit Rußland, dieses auch noch mit seinem friedfertigen Nachbar zu ent zweien, und aus diesem Zwiespalt Nußen zu ziehen. Die Pforte gab sich den Einflüsterungen Frankreichs hin, und achtete die zwischen ihr und Rußland bestehenden Verträge wenig. Die Hospodare der Moldau und Wa lachei wurden der Pforte verdächtig gemacht, und sie entsekte beide. Rußland führte hierüber Beschwerde, welche jedoch beim Divan keine Berücksichtigung fand; und so sah es sich genöthigt, Verträge und Rechte mit den Waffen zu schüßen.

In Podolien befehligte damals (1806) General Michelson eine Armee von 70,000 Mann, in vier Divisionen getheilt. Da er jedoch nach dem Schlage bei Jena (am 14. Oktober) den Auftrag erhielt, eine dieser Divisionen dem Bugflusse zu nähern, und sie an Rußlands Hauptheer abzutreten, so wurde hierdurch feine Streitkraft bedeutend gemindert; obgleich er auf die Mitwirkung eines Korps von 12,000 Mann rech Östr. milit. Zeitsch. 1829. II.

nen konnte, welches in der Umgebung von Odessa stand.

Der in seinem Innersten zerrüttete Zustand des osmanischen Reiches ließ erwarten, daß die Provinzen dies. seits der Donau ohne Schwertstreich von den Russen bes segt werden würden. Die Serbier waren im Aufstande, bei 60,000 Mann unter den Waffen, und Belgrad von ih nen belagert. Paßwan-Oglu, Bassa von Widdin, genoß der Unabhängigkeit, nach der Mustapha Bairaktar, Befehlshaber zu Rusczuk, gleichfalls strebte, und welche ihm 30 bis 40,000 Mann vertrauter Truppen verbürgten. Nieder- Bulgarien beherrschte der Räuber Pechli wan, ohne daß die Pforte sein grausames Treiben zu beenden im Stande war; und in der Moldau, so wie in der Walachei, erwartete man die Russen als Beschü ker. Dieß waren die moralischen Elemente, welche das russische Heer vorfinden sollte; so wie die physischen Schußmittel der Pforte in ihren Festungen am untern Dniester und an der Donau, bestanden, welche in einem erbärmlichen Zustande, und mit schwachen Besaßungen versehen waren.

Im Anfange des Novembers 1806 sammelte der russische Oberbefehlshaber, in Folge höherer Weisungen, feine Armee, zum Übergange des Dniesters, an drei Punkten. Der rechte Flügel unter dem Gen. Es= fen, 12,000 Mann regulirter Truppen, mit 2 Kosaken-Regimentern, — rückte nach Zwanieß, ober= halb Chotym. Das Centrum, von 25,000 Mann regulirter Truppen und 2 Kosaken Regimentern gebildet, sammelte Gen. Michelson selbst, zu Mogilow. Der linke Flügel endlich, - 8000 Mann regulirter Truppen und 2 Kosaken - Regimenter,

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