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wiederholten Angriffe sind gefährlich, und dem Fundamen tal Prinzip dec Kriegskunst völlig entgegen.

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208. Angriffe von Fronte auf Fronte, oder überhaupt solche Disposizionen, wo man, ohne zu manövriren, den Feind, auf allen Punkten angreift, find fehlerhaft; denn die Kräfte verhalten sich hier wie 1; 1, und heben sich folglich wechselseitig auf.

209. Die langen Fronten sind den guten Grundsäßen eben so wenig angemessen, als die zerstreuten Stellungen, großen Detaschements, und isolirten Korps, die sich nicht unterstüßen können.

210. Eine geschlagene Armee muß zwar mit Umsicht, aber immer lebhaft verfolgt werden.

211. Eine gute Administrazion bereitet die Siege vor, versichert die gemachten Eroberungen, und schont durch Ordnung und Ökonomie die eigenen Kräfte des Staates. Die Militär-Administrazion ist eben so alt, als die Kunst, mit ganzen Armeen Krieg zu führen; sie muß aber mit dieser, ihrer Natur nach, immer gleichen Schritt halten...

212. Wenn größere oder kleinere Truppenmassen, mit Willen und Zweck, zerstreut gegen den Feind gebraucht werden, so nennt man dieß die offene Fechtordnung. Sie ist vorzüglich dem Gebrauche des Feuergewehres günstig.

213. Unglücklich der Feldherr, der über Alles, was er thut, oder thun will, Rechenschaft ablegen, und beweisen soll, was sich oft gar nicht beweisen läßt, aber doch klar vor seiner Seele steht. Darum werden welterschütternde kries gerische Ereignisse immer nur von Feldherren herbeigeführt, die zugleich auch Könige sind,

214. Wenn man gegen eine geschlagene Armee den Krieg ununterbrochen fortseßt, so wird man mit weit wenis ger Schwierigkeiten zu kämpfen haben, als wenn man ihr Zeit läßt, sich durch Winterquartiere moralisch und physisch zu erholen.

215. Jeder Führer einer abgesonderten Truppe befindet sich in der Lage, auf das Einwirken von Umständen, die in seiner Instrukzion nicht berechnet waren, gefaßt seyn zu

müssen. Trifft ein solcher Umstand die Hauptkolonne, und ändert dieser dort die Verhältnisse, so sind auch die aller Nebenkolonnen geändert, und Alles hat in Bezug auf die Erstere zu wirken. Der Mangel an Intelligenz der Unters geordneten hat manche kluge Operazion ausgezeichneter Felds herren scheitern gemacht.

216. Nie darf ein Feldherr einen mit Rücksicht auf die wahre Operazionslinie bestimmten Punkt verlassen, oder, fich auf demselben schwächen, um seinem Gegner auf einem minder wichtigen zuvorzukommen; selbst dann nicht, wenn der Feind auf dem Lehteren Truppen zusammenziehen follte.

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Allgemeine Marimen.

217. Genie ist Anlage, nicht Vollendung. Es muß erst gebildet werden.

218. Die Erfahrung ist die Probe für die Richtigkeit des Gedachten.

219. Wissen und Handeln müssen im Kriege wechselseis tig in einander eingreifen.

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220. Die bloß sinnliche Thätigkeit bewirkt im Kriege eine zahllose Menge bunt sich durchkreuzender Gegenstände. Bei einer bloßen Wahrnehmung darf man aber nie stehen bleiben.

221. Wenn der Verstand die Aufmerksamkeit der Sin ne fesselt, und ihr eine bestimmte Richtung gibt, begründet man die Beobachtung.

222. Wer beobachtet, sucht Erscheinungen, und strebt die Verbindung derselben aufzusuchen.

223, Wer im Kriege nur sieht, was er sehen will, der ist für die Beobachtung verloren, und treibt sich ohne Standpunkt in der Luft herum.

224. Bei einer Menge von gesammelten und angehäuf: ten Beobachtungen, darf sich die Vernunft nicht mit dem bloßen Einflusse auf die Beobachtung begnügen; sondern sie muß Ordnung in diese Mannigfaltigkeit zu bringen su

chen, allgemeine Begriffe bilden, und sie auf die beodachteten Erscheinungen wieder anwenden."

225. Betrachtungen und Folgerungen erzeugen Klars heit, Bestimmtheit, Ordnung und Entschluß, und wirken wohlthätig auf die Beobachtung ein, die von ihnen immer wieder erregt wird.

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226. Wenn wir uns zu irgend einem Begriff eine Menge von Dingen unter der Ähnlichkeit ihrer Merkmale hinzu denken, so rechtfertigen wir wohl unser Verstandesvers mögen. Wer aber solche, durch Vergleichung abgeleitete, Bes griffe zur Erklärung irgend eines Hauptbegriffes ́anwendet, versinkt in Einseitigkeit.

227. Aus der Vernunft entspringen die Ideen, die das innere Leben erleuchten. Die äußeren Dinge können sie erwecken; sie müssen aber schon da seyn, um erweckt werden zu können.

