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können wir über die Ursachen nicht wohl urtheilen. Indessen geht aus dem erzählten Benehmen der Vertheidiger, welches der geringe Verlust der Angreifer bestätiget, deutlich hervor: daß das Rikoschettiren, worauf man auf den Werken nicht vorbereitet seyn konnte, da man es noch gar nicht kannte, die Hauptursache von der schwachen Vertheidigung war. Denn obwohl die Besatzung für den Plaß nicht vollständig war, auch an Geschüß, besonders an Mörfern, Mangel hatte, so hätte fie sich doch lebhafter vertheidigen, und den Fortschritten der Sappen durch öftere kleine Ausfälle Aufenthalt verursachen können. Allein diese neue Art zu schießen, wodurch man im Innern der Werke nirgends vor den Kugelaufschlägen sicher war, und in Flanken und Rüden beschossen wurde, mußte auf die Vertheidiger den nachtheiligsten Eindruck machen. So lange die Rikoschbettbatterien nicht gegen die Collateral-Werke spielten, war das Feuer aus ihnen lebhaft; denn die Bomben konnten die Vertheidiger nicht vertreiben. Sobald aber die Rikoschettbatterien schossen, hörte die Bertheidigung beinahe gänzlich auf.

Daß eine einzige Bombe eine starke, mit Balken und Mist verwahrte, Schleuße so zerstörte, daß man fie, unerachtet ihrer großen Wichtigkeit für die Vers theidiger, nicht mehr herstellen konnte, darf uns nicht wundern. Eine solche Bombe hatte anderthalb Fuß im Durchmesser, und wog, ohne Füllung, gegen 490 Pfund; mit 45 Pfund Pulver wurde sie gefüllt. *) Die Mörs

*) Man gab damals in den holen Raum einer Bombe fo viel Pulver, als dieser fassen konnte. Allein Versuche haben gelehrt: daß diese Menge viel zu groß war,

ser, aus denen man sie warf, wogen 5000 Pfund, und die Kammer faßte 12 Pfund Pulver. Vauban sagt: es wäre gut, ein halbes Dußend solcher Mörser, und 1000 Bomben für jeden, bei einer Belagerung zu has. ben. Nach Cormontaigne aber, wurden nie mehr wie drei Stück dieser großen Mörser zu einer Belagerung mitges führt. Ein vierundzwanzigpfündiges Kanonenrohr, oder drei von unseren jeßigen größten Mörsern (Sechzigpfündern) haben beiläufig so viel Gewicht, wie ein solcher: Mörser.

Wir haben im Eingange erwähnt, daß Bauban der Erste war, der die Batterien in den Verlängerungen der angegriffenen Linien der Werke anlegte. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß die mächtige Kanonenbatterie, welche man unter dem Namen Batterie-Royal vor der Mitte der angegriffenen Seite des Plazes zu errichten gewohnt war, und aus der man Alles zu zertrümmern suchte, was man aus ihr erreichen konnte, dem Zwecke nicht so entsprach, wie es durch eine ges schicktere Aufstellung der Geschüße geschehen konnte. Er bewirkte daher diese, indem er die Geschüße der RoyalBatterie in mehrere Batterien, die er auf den Verlängerungen der gegen den Angriff gekehrten Brustwehren der Werke anlegte, vertheilte. „Durch diese Stellung," sagt derselbe, „wird der doppelte Nugen

und daß man in die holen Körper nicht mehr Füllung zu geben braucht, als nothwendig ist, sie in viele Stüde zu zersprengen; indem der Überfluß an Pulver, der bis dahin noch nicht verbrannt ist, keine Wirkung mehr macht.

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erhalten, daß man aus einer Batterie die entgegenste hende Brustwehr zerstören, und das dahinter gestellte Geschütz demontiren, hernach die andere Face des WerEes der Länge nach bestreichen, und dadurch die Vertheidiger von der Ausbesserung abhalten kann." Das Gefährliche des Aufschlagens der Kugeln in den Flans ken und im Rücken der Bertheldiger, welches auf dem Wallgange eines Werks, durch die starke Ladung, jedoch nur einmal geschehen konnte, führte Vauban auf den Gedanken, dieses Aufschlagen zu vermehren; welches durch eine sehr große Verminderung der damals noch Zweidrittel- Kugel schweren Ladung, und durch Vergrö Berung der Elevazion geschehen mußte. Der Erfolg rechtfertigte, wie wir gesehen haben, Vaubans Vorschlag, und seit dieser Zeit machten die Franzosen in allen ihren Belagerungen vorzügliche Anwendung davon ; wodurch denn endlich Andere auch zur Nachahmung ge= bracht wurden.

