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wegs verminderte; obgleich dadurch seine Wunde sich verschlimmerte. Der Ingenieur, welcher vor dem Bas stion von Namur die Arbeit leitete, ließ, als er der Spitze des Winkels nahe gekommen war, ein Logement längst den Zweigen desselben anfangen; aber Vauban befahl, die drei ausspringenden Waffenpläße zugleich anzugreifen. Die Feinde zogen sich nach geringem Widerstande daraus zurück, und man fing sogleich an, dieselben zu krönen; welche Arbeit zur linken und in der Mitte schon am 30. Morgens, jene vor dem Bastion de Limbourg aber erst am 30. Abends beendigt wurde; denn hier war man schon von Anfang immer etwas zurück. Bei diesem Unternehmen wurden nur 3 franzö fische Soldaten getödtet, und 2 Ingenieurs und 8 Mann verwundet. Die Rikoschettbatterien schoßen nun während der Nacht nicht mehr; um die eigenen Leute keis ner Gefahr auszusehen. Die Vertheidiger benußten dieses sogleich, um ein starkes Flintenfeuer auf die von ihnen verlassene Theile des bedeckten Wegs zu unterhalten. Die Schleuße auch zu beschießen, wurde in dieser Nacht die Batterie I auf zwei Kanonen dagegen erbaut, um vereint mit den schweren Mörsern, welche feit zwei Tagen ihre Bomben darnach warfen, ihre Zerstörung zu bewirken.

In der Nacht auf den 31. Mai fing man an, die gemachten Krönungen miteinander zu verbinden; womit man am Tage zu Stande kam. Die Vertheidiger widersetzten sich diesen Arbeiten nur durch einiges Gewehrfeuer aus den Halbmonden. Aus den Seitenwerken fielen die Vertheidiger den Belagerern am beschwerlichsten, obgleich Lettere viele Bomben dahin warfen; nachdem aber die Rikoschettbatterien dagegen spielten, ließ

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die Vertheidigung nach. Die Breschebatterie gegen die Ravelins Face, und die Contre- Batterie gegen den, Theil der Bastions Face, welcher den Ravelins Graben bestreicht, wurden hergestellt und bewaffnet; auch fingen die Mineurs an, mit der gedeckten Sappe an der Grabenabfuhrt zu arbeiten. Um diese Zeit ließen die Vertheidiger, vor der Spiße des Ravelins zur Lins, ken, eine Flattermine spielen; da ihr aber die Belage= rer noch nicht nahe genug waren, so that sie keinen Schaden.

Am 31. Mai früh gegen fünf Uhr fiel endlich eine der großen Bomben auf die Schleuße, und zerbrach sie, unerachtet ihrer Bedeckung von Balken und Mist. Das Waffer lief nun in die Festungsgraben, und von da in die untere Dender ab; wo es aus den Ufern trat, so daß die Franzosen für ihre Brücken Gefahr besorgten; und wenn die Zerstörung in der Nacht ge= schehen wäre, so würden sie gewiß zerrissen worden seyn. Der Marschall Catinat und Vauban fanden sich glücklicher Weise ein, und trafen alle möglichen Vorkehruns gen; so, daß man sie durch viele Anstrengung erhielt. In den Straßen der Stadt stand das Wasser vier Fuß hoch; es lief in die Keller, wohin die Einwohner ihre besten Sachen gebracht hatten, um sie vor dem Verbrennen zu bewahren; sie litten dadurch großen Schaden. Nach fünf Stunden war alles Wasser abgelaufen, zur größten Zufriedenheit der Belagerer, aber zum größten Verdruß der Belagerten, deren bestes Verthei= digungsmittel mit einmal verloren war. Da das Feuer dagegen fortgesezt wurde, so versuchten die Vertheidiger auch die Wiederherstellung nicht. Gegen eilf Uhr Vormittags hatte der Fluß wieder seine gewöhnliche

Höhe.

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Die zweite Überschwemmung, welche durch das Flüßchen Hirschonwell gebildet werden kann, und die den Brücken auch Gefahr hätte bringen können, war von Feinde nicht benußt worden; weil zuvor einige Ausbesserungen daran hätten geschehen müssen. Da Vauban überzeugt war, daß alle Zerstörung der Gebäude zu nichts nüße, so hatte er mit vieler Sorgfalt das Innere der Stadt zu schonen gesucht, und nur zufällig waren einige Kugeln und Bomben hineingefallen; wodurch es sich dann auch ereignete, daß in der Kaserne hin ter der halben rechten Courtine nächst dem Brüffeler Thor, Feuer ausbrach, das einen Theil der Stadt zerstörte.

