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Da die Batterien gegen die Flanken zu feuern aufge hört hatten, so benußte man sie, um mit schiefer Richtung in dieselbe Linie zu schießen; wodurch die Mauer ausgerissen, und die Wirkung dagegen vergrößert wurde. Aus einigen Kanonen diejer Batterien ließ man auf die Escarpe-Mauer des Mittelwalles Brikolschüsse mas Hen, um die Feinde, die sich hinter der Grabenschere aufhielten, zu vertreiben. *)

In der Nacht auf den 3. Juni wurden zu beiden Seiten der Spise des Mittel Ravelins 21 Mörser zur Bewerfung der Bastionen aufgestellt, um die Vertheis diger im Respekt zu erhalten. Nach dieser Maßregel wurden die Belagerer auch nicht beunruhiget.

Die drei großen Mörser, welche gegen die Schleuße geworfen hatten, waren, wegen der Beschwerlichkeit sie zu transportiren, in der Batterie geblieben. Man ließ jest aus dem einen Bomben in das linke Bollwerk, aus dem zweiten in die Spise des linken Ravelins, wo sich noch immer Feinde aufhielten, und aus dem dritten gegen die Schleuße werfen. In allen Batterien stans

Prellschüsse,

Brikolschüsse, werden selten absichts lich gemacht; weil ihre Wirkung sehr unsicher ist. Wenn man dem zu beschießenden Gegenstande durch direkte Schüsse nicht beikommen kann, so sucht man, ihn zu bewerfen. Ift hinter demselben eine Mauer befindlich, so können die dagegen geworfene Körper auch durch das Abprellen wirken. Um aus Kanonen mit einiger 3. Wirkung Brikolschüsse zu machen, muß hinter dem ins direkt zu treffenden Objekte eine starke Mauer aus hars ten Bruchsteinen oder Felsen seyn. Gegen Ziegelmauern abgeschoffene Kugeln können nur abprellen, wenn sie unter einem sehr spißen Winkel auftreffen. Öftr. milit. Zeitsch. 1829. II.

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den nun 46 Kanonen, nämlich: 20 gegen die, zwei Bastionen, 12 in den zwei Rikoschettbatterien K und F, 2 in der Batterie I gegen die Schleuße, diese waren alle Vierundzwanzigpfünder, und 12 in den zwei Rikoschettbatterien C und G gegen die Collateral Ravelins, die eine Hälfte Zwölfpfünder, und die andere Achtpfünder.

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In dem Ravelin wurde die Arbeit gegen deffen Kehle und gegen das Reduit fortgeseßt. Seit dem 31. Mai, wo das Feuer der Belagerer die Brücke zerbrochen hatte, waren die Vertheidiger des Ravelins, die fich nun in dem Reduit befanden, von der Festung abgeschnitten. Man hatte ihnen aus der Festung Zeichen gegeben, daß sie sich ergeben sollten, und sie verlang. ten am 3. Juni Vormittags um eilf Uhr zu kapitulis ren. Sie wurden Eriegsgefangen gemacht. Da die Franzosen nun auch das Reduit im Besiß hatten, so konnten sie ihre Verschanzung längst der Kehle des Ra-velins leicht zu Stande bringen, aus der sie ihren Grabenübergang unterstüßen wollten; denn obgleich die Feinde wenig schoßen, so hätten sie es doch thun können, und die Belagerer mußten sich darauf gefaßt ma= chen. Gegen Mittag stürzte, durch das Breschefeuer, von dem linken Bastion ein Stück Mauer, ungefähr 15 Klafter lang, ein.

Um den Übergang über den Hauptgraben zu ma chen, hatte Vauban eine große Menge des dazu noth= wendigen Materials vorbereiten lassen. Da die Besorgniß vor einem Wasserstrome, durch das Öffnen der Schleuße, beseitiget war, so durfte man nur mehr Acht haben, daß durch den Bau des Dammes das Wasser. nicht gestauet wurde. Vauban beschloß, den Bau def