Da auf den Wallgången der Werke, außer in dem bedeckten Wege, keine Querwälle waren, so konnte man auf ihnen gegen die Wirkung der Rikoschettschüsse nicht aushalten; denn einige von den Artilleristen zwischen die Geschüße gestellte Schanzkörbe dienten bloß, um Unglück beim Laden, mit der Ladschaufel aus der Pulvertonne, zu vermeiden, und konnten von den ris koschettirenden Kugeln leicht umgeworfen werden. Die Wallgänge mit Traversen zu versehen, gehörte nun von dieser Zeit an mit zu den Arbeiten, die man machen muß, wenn der Plaß in Vertheidigungsstand ge= segt wird. Freilich haben Ingenieure und Artilleristen schon oft den Wunsch ausgesprochen, daß man deren Bau früher unternehmen sollte, damit man sie so dauer

haft machen könnte, wie es ihr Zweck erfordert, und nicht, wie es am häufigsten geschehen ist, daß man fie erst zu errichten angefangen hat, als die Rikoschettund Mörser - Batterien aus der ersten Parallele schon spielten; indem man die hinter den Brustwehren befindlichen Pritschen, mit Hilfe von Schanzkörben, in Traversen umgestaltet, die dann bei weitem nicht dauerhaft genug sind, um auch nur den rikoschettirenden Kugeln zu widerstehen; wo hingegen, wenn sie stark und hoch genug sind, und sich wenigstens immer. zwi schen zwei und zwei Geschüßen Eine befindet, die Wirkung der Rikoschett Kugelschüsse sehr vermindert wird.

Man ist durch wichtige Gründe bewogen worden, von der Anlage der Kanonenbatterien nach Vaubans Angabe, in so weit abzuweichen, daß man für je den Zweck eine besondere Batterie errichtet; nämlich in der Verlängerung der Linien der Werke eine Rikoschettbatterie auf 3 oder 4 Kanonen, -- wozu mir immer die lehte Anzahl nehmen würden, um in kurzen Intervallen ohne Unterbrechung feuern zu können, und die sogenannten Demontirbatterien, aus denen man mit voller Ladung die Merlons, der feindlichen Batterien zerstört, und die dahinter gestellten Geschüße zu demontiren sucht. Die Anzahl ihrer Geschüße richtet sich nach der Größe des Werks und der muthmaßlichen Stärke der feindlichen Batterie. Un die Seite der Rikoschettbatterien legt man oft, wie Vauban es zu thun vorgeschlagen, eine Mörserbatterie, um den Wallgang so gut wie möglich daraus zu treffen. Bous mard legt zu diesem Zwecke die Mörserbatterie zwischen die Rikoschettbatterie gegen die Face eines Werks und jene gegen den davorgelegenen bedeckten Wegszweig, um

jeden Theil leicht bewerfen zu können. Oft legt man sie aber auch senkrecht auf die verlängerten Kapitallinien der Werke an, um in das Innere derselben zu wers fen. Vauban sagt von diesen Batterien: „daß man sie nur gegen die Festungswerke, und nicht gegen die Ge= bäude des Plazes verwenden müsse; indem deren Zerstörung die Einnahme der Festung nicht befördere, und dem Eroberer selbst nur schade; der sich dann in einem Schutthaufen befände." —Ohne ganz besonders wichtige Gründe, sollte man von diesem Saz niemals abweis chen. Überhaupt muß man auch an den Werken einer Festung, die man nach der Eroberung behaupten will, nicht mehr zerstören, als nothwendig ist, um ihren Besit zu erzwingen; damit man nachher nicht so viel zu repariren hat.

Vauban war kein Freund von zu entfernt ange= legten Batterien. Nach seinem Ausspruche, dienen sie zu nichts, als Lärm zu machen, und die Munizion ohne Nußen zu verschwenden. Wir sehen ihn daher oft erst in der zweiten Parallele die Batterien anordnen ; damit man sie nicht versehen durfte. Da aber die Vertheidiger, so lange sie nicht beschossen werden, mit ih rem Geschüß auf den Platformen bleiben, und nach allén Richtungen über die Brustwehr hinwegfeuern, so ist es besser, schon in der ersten Parallele, auf ungefähr 300 Klafter Entfernung, Rikoschettbatterien anzulegen. Nur muß man sie nachher alle in die zweite Parallele übertragen; weil man hier weniger Fehl= schüsse macht.

Den Gebrauch, nur auf die Zweige des bedeckten Wegs Haubitz Rikoschett - Batterien anzulegen, und Kanonen Rikoschett Batterien gegen die Werke, fin:

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