In der Nacht auf den ersten Juni seßte die Breschebatterie ihr Feuer gegen die Ravelins - Face fort; es kam eine beträchtliche Bresche zu Stande, und man fing auch an, den Damm über den Graben, durch Hineinwerfen von beschwerten Faschinen, zu machen. Am 1. Juni errichtete man die Demontir-Batterien gegen die Bastionsflanken, und man sing heute schon dagegen zu feuern an. Aber die Vertheidiger machten von den Flanken gar keinen Gebrauch. Sie hätten den Belagerern auch von der Tenaille Schaden thun können, da dieses Werk noch in gutem Stande war; allein sie tha= ten gar nichts. Ein Kanonenschuß zerbrach einen Theil der großen Brücke; wodurch die Verbindung mit der Kehle des Ravelins gehindert war. Die Krönung des bedeckten Weges vor den Collateral - Werken wurde fortgefeßt. Die Vertheidiger suchten sich in diesen Werken noch immer zu halten; da aber die Franzosen vor den Bastionsspißen die Verbindung mit dem Hauptwall einsahen, so konnten die Vertheidiger nur noch in der Nacht dieselbe benüßen.

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Der Grabenniedergang und die Bresche im Ravelin waren zu Stande gebracht; auch am Damme wurde die Arbeit thätig fortgefeßt, und der obere Theil der Bresche wurde durch Flintenfeuer, aus der Krönung des bedeckten Weges, bestrichen. Es wurden vier Mineurs beordert, welche die Bresche erstiegen, und sie auszugleichen anfingen. Die Feinde warfen wohl einige Granaten auf die Bresche, welche aber, ohne ihnen zu schaden, in den Graben rollten. Durch die Dicke der Mauer waren die Mineurs in ihrer Flanke gegen die Bastions-Face gedeckt. Auf dem obern Rand der Bresche erschienen nur einzelne Fusiliere, welche schnell ihre Gewehre abfeuerten, und sich wieder entfernten ; wodurch ein französischer Mineur getödtet wurde. So wie ein Theil des Dammes sich über das Wasser erhob, wurde er mit Erde überschüttet, und, gegen die Bollwerks-Face zu, mit einer Brustwehr versehen. Die Vertheidiger verhielten sich gegen alle diese Arbeiten ziemlich ruhig.

Nachdem die Bresche abgeglichen war, wurde sie von einem Unteroffizier und 12 Grenadiers erstiegen; ihnen folgten einige Arbeiter, die sich schleunigst auf der Höhe der Bresche eingruben, und zu beiden Seiten des Wallgangs sich auszubreiten anfingen. Die Erde der durchwühlten Brustwehr, einige Faschinen und Erdsäcke, verschafften hier bald Deckung, und eine ganze Kompagnie erstieg nun die Bresche; wobei einige Unüberlegte, welche die Fahne mit hinauftrugen, die Veranlassung gaben, daß die Vertheidiger stark zu feuern anfingen. Allein ihre Bemühungen, die Stürmenden wieder hinabzutreiben, wurde durch den zuversichtlichen Muth der Lestern vereitelt, welche allen Un

strengungen der Feinde widerstanden. Unter ihrem Schuhe wurde. nun das Unterkommen vollendet. Die Vertheidiger hatten im Kessel des Ravelins eine schlechte Verschanzung, worin sich noch ungefähr 100 Mann zu behaupten fuchten. Die französischen Solda: ten mußten mit Gewalt zurückgehalten werden; sonst würden sie solche erstürmt haben; welches aber unnöthig gewesen wäre, da die Vertheidiger sich darin nicht bes haupten konnten. Sie nahmen auch wirklich bald ihren Rückzug in das Reduit. Das Feuer von beiden Seiten hatte bei drei Stunden gedauert. Durch diese ganze Zeit hatten die Belagerer beständig Bomben in die Werke geworfen. Die Vertheidiger warfen aus der Fe stung zwar auch einige kleine Bomben in den Ravelin; allein sie fielen alle in den Graben, und nur eine schlug in die Brust einer Batterie. Sonst thaten diese wenige Bomben keinen Schaden. Vauban begab sich selbst in das Ravelin, um dem die Arbeit leitenden Ingenieur feine Befehle zu ertheilen.

In der Nacht auf den 2. Juni wurde die Verschanzung im Ravelin längs den Facen ausgedehnt; auch arbeitete man noch an der Krönung des bedeckten Wes ges vor den Seiten Ravelinen. Die zwei Breschebat terien gegen die Bollwerks-Facen wurden fertig und be waffnet; gegen Morgen begannen sie zu feuern. Hier, wo die Kanoniere wieder recht tüchtig mit vollen Ladungen schießen konnten, waren sie in ihrem Element. Man nahm darauf Bedacht, daß die Mauer ungefähr sechs Fuß über dem Wasserspiegel, in einer dazu beis nahe parallelen Linie beschossen wurde; wodurch, da jeder Punkt von allen Geschüßen getroffen werden konn= te, bald die beabsichtigte Wirkung hervorgebracht wurde.

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