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Ausbesserung der Schlösser, und die Anlegung einiger abgesonderten Batterien, dem festgewurzelten Vorurtheile der Türken abgewinnen.

Die Unzulänglichkeit dieser Mittel sollte sich bald offenbaren, und des Barons Tott und anderer Schriftsteller Überschäßung jener Befestigungsanstalten widerlegen.

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Es ist bekannt, wie oft Rußland, zu Ende des vos rigen und im Anfange des gegenwärtigen Jahrhundertes, in Napoleon 8 Entwürfe gegen das deutsche Reich störend eingegriffen hatte. Um dieß für die nächste Folge zu verhindern, erhielt General Sebastiani, der Ges sandte Napoleons in Konstantinopel, den Auftrag, Rußland in einen Krieg mit der Pforte zu verwickeln.

Das Betragen der Hospodare der Moldau und Walachei, Fürsten Jpsilanti und Murizza, bot im Jahre 1806 einigen Grund, deren unbedingte Ers gebenheit gegen die Pforte in Zweifel zu ziehen. Wie. wohl der Traktat von Jassy Sultan Selim III. band, nur im Einverständnisse mit Rußland die Administra. zion der genannten Fürstenthümer zu ändern, ließ er durch Sebastiani dennoch sich bewegen, eigenmächtig die Fürsten Irlanti und Murizza ihrer Würde zu entschen.

Als am 30. August 1806 der Chati-Cherif erschien, durch welchen an die Stellen jener Hospodare die Fürs sten Kalima chi und Suzza ernannt wurden, da protestirte der russische bevollmächtigte Gesandte, Kammerherr Italinski, feierlichst gegen diese Verletzung der Rechte seines Hofes, und verlangte entweder unbes

dingten Widerruf jener Verfügung, oder einen Ferman, die türkischen Staaten zu verlassen.

Arbuthnot, der Bevollmächtigte Englands bei

der Pforte, erkannte die Triebfeder, welche hauptsächlich den Grund zu den Beschwerden Rußlands veran laßt hatte. Die Stellung seines Kabinets gegen Frank reich bewog ihn daher, seinen ganzen Einfluß anzuwenden, um die Umtriebe Sebastianis zu vereiteln. Achtete gleich der Divan, im Vertrauen auf Napoleons Macht, nicht sonderlich einen Bruch mit Rußland, so war doch die imponirende Seemacht Englands, und die alte Verbindung der Pforte mit diesem Reiche, geeignet,. auf mehr Rücksichtsnahme Anspruch zu machen. Auch verfehlte die Note Arbuthnots nicht ihres Eindrucks auf die ottomanische Regierung, nachdem er unumwunden der zahlreichen Flotte erwähnte, welche bereit stehe, seinen Worten Nachdruck zu verschaffen. Doch es verging eine geraume Zeit, ohne daß ein bestimmter Entschluß der türkischen Regierung zur Reife gedieh, ob die Allianz mit Frankreich, ob jene mit England vorzuziehen wäre. Arbuthnot, der Hintanhaltung müde, beschloß, tie Sache durch ein wirksameres Einschreiten zu Ende zu führen. Er entsendete von Bujukdere, seinem Sommeraufenthalte, den zweiten Gesandtschaftssekre tär Wellesley Pole, um, in seinem Namen, pers sönlich dem Divan eine definitive Erklärung abzufordern. Dieser junge Mann, von der Natur mit einem lebhaften, entschlossenen Karakter begabt, wagte glück lich ein Unternehmen, von welchem die ottomanische Geschichte kein zweites Beispiel liefert. Zu Pferde in Konstantinopel angelangt, mit Koth besprißt, die Peitsche in der Hand, begab er sich vor die Glieder des Divans, denen er stolz und eindringlich die Nothwendigkeit darstellte, den Forderungen feines Chefs Ge nüge zu leisten.

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Der entschlossene Ton Wellesley Poles, sein unerwartetes imponirendes Erscheinen, die ernst ausges forochene Bedrohung Konstantinopels durch die gefürch tete Flagge Britanniens, erschreckten die großherrlichen Beamten. Das Gewicht des Augenblickes machte sie vers stummen. Tschelebi-Efendi, ein friedliebender und England aufrichtig ergebener Mann, schlug endlich zuerst vor, sich dem Verlangen Arbuthnots zu fügen. Sogleich traten alle Räthe seiner Meinung bei, und baten den Großvezier, ihre Ansicht dem Sultan vorzustellen. Selim hatte nicht die Kraft, sich dem einstimmigen Antrage seiner Minister zu widerseßen, und gegen seinen eigenen Willen war er daher genő. thiget, von Neuen den Fürsten Ipsilanti und Murizza die Verwaltung der Moldau und Walachei anzuver

trauen.

