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die in der Arbeit unerschrocken fortfuhren, und endlich so tief in die Mauer eindrangen, daß sie gegen das Feuer der Vertheidiger ganz gedeckt waren. Redern ließ zwar den feindlichen Arbeiten unter der Kiralyfi-Bastion mit Contraminen entgegengehen. Aber die Bauart des Werkes im Grunde, begünstigte dieselben so wenig z daß man auf diese Art des Widerstandes bald verzichten, und den Erfolg der feindlichen Minen in Geduld abwarten mußte. —Am 9. Oktober sendete Redern einen ungrifchen Edelmann aus der Festung mit einem Schreiben an den Erzherzog Marimilian ab, in welchem er um baldigen Entsatz bat. Dieser Bote schickte aus Szekelyhid einen Soldaten zurück, der glücklich in den Plaß gelangte, und die Zusicherung baldiger Hilfe überbrachte. Der 10. Oktober verging unter der gewöhns lichen Beschießung. Am 11. um Mittag bemerkten die Türken, daß eine 25 Mann starke ungrische Abtheilung, welche in den bedeckten Weg vor der hölzernen Bas stion gelegt war, sich dem Schlafe überließ. Es schiffte nun eine Schar auf Nachen über den Graben, übers fiel jene Vorwache, und machte einige Mann nieder. Die Übrigen retteten sich durch das Ausfallthor in die Bastion. Sogleich begannen ein paar Türken, in einem Nachen, die Pallisaden mit Ärten umzuhauen; dann untergruben sie das Erdreich des Walles, ließen dasselbe in den Graben stürzen, und gelangten bald zu den Baumstämmen, aus welchen hier das Innere des Walles bestand. Diese wurden abgehauen, die Erde immer tiefer untergraben, und so viel Raum gewonnen, daß endlich einige und dreißig Türken zugleich daran arbei ten konnten, dort den Weg zum Sturme zu öffnen. Auch bemühten sich die Türken, zu dieser Bastion

einen Damm, durch den Wassergraben zu Stande zu bringen.

In der Nacht vollendeten die Türken die Ladung und Verdämmung der beiden Minen an der Tschonkaund Kiralysi-Bastion. Um 12. Oktober, gegen sieben Uhr Morgens, wurde jene unter der Kiralyfis, gegen neun Uhr die unter der Tschonka Bastion angezün det. Beide Minen thaten aber die erwartete Wirkung gar nicht; sondern, statt die Bastionen zu erschüttern, entleerte sich die ganze Kraft des entzündeten Pulvers rückwärts, durch die schlecht verdämmten Eingänge. Der Vezier hatte zwei starke Kolonnen in Bereitschaft gehalten, um nach gelungener Sprengung jene beiden Bastionen zu bestürmen. Da nun dieser Plan durch das Mißlingen der Minen gescheitert war, so beorderte Meh met Serdar die Janitscharen, und eine große Menge Asapen und andern Fußvolks, zum Sturme auf die uns tergrabene hölzerne Bastion. Diese Haufen stürzten sich, unter betäubendem Feldgeschrei, aus den Laufgraben hervor, über den durch den Graben geführten Damm, und suchten, jene Bastion zu erklettern. Die Belagerten vertheidigten sich mit Unerschrockenheit. Der Kampf dauerte mehrere Stunden, war hartnäckig und blutig, und blieb lange zweifelhaft. Rédern ermunterte die Deutschen, Nyari die Ungern, durch Wort und Beispiel zur Tapferkeit. Johann Szelesten, ein ger schickter Feuerwerksmeister, ließ eine Menge, unter seiner Leitung verfertigte Feuertöpfe und Pulversäcke unter die, sich in dichten Scharen vordrängenden, Feinde werfen. Durch das Plaßen derselben wurden viele Türken zerschmettert. Die deutschen Schüßen tödteten ebens falls eine große Zahl durch ihre wohlgezielten Schüsse.

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Die auf die Höhe des Erdwalles klimmenden Janitscharen wurden mit langen Spießen in den Graben zurückge= stoßen. Der Bassa sah den ungeheuren Berlust seis ner Kolonnen mit Wuth; da diese aber endlich in Verwirrung geriethen, und zu weichen begannen, so be= fahl Mehmet Serdar, den Sturm aufzugeben. Er segte nun die Beschießung mit verdoppelter Anstrengung fort. Der hohe Thurm der Ladislaus-Kirche wurde zusammengeschossen, und begrub unter seinen Trümmern die Soldaten, welche auf demselben ihren Posten gehabt hatten. Die Janitscharen bestrichen die Brustwehren der Bastionen und Wälle seitwärts, aus ihren Linien, mit einem verheerenden Kleingewehrfeuer, und verscheuchten die Vertheidiger von denselben. Kein Mann der Besatzung konnte sich mehr, ohne die größte Gefahr, auf der Höhe der Werke sehen lassen. Daher wurden die Truppen hinter dieselben hinabgezogen, und mach ten sich Gruben in die inwendige Abdachung der Erdanschüttung, in welchen sie vor großen und kleinen Kugeln völlig geschüßt waren. Von hier aus wurden nur Einzelne von Zeit zu Zeit auf die Wälle hinaufgeschickt, um zu beobachten, was der Feind zu unternehmen vers fuche. - Auch hatte der Bezier noch am 12. Oktober auf den Weinbergen jenseits der Körös eine neue Batterie anlegen, und in dieselbe vier seiner schwersten Geschüße bringen lassen; deren Feuer aber, wegen der bedeutenden Entfernung von der Festung, nur wenig Schaden verursachte. Weit größere Gefahr drohte von den Minen, die am 13. Oktober sowohl an der Tschonka-, als an der Kiralyfi-Bastion aufs Neue begonnen wurden, und von der Untergrabung der hölzernen Bastion, welche die Türken ohne Unterbrechung fortsetten.

