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dem Tage," wo Zach in die Pension übertrat, mit der Würde eines Feldzeugmeisters zu beehren. Der F3M. Freiherr von Zach brachte seine lesten Lage in Gräß zu, und endete dort am 22. November 1826 sein Leben, das er auf neunundsiebzig Jahre gebracht hatte. Über dem Grabe, in welchem Zachs irdische Hülle ruht, hat seine Gattinn Unna Maria, geborne Reichs. freyinn von Moltke, welche ihm in siebenundvierzig. jähriger Ehe neun Kinder geboren, ein würdiges Denkmal der Liebe und des Schmerzens der trauernden Familie errichten laffen.

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Der F3M. Freiherr von 3 ach hat dem Staate nicht allein im Felde die mannigfaltigsten und ausgezeichnetsten Dienste geleistet. Er hatte sich auch schon im Beginne seiner Laufbahn durch vielseitige wissenschaftliche Bildung, besonders durch seine großen Kennts nisse in der Mathematik, hervorgethan. Von den Leztern hatte er bei der Landesvermessung in Galizien, und später als Leiter der Aufnahme des Herzogthums Venedig, und der Verfertigung der schon erwähnten Karte dieser Landschaft, die überzeugendsten Pros ben abgelegt. Besonders groß war aber das Verdienst, welches sich Zach in den vierzehn Jahren erworben, die er in der E. k. Wiener-Neustädter Militär-Akademie als Professor zubrachte, bewunderungswürdig der uns ermüdete Eifer, mit welchem er zwei der wichtigsten Fächer, die früher stets getrennt, und mit besonderen Professoren besetzt gewesen: die höhere Mathema tik, und die Befestigungskunst, zugleich besorgte. Aus jener Zeit rührt sein treffliches Werk: Vorlesungen über die Feldbefestigung, Angriff und Vertheidigung her, welches zu

Wien 1783 gedruckt wurde. Von noch weit höherem wissenschaftlichen Werthe ist Zachs späteres Werk: El emente der Manövrirkunst. Von diesem Denkmale seiner tiefen Einsichten in die Organisazion, Ubrichtung und Bewegung der Truppenkörper, sind die. ersten beiden Bände zu Wien in den Jahren. 1812-1814 erschienen. Der dritte, wichtigste, das Höchste der Bewegungskunst großer Heeresmassen umfassende, Band wurde, dem Vernehmen nach, ganz vollendet unter des Feldzeugmeisters Freiherrn von Zach nachgelassenen Papieren gefunden, und soll nun nächs stens der Welt mitgetheilt werden.

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Wen

183,

Penn Einheit des Willens überhaupt Bedins gung jeder energischen Handlung ist, so ist sie vollends im Kriege ganz unentbehrlich..

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184. Ein Hauptgrundsaß im Kriege ist: Anwendung der Kraft gegen die Schwäche.

185. Der Zweck des Krieges ist Friede, jener des Kams pfes Eieg. Diese Zwecke können nur durch die höchste Anstrengung, durch die größte Kraftäußerung erreicht werden.

186. Ein Staat sollte nur im Glücke, nie im Un glück Friede machen. Hannibal vor Rom, konnte es zittern machen, aber nicht zum Frieden zwingen. Besiegt schien es noch Geseze zu geben.

187. Wer Alles decken will, deckt eben deßhalb nichts: denn Zersplitterung vernichtet jede Kraft; so wie Vereini gung auf einem Punkte sie erzeugt.

188. Der Krieg ist kein wechselseitiger Versuch, sich in der Geduld zu üben. Eine Macht ist der andern entweder gleich, überlegen, oder untergeordnet. Der Schwächere muß rasch besiegt werden; denn der Krieg soll ein Zustand der höchsten Anstrengung und Kraftäußerung einer Nazion seyn, Er darf durch Zögerung nicht lange ausgedehnt werden, weil sonst Erschlaffung und Kraftlosigkeit erfolgt.

189. Alles kommt im Kriege darauf an, die moralische Kraft eines Heeres aufrecht zu erhalten. Sinkt diese, so. retten auch die Talente des größten Feldherrn es nicht mehr vom Verderben.

190. Schön ist es, die Plane des Gegners zu vereiteln; aber noch schöner ist es, sie gewaltsam zu zerreißen, ihn zu Boden zu werfen, und für einen Feldzug, wo nicht für den ganzen Krieg, außer Thätigkeit zu sehen.