Die Wiedereinsehung dieser Hospodare wandte jes doch die Kriegsgefahr nicht ab, welche über der Türkei schwebte. Das Petersburger Kabinet sah mit Unwillen die außerordentliche Ergebenheit, welche die Pforte gegen Frankreich zeigte, und besorgte, bei der nächsten unglücklichen Veranlassung, durch die Mitwirkung Napoleons, die Krimm und die Angrenzungen des Dnie per wieder zu verlieren. In diesem Anbetrachte entschloß sich Rußland, den Muselmännern zuvorzukommen, und selbst die Moldau und Walachei zu beseßen. Der General Michelson, welcher damals die russische Ars mee an der türkischen Grenze befehligte, erhielt im November 1806 von seiner Regierung den Auftrag, das zuzuschreiten; und in kurzer Zeit waren diese beiden Fürstenthümer mit den Truppen Rußlands überzogen.

Als die Nachricht dieses Vorgangs nach Konstan

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tinopel kam, vermochte nur die vereinte Verwendung Arbuthnots und Sebastianis, den russischen Bevollmächtigten Stalinski vor der ihm zugedachten schimpflichen Einkerkerung in den sieben Thürmen zu bewahren, und ihm die freie Abreise an Bord des englischen Linienschiffs Kanopus zu erwirken.

Nach der Entfernung dieses Gesandten sah sich Arbuthnot allein dem Divan und dem französischen Mi. nister gegenübergestellt: denn die anderen europäischen Gesandten traten alle entweder auf die Seite Seba stianis, oder hatten damals auf die türkische Regierung keinen wesentlichen Einfluß.

Während der Divan mit den zwei einander ents gegenwirkenden Ministern unterhandelte, hielt es der Sultan für nöthig, die Meinung des französischen Ins genieurs Juchereau de Saint Denis, über die Haltbarkeit der Dardanellen und Konstantinopels einzuholen.

Juchereau sprach sich dahin aus, daß, nachdem ein Kriegsschiff eine beträchtliche Menge von Kugeln aushalte, ohne leck zu werden, eine Flotte, geführt durch kühne Vorgesezte, die nicht dabei stehen bleiben, daß sie das Feuer der türkischen Land Artillerie ers widern, -bei günstigem Winde, ohne wesentlichen Nachtheil den Dardanellenkanal zu durchziehen vermö ge, wenn sie die Meeresströmung vermeide, schlechte Ausrüstung der vorzüglichsten Schlösser: Kelidil Bahar und Sultan Kalesy, und der große Ab stand zwischen den Schlössern und Batterien am Eingange des Kanals, von der Seite des Archipelagus, könnten dieß Unternehmen nicht verhindern..

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Die

Nach Juchereaus gegründeter Ansicht befand sich

der einzige wichtige, zur Vertheidigung geeignete, Theil des Kanales zwischen den alten Dardanel len und dem Vorgebirge Peskis. Er trug daher dar= auf an, dort, und nächst den beiden Schlössern, starke Batterien und Feldbefestigungen anzulegen, in denen die Zahl der wirksamsten Geschüße vervielfacht werden. könnte. Eiserne Ketten, von einem Ufer zum ans deren gezogen, vermöchten nicht, den Stoß eines bei günstigem Winde segelnden Linienschiffes auszuhalten. Es wäre daher, nach seiner Meinung, entsprechender, bei dem Vorgebirge Peskis, unter dem Schuße der Uferbatterien, zwölf Linienschiffe aufzustellen, und so, durch das vereinte Feuer von Land und Bord, jes des nahende Schiff in Grund zu bohren. Als die dringendste Nothwendigkeit stellte jedoch Juche=" reau dar, der türkischen Flotte einen kühnen, unternehmenden Führer zu geben, und sie mit tapfern und gewandten Seeleuten zu bemannen.

Die unmittelbare Gefährdung Konstantinopels konnte erst nach Beseitigung aller Hindernisse in dem Hellesponte eintreten. Die entgegengesetzte Strö mung des Bosporus, welche auch selbst bei günstigem Winde das Einlaufen in denselben erschwert, der nahe. Abstand seiner beiden Ufer, und die Gelegenheit, wirkfame Batterien an denselben anzulegen, schienen Ju chereau von überwiegendem Vortheile für die Vers theidigung der Hauptstadt gegen einen möglichen Angriff derselben.

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Sultan Selim übergab dieß Gutachten seinen Mi-' nistern zur Prüfung. Sie kamen überein, vorerst die Arbeiten an dem Dardanellen-Kanale zu beginnen, und sodann zur Befestigung der Hauptstadt zu schreis

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