228. Arm ist das Leben, das nicht von Ideen erleuchtet wird. it alto

229. Todt ist die Wissenschaft, die nicht auf einer Idee beruht, in der nicht irgend eine Idee durchgeführt wird.

230. Der Zauberstab, durch den große Feldherrn jez des Zeitalters die Herzen von Tausenden zur raschen That, oder Unterlassung stimmten, heißt: Menschenkenntniß. 1231. Jede Kraft bringt nur auf der Distanz ein Res sultat hervor, auf welcher sie wirken kann.

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232. Unentschlossenheit ist ein großer militärischer Fehler. ** 233. Wenig Menschen haben Seelenkraft und feste Übers zeugung genug, um in jeder Gelegenheit eine bestimmte Meis nung zu hegen, und sie, troß jeder Rücksicht, eben so bestimmt zu äußern.

1234. Kräftige Männer hindert nichts an der Erkennt. niß des Wahren. Sie handeln unbedingt nach ihrer innern Überzeugung.

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235. Der gemeine Haufe überläßt sich seinen Leidenschaften, und wird durch diese geführt.

236. Die Mißgriffe im Glück und Vortheil sind nië so schädlich, als bei nachtheiligen Verhältnissen.

23. Durch Übung stärkt man die Kraft. Aber der aus Bersten Anstrengung folgt die Erschöpfung.

=238. Man findet nicht häufig Einsicht und Entschlossenheit in einem so hohen Grade bei einem Manne véreint, daß ihn Zweifel, wenn auch nur von Außen erregt, in gros Ben entscheidenden Augenblicken nicht irre und wankend machen.

239. Die Menschen folgen in kritischen Fällen gewöhn lich weit weniger ihrem eigenen Entschluffe, als äußeren Einwirkungen.

240. Umstände und fremdé Urtheile geben den HandJungen der Menschen meistens Anstoß und Nichtung.

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241. Die große Mehrzahl will besonders in wichtigen Dingen beherrscht und fortgerissen werden.

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242. Entschlossenheit und Gewandtheit dehnen das Gebiet der Möglichkeiten aus.

243. Aus dem Mißlingen überspannter Erwartungen, aus dem getäuschten Begriff des eigenen Werthes, und aus der Verachtung des Feindes entsteht Muthlosigkeit.

244. Ein richtiger Blick gibt sich durch die Unterscheidung des Scheinbaren von dem Wesentlichen der Gefahr zu erkennen.

**245. Entschlossenheit im Allgemeinen ist die erste unentbehrlichste Eigenschaft des Soldaten, und karakterisirt feinen Stand. Sie erseht oft Geistesgaben und Kenntnisse. Der langsamere Gegner wird überrascht, betroffen, und es gebricht ihm an Zeit und Überlegung.

246. Der kräftige Mann verdankt seine Vortheile dem Vertrauen und der Begeisterung, die er seinen Gefährten einzuflößen und mitzutheilen weiß.

247. Fehler aus Kühnheit müssen leicht geahndet, — Hinterlassungsfünden aus Zweifel, Zaudern, Wankelmuth, strenge bestraft werden.

248. Eine verzweifelte, mit persönlicher Aufopferung verknüpfte, Beharrlichkeit ehrt denjenigen, der in ihr allein feine legte, einzige Nettung findet, øder, dadurch ausschließ

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lich Zeit gewinnen kann, seine übrigen Hilfsmittel in Anwendung zu bringen.

249. Pflicht und militärisches Ehrgefühl erfordern, jedes, selbst ein gewagtes Mittel eher zu ergreifen, als sich einer schimpflichen Gefangenschaft zu unterwerfen.

250. In den meisten Verhältnissen des Lebens ist es Täuschung, wenn man glaubt, stehen bleiben zu können. Wer nicht vorwärts schreitet, geht fast immer zurück.

251. Es gehören Kraft und Selbstverläugnung zu dem Geständniß begangener Fehler. Aber dieß ist der erste Schritt zu ihrer Verbesserung, und belohnend für die Folge.

252. Eingebildete oder unwissende Menschen, denen es an Einsicht fehlt, die Fehler zu entdecken, oder an Muth, sie zu gestehen, suchen die Quellen ihrer Unfälle immer in fremden, außer ihrem Wirkungskreise liegenden Ursachen.

253. Jeder reiht sich gerne an den Entschlossenen an, und will ihm wenigstens nicht nachstehen, wenn er ihn nicht übertreffen kann.

254. Nur ein glücklicher Feldherr kann den Staat retten, welchen der Kampf innerer Parteien und der Aydrang äußerer Feinde mit dem Umsturze bedrohen. Nur er vereis nigt die allgemeine Zuversicht in die vorhandene Kraft; nur er flößt Furcht und Zutrauen ein; denn seine Thaten zeus gen von schneller, bestimmter und durchgreifender Hand: lungsweise.

255. Die aus Kraftgefühl entspringende Empfänglich. keit für solche Unternehmungen, die nicht nur das Maß gewöhnlicher Kräfte übersteigen, sondern auch mit Hinders nissen und Gefahren verbunden sind, heißt Muth.

256. Aus dem Muthe stammen die Geduld, Unerschrockenheit und Beständigkeit.

257. Die Geduld ist die ruhige und vernünftige Ertra, gung aller Beschwerden und Schmerzen, die im menschlichen Leben vorkommen.

258. Die Unerschrockenheit ist die Gegenwart und Festigkeit des Geistes in der Mitte der Gefahr.

259. Die Beständigkeit ist das Beharren in allen Be

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