191. Alle Armeen, die durch Disziplin unüberwindlich waren, wurden geschlagen, sobald diese zerfiel.

192. Die Kriegsgeschichte ist die Quelle aller militärischen Wissenschaften.

193. Alle Gefechte müssen nach einem bestimmten Pla= ne, und zu einem bestimmten Zwecke unternommen werden. Man muß immer bestimmt wissen, was man durch den Ans griff oder durch die Vertheidigung erreichen, und wie man es erreichen will.

194. In jedem Gefechte waltet zwar der Zufall; dennkein menschlicher Geift, vermag Alles vorher zu sehen, Alles vorher zu bestimmen. Aber wenn ein talentvoller besonnener Kopf anführt, wird der Zufall nie blindlings herrschen.

195. Wo die Schwierigkeit des strategischen Angriffes zu groß, die Hoffnung des Sieges zu gering ist, halte man sich, wenn man in einem solchen Falle schlechterdings an das taktische Angriffsobjekt, und bes gnüge sich mit einem geringeren Vortheil.

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angreifen muß,

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́196. Hat man zwischen Angriff und Vertheidigung die Wahl, so greife man jederzeit an. Selbst in der Defen= five suche man zum Angriff überzugehen, und so die leidende in thätige Kraft zu verwandeln.

197. Von Truppen, die in einem starken Gefechte bes griffen sind, ist man nicht mehr Meister.

198. Gegen einen unthätigen, sorglosen Feind kann man oft etwas mit größtem Vortheile ausführen, was man gegen einen wachsamen und thätigen Gegner nicht ohne der größten Gefahr unternehmen könnte.

199. Alle Operazionslinien, auf welchen eine Armee vorrücken soll, müssen von Punkten ausgehen, die als Niederlagen für die Bedürfnisse derselben dienen können.

200. Es ist einer der größten Vortheile des Angreis fenden, daß er zwischen einer Menge von Angriffspunkten

die Wahl hat, und daß er gegen den gewählten den größ ten Theil seiner Stärke vereinigen kann; dagegen der Ver: theidiger, in beständiger Ungewißheit, überall bereit feyn muß. einen möglichen Angriff abzutreiben. Hieraus ergibt sich die wichtige Regel: daß man dem Feinde den wahren Angriffs punkt so viel als möglich verbergen müsse.

201. Ohne Terrainkenntniß läßt sich kein zweckmässig geleitetes Gefecht denken.

2202. Wer seinen Feind erwartet, ist nicht selten vor dem Angriff 'schon geschlagen; denn er kann nichts in vors aus berechnen, weil er jede seiner Bewegungen denen des Feindes unterordnet, und weil er nicht mehr im Stande ist, ihren Lauf zu hemmen, wenn sie einmal im Gange' sind.

203. Man muß stets trachten, den Anfang der Bewes gungen zu gewinnen. Der General, dem es gelingt, diesen Vortheil zu erreichen, ist im Stande, seine Kräfte dort zu verwenden, wo er sie am passendsten findet.

204. Die Angriffsbewegungen müssen stets auf den schwächsten, für den Feind zugleich wichtigsten Punkt ges leitet werden. Nur die Stellung des Gegners kann die Wahl eines solchen Manövers bestimmen, und der wichtigste Punkt wird immer derjenige seyn, aus dessen Erkämpfung uns die größten Vortheile, für den Feind hingegen die größten Nachtheile entstehen.

205. Bei ausgedehnten, zerstreuten Operazionslinien ist das Centrum der Hauptpunkt, auf welchen eingedrungen werden muß. Wenn man sich auf dasselbe mit der ganzen Masse seiner Kräfte wirft, so ist der Erfolg sicher; weil die auf den beiden Flügeln zerstreut stehenden Korps aller Verbindung beraubt, und außer Möglichkeit gesezt werden, miteinander zu wirken.

206. Wenn es vortheilhaft ist, auf den Endpunkt einer geschlossenen Linie einzudringen, so ist es hingegen sehr fehlerhaft, beide Flügel einer Fronte zugleich anzugrei fen; man müßte denn seinem Feinde sehr überlegen seyn.

207. Die durch eine größere Anzahl von Kolonnen

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