selben wie gewöhnlich machen zu lassen, nämlich aus mit Steinen und Erde beschwerten Faschinen, die roste förmig über einander gelegt, und durch Pflöcke befestiget wurden. So wie man auf diese Art bis über die Oberfläche des Wassers gekommen war, wurde Erde darauf geschüttet. Gegen die Bresche zu, follte ein Raum von beiläufig 20 Fuß, für den Ablauf des Waffers of fen gelassen, und darüber von Balken und Pfosten eine Brücke gelegt werden. Der Graben war oben 20 Toi: sen breit; das Wasser war darin gegen 6 Fuß tief, und darunter einige Fuß Schlamm. Beim Ausgang der Gras benabfuhrt mußten auf beiden Seiten des Dammes Brustwehren errichtet werden, um auch gegen das Feuer von den Seiten-Ravelins gedeckt zu seyn, bis die Bas ftionsspigen gegen diese Seite Deckung verschafften. Vaus ban hatte dieserwegen angeordnet, daß die Breschen etwas entfernt von den Bastionsspißen gelegt wurden, damit sie stehen blieben. Den Mineurs war der Bes fehl gegeben worden, sich bereit zu halten, um, wenn es nothwendig seyn sollte, die Breschen abzugleichen. Die Nacht auf den 4. Juni fuhr man fort, auf die Bres sche zu schießen, und am Morgen hatte man Ursache, mit ihrem Zustande zufrieden zu seyn. Die Vertheidie ger fingen des Morgens gegen drei Uhr wieder stark zu schießen an; sie richteten ihr Feuer besonders gegen die Breschebatterien, deren Scharten man aus Sorglosigs keit nicht geblendet hatte. Diese Nachlässigkeit mußten ein Offizier und einige Kanoniers mit dem Leben bes zahlen, und mehrere wurden verwundet. Das Feuer der Mörser gegen die Bollwerke, und jenes der Rikos schettbatterie gegen die Seiten - Ravelins, wurden stets unterhalten, um die Feinde von der Vertheidigung abi

zuhalten. Diesen Morgen besah ein Offizier der Besaßung den Zustand der Bresche.

In der Nacht auf den 5. Jùni bildete sich nun auch die Bresche vor dem Bastion de Limbourg. An dem Damme vor der Bastion de Namur wurde thätig gears beitet, und mit dem Bewerfen der Bastionen wurde unaufhörlich fortgefahren; damit die Vertheidiger darin sich nicht verschanzen konnten. Durch fortgesettes SchieBen gegen die Breschen war man bemüht, sie nur noch leichter ersteiglich zu machen, und ihnen eine Breite von 17 bis 18 Klafter zu geben. Da ein Theil der Brustwehre ober den Breschen stehen geblieben war, so richtete man darauf, um ihn wegzuräumen. Nachdem dieses vor der Bastion de Namur geschehen, wurde man gewahr, daß die Vertheidiger spanische Reiter darhin ter aufgestellt hatten, die durch einige Schüsse zers trümmert wurden.

Die Breschen waren nun in einem solchen Zus stande, daß man die vor der Bastion de Namur durch 30, und die im Bastion de Limbourg durch 20 bis 25 Mann, in Front bequem ersteigen konnte. Man wird bemerkt haben, daß die Arbeiten vor dem linken Ba stion immer eher zu Stande kamen, als vor dem rech ten; wo man schon, wie erwähnt worden ist, am Anfange der Sappen etwas zurückgeblieben war; und so hatte man auch gegen Mittag vor dem Ersten den Damm, bis auf 3 Klafter von dem Breschfüße entfernt, zu Stande gebracht, während auf der rechten Seite der Damm erst bis zur Hälfte fertig war. Der Mar schall Catinat hatte beschlossen, den Bastion de Nas mur stürmen zu lassen. Man richtete daher die Balken und Pfosten für die Brücke her, die das Ende des

Dammes mit dem Breschfuße verbinden sollte, um sie zu legen, sobald Alles zum Sturme bereit seyn würde. Nachmittags um zwei Uhr war Alles dazu in Bereitschaft, und der Marschall begab sich in Vaubans Begleitung dahin, in der vollen Zuversicht, daß das Unternehmen gelingen werde. Sie kamen zufällig gerade vor der Bresche an, als ein feindlicher Stabsoffizier mit Kapitulazionsvorschlägen über dieselbe herab stieg, wäh rend ein furchtsamer Tambour im Innern des Bastions ganz schwach Chamade schlug. Man kam über die Kapitulazionspunkte überein; in Folge deren die Garnifon am 7. Juni Vormittags um zehn Uhr mit allen militärischen Ehren, doch ohne Geschüß, ausmarschirte.. Die Kranken und Verwundeten wurden mitgenommen; für sie und für die Bagage wurden zum Transport fünfzig Wagen bewilliget, nebst noch sechs gedeckten Wagen, die jedoch untersucht wurden. Die Infanterie zog durch die Bresche aus; die Kavallerie und die Wagen gingen durch das Tournayer Thor, und vers einigten sich eine Stunde vor der Festung mit der Ersten. Sie wurden sämmtlich in drei Tagen nach Dendermonde geleitet. Die gesammte Stärke der ausmarschirten Streiter betrug ohngefähr 3500 Mann. An Geschütz fand man 31 Kanonen und 1 Mörser in dem Plate; den man in dreizehn Tagen nach Eröffnung der Transchee, mit dem geringen Verluste von 3 Offizie= ren und 50 Mann an Getödteten und 150 Verwundeten, worunter ein Kapitän und 7 Ingenieurs, erobert hatte.

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Aus diesem Journal der Angreifer ersehen wir, daß ein geringer Widerstand geleistet worden ist. Da wir das Tagebuch der Vertheidiger nicht besigen, so

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