Die Türken hofften, daß die Belagerten durch ihre, sich mit jedem Tage verschlimmernde, Lage zur Ergebung bewogen werden dürften. Aus ihren Schanzen riefen sie in verschiedenen Sprachen den nächsten Posten der Besaßung zu, forderten sie zur Übergabe der Fes stung auf, und versprachen denselben freien Abzug. Da ihnen aber gar keine Antwort gegeben wurde, so rüstes ten sie sich dann zu einem zweiten Hauptsturme. Um acht Uhr Morgens des 17. Oktobers sprengten die Türken die Mine unter der Tschonka. Die Spike des Bollwerks mit den anliegenden Seiten wurde, in einer Breite von zweiundzwanzig Ellen, vom Grunde ́aus bis auf die Höhe zersprengt. Das Gemäuer stürzte in den Graben, und füllte denselben so aus, daß man ihn auf dieser Stelle trockenen Fußes überschreiten konn= te. In großer Anzahl stürzten nun die Türken der Bres sche zu, und kletterten den Mauerschutt hinauf, indeß andere Haufen die hölzerne Bastion wüthend bes stürmten. Sie wurden von den Vertheidigern der TschonEa mit größter Tapferkeit empfangen, die hinteren Scha= ren durch das Feuer der Kanonen, die vorderen durch jenes der Büchsenschüßen, gelichtet; indeß auf der Krone der Bresche selbst, das hißigste Handgemenge fortdauerte. Mit hartnäckiger Wuth suchten die Janitscha= ren, sich auf dem bereits errungenen Mauerbruche zu behaupten. Aber Redern und Nyari entflammten den Muth ihrer Krieger zur heldenmüthigen Ausdauer. — Die Türken ermatteten endlich, wurden von der Bres sche der Tschonka, so wie von der hölzernen Bastion, zurückgeworfen, und nahmen um vier Uhr Nachmittags die Flucht in ihr Lager; nachdem sie eine ungeheure Menge ihrer tapfersten Krieger und acht

Fahnen verloren hatte.

Der siebenzigjährige Gous verneur Georg Kiraly hatte auf der hölzernen Bastion ruhmvoll gekämpft. Ein Schuß aus einem Janitscharenrohr, mit doppelter Kugel, fuhr ihm durch den Arm und die Achsel. Ungeachtet seiner schweren Verwuns dung, erbat er es sich zur Gnade, die Vertheidigung jenes Werkes noch ferners leiten zu dürfen. Der Kome mandant von Redern gewährte seinen Wunsch, sette ihm aber den Johann Szelesten als Gehilfen an die Seite. Doch schon am Abend des 24. Oktobers starb Kiraly an den Folgen seiner Wunden.

Am 18. Oktober stürmten die Türken schon wieder

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die schonka und hölzerne Bastion, und sets ten diese Angriffe bis drei Uhr Nachmittags fort. Es blieben von beiden Seiten viele Krieger; aber die Tür ken wurden endlich zurückgeschlagen. Indessen hatten auch die Tataren die Verwüstung des Landes fortge= sezt. Ein starkes Korps derselben drang bis in das Thal von Belengesch, in welchem die schwarze Körös ents springt, ein anderer Haufe in der Ebene bis Böszörmeny vor. Sie verwandelten diese Gegenden, durch Niederbrennung aller Wohnungen und Wegschleppung der Bewohner, in Einöden.

Am 20. wurde die Mine in der Bastion KiraInfi entzündet, und das sehr starke Mauerwerk in eine neunundzwanzig Ellen breite Bresche zersprengt. So. gleich arbeiteten die Türken mit ungemeiner Anstrengung daran, durch den hundertundsechzig Ellen breiten, hier noch mit hohem Wasser gefüllten Graben einen Damm. von leeren Weinfässern, Baumstämmen und Bretern zu errichten. Als dieser zu Stande gekommen, wurden Schanzkörbe daraufgesezt, diese mit Erde gefüllt, und

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